Am Donnerstag hat Gott Geburtstag

Leovinus

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Hallo,
das Folgende ist der Beginn einer bereits fertigen Geschichte, die jedoch zu lang ist, um sie ins Internet zu stellen. Bitte lasst es mich wissen, wenn Ihr interessiert daran seid, wie sie weitergeht - ob also die Sonne wieder zur Erde kommt und dabei ihre große Liebe findet, welche Rolle ein besoffener Komet spielt und ob das Weltall das alles unbeschadet übersteht.
Interessierte erhalten das komplette Stück (ca. 7 A4-Seiten) per Mail.
Beste Grüße von Leovinus
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-und hier gehts los:

Am Donnerstag hat Gott Geburtstag

»Am Donnerstag hat Gott Geburtstag«, sagte das All am Dienstag und legte die Beine auf den Tisch in der »Detail«.
Obwohl das All ihr bester Kumpel war, mochte die Sonne nicht, dass es sich in ihrer Lieblingsbar aufführte wie ein Cowboy. Doch sie verzog nur die Miene. Immerhin setzte das All sie für sämtliche Partys der bekannten Galaxis auf die Gästeliste. Wäre die Sonne vor die Wahl gestellt worden, entweder auf einen ihrer siebenundzwanzig Schminkspiegel oder auf das Tanzen zu verzichten, wäre sie in große Entscheidungsschwierigkeiten geraten.
»Schon wieder ein Jahr rum?« wunderte sie sich.
»Ist sein Millionster. Er macht eine Riesenparty mit Feuerwerk und Gogo-Galaxien.« Die Augen der Sonne leuchteten. Das Weltall bohrte mit dem Fingernagel in einem Zahnzwischenraum und meinte schließlich: »Jedenfalls treffe ich mich morgen Vormittag mit dem Feuer, um ein Geschenk für Gott zu kreieren. Wenn du zu Party willst, mach mit. Ohne Geschenk kommst du da diesmal nicht rein. Um zehn fangen wir hier an.« Die Sonne stellte einen Spiegel auf den Tisch und begann, ihre Augenbrauchen zu zupfen. »Früh um zehn? Das ist ja vor dem Aufstehen! Heute Abend legen die ‚Moon Twins’ in der Corona-Bar auf. Das wird bestimmt spät.« »Wie du meinst,« sagte das All, spuckte in ein Taschentuch und rieb sich die Stiefel blank. »Aber ich sage dir, du verpasst was, wenn du nicht zu Gottes Geburtstag erscheinst. Du kennst ihn ja. Der hat’s echt drauf.«
»Ich werde mich bemühen« resignierte die Sonne. »Übrigens: Was ist eigentlich mit der Karte für die ›Funky Planets‹? Die hast du mir schon seit Jahrhunderten versprochen.«
Das All grinste: »Kriegst du morgen. Wenn du da bist. Also: um zehn!« Es schnipste nach dem Wirt der »Detail«, dem etwas älteren Herrn Teufel, zahlte und stampfte aus der Bar.
Am nächsten Tag erwachte die Sonne mit schwerem Kopf. Sie wälzte sich auf die Seite und starrte den Wecker an. Der große Zeiger stand auf der Zwölf und der kleine auf neun. Mist. Wie sollte sie es in einer Stunde in die »Detail« schaffen? Warum musste sie auch so lange mit Mark von den Mondzwillingen flirten! Irgendwann war er auf dem Klo verschwunden und als er nach einer Viertelstunde endlich wiederkam, hatte sie ihn mit einem stürmischen Kuss begrüßt. Erst später stellte sie fest, dass dies nicht Mark gewesen war, sondern Markus. Müssen sich Zwillinge so verdammt ähnlich sehen? Jedenfalls war der Abend damit gelaufen und gegen Fünf legte sich die Sonne frustriert und allein ins Bett.
Von dort sprang sie nun mit einem Satz auf. Sie hechtete in die Küche. Wenigstens ein Kaffee musste drin sein. Als sie die Büchse öffnete, fielen ihr drei Krümel entgegen, die ebenso müde aussahen wie sie.
Dann eben kein Kaffee. Sie duschte fix mit eiskaltem Wasser – Gott hatte mal wieder die Warmwasser-Versorgung abgestellt – sprang in ihren Sonnenwagen und nahm Kurs auf die Milchstraße. Natürlich stand sie nach drei Minuten im Stau.
