Albtraum oder was

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flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Albtraum oder was

Nach achtzehn Uhr soll man ja nichts mehr essen. Aus unterschiedlichen Gründen. Aber manchmal kommt es schon vor, dass ich gegen 21 Uhr erst dazu komme, mein Abendbrot zu genießen. Und dann rumort der Magen und die ganze Verdauung im Bauche herum und verursacht blöde Träume. Da geht man zum Beispiel eine schier endlose Treppe hinauf, die dann doch irgendwann plötzlich endet und steht ganz oben auf einem Podest ohne Geländer und das Dach sowie das Treppenhaus sind auch weg.
Ein andermal fährt man mit der Bahn nach Hause und freut sich auf den Feierabend und dann befindet man sich unversehens in einer völlig unbekannten Gegend und muss sich durchfragen, von wo der nächste Zug in die Heimat abfährt.
Oder man geht halbnackt eine Promenierstraße entlang und findet das ganz normal!
Gestern konnte ich auch erst spät abends essen und prompt hab ich was geträumt: Ich war zwischen zehn und zwölf Jahre alt und meine Schulklasse machte eine Bildungsreise nach Amerika. Wir standen auf dem Schulhof, bereit für den Marsch zum Flughafen. Da kam mein Freund (mein gegenwärtiger!) und bat mich, ein Päckchen mitzunehmen, das ich drüben unbedingt dem Professor Hmtata geben soll.
Während ich das Päckchen in meiner Reisetasche verstaute, sah ich aus dem Augenwinkel, dass meine Klassenkameraden bereits in gewohnter Ordnung den Schulhof verließen. Schnell ergriff ich meine Tasche und rannte hinterher. Immer, wenn ich sie erblickte, bogen sie um die nächste Ecke. So ging das bis zum Flughafen. Da standen sie dann endlich still. Brav in Reih und Glied, die Lehrer vor ihren Klassen. Nanu, die ganze Schule fliegt nach Amerika?, konnte ich gerade noch denken, als sich sowohl Schüler als auch Lehrer von gelb über braun nach schwarz verfärbten und zu einem klebrigen Brei zerflossen, der sich sofort in graue Asche verwandelte. Igittigitt!
Aber ich wurde nicht wach vor Entsetzen. Ich drehte mich um und ging nach Hause in mein Bett. Kaum eingeschlafen, begann ich zu träumen: E.T. flüsterte mir zu, dass in der Antarktis ein Raumschiff gelandet ist und ein Mensch – ein ganz besonderer Mensch! – in diesem Schiff zur Heimat der Aliens fliegen könnte, um sie zu besichtigen.
Was denn, ich alte Schachtel soll ein auserwählter Mensch sein? Nee, die Ehre kommt doch gewiss einem anderen zu!
So war es denn auch. E.T. wollte nur von mir wissen, wo denn das Raumschiff in Berlin bequem landen könnte, denn der Auserwählte ist ein Berliner. „Natürlich uff n Alex!“, gab ich Bescheid. Sofort landete das UFO auf dem Alexanderplatz und eine unüberschaubare Menschenmenge versammelte sich sensationslüstern.
Dann nahte sich der Zug Bodyguards, der den Auserwählten schützen sollte. Jubelrufe ertönten, Mützen flogen durch die Luft, auch Konfetti und Blumen.
Ich aber traute meinen Augen kaum, denn der Auserwählte, der von der begeisterten Menge auf Händen getragen wurde, war mein Sohn! Mein geliebter Sonnenschein!
Schluchzend und mit von Glückstränen getrübtem Blick winkte ich der entschwindenden fliegenden Untertasse zu. Eine Sekunde war Ruhe, dann brach tosender Beifall los. Er galt mir, der Mutter des Auserwählten. Ich sagte gerührt: „Nu lasst ma jut sein, Kinnings, ick bin doch nich die Jungfrau Maria“, da landete das UFO schon wieder und mein Sohn stieg aus. Er trug einen dunkelblauen Samtmantel mit reicher Goldstickerei und war ein steinalter Mann. Sofort umringten ihn die Journalisten und streckten ihm ihre Mikrofone entgegen. Mein Sohn redete und redete. Ich verstand kein Wort, doch ich wusste genau – wenn ich ihn noch einmal sehen möchte, dann muss ich den Fernseher einschalten. Dennoch war ich glücklich wie noch nie in meinem Leben.
Gibt schon sonderbare Albträume . . .
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Albtraum oder was

