Altlasten

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Haremsdame

Mitglied
Allmählich wird mein Lebensrucksack, den ich täglich mit mir herumschleppe, verdammt schwer. Doch was soll ich hinauswerfen? Alles gehört zu mir, hat mich geformt, zu der Frau gemacht, die ich heute bin.
Abschiede sind mir schon immer schwer gefallen. Und nun soll ich aussortieren, weil ich sonst nicht mehr vom Fleck komme? Was brauche ich nicht mehr?
Angst zum Beispiel! Angst vor Unbekanntem. Angst vor dem Tod. Schließlich weiß ich, dass "meine" Toten immer bei mir sind. In Form von Schutzengeln, Ratgebern oder als Regenbogen. Damit müsste ich auch einen Teil der tief in mir verborgenen Trauer ablegen können. Wenn die Toten bei mir sind, muss ich ihren Fortgang nicht mehr betrauern.
Ob, wenn ich mich von unnötiger Trauer löse, wieder mehr Energie durch meinen Körper fließt? Ich habe Sehnsucht nach neuer Energie. Aus Erfahrung weiß ich, dass Spaziergänge in der Natur Energie freisetzen. Aber solange der Rucksack so schwer ist, verbrauche ich meine Energie, um ihn zu schleppen ...
 

revilo

Mitglied
Nix sollte man aus seinem Lebensrucksack eliminieren! Der Inhalt ist ein Teil von Dir, ob Du es willst oder nicht!
LG revilo
 

MarenS

Mitglied
Alles Erlebte gehört in den Rucksack, nur ob man die einzelnen Dinge noch mit Steinen beschwert, damit sie auch ja nicht abhauen, das sollte man sich doch überlegen.
Dazu findet man in seinem Rucksack oft noch ein gutes Maß dessen, was man von den Eltern übernommen hat.
Ausmisten!
Manches ist wichtig, manches für das eigene Leben überflüssig und manches, ja manches tote Material schleppt man einfach als "Übernahme" mit sich herum. Probleme, die die Eltern nicht zu lösen vermochten, von denen sie sich nicht freimachen konnten haben sich unbemerkt eingeschlichen und hocken nun in den Falten des Lebensrucksackes.

Viel Glück beim Aufräumen

wünscht Maren
 

Haremsdame

Mitglied
@revilo
Habe nun ein paar Tage über Deinen Komm nachgedacht. Bin inzwischen absolut nicht Deiner Meinung, dass alles im Lebensrucksack bleiben sollte.
Wenn Du auf Wanderschaft gehst und eine Pause machst, dann wirfst Du doch auch die leeren Verpackungen Deines Mahls in den nächsten Papierkorb. Dinge, die "gegessen", also verarbeitet sind, müssen nicht mehr mitgeschleppt werden. Sonst vermüllt Dein Rucksack nur.
Da bin ich schon eher MarenS Meinung: ausmisten!
Grüße von der Haremsdame
 

Haremsdame

Mitglied
@ MarenS
Ich liebe Bilder, die das Leben verdeutlichen. Zum Beispiel: Unsere Tochter schleppt jeden Tag einen viel zu vollen Rucksack zur Schule. Trotzdem bleiben ein paar Bücher zu Hause. Sie liegen dann im Regal und warten darauf, wieder gebraucht zu werden. Manche Papiere liegen lange ungenutzt in diesem Regal und werden eines Tages, wenn klar ist, dass sie überflüssig geworden sind, weggeworfen.
Genauso sehe unsere Lebensrucksäcke: Auch wenn alles, was darin ist, zu uns gehört, können wir einiges einfach im Regal liegen lassen. Es lohnt sich, immer mal wieder umzusortieren und sich nur mit dem zu beschäftigen, was momentan wichtig ist. Dann werden der Schritt und das Fortkommen leichter...
Danke für Dein Verständnis und Deine Zeilen, liebe MarenS,
sagt die Haremsdame
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Als Tagebucheintrag kann ich es nachvollziehen und eine Kombination empfhelen: Zwar alles aufheben (was sich nicht sowieso schon von selbst entsorgt hat), aber nichts extra beschweren (im Gegenteil) und vor allem nicht jeden Tag alles einpacken.

Als Literatur ist es ein eher schwacher Text: Kein neues oder originelles Bild, inhaltlich und stilistisch (noch) zu wenig sortiert/konzentriert.
 



 
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