Allerseelen

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huwawa

Mitglied
Allerseelen

Leicht wie Falter tanzend,
schweben
braune Blätter von den Bäumen,
die den Weg zum Hügel säumen,
wo Erinnerungen leben.

Seelenzuflucht
hinter Mauern
warmer Schein von Kerzenlichtern
und mit schweigsamen Gesichtern
Menschen, die an Gräbern trauern.

Allerseelen, man besinnt
sich,
wie schnell die Zeit verrinnt –
wann gehst DU zur letzten Ruh...?

Blätter fallen leicht
im Wind
tanzen Flocken, weich und lind
deckt der Schnee bald alles zu.
 
K

Klopfstock

Gast
Hallo, Huwawa,
mir gefällt Dein Gedicht ausgezeichnet.
Dir ist da etwas ganz "Schlichtes" aber in ganz positivem
Sinne gelungen. Deine Worte scheinen zu schweben -
sie schweben wie Seelen und trotz aller Trauer und Melancholie hat das Ganze eine so, wie soll ich es sagen,
eine "heitere-Vergänglichkeit" (so empfinde ich es) -
es ist ohne klebrige Schwere geschrieben.
Ich denke alles gesagt zu haben - außer BRAVO!!!:)

Dir einen besinnlichen Herbst
und liebe Grüße
von Klopfstock:)
 

huwawa

Mitglied
danke klopfstock

ich schwebe auch...

ich habe ja 15 jahre lang lyrik fast nur in mundart geschrieben, das sind meine ersten "gehversuche" in hochdeutsch.
 

Dorothea

Mitglied
Hallo Huwawa,
ich kann mich Klopfstock nur anschließen. Besonders die Melodik der Verse vermag es, dass die Worte so eindringlich wirken können; doch ohne zu viel Pathos oder zu viel Sentiment als klebrige Masse zu hinterlassen!
Vielleicht darf ich ohne Besserwisserei anmerken, dass für mich der Eindruck noch stärker gewesen wäre, würde die Verszeile mit dem einsamen "ich" nicht aus dem schwebenden Rhythmus der anderen Zeilen so extrem ausbrechen. (Vielleicht geht es damit aber nur mir so!)
LG.
 

huwawa

Mitglied
hallo Dorothea

du meinst wahrscheinlich das "sich" im dritten absatz.
ja, das hakt ein bisschen, da hast du recht, ich hab aber auch nicht gewusst, ob das nur ich so empfinde.

aber sollte ich dann nicht auch gleich das "schweben" in der ersten zeile lassen?"

vielleicht kannst du mir deine meinung dazu mitteilen

lg huwawa
 
K

Klopfstock

Gast
Hallo, Huwawa,
bitte, bitte nichts wegnehmen - ich will der Dorothea
nicht ins Handwerk pfuschen, aber das Gedicht ist so
gut, wie es ist. Weißt Du, es kommt auf die Art des Lesens an. Bitte nimm das "schweben" nicht weg, Du machst alles kaputt. Und das einsame "sich" paßt so gut - denn
gerade dieses einsame "sich" wo man ein wenig ins
Stocken geraten kann (ich sage kann, weil ich es nicht so empfinde, da anders lesend) - gerade die Stelle paßt
zum "man besinnt", dann eine kleine Pause und dann "sich".
Wenn man es so liest, dann fließt alles wie von selbst
und außerdem paßt es zum Besinnen.

Das alles macht auch den Reiz der Melodie aus -
Wenn es zu "perfekt" ist, zu abgezählt, dann kann
so etwas auch irgendwie maschinell wirken;)

Liebe Grüße
Klopfstock
 

huwawa

Mitglied
liebe Klopfstock

natürlich nicht wegnehmen, sondern in die erste zeile hinaufziehen hatte ich gemeint:

Leicht wie Falter tanzend, schweben
braune Blätter von den Bäumen....

Allerseelen, man besinnt
sich, wie schnell die zeit verrinnt...

ich denke, ich sollte es entweder so machen, oder lassen, wie es ist. gefühlsmäßig gefällt mir die originalvariante besser. was denkst du?

liebe grüsse
huwawa
 
K

Klopfstock

Gast
Laß es wie es ist - so ist es genau richtig!!!
Mir hat es nämlich auch von der Optik gefallen -
von Anfang an.
Mit "wegnehmen" meinte auch ich: nicht richtig wegnehmen,
sondern optisch, also raufziehen;)


LG Klopfstock
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo huwawa,

ich denke auch, Du hast gefühlsmäßig genau die Dinge auch durch den Rhythmus getroffen. Ich habe nur an der Stelle "sich" gestutzt, aber dann habe ich gemerkt, man muss eine Pause machen hinter "besinnt" und abermals hinter "sich", und dann stimmt alles. Und diese Pausen gehören inhaltlich dort hin, wie Klopfstock es schon gesagt hat.

Du hast es ja extra so abgesetzt geschrieben, dass die Pausen erforderlich sind. Ich würde es auch unbedingt genau so lassen.

Die letzten zwei Zeilen gefallen mir besonders gut, weil sie den Tod auf so eine sanfte anmutige Weise beschreiben.
Das ist doch gut, wenn alles, was gewesen ist, sanft zugedeckt werden kann, weil sich da nichts aufbäumt, sondern weil jemand friedlich und zufrieden, vom Leben gesättigt nach Hause gegangen ist.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 
C

casy01

Gast
das liest sich leicht - einfühlsam - stimmig


gefällt mir gut in Form und Bild wie dieses

Thema hier sich liest ohne Schwermut ...
 

Ecki

Mitglied
In diesem Gedicht steckt ein gewolltes Sonett, ich glaube, hier liegt auch von dir kein gewollter Vierstrophler vor.
Es ist das "sich" was von dir nicht aufgenommen wurde.
Daran zu arbeiten, Liebe Huwawa, lohnt sich, der Inhalt ist nicht schlecht.
Gruß: Ecki
 

huwawa

Mitglied
Hallo Ecki

Ja natürlich hat das Gedicht eine Sonettform (für ein Richtiges hat es zu wenig Silben). Ursprünglich sah das Gedicht auch so aus:

Allerseelen

Leicht wie Falter tanzend, schweben
braune Blätter von den Bäumen,
die den Weg zum Hügel säumen,
wo Erinnerungen leben.

Seelenzuflucht hinter Mauern
warmer Schein von Kerzenlichtern
und mit schweigsamen Gesichtern
Menschen, die an Gräbern trauern.

Allerseelen, man besinnt
sich, wie schnell die Zeit verrinnt –
wann gehst DU zur letzten Ruh...?

Blätter fallen leicht im Wind
tanzen Flocken, weich und lind
deckt der Schnee bald alles zu.

Das Gedicht ist schon über zwei Jahre alt und ich will daran nichts mehr ändern.
Mit einer Mundartversion davon habe ich jedoch vor kurzem einen Preis gewonnen.

Gruß
huwawa
 



 
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