Das waren die Momente, in denen sie ernsthaft daran zweifelte, ob sie überhaupt noch jung genug war für dieses ungeregelte Dasein. »Wie oft,« so dachte sie, während vor ihr ein müder Roter Riese trödelte, »wie oft muss ich mir das noch antun, ehe ich kapiere, dass man pünktlich ins Bett gehen kann? Nächste Woche lasse ich alle Partys aus und gehe um Sieben schlafen.« Es braucht wohl nicht erwähnt zu werden, dass ihr dieser Gedanke mindestens vier Mal pro Woche kam.
Der Rote Riese war abgebogen, die Sonne umkurvte geschickt zwei Weiße Zwerge und bog nach drei Lichtjahren endlich rechts ab. Es überraschte sie nur wenig, dass rings um die »Detail« kein einziger Parkplatz zu finden war. Die Sonne schaute auf ihre innere Uhr – zwölf nach zehn. Wenn sie ewig nach einer Lücke suchte, konnte sie das Treffen mit dem All und dem Feuer abschreiben und damit auch Gottes Party. Die war das Highlight des Jahrtausends – wer da fehlte, konnte sich gleich ins Grau verziehen. Selbst Gott wurde nur einmal eine Million.
Außerdem behandelte er sie seit ihrer Schöpfung wie seine Lieblingstochter, was ihr schon manchen Vorteil in punkto Attraktivität eingebracht hatte. Sie war ihm also etwas schuldig und parkte in einer Wurmloch-Ausfahrt.
Sie hatte Glück: Die anderen beiden hatten eben erst begonnen, da das Feuer die ganze Nacht an seiner dritten Doktorarbeit über quantenchromographische Phänomene gebrütet hatte und ebenfalls knapp aus dem Bett gekommen war. Allerdings musste die Sonne zugeben, dass es weitaus besser aussah als sie. Allerdings hatte das Feuer in der Nacht seinen Tomatensaft pur getrunken, während ihrer mit Wodka versetzt gewesen war.
Da die drei aber zusammen ein ziemlich gutes Team waren, hatten sie innerhalb kürzester Zeit ein wunderbares Geschenk für Gott erschaffen. Natürlich waren sie im Gegensatz zu ihm nicht solche Naturtalente, was die Schöpfung anging, dennoch konnte sich ihr Ergebnis sehen lassen. Sie hatten etwas erschaffen, das sowohl gut aussah als auch nützlich war. Das Ergebnis war eine 12.700 Kilometer große schimmernde Kugel mit breiten grünen und bläulich glitzernden Flächen. Auf einem Gipfel erstrahlte ein goldenes Licht, das obere und untere Fünftel war mit zarten silbernen Platten überzogen, welche sie – das war ein Einfall der Sonne – teilweise verflüssigten, so dass kleine flimmernde Seen entstanden. In eine kleine Spalte gravierten sie den Namen für ihr Präsent: Erde. Die perfekte Kugel überzogen sie mit einem hellblauen Gitternetz und verdampften zum Schluss reines Wasser, das sich gleichmäßig um das Gebilde herum legte. Sie wussten, dass Gott ein Faible für naturwissenschaftliche Spielereien hatte. So konnte er tagelang die Reaktionen zwischen dem flüssigen Silber, dem Gas und dem Wasser variieren.
Das Feuer legte ihr Werk vorsichtig auf eine Serviette und stand auf. Während es seinen roten Schal umband sagte es: »Ich muss wieder los. Meine Doktorarbeit ruft. Macht’s gut. Ach so, All: Viel Glück für morgen!« Es nickte der Sonne zu und verschwand.
»Morgen?« Die Sonne schaute das All fragend an. »Wieder so ein Duell mit einem Paralleluniversum«, erklärte das All. »Wir treffen uns am Ende der Milchstraße. Kurz vor der Sternenwüste. Wenn das mich erledigt, könnte es hier nächste Woche ganz anders aussehen.« »Das ist doch jetzt schon das dritte Mal in den letzten hunderttausend Jahren. Kann Gott da nicht mal was unternehmen?«
