Allerweltsverkäufer

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„Ich wünsche einen schönen guten Tag. Wenn er ihnen noch nicht gehört, verkaufe ich ihnen den Tag für eine Gegenleistung. Sie machen mir ein Gegenangebot und ich werde verhandeln. Wissen sie, ich habe alles, was ihr Herz begehrt, nur Leben verkaufe ich nicht und handle nicht mit ihnen. Denn damals, sie wissen schon, in der schweren zeit hatte sich einer mal ein neues Leben für sein altes und ein wenig Liebe gekauft. Doch sie wissen ja, ein Leben ist nur auf denjenigen zugeschneidert, der es tragen soll. Deshalb hatte das neue Leben einen schlechten Nachgeschmack, der ziemlich auf die Nieren geht und die Leber verunreinigt. Sie glauben gar nicht, wie schwer das im Magen liegt? Aber was soll’s, ich habe schließlich grad erst wieder neuer gebrochene Herzen hereinbekommen. Nun, ich habe zwar nur noch eine Seele im Angebot statt zwei, wie letzte Woche. Aber sie wissen doch, wie das heute ist. Man kann sich doch nichts mehr aussuchen. Na ja, fast nichts. Außer eben hier bei mir. Nehmen sie doch zum Beispiel dort ein wenig Glück. Mit Schlagsahne angerichtet schmeckt es vorzüglich. Oder darf\'s ein wenig mehr zeit sein? Mit Käse und auf Toast? Oder hier, etwas von diesem herrlich klaren Nichts? Ich hab es auch in Plastikflaschen, aber in grünem Glas strahlt es am schönsten, finde ich. Und man muss doch seinen Stil wahren. Aber denken sie nicht, sie bekämen es geschenkt. Nicht einmal der Tod ist bei mir umsonst. Aber wer will den schon. Im übrigen muss ich mich entschuldigen, hier fehlt eine Flasche Nichts. Aber hier habe ich eine tiefschwarze Kugel mit Hass. Ist das kein Angebot? Oder wie währe es mit dem hier, ein kleines Lämpchen. Das Licht ist eine Elfe. Ja, das währe etwas für ihre Tochter. Und dazu ein bisschen Wohlgefallen als Elfenfutter. Und noch etwas? Ach ja. Natürlich, ihre Geborgenheit und ihr Frohsinn. Ja das sollte wohl alles sein. Wie wollen sie zahlen? Oh, sie bieten mir wie immer Nichts an, von der klarsten Sorte? Nein, es tut mir leid, heute kann ich Nichts leider nicht annehmen. Ich bin doch kein Lager? Es tut mir außerordentlich leid, aber ich bekomme morgen schon eine neue Lieferung Nichts. Aber was ich gebrauchen könnte wäre Liebe oder ein ganzes, unverbrauchtes Herz. Hm... oder eine Seele, wenn sie hätten. Ja? Das währe ganz passabel. Hand drauf und ich bedanke mich. Es freut mich außerordentlich mit ihnen Geschäfte machen zu dürfen. Beehren sie mich wieder und schönen Gruß an das Fräulein Tochter.“



Luzifer
 
M

Minds Eye

Gast
Eine herrlich, düstere Idee. Un- und außergewöhnlich.
Nur die Unterschrift unter der wörtlichen Rede stört mich ein bißchen. Es ist ja kein Brief. Der Leser kommt bestimmt selber drauf, auch ohne diesen Hinweis.
Grüße,
ME.
 

Hetära

Mitglied
Hallo Luzifer,

ein wirklich gut geschriebener Text.

Erinnert mich stark an Ingeborg Bachmanns 'Ein Geschäft mit Träumen', kennst Du das?

Lieber Gruß

Hetära
 

AE

Mitglied
hallo LK
ich finde die idee ganz nett, die du hier in worte packst. aber insgesamt weiß ich doch nicht so recht, was du uns eigentlich sagen willst. wen spricht lucifer an? verkauft er am ende etwas? wenn ja, was?
und außerdem finde ich, dass lucifer als lucifer in diesem text zu kabarett- oder jahrmarkt-mäßig dargestellt wird.
vielleicht solltest du den text zu einer kurzgeschichte ausarbeiten?
nix für ungut
AE
 
hüstel

die unterschrift ist nur meine signatur unter dem text...

ich wollte Luzifer nicht als alleweltsverkäufder darstellen.


beim nächsten mal ziehe ich einen strich.


aber dennoch auch das ist eine nette idee, aus einem missverständnis geboren.

dazu aber folgenden, von wegen jahrmarkhaft: ich sehe Luzifer eigentlich als eine art till eulenspiegel, der den menschen letztendlich nur das wahre gesicht gottes zeigt. da er ein engel ist und keine menschlichen züge hat, denke ich kaum, dass er es verfälscht. oder vielleicht sopgar derart, dass wir es nicht begreifen können.



das aber nur am rande...

und weils so schön war, gleich noch den zweiten teil hinterher


Luzifer




"oh, sie schon wieder! einen schönen guten abend wünsche ich. schön sie wieder zu sehen. hat ihrer tochtet die elfe gefallen? ja? das hört man gern. wissen sie, in den heutigen tagen findet man doch so viel leid. es liegt nur so auf der straße herum. und da muss man sich doch um etwas freude bemühen. gerade eben erst konnte ich ein lächeln erstehen für einen guten rat. was glauben sie, wie angenehm soetwas im herzen glüht. doch ich rede schon wieder zu viel. sie kommen ja garnicht zu wort. was wünschen sie denn heute? - sie wissen ja, ich kann ihnen helfen,. einen rat brauchen sie? da muss schauen, ob ich estaw passendes finde. begleiten sie mich doch zu den umkleiden und gerichten sie, zu welchem anlass sie den rat brauchen. - ach! sie brauchen den rat für ihre frau?! nun, dann berichten sie mal. erläutern sie haarklein, was genau das problem ist, dass wir den rat auch passend schneidern können. - nun, auch ein kleines problem ist ein problem, wenn man es sich zu herzen nimmt. jaja,s ie haben sicher recht, dass man nicht immer so überreagieren soll. doch genug von dieser miniaturisierung, was genau ist das problem ihrer frau? - so was, ihre frau weiß nicht, was sie ihrer besten freundin zum geburtstag schenken soll? das ist ein großes problem. zumidest sicher in den augen ihrer frau. aber dafür brauchen sie keinen rat. kommen sie mal mit ins lager. dort findet sich sicherlich etwas, was sie ihrer frau als geschenk geben können. ich nehme an, es darf nicht zu viel kosten und soll etwas besonderes sein. wusst ichs doch. da habe ich aber auch das passende. vorsicht, stufe...ach und dort, der balken. ja, ich muss ihn bei gelegenheit reparieren lassen. nur gerade ist diese gelegenheit ausgegangen. das letzte bisschen habe ich an einen kleinen herrn in einem roten tupfenanzug verkauft. - ach, das trifft sich gut. sie hätten eine gelegenheit? passabel finde ich das, ganz passabel. dann fangen sie doch gleich an. ich suche derweil ihr geschenk und betrachte die gelegenheit als bezahlung, in ordnung? gut, hand drauf..."


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