Adieu mein Enkelchen

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dorimuci

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Dass ich deine Geburt noch erleben durfte, ist für mich ein Himmelsgeschenk. Nicht, dass ich je geglaubt hätte vorher nicht sterben zu können, doch nun geht es sich doch leichter von dieser Welt.

Irgendwie erinnert es mich an einen Staffellauf. Meine Runde ist beendet, ich übergebe dir den Stab des Lebens und du läufst nun deine eigene Bahn.

Wie du so in meinem Arm liegst, durchflutet mich noch einmal köstlicher Lebensduft, den deine zarte Haut ausströmt und den ich tief einatme um einen Hauch vom Diesseits mit mir zu nehmen, wenn ich nun gehe. Deine winzige Hand umklammert meine mager gewordenen Finger, so als ob du mich festhalten wolltest, weil du spürst, dass diese unsere erste Begegnung gleichermaßen Willkommensgruß und Abschied ist. Deine großen klaren Augen mit den überlangen samtenen Wimpern blicken mich an, doch du wirst dich später nicht mehr an mein Gesicht erinnern. Man wird dir Fotos zeigen, dir Geschichten erzählen, dich zu meinem Grab führen. Aber meine Stimme wirst du nicht kennen.

Gern hätte ich dein Leben noch ein Stück begleiten mögen, aber ich werde nicht feilschen um einen Aufschub. Der Ruf an mich ist längst ergangen und ich habe versprochen, ihm ohne Murren zu folgen. Für mich heißt es heute: ES IST GENUG.
Und doch werde ich immer bei dir sein und dich behüten.
Denn wenn in einer Familie Geburtstag und Todestag zusammen fallen, bedeutet dies besondere Verbundenheit dieser beiden Menschenseelen.

Adieu, mein Enkelchen!
 
hallo dorimuci

Ich finde es traurig und trotzdem ist dieses Glück zu spüren, was man empfindet, wenn man dies noch erleben darf. Sehr schön beschrieben und ich glaube, es ist für viele ein sehr großer Wunsch noch die Enkelkinder einmal zu sehen, bevor sie dann zur Ruhe gehen.



In diesem Sinne......Stephanie
 



 
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