Abenteuer in der Savanne Teil 3

"Verhandeln," sagte sie langsam, "verhandeln heißt das Zauberwort. Ich würde es versuchen." "Verhandeln?" riefen alle aufgebracht," und jemand kreischte:" Das soll wohl ein Witz sein. Verhandeln mit einer Löwin, oder besser gesagt mit einem ganzen Rudel Löwen? Ich lach mich kaputt, und wer bitteschön soll mit ihnen verhandeln? Etwa du alte Eule? Na denn man los, versuch dein Glück." Andere riefen:" So etwas hat die Welt noch nicht gehört! Löwen verhandeln nicht, sie fressen uns falls du das noch nicht gehört haben solltest." Jemand anderes sagte höhnisch:" Das ist doch die Idee schlechthin, darauf muss erst mal einer kommen Leute. Wir losen einen von uns aus, der dann mit einer weißen Fahne ins Löwenlager läuft und sich mit der Entführerin am Lagerfeuer zusammensetzt und palavert. Vielleicht ist er ihr ja so sympathisch, dass sie ihn zum Essen einlädt und ihm dann als Geschenk für die nette Gesellschaft den Kleinen mitgibt." Obwohl die Stimmung ernst und angespannt war, lachten alle laut und die Eule schielte gekränkt nach oben. "Es war ja nur gut von mir gemeint," sagte sie ärgerlich," aber bitte, euch fällt sicher etwas besseres ein. Nur würde ich mich an eurer Stelle ein wenig beeilen."
Plötzlich rief eine Stimme:" Ruhe, Ruhe, seid doch mal still! Ich glaube die Eule hat recht. Warum sollen wir es denn nicht mit verhandeln versuchen?" Es war die Mutter des entführten Kleinen. Sie trat hervor, ihr zweites Junge dicht an ihrer Seite. Ihre Augen schönen Augen schwammen in Tränen.Es wurde ganz still rundherum. " Zeigt mir den Weg zu den Löwen, ich will mit ihnen sprechen und sie bitten, mir mein Kind wieder zu geben," flehte sie die Kuhreiher an. "Nach allem was ihr erzählt habt, hat die Löwin den Kleinen mitgenmmen, weil sie keine eigenen Junge haben kann und will ihn an Kindes statt annehmen. Vielleicht kann ich sie davon überzeugen, das dieses hier keine Lösung für sie ist und das der Kleine sterben wird, wenn sie ihn nicht hergibt. Er hat Heimweh und braucht dringend unsere Nahrung. Wenn sie ihn wirklich gerne hat, lässt sie sich hoffentlich darauf ein." "Du bist wohl lebensmüde," riefen einige aus der Herde," du kommst ihnen gerade recht. Nach dem ersten Wort bist du schon verspeist. So ist dir und deinem Kind nicht geholfen. Wir müssen da anders vorgehen. Außerdem ist es gleich dunkel und da können wir eh nichts ausrichten, es wäre viel zu gefährlich für uns alle." Aufregung machte sich wieder breit und alle redeten durcheinander:" Wie soll es dann weitergehen? Glaubst du denn das sie überhaupt mit dir reden will? Sie scheint doch einen Klaps zu haben. Die Entführung zeigt doch dass sie irgendwie nicht normal ist und das macht sie noch gefährlicher." "Ruhe," rief die Antilope wieder in die Runde, "ich habe es mir genau überlegt. Warum macht sie das, was doch gegen ihre Narur ist? Sicher kann sie aus irgendwelchen Gründen keine eigenen Jungen haben und ist darüber so krank geworden, dass sie keinen Unterschied mehr macht, ob es nun ein Löwenjunges oder irgendein anderes Junges ist. Ihr größter Wunsch ist es sicher, auch eine Familie zu haben." "Du nimmst sie ja noch in Schutz," riefen einige fassungslos," du suchst eine Entschuldigung dafür das sie dir dein Kind genommen hat?" "Nun seid doch endlich mal alle ruhig und lasst sie ausreden," rief die Eule vom Baum herunter," immer diese Unterbrecherei, so kommen wir nicht weiter."Und die Antilope fuhr traurig fort:" Ich weiß einfach keinen anderen Weg." "Nachdem die Reiher ihnen die ganze Zeit über zugehört hatten, schalteten sie sich wieder ein:" Hört mal zu. Wir müssen es schlau anfangen und die Löwen überrumpeln. Am Wasserloch hier in der Nähe, hält sich eine Elefantenherde auf die wir gut kennen. Oft schon haben wir sie auf ihrem Weg durch Urwald und Savanne begleitet. Wenn wir sie bitten, werden sie uns sicher helfen. Gleich morgen wenn die Sonne aufgeht, werden wir uns auf den Weg zu ihnen machen. Heute können wir ja doch nichts mehr ausrichten, da es jetzt zu dunkel geworden ist." "Ja, macht das," rief die Ohreneule und flatterte aufgeregt mit den Flügeln, "das könnte die Lösung sein, denn Löwen haben mächtig Respekt vor den Elefanten." "Wir versuchen es," versprachen sie," doch nun sollten wir uns alle ein wenig ausruhen, um Kraft zu schöpfen für den morgigen Tag. Wer weiß, was uns noch alles erwartet."

