.ein Kaddisch.

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Zarathustra

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.ein Kaddisch für alle Opfer.

Ich grub und fand steinerne Tafeln
Auschwitz las ich,
Musa Dagh,
in verblichenen Zeichen
Jenische Kinder zählten
Verse auf

Ad- Duschail, 148
Verschleppte

Gesänge auf arabisch
von rechts nach links geschrieben
aus Guantanamo.


Tafeln,
schiefergrau und verblichen
mit Kreidestrichen für jeden Toten,
ist es das, was dir das Erinnern erleichtert?

Ackerfurchen,
kilometerlang und mindestens so weit,
wie dein Auge weiß
der Friedhofsgärtner gräbt vorbei,
wischt sich die Augen wund am Knochensand.
Schnee verdeckt es,
Schnee verdeckt alles,
auch die Spuren zurück.

Sonnenstrahlen zählen die Steine
in den Furchen,
zählen Tote,
zählen brandbestattetes.

Angst haben wir,
so wachsen auch die Leichen aus den Grüften:
zwei Schädel
ohne Goldzähne,
blank und voll von Erde
zwei mundvoll Geschrei -
Stummheit ist geräumig.

Ein Grab mit weitoffenem Tor,
ein Grab das Lieder singt,
Lieder mit einem Becher Wein in der rechten Hand.

Ein Segen, ein Kaddisch,
im Stehen,
leise, mit Andacht
und sprecht es für alle Toten.

Dieses Gebet,
Das Wort der Propheten
Immerhin wahr,
sang sich verkohlt
im sprachlosen Mund
der stimmlosen Zeit.

Viele aber starben,
Gerechte und Ungerechte

.
 



 
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