Als ich mich entdeckte

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Als ich mich entdeckte

Lange habe ich überlegt, ob und wie ich eine Story aus meiner Jugendzeit zu Papier bringen sollte. Konnte ich das wirklich thematisieren?
Da unterstellte mir kürzlich das Internet, dass ich als im Sternzeichen des Zwillings Geborener ein Meister des Wortes sei. Ich habe die Herausforderung angenommen.


Nach meinem Abitur im Jahre 1949 arbeitete ich als unbezahlter Praktikant im Labor der Lackfabrik meiner Heimatstadt, um die Zeit bis zur erhofften Zulassung zu Chemiestudium zu überbrücken. Als der Laborleiter erkrankte, fand sich zunächst keiner, der eine passende Aufgabe für mich hatte. Schließlich hatte der Leiter der Betriebswerkstatt eine Idee, mich sinnvoll zu beschäftigen.
Im Hof der Fabrik rostete schon seit langer Zeit ein großer Kessel vor sich hin, der auf Wiederverwendung harrte. Da war ich genau der Richtige, um den riesigen Kessel von seiner Rostschicht zu befreien.
Das sollte mit einem rotierenden Schleifrad geschehen.
Das zugehörige dicke Elektrokabel schaukelte und vibrierte zwischen meinen Oberschenkeln. Die Tätigkeit war gewöhnungsbedürftig, aber bald stellte sich ein angenehmer Nebeneffekt ein. Wellen des Wohlbehagens kamen über mich. Und dann fühlte ich etwas Feuchtes in meiner Hose, die Vibrationen hatten ihre Wirkung getan.
Danach entdeckte ich mich noch einige Male, denn die Entrosterei war nicht an einem Tag erledigt.
Kaum zu glauben: Damals war ich bereits 19 Jahre alt. Bis dahin hatte ich meinem Männlein wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Es hatte sich zwar schon gemeldet, doch der Sonderauftrag meines Arbeitgebers bescherte mir den entscheidenden „Durchbruch“.
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Eberhard,

das ist mal ein Zeitzeugnis! Ich finde die Formulierung "wie ich mich entdeckte" grandios. Du hast sehr frei und unterhaltsam beschrieben, was zu Deiner Zeit wohl unter die Zensur der Prüderie fiel und wahrscheinlich Tabu blieb.
Unglaublich, die Geschichte heute - in diesen übersexualisierten Zeiten - zu lesen, und doch nachvollziehbar: die naive Entdeckerfreude des Neunzehnjährigen!

Ein sehr bemerkenswerter Text und ein schönes Beispiel, wie gerade Menschen Deiner Generation uns Nachgeborene doch sehr überraschen können!

Herausforderung bravourös bestanden!

Grüße von Elke
 
Hallo ENachtigall!
Ein kleines Lob hatte ich ja erwartet, aber ein großes und dann noch von der Forenleitung! Damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Danke!!
LG Eberhard
 
Als ich mich entdeckte

Lange habe ich überlegt, ob und wie ich eine Story aus meiner Jugendzeit zu Papier bringen sollte. Konnte ich das wirklich thematisieren?
Da unterstellte mir kürzlich das Internet, dass ich als im Sternzeichen des Zwillings Geborener ein Meister des Wortes sei. Ich habe die Herausforderung angenommen.


Nach meinem Abitur im Jahre 1949 arbeitete ich als unbezahlter Praktikant im Labor der Lackfabrik meiner Heimatstadt, um die Zeit bis zur erhofften Zulassung zum Chemiestudium zu überbrücken. Als der Laborleiter erkrankte, fand sich zunächst keiner, der eine passende Aufgabe für mich hatte. Schließlich hatte der Leiter der Betriebswerkstatt eine Idee, mich sinnvoll zu beschäftigen.
Im Hof der Fabrik rostete schon seit langer Zeit ein großer Kessel vor sich hin, der auf Wiederverwendung harrte. Da war ich genau der Richtige, um den riesigen Kessel von seiner Rostschicht zu befreien.
Das sollte mit einem rotierenden Schleifrad geschehen.
Das zugehörige dicke Elektrokabel schaukelte und vibrierte zwischen meinen Oberschenkeln. Die Tätigkeit war gewöhnungsbedürftig, aber bald stellte sich ein angenehmer Nebeneffekt ein. Wellen des Wohlbehagens kamen über mich. Und dann fühlte ich etwas Feuchtes in meiner Hose, die Vibrationen hatten ihre Wirkung getan.
Danach entdeckte ich mich noch einige Male, denn die Entrosterei war nicht an einem Tag erledigt.
Kaum zu glauben: Damals war ich bereits 19 Jahre alt. Bis dahin hatte ich meinem Männlein wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Es hatte sich zwar schon gemeldet, doch der Sonderauftrag meines Arbeitgebers bescherte mir den entscheidenden „Durchbruch“.
 

Grauschimmel

Mitglied
Danke

Guten Abend Eberhard, nette Erinnerungen kommen da hoch. Ja so warns, die alten Rittersleut … auch ich wurde erst mit 18 entknabt. Andere Zeiten und Sitten, natürlich fern von jeder verbalen Bewertung der heutigen ( nur Kopfschütteln)!
Danke gern gelesen Grauschimmel!
 

HajoBe

Mitglied
Hallo Eberhard, ja, schöne und einprägsame Formulierung das "mit der Selbstentdeckung". Man wird unwillkürlich an das eigene "erste Mal" erinnert. Habe es mit einem Schmunzeln gelesen.
Schönen Abend und LG
Hajobe
 



 
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