Angst? Wohnt hier auch.

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H

Heidrun D.

Gast
Bon giorno, Herr Carlo,

ein guter Text, der authentisch wirkt. - Bzgl. des Klangs möchte ich folgenden Vorschlag machen:

Angst
wohnt hier auch
schläft
atmet
altert mit [strike]ihrem[/strike] dem Hausrat [strike]mit[/strike]
schleppt sich zur Arbeit
müde
schleppt [strike]spät[/strike] sich [strike]nach Hause[/strike] zurück
wach, zitternd durch
[strike]den [/strike]taglang aufgestauten
Schmerz aus
Hunger
nach
Leben.

Angst?
Wohnt hier auch.
Liebe Grüße
Heidrun
 

Carlo Ihde

Mitglied
Danke Heidrun - Nehm ich zur Kenntnis - deine Mühe und dein Hineindenken auch - änder aber ungern - schreib lieber neu - weißu?
 
Lieber Carlo,
den Kürzungsvorschlägen von Heidrun kann ich mich anschließen. Ich würde das Gedicht an deiner Stelle nicht neu schreiben. Ein guter Lyriker braucht immer eine/n gute/n Lektor/in. Und das Gedicht gewinnt eindeutig durch die wenigen Veränderungen.
Herzliche Grüße
Karl
 

Perry

Mitglied
Hallo Carlo,
Alltagstristess und Angst das Leben zu verpassen sprechen aus deinen Zeilen. Die kurzen Zeilen unterstreichen das immer Wiederkehrende gut.
Ich unterstütze ebenfalls Heidruns Anregungen.
LG
Manfred
 

Carlo Ihde

Mitglied
Angst
wohnt hier auch
schläft
atmet
altert mit ihrem Hausrat
schleppt sich zur Arbeit
müde
schleppt sich heimwärts
wach
zitternd durch
den taglang gestauten
Schmerz aus
Hunger
nach
Leben.
Angst?
Wohnt hier auch.
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Carlo,

es gibt so viel verschiedene Sorten von Angst, dass man einen ganzen Katalog daraus machen könnte.

Angst ist aber ein durch und durch giftiges, zerstörendes Phänomen und der Mensch sollte schauen, wie er sich daraus befreien kann.

Das Interessante an Deinem Text ist hier ein doppelt Schreckliches. Der Mensch hat Angst, das Eigentliche zu versäumen, weil er zu viel arbeiten muss, Verpflichtungen hat usw. Genau aus diesem Grund hat er aber auch keine Zeit, sich mit seinem Problem "Angst" zu beschäftigen. Und so beißt sich die Katze in den Schwanz und es kommt zu diesem aufgestauten "Seelenstaub", so dass man sich als Leser schon seinerseits ängstlich fragen kann, wie dieser Staub sich eines Tages wohl entladen wird.

Ich denke, Du hast gut eingefangen, wie es vielen Menschen zur Zeit ergeht. Um Dich mache ich mir weniger Sorgen. ;) Du hast Deine Notventile, die Du auch zu bedienen weißt.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Carlo Ihde

Mitglied
Vielen Dank, liebe Vera-Lena, für deinen ermutigenden Kommentar. Ja, das Leben kann sich auch der unschönsten Facetten nicht enthalten, egal wie abgehärtet man durch den Alltag ist. Dieses stumme Gewöhntsein an Ermüdung und dürftiger Erholung, das muss einem Menschen doch Angst machen. Vielleicht könnte Angst auch zum letzten Beweis werden, dass so ein Leben schon lange der Kontrolle durch bewusste Mechanismen entzogen ist und der unbewusste aber bewusstmachende Mechanismus "Gewissen" nicht mitspielen darf. Irgendwann bleibt vielleicht was ganz elementares. Angst zum Beispiel.

Grüße
 



 
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