"Ich will das haben!"

Sun Kiss

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Wir alle kennen das schon aus unserer Zeit im Sandkasten: Die Freundin hat zu ihrem Geburtstag die neue Barbie-Puppe bekommen, die einen schon die ganze Zeit in der Werbung auf Super RTL begegnet, und prahlt damit auf dem ganzen Spielplatz. Klar dass man dieses Szenario nicht lange mit ansehen kann und schnellstmöglich zu Mami eilt, den Hundeblick auflegt und darum bettelt, dass man die neue super ultra tolle Barbie auch bekommt. Darauf folgt ein lächelnder doch trotz allem strenger Blick „Meine Kleine, schau dir mal daheim die Berge von Spielsachen an. Du brauchst nicht noch eine Barbie, die sehen doch sowieso alle gleich aus und nach zwei Tagen liegt die dann wie die anderen ewiglich auf dem Spielzeug-Friedhof.“
Nach tagelangem Gequengel und Gebettel kommt man dann doch irgendwann ans Ziel und hält die beste aller Barbies in der Hand. Doch wie erwartet liegt sie dann nach ein paar Tagen bei den anderen Spielzeugen in einer dunklen Ecke.

Aber woher kommt das? Nachdem so etwas schon ein paar mal passiert ist, müsste man doch auch mal so langsam merken, dass man nicht so viele Spielzeuge braucht! Jedoch hat die Freundin ja dadurch auch so viel Aufmerksamkeit bekommen.


Nun gut, denken wir ein paar Jahre weiter, bis zur Pubertät, denn da tritt dieses Phänomen auch nicht allzu selten auf: Wochenlang schmachtet man sein Opfer der Begierde mit großen Augen von Weitem an, man kann an nichts anderes mehr denken und meint, es wäre die große Liebe. Doch kaum kommt er und spricht einen an, ist er auf einmal doch nicht so interessant. Das, was eins unerreichbar war, ist jetzt plötzlich gar nicht mehr so fern und bietet sich förmlich an. Er ist zwar noch genauso toll wie vorher, jedoch mit dem Unterschied, dass man ihn haben kann.

Bei dieser Situation ist es wohl eher der Fall, dass das Mädchen einfach Bedürfnis nach Liebe hatte, und da schmachtet man schon mal gerne jemanden an, den man überhaupt nicht kennt. Und so komisch es sich anhört, gerade am Anfang der Pubertät reicht den meisten schon alleine die Tatsache, dass man jemanden anschmachten kann. Eigentlich will man aber noch keine Beziehung und man sucht sich eher unterbewusst jemanden, von dem man denkt, dass man ihn sowieso nicht bekommt. Und wenn doch, dann sinkt die Interesse oft in Rekordgeschwindigkeit...


Und schon sind wir im Erwachsenen-Stadium angelangt. Zwei Freundinnen unterhalten sich in einem Café. Die eine Freundin ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau und ledig, die andere ist Mutter von drei Kindern und verheiratet. Die zwei unterhalten sich über ihren Alltagstrott, jede der beiden ist etwas angeödet von ihrem Leben. Die eine klagt darüber, dass sie nur unterwegs ist, keine Zeit mehr hat und somit ihr Liebesleben auch auf der Strecke bleibt. Die andere kann das gar nicht verstehen. Sie meint, ihre Freundin solle doch zufrieden sein, sie käme ja schließlich viel rum, hat Erfolg, lernt viele Leute kennen und um die Finanzen brauche sie sich ja schließlich auch keine Sorgen machen. Sie dagegen muss morgens bis abends Wäsche bügeln, kochen, putzen und die Kinder versorgen. Und für ihr Liebesleben hat sie ja schließlich auch nicht gerade viel Zeit.
Die andere erwidert darauf nur, dass sie doch froh sein solle, dass sie so wunderbare Kinder und einen Mann habe. Bei ihr wäre schließlich zu Hause immer etwas los und sie fühle sich nie einsam.

Und so könnte die Diskussion noch lange weitergehen.
Nun ja, kein Leben ist perfekt und es wird wohl bei jedem immer etwas geben, das man gerne hätte und was einem fehlt. Natürlich wird das dadurch verstärkt, wenn man auch noch eine Freundin hat, die genau das hat, was man eigentlich gerne selbst hätte. Und so kann es schnell dazu kommen, dass man das Schöne im eigenen Leben viel schwieriger sieht als das, mit dem man nicht zufrieden ist.


Es ist normal, 'alles' haben zu wollen. Jedoch sollte man sich fragen, warum man das haben will und es auf ein realistisches Maß runterschrauben. Sonst wird man wohl ewig dem nachtrauen, was man nicht hat und nie mit dem zufrieden sein, was man hat.
 



 
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