Alles muß raus
Ach Gottchen, da setzt sie einen bösenbösen Blick auf, die Öko-Mutti, die kurz vor dem letzten Klingeln ihres biologischen Weckers noch ihrer eigentlichen Bestimmung auf der ach so verpesteten Welt nachkam und uns einen neuen Erdenbürger schenkte, den sie jetzt naserümpfend durchs Raucherabteil des ICE Hamburg-München bugsiert. Ich überlege noch, ob ich ihr sagen solle, dass inzwischen das Raucherabteil im ICE immer das Ende des Zuges bedeutet, (Raucher sind das letzte, sind gesetzlich Verbannte, sozusagen eine Randgruppe, dem sozialen Abstieg dicht auf den Fersen) es sich also gar nicht lohnt, den Weg in diese Richtung fortzusetzen, aber ich lasse es, soll sie lernen, sofern das in ihrem Alter und der damit verbundenen Intoleranz der neuronalen Stränge bei ihr noch möglich ist...
Derweil sauge ich genüsslich an meiner Selbstgedrehten und beobachte die gelbleuchtenden Rapsfelder, die vor dem nicht zu öffnenden Fenster (weil Klimaanlage – das Wort Klimaanlage sieht komisch aus mit den zwei aa’s in der Mitte, als tummelte sich da ein kleiner Aal...) vorbeihuschen, in denen Traktorräder Muster wie geschlängelte Heizkörperrohre (Heizkörperrohre mäanderten durch die Landschaft, ein unbestimmtes Gesetz der Symmetrie befolgend...) hinterlassen haben – wobei man heutzutage diese Heizkörperschlangen zu Zeiten der Fussbodenheizung gar nicht mehr sieht, aber wir Dichter haben diese gewisse Fähigkeit, in die Tiefe zu blicken...
Da ich nicht wie Atlas beladen beschäftigt bin die Menschheit mit einem Baby, das ich schnaubend durch den Zug von A nach B schleppe, vor dem nahenden Untergang zu retten, fütter ich, stets den Heiligenschein des carpe diem über mir schwebend, meinen Geist mit allerlei Buchstaben, von denen aufzublicken im Bahnhof Hannover es sich nicht lohnt, als erfahrener Zugreisender weiß man das: in Hannover steigen IMMER nur langweilige Menschen ein und aus, Hannover, wie furchtbar, die Armen...(typische Hannoverzusteiger ist ein jungdynamischinnovativer Mitvierziger, im Anzug und mit Mickey-Maus-Krawatte, Kurzhaarschnitt mit ein bisschen Gel à la Kai Pflaume aufgepeppt, meist mit zweidrei Seinesgleichen im Schlepptau – dann wird laut, fast gröhlend Niveauloses ins Abteil geschleudert, jaja, so ein Messefuzzi führt ein abend-teuerliches Leben).
In Göttingen lohnt es sich schon eher, seine Antennen auf Empfang zu stellen, Göttingen ist ein hübsches Studentenstädtchen, hier könnte es sogar passieren, dass Menschen zusteigen, die ihre Scheuklappen nicht für immer und ewig festgeschweisst oder festgezurrrrrt haben und die Möglichkeit besteht, dass gar ein Freigeist welchen Geschlechts auch immer das Abteil mit einem Flair von sagen wir mal unbescheiden ACHTSAMKEIT schwängert...
Weiter geht’s mit 180kmh gen Süden und allmählich bereite ich mich innerlich auf das Nord-Süd-Gefälle in puncto Kulturverständnis im Allgemeinen vor, in Fulda wechselt dann meist das Zugpersonal („dier pässenschers, wi will suuun arrreif tu Würzburg, mainstaischn Würzburg...“) und ab dann wird aus dem trögen „Moin-Moin“ ein herzerfrischendes „Grüß Gott“!(Mich wundert, dass ab der freistaatlich-bayrischen Grenze nicht verschärft Passkontrollen durchgeführt werden und die einzelnen Abteile mit Kruzifixen geschmückt).
Ab jetzt werd ich sowieso nur noch mit missmutigen, befremdlichen Blicken gepisakt, es sei erwähnt, in meinem linken Ohr prangen drei Ohrringe, dies schon seit ich denken kann und nun kann ich mich auch nicht mehr von ihnen trennen, ich denke die sind inzwischen eh fest verwachsen, wie dem auch sei, das gilt in diesen Gegenden südlich von Fulda nun mindestens als Zeichen von purer Rebellion gegen das bewährte System, wahrscheinlich bin ich ein schwuler, anarchistischer Bombenleger, so wird stark vermutet: „Kindchen, schau da nicht immer hin zu diesem..., diesem..., ähm, Mann!“...
Bald bin ich dann auch am Ziele meiner Reise. Was mich bewog hierher zu fahren ist eine andere Geschichte, diese hier, so will ich zugeben, mag zuweilen etwas überspitzt formuliert sein und endet hier mit einem: Nix für ungut, ein Heidenspaß und immerhin hat mich die Übung eine weiteres Mal davor bewahrt, jemals an einem Magengeschwür zu erkranken, weil wie Sie ja alle aus dem Winterschlussverkaufslogan (auf dieses Wort melde ich bei Gelegenheit ein Patent an) kennen, gilt ebenso für den Frieden in den eigenen Innereien: Alles muß raus!