Die Nacht war hereingebrochen, doch bei den Löwen tagte noch immer der große Rat. Die Stimmung war gereizt, denn alle waren müde vom Jagen und von der Hitze des Tages, und dann noch diese ganze Aufregung wegen der kleinen Antilope. Man hätte sie fressen sollen, dann gäbe es dieses ganze Theater nicht. Die Entscheidung musste noch in dieser Nacht fallen. Der Älteste von ihnen, er hatte ein mächtige graue Mähne, ergriff nun das Wort:" Hört zu Kameraden, wir müssen endlich zu einem Ergebnis kommen, es ist schon spät. Ich würde vorschlagen, dass wir der Frau unseres Freundes hier noch ein letztes Mal diesen Blödsinn erlauben. Allerdings ohne Gewähr, dass der zarte Braten nicht doch noch von einem von uns verspeist wird," und bei dem Gedanken musste er schlucken, weil ihm das Wasser vor Verlangen im Maul zusammenlief. Er grinste hinterhältig:" Sie soll aber auf der Hut sein, sollte er von irgendwem verspeist werden, wird sich niemand auch nur darum kümmern." Zu dem Mann der Löwin gewandt sagte er:" Und dir will ich sagen sieh zu, dass du deine Frau endlich in den Griff bekommst, sie macht uns ja in der ganzen Gegend lächerlich." Er schaute in die Runde:" Seid ihr alle damit einverstanden?" Sie nickten und im Stillen dachte jeder einzelne von ihnen:" Bei der erst besten Gelegenheit hole ich mir das zarte Böcklein." Danach gingen sie zu ihrem Schlafplatz, um endlich ihre wohlverdiente Ruhe zu haben.

Die beiden Geier hatten die Versammlung mit wachsender Spannung von ihrem luftigen Versteck aus verfolgt. "Das gibt`s doch nicht," sagte einer der beiden," die Alten erlauben es doch tatsächlich, dass diese durchgeknallte Riesenkatze den laufenden Braten behalten darf. Ich glaube, sie hat das ganze Rudel mit ihrem Wahn angesteckt. Einfach lächerlich das Ganze muss ich schon sagen." "Abwarten," meinte sein Nachbar und grinste, "ich glaube kaum, dass das Junge noch lange am Leben bleiben wird. Hast du nicht die verschlagenen Blicke gesehen? Einer von denen wird es sich holen, da bin ich mir ganz sicher. Das verspricht noch spannend zu werden, denn..." er verstummte als er sah wie der Mann der Löwin zu ihr ging, um ihr das Ergebnis der Versammlung mitzuteilen. Sie beugten sich soweit nach unten um bloß alles zu hören, dass sie fast vom Baum fielen. "Huch, das war knapp," flüsterte es aus den Blättern, und danach, " pssst."

Seine Frau hatte vor Anspannung nicht schlafen können und so lag sie, die großen Pranken fest um die kleine Antilope geschlungen im Gras, und wartete auf ihn und seine Antwort vom Ältestenrat. "So Frau," fing er an zu berichten, "sie haben ein allerletztes mal nachgegeben. Allerdings wird sich niemand darum kümmern,wenn dem Jungen etwas passiert. Paß also auf, denn sie werden es dir nie mehr erlauben, das Rudel lächerlich zu machen. Sicherlich hat es sich schon wieder bei den anderen Tieren herumgesprochen. Ich muss sagen, auch mir ist das außerordentlich peinlich. Also denke daran, denn auf mich kannst du beim nächsten Mal nicht mehr zählen." "Ich bin ja so froh," antwortete sie ihm erleichtert, "ich sagte ja ich tu es nie wieder, und werde besser aufpassen als bei den anderen zuvor. Keinen Augenblick lasse ich ihn aus den Augen. Als erstes suche ich am Morgen etwas zu fressen für ihn, denn er ist sicher ganz ausgehungert." Dann legten sich auch die beiden zum Schlafen nieder.