Nach achtzehn Uhr soll man ja nichts mehr essen. Aus unterschiedlichen Gründen. Aber manchmal kommt es schon vor, dass ich gegen 21 Uhr erst dazu komme, mein Abendbrot zu genießen. Und dann rumort der Magen und die ganze Verdauung im Bauche herum und verursacht blöde Träume. Da geht man zum Beispiel eine schier endlose Treppe hinauf, die dann doch irgendwann plötzlich endet und steht ganz oben auf einem Podest ohne Geländer und das Dach sowie das Treppenhaus sind auch weg.
Ein andermal fährt man mit der Bahn nach Hause und freut sich auf den Feierabend und dann befindet man sich unversehens in einer völlig unbekannten Gegend und muss sich durchfragen, von wo der nächste Zug in die Heimat abfährt.
Oder man geht halbnackt eine Promenierstraße entlang und findet das ganz normal!
Gestern konnte ich auch erst spät abends essen und prompt hab ich was geträumt: Ich war zwischen zehn und zwölf Jahre alt und meine Schulklasse machte eine Bildungsreise nach Amerika. Wir standen auf dem Schulhof, bereit für den Marsch zum Flughafen. Da kam mein Freund (mein gegenwärtiger!) und bat mich, ein Päckchen mitzunehmen, das ich drüben unbedingt dem Professor Dumbledore geben soll.
Während ich das Päckchen in meiner Reisetasche verstaute, sah ich aus dem Augenwinkel, dass meine Klassenkameraden bereits in gewohnter Ordnung den Schulhof verließen. Schnell ergriff ich meine Tasche und rannte hinterher. Immer, wenn ich sie erblickte, bogen sie um die nächste Ecke. So ging das bis zum Flughafen. Da standen sie dann endlich still. Brav in Reih und Glied, die Lehrer vor ihren Klassen. Nanu, die ganze Schule fliegt nach Amerika?, konnte ich gerade noch denken, als sich sowohl Schüler als auch Lehrer von gelb über braun nach schwarz verfärbten und zu einem klebrigen Brei zerflossen, der sich sofort in graue Asche verwandelte. Igittigitt!
Aber ich wurde nicht wach vor Entsetzen. Ich drehte mich um und ging nach Hause in mein Bett. Kaum eingeschlafen, begann ich zu träumen: E.T. flüsterte mir zu, dass in der Antarktis ein Raumschiff gelandet ist und ein Mensch – ein ganz besonderer Mensch! – in diesem Schiff zur Heimat der Aliens fliegen könnte, um sie zu besichtigen.
Was denn, ich alte Schachtel soll ein auserwählter Mensch sein? Nee, die Ehre kommt doch gewiss einem anderen zu!
So war es denn auch. E.T. wollte nur von mir wissen, wo denn das Raumschiff in Berlin bequem landen könnte, denn der Auserwählte ist ein Berliner. „Natürlich uff n Alex!“, gab ich Bescheid. Sofort landete das UFO auf dem Alexanderplatz und eine unüberschaubare Menschenmenge versammelte sich sensationslüstern.
Dann nahte sich der Zug Bodyguards, der den Auserwählten schützen sollte. Jubelrufe ertönten, Mützen flogen durch die Luft, auch Konfetti und Blumen.
Ich aber traute meinen Augen kaum, denn der Auserwählte, der von der begeisterten Menge auf Händen getragen wurde, war mein Sohn! Mein geliebter Sonnenschein!
Schluchzend und mit von Glückstränen getrübtem Blick winkte ich der entschwindenden fliegenden Untertasse zu. Eine Sekunde war Ruhe, dann brach tosender Beifall los. Er galt mir, der Mutter des Auserwählten. Ich sagte gerührt: „Nu lasst ma jut sein, Kinnings, ick bin doch nich die Jungfrau Maria“, da landete das UFO schon wieder und mein Sohn stieg aus. Er trug einen dunkelblauen Samtmantel mit reicher Goldstickerei und war ein steinalter Mann. Sofort umringten ihn die Journalisten und streckten ihm ihre Mikrofone entgegen. Mein Sohn redete und redete. Ich verstand kein Wort, doch ich wusste genau – wenn ich ihn noch einmal sehen möchte, dann muss ich den Fernseher einschalten. Dennoch war ich glücklich wie noch nie in meinem Leben.
Gibt schon sonderbare Albträume . . .
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Christa,

habe mich köstlich amüsiert! Die Darstellung des nächtlichen Szenarios ist dir hier herrlich gelungen.

Lieben Gruß,

Elke
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
oh,

vielen dank, liebe elke.

ich wüsste gern, ob außer mir noch jemand so was im traum erlebt, ganz oben auf einer plattform zu stehen und und alle menschen sind soooo weit weg und keiner hilft mir runter . . . is schlimm.
lg
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo Flammi,

da kann ich mich Elke nur anschließen.

LG Franka
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
vielen

dank, ihr lieben, für s kommentieren und bewerten.

ich träume jede nacht irgendwas, kann man gar nicht alles aufschreiben . . .
lg
 

FrankK

Mitglied
Albträume kenn ich zur genüge.
Vor allem nach / während nächtlicher Unterzuckerrungen.

Da gibts aber meistens Brücken. Die sind fast wie Plattformen.
Sehr hohe Brücken über sehr tiefe Täler, ohne Geländer. Die Stadt hinter mir liegt in Trümmern und ich muss fliehen vor der Meute, die glaubt, ich wäre Schuld. Dabei stimmt das nicht.

Mir hat mal einer erzählt:
In Albträumen beschäftigen wir uns mit unseren Ur-Ängsten.
Du hast Angst vorm Alleinsein.
Ich habe Angst, verfolgt zu werden.
So trägt jeder sein Päckchen.