»Ich sag’s nur ungern«, zuckte das All mit den Schultern, »Aber der hat auch nicht alles im Griff, was er mal erschaffen hat. Manchmal verzettelt er sich halt und wir müssen das ausbaden. Was soll’s, vielleicht werde ich ja wiedergeboren. Ist zwar lästig, von vorne anzufangen, aber so ist das eben.« Die ganze Zeit hatte die Sonne das Gefühl, irgend etwas Wesentliches vergessen zu haben. Aber es fiel ihr nicht ein. Das All betrachtete die Kugel, die sie erschaffen hatten, welche sich jetzt sanft um sich selbst drehte. »Deshalb wird es wohl auch nötig sein, dass du die Erde mitnimmst und bis zur Party darauf achtest.« »Ich?« Die Sonne wurde blass. »Und wenn ich sie verliere? Oder sie fällt runter? Außerdem muss sie doch noch eingewickelt werden.« Das All hob bedauernd die Hände. »Also ich kann mich nicht drum kümmern. Wer weiß, ob ich morgen noch da bin. Und das Feuer ist zu sehr im Stress.«
Die Sonne grübelte. »Meinetwegen. Wenn ich sie ganz vorsichtig in meine Handtasche packe, wird wohl nichts passieren, oder? Ein bisschen Geschenkpapier finde ich schon.« Sie saßen noch ein paar Minuten zusammen und schwatzten über die Unerfahrenheit von Paralleluniversen, bis das All sich auf den Weg machte. Kaum war die Kneipentür hinter ihm zugefallen, sprang die Sonne auf und stürzte dem All hinterher.
Kurz vor der Tür lief ihr Teufel über den Weg und sie rempelte ihn übel an. »Junge Frau, zahlen müssten sie schon noch.« Hektisch öffnete sie ihre Handtasche und ließ sie vor lauter Aufregung fallen. Mist! Auf dem Boden verstreut lagen die vier bunte Schminkspiegel, drei Lippenstifte, eine Pinzette. Aus dem Augenwinkel nahm die Sonne gerade noch wahr, wie die blitzende Kugel davon kullerte. Sie sprang hinterher und bekam sie zu fassen, ehe das Geschenk unter der Theke verschwinden konnte. Aber die Erde sah noch recht unversehrt aus.
Hastig kramte die Sonne ein paar Münzen hervor, drückte sie dem Wirt, der komisch grinste, in die Hand und stürmte ins Freie, wo sie prompt mit dem Weltall zusammenprallte. Ihm war auch noch etwas eingefallen.
»Die Funky Planets«, stießen beide wie aus einem Munde hervor und lachten. Das All drückte ihr das Ticket in die Hand und machte sich wieder auf den Weg. Die Sonne begab sich zu der Wurmloch-Ausfahrt, zerknüllte den Strafzettel und fuhr nach Hause.
Die »Funky Planets« waren die angesagteste Boygroup im Umkreis von siebentausend Lichtjahren. Sie zeichneten sich durch wahrhaft himmlische Körper aus und wenn sie auftraten, klagten selbst die Schwarzen Löcher der Umgebung über mangelnde Anziehungskraft. Ihr großer Hit war »Be my Star«. Die Sonne hatte das All schon lange angebettelt, ihr endlich Karten für die Jungs zu besorgen und so stand sie nun überglücklich in der tosenden Menge, während vorne Sternennebel über die Bühne wallte und die »Planets« im Rhythmus der zugegeben etwas seichten Musik tanzten.
Nach der ersten Zugabe, die Sonne war schon arg durchgeschwitzt vom Mitsingen und Tanzen, spürte sie plötzlich Blicke auf sich ruhen. Verwirrt schaute sie sich um und starrte Herrn Teufel mitten in die Augen, der direkt hinter ihr stand. Sie rückte ein wenig von ihm ab, soweit das in der Menge ging. Da die Sänger sich noch ein wenig bitten ließen, mimte sie notgedrungen etwas Höflichkeit: »Was suchen Sie denn hier? Ich dachte, Sie stecken immer in der ›Detail‹? Seit wann interessieren Sie sich für solche Musik?« »Muss doch auf dem Laufenden bleiben. Vielleicht lade ich die Vier ja mal zu einem kleinen Sonder-Gig in meine Bar ein. Was hältst du davon?«
