Affenartig

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Walther

Mitglied
Affenartig


„Mensch“, ruf ich, „Du bist ein Affe!“
Ich erkenn mich, wie ich gaffe
In den Spiegel meines Bildes.
„Ja“, so schrei ich, „tu was Wildes,

Sei mal tierisch außer Dir!“
Bin nicht glücklich grad mit mir.
Gestern war ein schwarzer Tag,
Heute auch, ganz ohne Frag,

Morgen wird’s so weiter gehen.
„Mensch, halt an Dich, Du musst stehen!“
Gegen Wände könnt ich laufen
Und die letzten Haare raufen

Auf dem Kopf und auf der Brust,
Hundert Kilo schwerer Frust.
„Ich geh raus und auf den Baum!“
Schließ ich und verlass den Raum

Meiner größten Niederlage.
Ich erkenn, was jetzt ich sage,
Dreh mich um und pack den Ziegel,
Werf ihn mitten in den Spiegel,

Dieser platzt in Scherben gleich.
Daran ist mein Leben reich,
Da kommt es auf das nicht an,
Denk' ich, bücke mich sodann,

Nehme meinen Augensplitter,
Während ich vor Wut leicht zitter’,
Ihn zu Glasmehl zu zertreten.
„Nun hilft nur noch leises Beten.“
 

Perry

Mitglied
Hallo Walther,
sicher nicht ganz ernst gemeint, dieses sich "Zum Affen machen vor dem Spiegel", wird aber zumindestens in Form von Grimassen immer wieder gern praktiziert.
Einige Formulierungen bzw. Bilder finde ich allerdings etwas unscharf. Die Verknappung von beschließe zu "schließ" bringt eher Verwirrung wegen der vorrangigen Bedeutung von schließen.
Wo kommt plötzlich der "Ziegel" her, klingt sehr konstruiert und ob ein Spiegel platzt, na da gibt es sicher noch besser Ausdrücke dafür.
LG
Manfred
 

Walther

Mitglied
Hi Perry,

danke für Deinen Eintrag. Das ist ein Bödelgedicht und will mehr auch nicht sein.

"Ich schließe (ab)" ist im Sinne von "Ich mach nen Knopf" dran gemeint. Daher meine ich, daß man das so machen kann. Der Ziegel lag als Deko rum, auf ihm steht der Blumentopf. Da sehe ich kein Problem. Was zum Werfen, und sei es der Seifenhalter, ist immer in der Nähe.

Ein Spiegel "platzt" in der Tat, wie auch eine Glasscheibe. Das Bild ist sprachlich korrekt und präzise.

Du siehst, ich kann Deinen Hinweisen nicht ganz folgen. Aber schließlich geht es darum eigentlich gar nicht. Eher geht es doch darum, ob der Gemütszustand als solcher getroffen wurde und ob der Text "Schmiss" bzw. "Drive" hat.

Lieben Dank und Gruß

W.
 

revilo

Mitglied
Hallo Walter,
ein wunderbares Gedicht über den über das Zweifeln an sich selbst.Die Zeile: " Bin nicht glücklich grad mit mir " hat für mich durchaus ernste Aspekte.Mit dem Ziegel kann ich wenig anfangen; er wirkt eher störend.Aber egal. Das ist dichterische Freiheit. Auf jeden Fall sehr gerne gelesen.
Vor dem Spiegel stehend revilo
 

Walther

Mitglied
Hallo Oliver,

danke für Deinen Eintrag, der die Einschätzung in anderen Foren zu diesem Werk widerspiegelt. Hier zündet dieses selbstironische Gedicht nicht so recht.

Aber so ist das Leben. :D

Gruß W.
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Walther,

meiner Meinung nach zündet das Gedicht deshalb nicht richtig, weil es einfach zu ausufernd ist (ein Manko, dass du bei anderen sofort erkannt hättest *grins). - Mein Vorschlag:
Affenartig

„Mensch“, ruf ich, „Du bist ein Affe!“
Ich erkenn mich, wie ich gaffe
in den Spiegel meines Bildes.
„Ja“, so schrei ich, „tu was Wildes,

sei mal tierisch außer Dir!“
Bin nicht glücklich grad mit mir.
Gestern war ein schwarzer Tag,
heute auch, ganz ohne Frag,

auf dem Kopf und auf der Brust,
hundert Kilo schwerer Frust.
„Ich geh raus und auf den Baum!“
Schließ ich und verlass den Raum.
So würde es mir vollkommen reichen, fände es auch richtig gut.

Liebe Grüße
Heidrun
 

Walther

Mitglied
Liebe Heidrun,

bei sich ist man immer betriebsblind, und deshalb braucht man den Kritiker. Zum Inhalt später mehr.

Gruß W.
 



 
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