Solange Du hier gelesen wirst, bist Du nicht alleine.


Viele liebe Grüße nach Berlin
Frank
 

Doska

Mitglied
Hallo Flammarion!
Wunderbarer Schreibstil. Traumhafte Geschichte. Ja, ich gehöre auch zu denjenigen, die von solchen Dingen träumen. Mag mich gar nicht so gerne daran erinnern- ohne Geländer- puh!
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
vielen

dank, liebe doska, für s lesen, antworten und bewerten.
ach, da sind wir doch schon 2, die so was träumen. müssen mal drüber reden.
lg
 

Josi

Mitglied
Hallo flammarion,
mich hat deine Alptraum Geschichte auch sehr bewegt!

Ich träumte einmal vor nicht langer Zeit, dass mein Exmann mich mit einer Rasierklinge verfolgt hat.
Ich war noch lange sehr erschrocken über diesen Traum!

Aber - vor 2 Jahren träumte ich von der Schwiegertochter meiner Freundin das sie schwanger sei. Ich erzählte es ihr am Tag darauf und 4 Tage später rief meine Freundin an, dass sie Oma wird.
Dieser Traum hat allen gefallen und heißt Leonie.

Liebe Grüße
von Josi
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
vielen

dank für s lesen und kommentieren.
ja, manchmal sieht man im traum unglaubliche wahrheiten.
ich wünsche eurem sonnenscheinchen gute gesundheit und einen geraden lebensweg.
lg
 

Josi

Mitglied
Vielen Dank,
für die lieben Wünsche an das Sonnenscheinchen, die ich weiterleiten werde!

Liebe Grüße
von Josi
 
Liebe flammarion,

was hast du nur für Träume? Wie bewegend du es geschrieben hast. Ich war mitten drin.

Frank schreibt:

In Albträumen beschäftigen wir uns mit unseren Ur-Ängsten.

Das habe ich auch mal gelesen, Frank. Jahrelang lief ich im Traum immer einem Zug hinterher. Das war sehr anstrengend. Er fuhr immer ab, als ich ihn fast erreicht hatte. Jetzt, wo ich deine Geschichte lese, flammarion, fällt mir auf, dass das letzte Mal des verpassten Zuges mindestens zwei Jahre her ist. Ich glaube, das ist ein positives Zeichen, oder?

Traumfreie Nächte wünscht dir,
Estrella
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
vielen

dank für s lesen und kommentieren.

vielleicht sollte ich wirklich immer aufschreiben, was ich so träume. letztens ging ich in einem wald spazieren bei herrlichem sonnenschein. es duftete nach pilzen und am wegrand blühten die üblichen kleinen waldblumen, die vöglein zwitscherten und sogar ein reh war in der ferne zu erblicken. da sah ich an einem baum einen jungen mann liegen, der offensichtlich versucht hatte, sich in die erde zu wühlen. sein angetrunkener vater kam herzugeeilt, schrie schon von weitem seinem anderen sohn zu, der in weißem oberhemd mit jabot mit seinen kumpels alberte: "Ej, du solltes doch uff dein bruda uffpassn! du weeßt doch, wat der imma for dußlichkeiten macht!"
dann packte er den am boden liegenden am arm und riss ihn hoch. und zwar im ganzen, das heißt, der junge hing mit den beinen in der luft in genau der selben haltung, wie er vorher am boden lag. absolut gespenstisch! zumal er den mund voller sand hatte und weit aufgerissene augen.
und sein bruder antwortete hochnäsig: "Soll ich der hüter meines bruders sein?" und ging weiter.
menno, was soll man davon nur halten?
lg
 
Dass du deine Träume so exakt wiedergeben kannst, finde ich erstaunlich. Was für Bilder du damit erzeugst. Vielleicht schreibst du ja mal ein Traumbuch?

Bei mir sind eher nur Bruchstücke da. Heute Nacht träumte ich von meinem Kater Charly, der schon seit 20 Jahren im Katzenhimmel ist. Aber ich weiß keine Einzelheiten mehr, nur dass irgend etwas nicht in Ordnung war. Davon wachte ich auf mit Herzrasen und konnte nicht wieder einschlafen. Deshalb sitze ich jetzt auch mit einem Becher Kaffee am PC.

Lieben morgendlichen Gruß,
Estrella
 
S

suzah

Gast
hallo flammarion,
meist ist man doch mehr oder weniger in eine traumhandlung selbst eingebunden, wie auch in "albtraum".
in deinem im kommentar geschilderten traum beobachtest du dagegen nur, und dann noch der satz: "Soll ich der hüter meines bruders sein?"
da vermute ich mal, du hast das kürzlich gelesen oder mit jemand über ein ähnliches thema gesprochen.
lg suzah
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hallo,

liebe suzah, in diesem anderen traum ging ich nur im wald spazieren und beobachtete jene szene. wer weiß, wann ich die weit aufgerissenen augen des unglücklichen vergessen werde, die mich anstarrten, als wäre ich allein an ALLEM schuld!
lg
 



 
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