Abschied

Lars Koch

Mitglied
Sie hat Tränen in ihren Augen
Ihre Hand
Umklammert die meine
Ihre Lippen
Zittern
Als ob sie mir etwas sagen möchte
Ich beuge mich zu ihr hinunter
Es ist nur ein Flüstern
-Bitte halte mich
Ich lege mich neben sie
Lege meine Arme um sie
Und versuche
Sie so nah wie möglich
An mich zu drücken,
bei ihr zu sein
Mein Kopf liegt ganz nah
An ihrem
Alles von mir
Ist ganz nah bei ihr
Ein frösteln
Schüttelt , für kurze Zeit
Ihren schwachen Körper
Mein Hals ist wie zu geschnürt
Ich bringe kein Wort heraus
Ich halte meine Tränen
Nur mit Mühe zurück
Ich schließe meine Augen
Um alles von ihr
Ihren Körper
Ihren Atem
Ihr schlagendes Herz
Auch ihr Zittern
Zu spüren
In mein Innerstes
Auf zu saugen.

Ich erinnere mich
An die Zeit
Bevor sie krank wurde
Mir kommt es vor
Als wäre keine Zeit vergangen
Als wir uns trafen
Uns in die Augen sahen
Und beide wussten wir es
Was der Andere dachte
Ich hörte sie Lachen
Dieses Lachen
Das dem plätschern
Eines Baches ähnlich war
Ich konnte nicht anders
Ich musste immer mit lachen
Ich hörte sie lachen
Ganz nah
Ich öffne meine Augen
Und sehe sie an
Sie schläft
Ihr Kopf
Liegt an meiner Brust
Ich höre sie atmen
Ich spüre den stechenden Schmerz
In meinem Herzen
Es tut alles weh
Ich verstehe nicht
Warum nur
Warum sie ?
Es gab Zeiten
Da dachte ich
Ich wäre Schuld daran
Doch sie spürte meine Gedanken
Drückte meine Hand
Und sagte:
-Es ist mein Schicksal
Wenn ich jetzt darüber nachdenke
Dann ist es unser Schicksal

Ich habe ihr geschworen
Immer bei ihr zu bleiben
Nur noch für sie zu leben
Wenn sie atmet
Luft zu holen
Wenn sie zittert
Zu beben
Wenn sie stirbt
Auch zu sterben
Doch sie sagte:
-Du bist ein Teil meines Lebens
und ich bin ein Teil deines Lebens
aber dein Leben geht weiter
Du musst leben
Um einen Teil von mir
Immer mit dir zu nehmen
Dann nahm sie mich in den Arm
Und trocknete meine Tränen
Sie ist wunderbar

Ich spüre ein leichtes Zittern
Ich öffne wieder die Augen
Sie ist erwacht
Ihr atmen ist schwer
Ein kurzes Husten
Ich halte sie
Sie sieht mich an
Ein Blick
Der mir Stiche versetzt
Sie umklammert meine Hand
Ich fühle es
Doch will es nicht wahr haben
Ich kann meine Tränen
Nicht mehr zurück halten
Der Schmerz wird stärker
Ich rücke noch näher an sie heran
Eine Träne
Tropft auf ihr Haar
Eine weitere
Auf ihre Stirn
-Bitte weine nicht
flüstert sie
-Bitte halte mich
 
S

Sanne Benz

Gast
lieber lars,
gerade als ich deinen "abschied"..lese..schneit es so unaufhörlich und stark..
bei keinem meiner,mir geliebten menschen war ich da...viele junge menschen..ich haätte es mir aber gewünscht.
was soll man dazu viel sagen..
ausser,das deine zeile einen sehr berühren..
und der gedanke auf kommt, das genau in diesem moment sehr viele menschen abschied..nehmen..
und ich denke,das man die welt ein wenig anders sieht,wenn man diesen abschied einmal erlebte..

lg
sanne
 
Anmerkung

Hallo Lars,

lang aber umso intensiver sind Deine Zeilen.
Ging mir sehr unter die Haut. Wunderbar.
Abschied ist ein langer Prozess und schmerzvoll,
ich wünsche es niemanden, aber es läßt sich leider
nicht vermeiden. Man muss in solchen Momenten
unheimlich stark sein. Vielen ist auch dies verwehrt.
Deine Zeilen tun weh und lösen bei mir eine Gänsehaut aus.
Sehr einfühlsam beschrieben.

lg
Stephan
 
N

niclas van schuir

Gast
Lieber Lars,
ein wunderbarer Beitrag ist dir hiermit gelungen. Beim Lesen fühlte ich einen ungewöhnlichen Schmerz, so tragen mich deine Worte.
Gruß
Niclas
 

Lars Koch

Mitglied
Hallo Stephan

Danke für Dein Lob.
Du hast recht, es soll einem unter die Haut gehen. Es ging mir aber noch viel tiefer.
Dein Lars
 

Zauberfrau

Mitglied
Ich habe so einen Abschied schon erlebt,
das vorher, das während und das danach.

Es war ein "relativ" leichter Abschied,
denn die, die gegangen ist, wollte, daß es zu Ende geht.
Es war die Oma meines Mannes.
Sie schlief einfach ein und ihr Herz hörte auf zu schlagen
und wir waren dabei.
Jetzt hab ich doch mehr geschrieben, als ich eigentlich wollte...

Dein Gedicht ist wunderbar gefühlvoll, und, ja, es tut weh beim Lesen.
Der Abschied voneinander *wenn es möglich ist*
ist nötig!

zauberhafte Träume
zauberfrau
 
S

Sanne Benz

Gast
es gibt so viele sinnlose filme..
dazu gehört für mich auch..da einfach zu RÜHREND gemacht..(die kasse muss klingeln) der film mit tom hanks..äh..ja..Philadelphia..
DAS hier..ich habe es nochmals gelesen..
das ist realität..echtes gefühl..
sorry, habs eben gelesen, und da ich in meinem freundeskreis grad jemanden habe, der betroffen ist..spricht mich das einfach heute..so tief an..
gut rüber gebracht..
lG
sanne
 



 
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