Ach Gottchen, da setzt sie einen bösenbösen Blick auf, die Öko-Mutti, die kurz vor dem letzten Klingeln ihres biologischen Weckers noch ihrer eigentlichen Bestimmung auf der ach so verpesteten Welt nachkam und uns einen neuen Erdenbürger schenkte, den sie jetzt naserümpfend durchs Raucherabteil des ICE Hamburg-München bugsiert. Ich überlege noch, ob ich ihr sagen solle, dass inzwischen das Raucherabteil im ICE immer das Ende des Zuges bedeutet, (Raucher sind das letzte, sind gesetzlich Verbannte, sozusagen eine Randgruppe, dem sozialen Abstieg dicht auf den Fersen) es sich also gar nicht lohnt, den Weg in diese Richtung fortzusetzen, aber ich lasse es, soll sie lernen, sofern das in ihrem Alter und der damit verbundenen Intoleranz der neuronalen Stränge bei ihr noch möglich ist...
Derweil sauge ich genüsslich an meiner Selbstgedrehten und beobachte die gelbleuchtenden Rapsfelder, die vor dem nicht zu öffnenden Fenster (weil Klimaanlage – das Wort Klimaanlage sieht komisch aus mit den zwei aa’s in der Mitte, als tummelte sich da ein kleiner Aal...) vorbeihuschen, in denen Traktorräder Muster wie geschlängelte Heizkörperrohre (Heizkörperrohre mäanderten durch die Landschaft, ein unbestimmtes Gesetz der Symmetrie befolgend...) hinterlassen haben – wobei man heutzutage diese Heizkörperschlangen zu Zeiten der Fussbodenheizung gar nicht mehr sieht, aber wir Dichter haben diese gewisse Fähigkeit, in die Tiefe zu blicken...
Da ich nicht wie Atlas beladen beschäftigt bin die Menschheit mit einem Baby, das ich schnaubend durch den Zug von A nach B schleppe, vor dem nahenden Untergang zu retten, fütter ich, stets den Heiligenschein des carpe diem über mir schwebend, meinen Geist mit allerlei Buchstaben, von denen aufzublicken im Bahnhof Hannover es sich nicht lohnt, als erfahrener Zugreisender weiß man das: in Hannover steigen IMMER nur langweilige Menschen ein und aus, Hannover, wie furchtbar, die Armen...(typische Hannoverzusteiger ist ein jungdynamischinnovativer Mitvierziger, im Anzug und mit Mickey-Maus-Krawatte, Kurzhaarschnitt mit ein bisschen Gel à la Kai Pflaume aufgepeppt, meist mit zweidrei Seinesgleichen im Schlepptau – dann wird laut, fast gröhlend Niveauloses ins Abteil geschleudert, jaja, so ein Messefuzzi führt ein abend-teuerliches Leben).
In Göttingen lohnt es sich schon eher, seine Antennen auf Empfang zu stellen, Göttingen ist ein hübsches Studentenstädtchen, hier könnte es sogar passieren, dass Menschen zusteigen, die ihre Scheuklappen nicht für immer und ewig festgeschweisst oder festgezurrrrrt haben und die Möglichkeit besteht, dass gar ein Freigeist welchen Geschlechts auch immer das Abteil mit einem Flair von sagen wir mal unbescheiden ACHTSAMKEIT schwängert...
Weiter geht’s mit 180kmh gen Süden und allmählich bereite ich mich innerlich auf das Nord-Süd-Gefälle in puncto Kulturverständnis im Allgemeinen vor, in Fulda wechselt dann meist das Zugpersonal („dier pässenschers, wi will suuun arrreif tu Würzburg, mainstaischn Würzburg...“) und ab dann wird aus dem trögen „Moin-Moin“ ein herzerfrischendes „Grüß Gott“!(Mich wundert, dass ab der freistaatlich-bayrischen Grenze nicht verschärft Passkontrollen durchgeführt werden und die einzelnen Abteile mit Kruzifixen geschmückt).
Ab jetzt werd ich sowieso nur noch mit missmutigen, befremdlichen Blicken gepisakt, es sei erwähnt, in meinem linken Ohr prangen drei Ohrringe, dies schon seit ich denken kann und nun kann ich mich auch nicht mehr von ihnen trennen, ich denke die sind inzwischen eh fest verwachsen, wie dem auch sei, das gilt in diesen Gegenden südlich von Fulda nun mindestens als Zeichen von purer Rebellion gegen das bewährte System, wahrscheinlich bin ich ein schwuler, anarchistischer Bombenleger, so wird stark vermutet: „Kindchen, schau da nicht immer hin zu diesem..., diesem..., ähm, Mann!“...
Bald bin ich dann auch am Ziele meiner Reise. Was mich bewog hierher zu fahren ist eine andere Geschichte, diese hier, so will ich zugeben, mag zuweilen etwas überspitzt formuliert sein und endet hier mit einem: Nix für ungut, ein Heidenspaß und immerhin hat mich die Übung eine weiteres Mal davor bewahrt, jemals an einem Magengeschwür zu erkranken, weil wie Sie ja alle aus dem Winterschlussverkaufslogan (auf dieses Wort melde ich bei Gelegenheit ein Patent an) kennen, gilt ebenso für den Frieden in den eigenen Innereien: Alles muß raus!