Abendsonne

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Heute habe ich einen Mann über den Dächern unserer Stadt gesehen. Nein, es war weder eine Einbildung, noch ein Schornsteinfeger oder Dachdecker...
Als ich heute Abend aus meinem Fenster in die Abendsonne sah, entdeckte ich hochoben über der Stadt einen Mann der fröhlich über die Dächer lief, oben, über allen, der Sonne ein Stück näher als der Rest von uns. Er lief in Richtung der glühend-roten Abendsonne und ich konnte nicht anders als ihn anzuschauen, mich fragend, wie es wohl sei, dort oben zu stehen, mit geschlossenen Augen die Sonne auf dem Gesicht und den Wind in den Haaren zu spüren... Dann schloss auch er seine Augen, trat einen Schritt vor und, mit einem Lächeln auf seinen Lippen, breitete er seine Arme aus und – flog der Abendsonne entgegen. Ich konnte meinen Blick immer noch nicht von ihm wenden und werde niemals den Ausdruck auf seinem Gesicht vergessen: ein zufriedenes Lächeln umspielte seinen Mund und die grenzenlose Freiheit während des Fliegens lag in seinen Augen.
Als er auf der harten, kalten Erde aufschlug, drang lautes Geschrei auch bis zu meinem Fenster. Doch ich wollte nicht aufschreien wie die Leute unten auf der Straße, ich konnte weder traurig noch erschreckt sein. Nein, ich beneidete ihn. Ich beneidete ihn um sein Lächeln, sein letztes, auf dem Flug in die Freiheit.
 

Rainer

Mitglied
hallo mygoldenstate,

erstmal willkommen in lupianien und noch viel spaß hier.

es ist zwar wieder eine selbstmordgeschichte, aber wenigstens eine beobachtete. das, und dein schreibstil machen sie sympathischer als diese ewigen die-welt-ist-so-schlecht-...-geschichten.
gestern kam im fernsehen übrigens etwas über jean amery "hand an sich legen" - kann ich nur empfehlen (das buch meine ich), wenn dich das thema interessiert.

den ersten absatz würde ich komplett streichen, er wirkt sehr aufgesetzt, und außerdem kommen die aussagen später im text alle nochmal.

mal sehen, was die anderen dazu sagen.


grüße

rainer
 



 
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