7 Minuten

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Galimathias

Mitglied
7 Minuten


7
Robert versucht sich wegzudrehen, sich zu schützen, aber egal wohin er sich windet, er wird getroffen. Zuerst noch am Körper. Gegen den Brustkorb und in den Magen. Doch dann knallt der Absatz des Stiefels gegen seine Stirn.
Plötzlich taucht alles ins Rot und seine Augen brennen so, dass er sie schließen muss. Bei jedem neuen Tritt stöhnt er auf. Dann trifft die Stiefelspitze seine Schläfe. Der Mann merkt, dass Robert keine Gegenwehr mehr leisten kann und ist jetzt wie im Rausch.
Immer wieder holt er aus. Bis er kein Stöhnen mehr hört.
Die letzten Tritte können Robert nichts mehr anhaben.

6
Während er nach Luft ringt, versucht Robert von irgendwo her Hilfe zu bekommen, aber vom Boden aus sieht er nur Autoreifen. Und zum Rufen fehlt ihm immer noch die Kraft. Also versucht er aufzustehen, will sich an seinem Außenspiegel hochziehen. Aber der Mann ist jetzt wieder da, steht neben ihm, mit schmerzverzerrtem Gesicht und tritt auf ihn ein.

5
Robert versucht den harten Griff zu lockern aber er hat keine Chance. Der Mann hat jetzt seine großen Hände um seinen Hals gelegt und drückt mit aller Kraft zu. In seiner Verzweiflung versucht Robert alles. Er kratzt, versucht an die Augen seines Gegner zu gelangen aber ohne Erfolg. Um Hilfe rufen geht erst recht nicht – er hat ja kaum noch Luft zum atmen. Warum hilft ihm denn keiner? Hier muss es doch von Menschen wimmeln. Im allerletzten Moment, als das wütende Gesicht des Mannes schon vor seinem Gesicht zu flimmern beginnt, schafft er es sein Knie anzuwinkeln. Der Griff lockert sich und Robert rutscht japsend von seinem Wagen auf den Boden.


4
Als der wütende Mann sieht, wie Robert ungerührt seine Wagentür abschließt und gehen will, wird seine Stimme noch lauter. Zum letzten Mal hätte Robert jetzt die Gelegenheit die Sache vernünftig zu regeln. Als Robert wortlos an ihm vorbeigeht, rastet der Mann aus. Er packt Robert am Kragen und drückt ihn auf die Motorhaube des Wagens.


3
Doch, er hätte sehr wohl Augen im Kopf, beteuert Robert, aber beim besten Willen hatte er nicht gesehen, dass der Mann vor ihm diese Parklücke für sich beanspruchte. Er wäre eben schneller gewesen. Und jetzt möchte er ihn bitte aus seinem Auto aussteigen lassen. Er hat Mühe gegen das Organ des Mannes anzukommen und fängt plötzlich auch zu schreien an. Nein, er räumt den Parkplatz nicht, basta.


2
Die wütende Stimme des Mannes hört Robert erst gar nicht. Als er den Motor ausmacht, merkt er, dass das Geschreie ihm gilt. Erst sieht er einen dunklen Schatten über seinen Rückspiegel huschen und dann wird auch schon seine Autotür aufgerissen.


1
Als er am Supermarkt ankommt hat Robert das Gefühl, dass heute sein Glückstag ist, denn er findet einen freien Parkplatz fast direkt vor dem Eingang.
 
K

kaffeehausintellektuelle

Gast
lieber galimathias

ich bin ein bisschen verwundert, warum niemand was dazugeschrieben hat und du schlechte bewertungen hast. ich hab zwar ein bisschen gebraucht, um festzustellen, dass man das ganze von hinten nach vorne lesen muss, aber ich fand es gut. beklemmend.

sprachlich könntest du noch ein bisschen feilen. du hast zum beispiel ziemlich oft das wort "versucht" drinnen.

auch bin ich mir manchmal nicht sicher, aus wessen sicht du es beschreibst. noch besser würde es mir gefallen, die gefühle rauszunehmen und trocken und distanziert zu berichten.
oder bei robert zu bleiben, dann müsstest du z.b. wegnehmen, dass der andere wie in einem rausch tritt.

aber alles in allem fand ich den text nicht übel, auch wenn ich gewalt nicht mag.

die k.
 

Galimathias

Mitglied
Liebe kaffeehausintellektuelle,

du hast recht mit den Wiederholungen. Und obwohl ich diesen Text schon mehreren Leuten vorgelesen habe ist es weder mir noch ihnen aufgefallen. Hier kann ich betimmt variieren.
Was die Perspektive und die Gefühle angeht, so bin ich selber noch ein wenig unschlüssig. Ich habe schon verschiedene Anregungen gehört. "Zu distanziert" habe ich auch schon gehört. Aber eigentlich sollte ich es wohl doch noch "gefühlloser" und ausschließlich aus Roberts Sicht schildern. Das ist zumindest mein Gefühl...
Dann werde ich mal wieder ein wenig "schnitzen".
Und was die Bewertungen und die Resonanz angeht, so scheinen diese Art "Experimente" nicht so anzukommen...
Aber ich mag Gewalt auch nicht und gerade desshalb der Text.
Besten Dank für deine Anregungen,

Gruß Galimathias
 
D

Daktari

Gast
Unheimlich, traurig

Hallo, Gali...

Der text ist gut, sehr realistisch. Man spürt den Schmerz, die Ohnmacht, die Wut.
Das Ende ist erschreckend. Zuerst hat man ein paar Neos in Verdacht, als dann raus kommt, daß die Gewalt die Krone eines Kampfes um einen Parkplatz ist, ist man schon geschockt.

Der Text regt zum Nachdenken an, selbst unwichtige Kleinigkeiten können heutzutage Ursachen für solche Gewaltszenen sein. Leider. Vielleicht können Texte wie Deiner die Leute ein wenig aufrütteln. Hoffentlich.

Ciao
Tim
 



 
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