Der Sonne war es gar nicht recht, so sehr in die Pläne von Teufel eingeweiht zu werden. Soweit sie wusste, war der ungefähr so alt wie Gott und die Sonne stand nicht auf ältere Herrn. (Gott war da eine Ausnahme, schließlich hatte er sie erschaffen.) Zum Glück wurde sie in diesem Moment von den »Planets« erlöst, die sich hatten erweichen lassen und nun wieder auf der Bühne lärmten. Als sie sich das nächste Mal umdrehte, war Teufel verschwunden.
Müde und aufgedreht zugleich langte sie an diesem Abend zu Hause an. Sie fiel ohne weitere Umstände ins Bett und träumte davon, gemeinsam mit den Planets auf der Bühne zu stehen. Im Zentrum stand sie und tanzte, während die vier Sänger mit funkelnden Kugeln jonglierten. Mittendrin jedoch lösten sich die Gesichter der Band auf und nahmen die Züge von Teufel an. Sie fuhren fort, mit den Kugeln zu spielen, warfen sie hoch und immer höher. Dann verschwand diese absurde Band und die schimmernden Bälle fielen zu Boden, wo sie sich in armselige Haufen Matsch verwandelten. »Be my Star« verkam zu hässlichen Piep-Tönen, die mit Mühe an die Original-Melodie erinnerten. Die Sonne erwachte schweißgebadet, doch die piepsende Musik erklang weiter.
Schließlich erkannte sie, dass das ihr Telefon war, dessen Klingelton sie vor langer Zeit mit dem Nummer-Eins-Titel programmiert hatte. Sie fiel fast aus dem Bett, lief schlaftrunken ins Wohnzimmer und stellte fest, dass der Anrufer vor einer Sekunde aufgelegt hatte. In der Rufliste sah sie, dass das All versucht hatte, sie zu erreichen. Wahrscheinlich wollte es sich noch einmal melden, bevor es zu seinem Duell ging. Die Sonne wünschte ihm in Gedanken alles Gute, dachte an das Geschenk für Gott und schaute nach ihrer Handtasche. Die Handtasche war weg.
Verdammt, wo hatte sie die gelassen? Ganz ruhig, rekapitulierte sie. Ich bin nach Hause gekommen, habe den Schlüssel ans Brett gehangen und bin sofort ins Bett gegangen – Schlafzimmer! Logisch. Sie warf die Kissen auf dem Bett beiseite, wühlte auf der Schminkkommode alles durcheinander, nichts.
Noch einmal: Wohnungstür, Schlüssel, Schlafzimmer... Wo war die verfluchte Handtasche? Dann fiel es ihr ein: Sie hatte beide Hände gebraucht, um den Schlüssel in die Tür zu kriegen. Die Handtasche war schon fort, als sie nach Hause kam. Sie ließ das Konzert vor ihrem geistigen Auge entlanglaufen und plötzlich fiel ihr ein, wie sie die Tasche nach dem ersten Titel auf den Boden gestellt hatte, weil sie beim Tanzen und Jubeln störte. Nach der Begegnung mit Teufel hatte die Sonne noch einmal misstrauisch nach unten geschaut und die Tasche gesehen.
»Be my Star« piepste. Diesmal schaffte die Sonne es zum Telefon und war erstaunt, das Weltall zu hören...

Fortsetzung, (jetzt gehts erst richtig los) wie gesagt, auf Wunsch.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hallo,

auch ich möchte diese köstlichkeit unbedingt haben. übrigens - kommste am samstag mit zur spreewaldfahrt? als schreibaufgabe ham wa diesmal eine geschichte - thema eigene wahl - auf, die mit adjektiven ganz entsetzlich gespickt ist. ganz lieb grüßt
 

Leovinus

Mitglied
Hallo Flammarion,
ja, ich würde Dir die Geschichte gern mailen, habe aber - merkwürdigerweise - Deine Mail-Adresse nicht. (Und das Leselupe-System erlaubt ja keine Anhänge.)
Also - lass sie mich wissen und der Text kommt prompt.

Nee, in den Spreewald komm ich nicht mit. Bin ab Samstag mit Familie auf Usedom. Wünsche Euch aber viel Spaß!

Liebe Grüße an alle von Leovinus!
 



 
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