An alle Fremden

Costner

Mitglied
Beißend kroch das Gefühl unaufhaltsam meinen Hals hinauf. Mein Herz pochte so stark wie eine ungeduldige Faust, die gegen eine verschlossene Türe schlägt. Meine Augen suchten, aber sie fanden nicht. Tränen trockneten auf meinen Wangen und schon wieder rannen sie wie prophezeiendes Unheil aus meinen Augen. Ich wollte nicht, doch konnte ich nicht. Stumm hockte ich am Boden, mit dem Rücken gegen die heiße Heizung gelehnt. Ich spürte den brennenden Schmerz schon gar nicht mehr. Eher der Schmerz, der mich darniederschlug überspielte diese unbedeutende, aber doch existierende Empfindsamkeit. Ich sah direkt mit meinem von Tränen verschwommenen Blick auf die Wand, doch sah ich dort ein Loch, dass mich woanders hinführen sollte.
Meine Hand zitterte und mein Mund war trocken, als gäbe es nichts, dass dies hätte ändern können. Wie ein zerbrochenes Scherbenglas, dass auf dem Boden glänzte, so glänzte ich durch meine innerliche Tragik, die mich zu zerreißen schien. Ich kannte dieses Gefühl. Es war schon einmal da, vor langer Zeit, die weit hinter mir liegt. Ich habe sie erfahren, diese Entscheidung, und ich hatte sie akzeptiert, doch mein Herz und die Seele, die mich auf meinen Pfaden begleitete, sie verstand es nicht. Sie verstand es nicht zu akzeptieren, abzuschließen, zu vergessen, neu zu beginnen.
Ich dachte an einen dicken Zaunpfahl, der mich mitten ins Herz traf. Es gab aber leider keine treffendere Bezeichnung für dieses Gefühl, dass an mir haftete.
Es war jetzt soweit. So viele Jahre hat es mich berührt, so lange mich beschäftigt und nie mehr losgelassen. Zu gewinnen und zu verlieren, es sind Dinge, die mir sehr nahe gegangen sind und Dinge, die mich nicht mehr verlassen konnten.
Zweimal hatte meine Seele ihren Frieden gefunden. Zweimal habe ich das Glück gehabt, zu lieben, doch war dieses Unglück, welches wie eine schwarze Wolke über mich schwebte, immer allgegenwärtig.
Kein Alkohol dieser Welt konnte diesen Schmerz in mir lindern, der mich nach und nach auffraß. Eine bittere Träne nach der anderen, die ich verlor. Eine bittere Träne, eine wie jede andere, die Zeugnis dessen war, was mir wiederfuhr.
Ich hatte Angst, doch war ich mir Gewiss, was ich tun wollte. Es ist nur noch ein einziger Weg, der mich an mein Ziel führt, an das ich so viele Jahre geglaubt habe. Ich bin traurig und ich bin allein. Ich schreie laut, doch niemand kann mir helfen. Ich suche Hilfe, doch niemand ist da. Ich suche Hoffnung, doch niemand gibt sie mir.
Immer habe ich geglaubt, dass sich alles ändern wird. Immer habe ich an dem Glauben festgehalten, dass ich glücklich werden kann. Doch die Furche, die vor drei Jahren in mein Herz und meine Seele gegraben wurde, sie wurde noch größer, ohne das sie einmal die Chance gehabt hatte, sich zu schließen.
Von heute auf Morgen ändert sich dein Leben. Das Gefühl, dass dir das Glück schenkt, geliebt zu werden, es sinkt wie die eiskalte Wirklichkeit, die dich wie ein Schlag trifft und zerstört. Es muss nur ein Regentropfen sein, der dich berührt und dich verändert, dir deinen inneren Frieden raubt und deinen Körper verlässt, indem du eine Träne vergießt.
Ich sitze noch immer hier. Wie ein Nebelschleier zieht es an meinen Augen vorbei, als sitze ich wie damals in meinem Auto und fahre blind durch die Nacht, durch ein Nebelfeld, dass mir keinen Ausweg zeigt. Kein Stern am Himmel, der leuchtet, kein Zeichen, dass mir sagt, dass ich auf dem richtigen Wege bin.
Langsam wird mir schlecht und ich spüre die Müdigkeit, die mich befällt. Sie versetzt mich in den seltenen Zustand der Zufriedenheit. Das erste Mal seit drei Jahren, dass ich mich gut und frei fühle.
Ich habe alles versucht, doch mein Leben ist nicht das, was ich mir wünsche. Ich habe meinen Frieden jetzt gefunden und ich wünsche mir für alle anderen, dass sie glücklich werden mögen. Sie müssen die Hoffnung greifen, festhalten und an sie glauben. Ich weiß, es ist eine Gratwanderung zwischen dem sterbenden Frieden und dem der Hoffnung. Aber man kann es schaffen, wenn man es möchte. Ich habe zwar eine wunderbare Wahrheit erfahren, indem ich zweimal in meinem Leben einen Menschen lieben durfte, der mir nahe war, den ich aber verloren habe. Aber das Schicksal ereilte mich, ohne das ich die Wahl hatte, darüber zu entscheiden. Warum ich mich gerade in diese Frau verlieben musste, die Gott mir wieder wegnehmen würde, dass weiß ich nicht. Ich weiß jetzt, was ich will.