Die kleine Antilope aber lag wach zwischen den Pranken der Löwin. Sie dachte an ihre Herde, an Mutter und Bruder, und still weinte sie vor sich hin. Sollte sie ihre Familie wirklich nie mehr wiedersehen? Es war sowieso unwahrscheinlich, dass sie die nächsten Tage hier überlebte, aber vielleicht schafften es die Kuhreiher ja doch, Hilfe zu holen. Sie schöpfte ein ganz klein wenig Hoffnung und schlief endlich todmüde ein. Langsam wurde es ruhig im Löwenlager. Aus allen Ecken hörte man tiefes Schnarchen.

Nur die beiden Geier saßen noch hellwach in den Zweigen. "Glaubst du wirklich das sie es nie wieder tut?" hörte man sie reden, "nein, das denke ich nicht, einmal verrückt, immer verrückt."
Ein Geräusch ließ sie aufhorchen. Ging die Jagd etwa schon los? Ach sieh mal einer an es waren ihre Vettern, die Hyänen. Leise schlichen sie um den Schlafplatz. "Scheint sich wohl schon herumgesprochen zu haben, was hier abläuft," meinte der eine Geier, "diese gefräßigen Halunken versuchen doch immer, uns zuvor zu kommen. Na wartet. Wollen wir sie mal so richtig erschrecken? Wir machen jetzt einen fürchterlichen Krach und dann wollen wir mal sehen, was passiert. Sie haben sowieso noch einen Denkzettel zu kriegen, weil sie uns beim letzten Raubzug wieder das Beste weggefressen haben." Sie kicherten in sich hinein bei dem Gedanken, an eine fürchterliche Flucht dieser Bande. Nein, wie sie rennen würden, es wird die reinste Gaudi."Oh wie toll," antwortete der andere, "hätte nicht gedacht, dass diese Nacht noch so spaßig werden würde, also los."
Im nächsten Augenblick spielte sich eine Szene ab, über die sie mit ihren Kumpanen noch lange lachen sollten. Sie schrieen, kreischten und tobten in den Zweigen des Baumes, dass es eine Pracht war.
Entsetzt starrte die Hyänenbande nach oben. Das gab es doch wohl nicht! Was war das denn? Doch im Baum herrschte nun eine Totenstille. Dafür waren die Löwen jetzt aber hellwach. Mit lautem Gebrüll stürzten sie aus dem Lager um zu sehen welcher Störenfried es wagte, in ihre Nähe zu kommen während sie schliefen. Einer von ihnen schrie:" Attacke, fangt den Halunken der hier herum schleicht. Wir werden ihn unter uns aufteilen und noch in dieser Nacht fressen."
Mit all diesem hatten die Hyänen nicht gerechnet als sie beschlossen, sich den kleinen Braten mal aus der Nähe anzusehen von dem man sich erzählte. Starr vor Schrecken, standen sie im ersten Moment wie angemeißelt. Doch dann aber plötzlich begriffen sie das es um ihr Leben ging und sie rannten wie von Furien gehetzt, um sich zu retten. Sie rannten chaotisch durcheinander, hin und her, brüllten vor Entsetzen und Angst, rannten sich gegenseitig über den Haufen, und das Klappern ihrer Zähne konnten die beiden Geier bis nach oben hören. Dann endlich kriegten sie die Kurve und liefen was das Zeug hielt, Richtung Dschungel zurück.
Langsam kehrte bei den Löwen wieder Ruhe ein. Einer knurrte noch:" Fängt ja gut an. Die wollten bestimmt den Braten."
Die Verursacher dieses Dramas aber, hockten im Baum und hielten sich ihre Bäuche. Schweißperlen standen ihnen auf der Stirn vor lauter Lachen. "Das vergessen die nie," japsten sie.
 



 
Oben Unten