Am Meer

iso

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Anmerkung: Dieser Text ist nicht neu, nur unter dem irreführenden Titel "Poesie" erschienen, weil ich Thema und Rubrik verwechselt habe.

Am Meer

Herbstbeginn.
Großstadtfrau fährt auf die Insel im Norden.
Bedenken ziehen durch ihren Kopf.
Werden Nässe und Kälte ihr in die Knochen fahren?
Werden Herbststürme sie ins Meer blasen?
Hätte sie nicht lieber zu Hause im Warmen bleiben sollen?
Skeptisch lauscht sie dem Enthusiasmus der Freundin.
Die Ankunft ist dunkel und nass.
Aber am nächsten Morgen: der erste Gang zum Meer.
Kann Luft so riechen? Frisch, ohne Abgase, nach See.
Kann Luft so schmecken? Leicht salzig und kühl, nach Nebel.
Die Ohren hören das Rauschen der Wellen, den Schrei der Möwen.
Die Augen erholen sich beim Anblick der sanften Farben:
Graugrün, graublau, grauweiß - Meer, Himmel, Sand.
Friede kehrt ein und Ruhe.
Freude blüht auf, Quellen der Heiterkeit sprudeln.
Mühelos laufen die Füße über Sand und Ried,
graben die Zehen sich lustvoll ein ins Weiche, Nasse.
Regenschauer dämpfen nur vorübergehend die Lust,
denn bald wärmt die Sonne wieder die klammen Glieder.
Träumerisch folgen Augen und Seele den dahinziehenden Wolken,
dem wogenden Dünengras, den Nebelschwaden, den Sandfahnen...

Insel im Norden, wir sehen uns wieder.
 



 
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