An alle Schiffe auf See und an alle Häfen, an meine Familie, an alle Freunde und alle Fremden, dies ist eine Botschaft und ein Gebet. Die Botschaft ist, dass mich meine Reisen eine wunderbare Wahrheit gelehrt haben.
Unser Leben ist so reich an einfachen und kleinen Schätzen, die man sich aus eigener Kraft schaffen kann. Ich bete darum, dass jeder Mensch auf der Welt seine Liebe finden möge, um durch sie geheilt werden zu können.
Wenn das Gebet erhört wird, wird es keine Schuld mehr geben und keine Trauer, und alle Wut wird versiegen.
Darum bitte ich dich Gott.
Man hofft und man träumt. Ich spürte noch das zittern meiner Hand, bevor ich das Zimmer vor meinen Augen verlor. Alles wurde dunkel. Jetzt war es gewiss, dass es soweit war. Das Messer in meiner linken Hand glitt aus meinen Fingern. Ich konnte nicht mehr.

in liebster Erinnerung
J.C.
 
S

Sansibar

Gast
Traurig

Hallo lieber Costner,
ich habe deinen Text gestern schon einmal gelesen, deutlich ist die Verwirrung und der Schmerz zu spüren, doch vielleicht raffst du das ganze??? noch einmal. Die Aussage am Schluß, die sich dem positiven zuwendet gibt mir Hoffnung das du heute jedenfalls nicht verzweifelt bist. Die Botschaft ist klar; Verlust kann auch Gewinn sein, nur das können viele nicht erkennen da sie herzensblind sind. Ich glaube das auch die meisten Menschen das Bedürfins haben geliebt und anerkannt zu werden, das ist legitim. Wenn wir begriffen haben, das selbst wir, nur eine "Leigabe " an die Welt sind - und diese Welt, mit all ihren Schwierigkeiten und Schönheiten auch nur eine Leigabe für uns ist, dann bin ich sicher, würden alle behutsamen mit sich, der Natur, der Kreatur, kurz, der Welt umgehen
Am Schmerz kann man sehr wohl wachsen, das ist der "beste" Dünger.
Solch einen Text solltest du aber nicht hier einstellen. Wie wäre es mit der Schreibwerkstatt?
Gruß Sansibar
 

Costner

Mitglied
danke...

...für deinen beitrag. hab mich gefreut.

leider Gottes ist es so, dass ich das Bedürfniss brauche, dass jemand für mich da ist. Wenn mich niemand mag, niemand mich akzeptiert oder dergleichen, dann weiss ich einfach nicht, für was ich leben soll.
Es war alles noch schlimmer, als ich noch vor 2 Monaten keine Freundin hatte. Ich war ziemlich depressiv, habe viel durchgemacht, Enttäuschung reihte sich an Enttäuschung und das machte mich einfach fertig. Nunja, langsam scheint sich doch alles zum guten zu wenden. Ich hoffe, dass es mit jedem Tag ein Stückchen besser wird.
Trotzdem habe ich Angst!
 
S

Sansibar

Gast
Trost

Morgen Costner,
meine Lebensmite sagt immer: Im großen Buch steht alles geschrieben" was wir an Erfahrungen machen müssen. Eines habe ich für mein Leben akzeptiert; Probleme bewältigen! Ohne Jammern und Klagen, denn die nutzen niemanden. Ich weiß wovon ich spreche, denn es gibt kaum ein Unglück das mir noch nicht passiert ist. Es liebt mich geradezu und umklammert mich. Nichtsdesto trotz, haben wir alle die Möglichkeit an Problemen zu wachsen. Auch Schreiben ist ein Ventil!!!! und für manchen gar Therapie.Die Dinge des Lebens die einem widerfahren, das ist das Positive daran, lassen uns reifen und zu verständigen Menschen werden. Wie viele Schriftsteller wurden zu außergewöhnlichen Schreibern, weil ihr Leben nur Kampf, Verlust und wieder Kampf wurde? Fast alle, die einen bedeutenden Namen haben.
Erst im nachhinein werden wir fähig, uns verletzende Dinge zu analysieren, vernünftig zu bearbeiten und denke immer daran: Nichts, rein nichts bleibt in dem Zustand, in dem es sich jetzt befindet. Alles ist Wandel, auch du! vielleicht steckt in dir noch was ganz besonderes? Weißt du es? Du und jeder kann eine Bereicherung für viele oder alle Menschen werden. Umsonst ist niemand auf der Welt Begreife dich doch als Geschenk an die Welt, wenn du es so sehen lernst, dann werden die anderen das auch erkennen. Das jedenfalls ist meine sehr persönliche Meinung und eines noch: Schreibe weiter, weil bestimmt noch eine große Fülle in dir steckt, das glaube ich
Einen besonderen Tag wünsche ich dir
Sansibar
 

