"Check-Up" im Krankenhaus (veränderte Version)

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Lutz Menard

Gast
„Check-Up“ im Krankenhaus
- eine Tragödie in sieben fortgesetzten Akten -

- 1. Akt -

Das Alter mag zwar Weisheit bringen,
doch mittels dieser wird auch klar:
ich darf nicht mehr wie früher springen,
und „volle Pulle“ macht sich rar.

Der Atem keucht, das Herz schlägt hundert,
der Schweiß bricht aus, der Magen motzt -
der Arzt ist nicht gerad´ verwundert
und sagt, du hast zu sehr geklotzt!

Jetzt gilt es, daß man schnell ergründet,
mit HighTechMedizin-Gespür,
wo sich der wunde Punkt befindet –
der Zahn der Zeit nagt auch an dir!

- 2.Akt -

Ich ging, wenn auch mit Widerwillen,
ins Krankenhaus voll stationär.
Zunächst zum Formularausfüllen,
der Chefarzt kommt gleich hinterher!

So glaubte ich – und wollt´ aufs Zimmer,
doch dieses war noch fremdbesetzt.
Die Schwester hatte keinen Schimmer
und fühlte sich auch noch verletzt!

Zwecks Ausfüllung der Zwischenzeit
rief sie mir ärztliches Geleit
trotz Mantel und mit Reisetasche
hat man, Etage für Etage,
mich diagnostisch durchgeschüttelt
und meinen Lebensbaum gerüttelt!

Vom EKG zum Röntgenbild
- die Wartezimmer überfüllt -
vom Sonogramm zur Blutentnahme
planmäßig ohne Rücksichtnahme,
und die Klamotten sind schon heiß
vom Aus- und Anzieh´n, und voll Schweiß!

Manch Arzt sagt Gruß und Namen nicht
und zählt dies wohl zur Schweigepflicht.
Jetzt endlich ruft man meinen Namen,
weil sie das Zimmer frei bekamen!

- 3. Akt -

Schon freue ich mich auf die Ruh´,
doch wieder schlägt die Türe zu!
Es fehlt das Bett! Man hat´s verliehen
und muß ein neues erst beziehen!

Erschöpft greif´ ich zum Wasserglas
und merk´, daß ich daneben fass´!
Zwar steht die Flasche da, indessen
hat man das Glas dazu vergessen.

Und meine tägliche Tablette
ist unbekannt an dieser Stätte.
So muß ich mich dazu bequemen,
zunächst die eigene zu nehmen.

- 4. Akt -

Dann aber gibt´s Kaffee, der schäumt
- das Mittagsbrot ist längst versäumt -
und einen Jogurt Marke „Stöffel“,
für beides doch nur einen Löffel!

Ich drücke auf den roten Knopf,
und lang erscheint kein Schwesternschopf!
Dann läßt sich schließlich einer blicken –
um mich erneut auf Tour zu schicken!

„Zum Ultraschall! Stock 2, Raum 10!“
Schon wieder durch 12 Gänge geh´n!
Zudem vor lauter Schilderwald
seh´ ich das Ziel nicht mehr und bald

hab´ ich mich hoffnungslos verirrt –
mein Ortssinn ist doch arg verwirrt!
Nur durch beharrliches Gefrage
komm´ ich am rechten Ort zutage!


- 5. Akt -

Danach will ich mich aber laben
und Spaß am Abendessen haben!
Mir läuft das Wasser schon im Mund
zusammen – doch was tut sich kund?
Zwei Schnitten Brot, zwei Scheiben Wurst,
ein Täßchen Tee nur für den Durst!

Und morgen muß ich auch noch fasten,
Katheterdraht soll´s Herz abtasten!
Um 10 Uhr wetzt der Arzt das Messer,
um 12 Uhr, hofft man, geht´s mir besser!

Am Abend vorher nimmt sogar
der Chefarzt die Visite wahr.
Ansonsten ist er zu beschäftigt –
die Oberschwester hat´s bekräftigt!

- 6. Akt -

Der nächste Tag wird heiß und lang,
ich fühle mich jetzt wirklich krank –
und lieg´ um 15 Uhr noch rum,
wo ich eh lag, vor Hunger stumm!

Schon denke ich beinah vermessen,
zum Glück hat man dich wohl vergessen!
Doch hat mich falscher Schein genarrt –
die Folter bleibt mir nicht erspart!

Auch nachher ist zum Überfluß
das Fasten stundenlang ein Muß!
Indessen will man mir bereiten
das Abendbrot zu spät´ren Zeiten.

Ich warte lang - halb neun, halb zehn,
kein Mensch läßt sich am Bett mehr seh´n!
Als schon die Rotlichtbirne flimmert,
hat sich die Nachtmamsell gekümmert,

und machte mir in meiner Not
ein dünn belegtes Butterbrot.
(Sie räumte auch das Glas vom Tisch
mit Früh-Urin, nicht mehr ganz frisch.)


- 7. Akt -

Am nächsten Morgen der Befund
ergab nichts von Belang im Grund.
Der Fachjargon blieb undurchsichtig
und schien mir im Detail nicht wichtig.

Schnell habe ich das Haus verlassen
und tat auch nichts in Schwesternkassen.
Ich fühle mich nicht länger krank
und bin nun wieder schlank und rank!
 

Herr Müller

Mitglied
Hallo LuMen

Ich habe eben richtig aufgeseufzt, ja so war es.
Eine wunderbare Schilderung der Vorgänge im Krankenhaus. Es scheint immer ähnlich abzulaufen. Kein Bett, keine Schwester, kein Essen, jedenfalls nicht gleich.
Bei uns sagten die Schwestern immer: Ich komme gleich wieder - das war grundsätzlich mindestens eine Stunde.

Also Lutz, Du hast es meisetrhaft verstanden auch die Kleinigkeiten, die ich schon vergessen hatte (und es ist erst eine Woche her) zu formulieren.

Herzliche Grüße
Herr Müller
 



 
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