Als der Herr Jesus zu Gast war beim feinen Herrn von Gutenberg

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HerbertKalk

Mitglied
1. Es war 2012, und die Menschen wunderten sich, was der Mann im Kaftan da so trieb, der herumging und den Leuten das Blaue vom Himmel herunter erzählte.
2. „Ein komischer Vogel!“, sagten die einen, „Ein kluger Mann!“, die anderen, aber keiner wusste wirklich, wer der Fremde war.
3. Einmal, als er so herumging und predigte, kam eine schwarze Limousine vorgefahren; darin saß der Herr von Gutenberg, den alle Welt verpönte, und über den sich die Medien tagtäglich das Maul zerrissen.
4. Der Wagen hielt am Straßenrand; er ließ die Scheibe runter, und der Fremde beugte sich zu ihm hinein:
5. „Wie heißt du, mein Freund?“, erkundigte er sich, und der Herr von Gutenberg antwortete: „Ich bin der Herr von Gutenberg, und ich will, dass du heute mein Gast bist!“
6. Da nickte der Fremde und setzte sich neben ihn in den Wagen, während die Leute dastanden und gafften.
7. „Ich bin der Herr Jesus, weißt du!?“, stellte sich der Fremde vor, und der andere erwiderte: „Ich weiß, deshalb bin ich ja da; du sollst mich von meinen Sünden lossprechen, damit ich wieder kandidieren kann!“
8. Wieder nickte der Herr Jesus, diesmal aber sprach er: „Schon klar, aber glaubst du, das ändert etwas daran, was die Leute von dir halten!?“
9. Der feine Herr von Gutenberg senkte sein gegeltes Haupt: „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht“, gestand er etwas kleinlaut.
10. „Siehst du!“, machte der Herr Jesus und klopfte ihm den Rücken, „und genau das ist dein Problem: Dir sollte egal sein, was die Leute von dir halten, viel wichtiger ist nämlich, wie du dazu stehst!"
 
U

USch

Gast
Hallo Herbert,
nette Glosse. In Bayern ist doch alles möglich, gegelt oder ungegelt. (Ist er überhaupt noch gegelt? die Brille ist doch weg! Das Gel Nicht?) Jesus hilft wohl in Bayern immer. (Glaube ich jedenfalls als Norddeutscher). Der CSU sind wohl wegen der Alpennähe auch Gute(n) Berge in jeder Notlage genehm.
LG USch
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo,

der Titel verspricht mehr, als der Text hält. Die Idee finde ich gut, würde zunächst aber erst einmal die Zahlen wegnehmen und dann Jesus wirklich Gast im Hause Gutenberg werden lassen.

LG Franka
 

HerbertKalk

Mitglied
@Franka: Der Text spielt auf das Zugastsein eines Zöllners bei Jesus an, der Text steht auch so ähnlich in der Bibel. Und auch in der Bibel lädt sich Jesus nur ein und ist nicht wirklich nachlesbar zu Gast. Der Bibeltext besteht auch aus 10 Versen. Darum auch hier diese Einteilung. Verstanden?
 
M

Moony

Gast
Hallo HerbertKalk,

grundsätzlich ist die Idee, einen politischen Zeitgenossen mit dem Neuen Testament zu konfrontieren, keine schlechte. Allerdings ist man bei der Adaptation von Bibelstellen rasch auf dem Glatteis, denn es wimmelt allenthalben von Schriftgelehrten. Falls Dir Lukas 19, 1-10, als Vorlage gedient haben sollte: Der dortige Guttenberg (Guttenberg bitte mit zwei t!) ist kein gegelter, arroganter Yuppi, sonder ein reuiger Sünder, der die Hälfte seines Vermögens den Armen verspricht und deshalb, trotz seines miesen Standes, der himmlischen Gnade teilhaftig wird. Ganz entscheidend: Nicht der Zöllner lädt ein, sondern Jesus gibt sich von selbst die Ehre.

Ich glaube, lieber HerbertKalk, du hast, ebensowenig wie KT, verstanden, was Buße ist und was sie bewirkt. Wäre ich Guttenbergs Berater gewesen, dann hätte ich ihm seinerzeit empfohlen, zu bekennen („ja, ich habe beschissen!“), danach öffentlich Buße zu tun und medienwirksam in einem Kloster zu verschwinden, um dortselbst bei Wasser und Brot Unkraut zu jäten, Waisenkindern die Wäsche zu waschen und den Hof zu kehren. Erklärtermaßen für mindestens ein halbes Jahr, derweil sein Ehegespons nur in grobem Rupfen unterwegs und jeder Lustbarkeit entsagend mit die Zerknirschte gibt.

Das Volk hätte das halbe Jahr niemals ausgehalten, sondern den Gutten spätestens nach sechs Wochen wieder an Herz zu drücken verlangt und Aufrufe verfasst, er möge doch baldestmöglich als verlorener Sohn heimkehren („es reicht, KT!!“), um wieder an der Rechten des Vaters zu sitzen.
Dass Guttenberg diese Chance vertan hat, ist der eigentliche Fehler seines Lebens – nicht der mit der gekauften Diss.

Doch zurück zu Deinem Versuch. Ich halte ihn deshalb für missraten, weil er nicht wirklich Bezug auf die Botschaft der „Heiligen Schrift“ nimmt. Es entstand leider keine Satire, sondern etwas belanglos-banal Unwitziges. Und dafür, finde ich, ist das Evangelium denn doch zu schade.
Lg

Moony
 

HerbertKalk

Mitglied
@Moony: Ich glaube, DU hast nicht verstanden, worum es in der Bibelstelle geht. Es geht hier nicht um das Bußetun. Es geht um die Begegnung mit Jesus, den daraufhin folgenden Geisteswandel. Und um die Leute, die nicht verstehen.
Ich finde nicht schlimm, was der Herr von Gutenberg/Guttenberg gemacht hat. Er muss deswegen auch nicht ins Kloster gehen. Entscheidend is seine überhebliche Art, sein überbortendes Selbstbewusstsein, das man als Politiker ja auch doch irgendwie braucht, aber trotzdem ... Er WOLLTE das alles viel zu sehr, und hat darüber hinaus anscheinend ganz vergessen, was es eigentlich heißt, Mensch zu sein oder für ein Volk einzutreten. Aber auch die Leute haben vergessen, dass er doch auch nur ein Mensch ist.
Der Text soll außerdem keine Satire auf der Evangelium sein, sondern vielmehr nur eine kleine Variation der Stelle ins Heutige übertragen. Dass Gutenberg/Guttenberg drin vorkommt, ist eigentlich irrelevant. Könnte auch der Wulf sein. Ging um die öffentliche Person, auf die die Leute "sauer" sind, obgleich wegen welcher Lapalie, und die dabei ganz das Menschsein vergessen, und dass es manchmal nur eines kleinen Anstoßes bedarf.
 



 
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