Affenzirkus

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hwg

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Um das Rund der Freianlage für Rhesusaffen drängen sich die Menschen. Ihrer guten Erziehung nicht gedenkend, spreizen die Leute die Ellbogen und lümmeln sich breit über die Absperrung.

Weil sich die sonst so munteren Affen nach der Einverleibung des Rohkostmenüs gar nicht munter zeigen, sondern einander mit einer ihrer Gattung gemeinhin nicht nachgesagten Geduld das Fell pflegen, fühlen sich die Zuschauer genötigt, ein wenig Bewegung in die Szene zu bringen.

Schließlich hat man nicht umsonst dem Drängen der Kinder nachgegeben. Immerhin soll sich so ein Zoobesuch auch lohnen. Ein bisschen Spaß wird man ja wohl haben dürfen für sein Geld, sagen Mütter und Väter und auch die Großeltern. Und dann fängt der Spaß an!

Nicht so sehr für die Affen. Aber für die Kinder. Denn die Großen schneiden plötzlich Gesichter, gestikulieren, schwenken Taschen und Hüte, pfeifen und rufen und lassen nichts aus von dem, was sie bei den Kleinen gerne als schlechtes Benehmen rügen.

Trotz des großen, seitens der Erwachsenen geleisteten Aufwands zeigen die Affen keine Neigung, Kletterbaum, Wippe oder Schaukel zu benutzen. Ganz ruhig sitzen sie und schauen, die Affenkinder geborgen im Schoß ihrer Mütter, der Pascha im Kreis seiner Frauen. Alle Tiere blicken aufmerksam nach oben, wo für sie Theater gespielt wird.

Nur so ein Rhesusaffendreikäsehoch verletzt die Disziplin. Die Arme auf dem Rücken verschränkt, schreitet er hoch aufgerichtet und mit einer seiner Gattung gemeinhin nicht nachgesagten Würde durch die Freianlage.

Die Leute lachen ihn aus. So ein Affe! Benimmt sich wie ein Mensch!
 



 
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