An einen großen Dichter

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Madeira

Mitglied
Wer wütet wieder wild durch alle Foren
Und macht mir so das Schreiben richtig mies,
Dass sogar meine Milch dabei vergoren,
Die sonst sich nebenbei genießen ließ?

Ja richtig, ja, es ist der große Dichter,
Und weil so groß, da macht er andre klein,
Zerdrückt so nebenbei den kleinen Falter,
Denn Dichter triezen reicht ihm nicht allein.

Was tu ich denn in dieser Lage nur?
Wie komm ich blos(1) zurück in meine Spur,
Aus der mich dieser große Dichter warf?

Jetzt kommt mir der erlösende Gedanke:
Ich weis ihn mal zurück in seine Schranke
Und drücke auf "Ignore" dann bei Bedarf.

(1) bloß
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich habe das Gedicht schon vor ein paar Tagen gelesen, es ist nicht einfach zu rezensieren.
Ein selbstbezügliches Gedicht in dem Sinne, dass es dazu gehört, also entbehrt es nicht der Selbstironie.
Andererseits ist es das Gegenteil und trennt zwischen dem anderen Dichter und dem eigenen Dichter. Diese Gestalltswandlung ist seltsam vorhanden.
Ein winziges Problem: Dem Dichter des Gedichtes (nicht dem eigentlichen, nicht Madeira, sondern dem dazwischen liegenden, dem virtuellen, Selbstbezüglichen, dem Wüter) ging der Reim aus bei "Dichter - Falter". Das hat eine feine Ironie.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Kleiner Zusatz:
Es gehört Mut dazu, so von sich selbst zu sprechen, zwei Seiten eines Dichters, wie bei Jekyll und Hyde.
Das Gedicht stellt beide Seiten dar. Es wütet durch das Forum. Es ärgert sich über sich. Eine feingestaltete Ironie.

Wer wütet wieder wild durch alle Foren
Und macht mir so das Schreiben richtig mies,
Dass sogar meine Milch dabei vergoren,
Die sonst sich nebenbei genießen ließ?

Ja richtig, ja, es ist der große Dichter,
Und weil so groß, da macht er andre klein,
Zerdrückt so nebenbei den kleinen Falter,
Denn Dichter triezen reicht ihm nicht allein.
Dieser Teil stellt den Täter dar. Das Gedicht wütet.
Was tu ich denn in dieser Lage nur?
Wie komm ich blos(1) zurück in meine Spur,
Aus der mich dieser große Dichter warf?

Jetzt kommt mir der erlösende Gedanke:
Ich weis ihn mal zurück in seine Schranke
Und drücke auf "Ignore" dann bei Bedarf.
Dieser Teil ist das Opfer.
 
M

Marlene M.

Gast
es hakt etwas daran, dass man bei den Foren nicht auf Ignore drücken kann, zumindest nicht in Lyrikforen.

Dass es sich hier um einen Autor handelt, der mit sich selber kämpft, ist eine Variane. Die andere wäre der typische fall, dass sich jemand wegen Kritik beschwert.
Erscheint mir wahrscheinlicher, dass es so gemeint ist.

LG von Marlene
 

Madeira

Mitglied
Danke für die beiden Antworten, Bend und Marlene.

Tatsächlich ist oft das Naheliegende auch das "Richtige", d.h. in Deiner Deutung, Marlene, finde ich mich wieder.
Aber wir alle wissen ja, dass es von Gedichten viele oder wenigstens mehrere Lesarten gibt, wie auch oft von den Kommentaren dazu.

"Richtig" erkannt in meinem Sinne ist jedoch, Bernd, der "missratene" Reim als Schlüsselstelle für die Interpretation, das Verstehen. Wenn der Reim stimmt, wird die Intention klar.

Vielleicht später mehr dazu, auf jeden Fall vielen Dank für die Beschäftigung damit.
Grüße
Madeira
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke, madeira, alles klar:

Ja richtig, ja, es ist der große Dichter,
Und weil so groß, da macht er andre klein,
Zerdrückt so nebenbei den kleinen Wicht er ...
Die Selbstbezüglichkeit wird klar. Das Gedicht meint in Sprache und Stil sich selbst.

Ein Möbiusband, ein Kreislauf.

Das Gedicht erhält die Sorte Kritik, die es verteilt.
Dadurch entsteht die Symmetrie.

Ich zerdrücke dich, Kritiker.
Nein, ich dich, Dichter.

Ein typischer Kinderstreit.

Ich bin der Größte!
Nein, ich bin der Größte!

Ich werde gemobbt!
Nein! Ich werde gemobbt.

Ich bin schon da!
Nein, ich!

Du bist ein Wicht!
Selber!
 

Madeira

Mitglied
Hallo bernd,
habe gemerkt, dass ich ja meine Antwort, auf die du antwortest, in den unsichtbaren Bereich stellte, das macht wenig Sinn. Hier nachgeholt, damit Leser auch den Zusammenhang ersehen, die alte Antwort:

Danke für die beiden Antworten, Bernd und Marlene.

Tatsächlich ist oft das Nahelegende auch das Richtige, d.h. in Deiner Deutung, Marlene, finde ich mich wieder.
Aber wir alle wissen ja, dass es von Gedichten viele oder wenigstens mehrere Lesarten gibt, wie auch oft von den Kommentaren dazu.

"Richtig" erkannt in meinem Sinne ist jedoch, Bernd, der "missratene" Reim als Schlüsselstelle für die Interpretation, das Verstehen.
Wenn der Reim stimmt, wird die Intention klar.
Vielleicht später mehr dazu, auf jeden Fall vielen Dank für die Beschäftigung damit.
Grüße Madeira

@Marlene: Interessant, das mt der Ignore-Taste, hab das noch gar nicht überprüft.

Grüße
Madeira
 



 
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