Costner

Mitglied
jeden Tag

Jeden Tag versuche ich als ein neue Chance zu sehen. Jeden Tag versuche ich wirklich, einige Dinge anders zu machen, damit sie sich zum besseren wenden. Und wenn es dann wieder nicht gelingt, dann tut es eigentlich umso mehr weh. Und irgendwann einmal ist der Punkt angekommen, wo ich nicht mehr weiss, ob es sich Lohnt, für eine Sache zu kämpfen, die wahrscheinlich niemals mehr eintreffen wird.
Jeden Tag hoffe ich, dass alles gut geht. Jeden Tag bete ich darum, dass es heute anders wird.
Gestern war es wieder besonders schlimm. Quälende Verlustängste brachten mir Kopfschmerzen und in meinem Bauch tummelten sich Gefühle, die es mir nur noch schlecht gingen lassen. Ich weiss nicht, wie lange ich noch kämpfen oder mir das bewahren kann, dass ich noch habe.
Es ist schwer, manchmal habe ich auch das Gefühl, es ist zu schwer!
 
S

Sansibar

Gast
Puschkin, Alexander

hallo Costner,
ich glaube im Moment hilft dir vielleicht dieser Text( weil du dich so zu fühlen scheinst)

Wie verirrte Vögel kreisen
Nachtgedanken hin und her
draußen geht der Schlaf mit leisen
Postenschritten hin und her

Von der Parze Lippen schweben
Worte, wie verwelcktes Laub
Nacht warum kann ich nicht leben?
Nacht, warum bin ich nicht taub?

Sansibar
 
S

Sansibar

Gast
Korrigieren

Hallo Costner
zweite Zeile heißt:
Nachtgedanken ich bin leer

Sas
 

TupperWal

Mitglied
hi!

depressionen sind wie ohrenschmerzen.
wer nie welche hatte, dem kann man sie nicht erklären...

schreibe, bis du den mensch unter dem leid wiedergefunden hast!

schreibe unter einsatz aller körperflüßigkeiten!

es gibt wege um dort hinaus zu kommen.
nicht leicht und nicht einfach...
aber es gibt auch einen für dich!

alles gute!
frank
;)
 

Costner

Mitglied
es ist nicht einfach.

einfach ist es sicherlich niemals. man hofft, und man träumt, und das jeden Tag. Ich wünsche mir nur, dass ich mal eine Zeitlang keine Probleme mehr habe, mit denen ich mich rumschlagen muss.
Endlich mal möchte ich Glück in der Liebe haben, ohne jeden Tag mit dem Gedanken aufwachen zu müssen, ob noch alles in Ordnung ist, oder ob ich an diesem trostlosen Tag wieder eine Enttäuschung erleben muss.
ICh Liebe meine Freundin, doch ist es momentan schwierig.
danke euch
 

TupperWal

Mitglied
hey!

ich hätte auch gerne weniger probleme!
probleme sind ein fester bestandteil eines jeden lebens.
es ist nur eine frage des individuellen umgangs damit...

ich bin glücklich, dass ich meine probleme mittlerweile anforderungen nennen kann!
dahin zu kommen wünsche ich dir auch.

jammern macht alles nur noch schlimmer und das hat jeder selbst in der hand. es hilft bloß die konkrete auseinandersetzung und diese schmerzt nur wenig mehr als das viehische ergeben dem leid gegenüber.
sicher ist der schmerz eines pochenden zahnes in dem moment am größten, in dem er gezogen wird, aber was ist dieser augenblick im vergleich zu dem wochenlangen pochen, dass diesem schmerz vorausging?

niemand erwartet, dass du leidest!
niemand wird dich dafür adeln!
du kannst dich nur selber adeln, indem du dich wiederfindest und den schmerz besiegst.
leider kann dir das auch keiner abnehmen...

schreiben ist ein weg!

gruß
frank
 

Costner

Mitglied
ich versuche!

wie bereits geschrieben, versuche ich jeden Tag als eine neue Chance zu betrachten. Ich versuche es wirklich, ich kämpfe darum, dass sich mal in mir drinnen etwas ändert. Vielleicht schaffe ich es durch diese Geschichten, vielleicht muss ich aber noch vieles lernen, damit ich so werde, wie ich es mir vorstelle. Aber keine Sorge, ich will jetzt keinem Vorbild entsprechen oder mich daran orientieren, ich will es allein schaffen. Nur ist es manchmal ziemlich schwierig, mit diesen Problemen umzugehen und dagegen anzukämpfen, wenn es mit jedem Tag schlimmer wird und es anfängt, immer mehr weh zu tun.
Ich hoffe weiter!
 



 
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