fabian kleimund
Mitglied
Anna
Dann öffnete sie das Fenster. Wie ein Schatten hatte sie sich aus dem Bett erhoben. Ihre schmalen Linien hoben sich vor den hitzigen Umrissen der Stadt ab. Matt schimmerte ihre nasse Haut im Licht des seicht benetzten Himmels. Er stand auf und ging zu ihr ans Fenster. Ihr warmer Atem in der feuchten Luft. Mit den Händen berührte er ihren warmen Körper. Ihre Hände. Blick hinunter. Auf dem Newskij Prospekt wütete das Leben. Menschen gingen kreuz und quer, der eine neben dem anderen, mit den Händen in den Taschen und ohne. Babuschki boten ihre gebundenen Rosenbüsche an. Kinder spielten auf dem trockenen Asphalt. Ein Alter verkaufte die "Sankt Peterburg Gazetta". Einige blickten zum Hotel hoch, zum offenen Fenster unter dem blaugrauen Himmel. Wie ein Hoffnung auf bessere Zeiten erwanrtend, blickte der Mensch unten einsam hinauf zum Fenster. Wo ein andrer Mensch dastand und schwitzte.
Er sah hinunter. Aus nächster Nähe das Muttermal unterm Ohr, einen leichten Anriss der Nase, das blonde, zart genestelte Haar in ihrem Nacken, dann ihre schlanken Hände auf dem Fensterbrett. Und unter diesen Händen die Welt, das Leben, Menschen.
Sie spazierten durch die Straßen. Eine drückend feuchte Hitze lag über der Stadt, zwischen den Häusern, in den Gassen, auf den Kanälen, unter den engen Torbögen. Menschen gingen durch die Stadt. Ein hagerer Kerl, mit hellen Augen, hohen Wangen und seichten Locken auf dem Kopf. Eine Wunderschöne mit bitteren Lippen und großen, flehenden Augen saß vor einem stinkenden Ausschank. Ein kleiner Dicker mit Knollnase und roten Ohren eilte über die Admiralität, vielleicht ein Kunstprofessor, so groß seine Brille. Wo kamen diese MEnschen her? Noch mehr als diese Stadt sah er ihre Hände, ihre schönen, in dieser Stadt. Er hielt sie nicht, da viel zu heiß. - Ihre schlanke Hand vor der trüben Newa. Die geraden, sauberen Finger for der Kathedrale. Ihre schöne, zarte Hand in der dampfenden, schwülen Fontanka. Gut geformte, sanfte Fingerkuppen auf den Bögen. Blick in ihre hellen, stillen Augen, die gragten, die litten, die suchten in diesen Menschen, in dieser Welt. Dies ist die ganze Welt.
Dumpfe, bärtige Männer mit schlechtem Bier. Lebten sie? Sie war dafür. Sie liebten, litten, hassten, verziehen, dachten, verdrängten. Glänzender Schweiß an ihrem Hals. Überhaupt: Schweiß in den Gesichtern, auf den Rücken, zwischen Hemd und Haut, in den Kehlen, den Kehlen der Knie, zwischen den Beinen. Dann ihr Seufzer, kühl, auf der Bank vor dem Mariinskij, in den heißen Abend. Ein Sänger sang im Restaurant. Nutzloses Geschrei vielleicht, da unverstanden. Vielleicht: zusammenhanglose Aneinanderreihung von Wörtern, von Fremden nie Gehörtes, unverstanden. Ihre Augen auf dem Teller, die bunten Wände, der Gitarrenspieler davor.
"Wie hast du mich gefunden?"
"Ich bin dir einfach nachgefahren."
"Woher wusstest du, dass ich im Hotel bin?"
"Gar nicht. Ich wusste es nicht. Und ich habe dich auch nicht gesucht."
"Ich wünschte, du hättest es."
"Und ich wünschte, ich wäre nicht hier."
Heißer Atem aus trockenem Mund. Das Wässerchen spülte es nicht weg, nur noch tiefer, den schwülen klebrigen Dreck. - Später: ihre schmale Hand auf schlafender Haut.
Dann öffnete sie das Fenster. Wie ein Schatten hatte sie sich aus dem Bett erhoben. Ihre schmalen Linien hoben sich vor den hitzigen Umrissen der Stadt ab. Matt schimmerte ihre nasse Haut im Licht des seicht benetzten Himmels. Er stand auf und ging zu ihr ans Fenster. Ihr warmer Atem in der feuchten Luft. Mit den Händen berührte er ihren warmen Körper. Ihre Hände. Blick hinunter. Auf dem Newskij Prospekt wütete das Leben. Menschen gingen kreuz und quer, der eine neben dem anderen, mit den Händen in den Taschen und ohne. Babuschki boten ihre gebundenen Rosenbüsche an. Kinder spielten auf dem trockenen Asphalt. Ein Alter verkaufte die "Sankt Peterburg Gazetta". Einige blickten zum Hotel hoch, zum offenen Fenster unter dem blaugrauen Himmel. Wie ein Hoffnung auf bessere Zeiten erwanrtend, blickte der Mensch unten einsam hinauf zum Fenster. Wo ein andrer Mensch dastand und schwitzte.
Er sah hinunter. Aus nächster Nähe das Muttermal unterm Ohr, einen leichten Anriss der Nase, das blonde, zart genestelte Haar in ihrem Nacken, dann ihre schlanken Hände auf dem Fensterbrett. Und unter diesen Händen die Welt, das Leben, Menschen.
Sie spazierten durch die Straßen. Eine drückend feuchte Hitze lag über der Stadt, zwischen den Häusern, in den Gassen, auf den Kanälen, unter den engen Torbögen. Menschen gingen durch die Stadt. Ein hagerer Kerl, mit hellen Augen, hohen Wangen und seichten Locken auf dem Kopf. Eine Wunderschöne mit bitteren Lippen und großen, flehenden Augen saß vor einem stinkenden Ausschank. Ein kleiner Dicker mit Knollnase und roten Ohren eilte über die Admiralität, vielleicht ein Kunstprofessor, so groß seine Brille. Wo kamen diese MEnschen her? Noch mehr als diese Stadt sah er ihre Hände, ihre schönen, in dieser Stadt. Er hielt sie nicht, da viel zu heiß. - Ihre schlanke Hand vor der trüben Newa. Die geraden, sauberen Finger for der Kathedrale. Ihre schöne, zarte Hand in der dampfenden, schwülen Fontanka. Gut geformte, sanfte Fingerkuppen auf den Bögen. Blick in ihre hellen, stillen Augen, die gragten, die litten, die suchten in diesen Menschen, in dieser Welt. Dies ist die ganze Welt.
Dumpfe, bärtige Männer mit schlechtem Bier. Lebten sie? Sie war dafür. Sie liebten, litten, hassten, verziehen, dachten, verdrängten. Glänzender Schweiß an ihrem Hals. Überhaupt: Schweiß in den Gesichtern, auf den Rücken, zwischen Hemd und Haut, in den Kehlen, den Kehlen der Knie, zwischen den Beinen. Dann ihr Seufzer, kühl, auf der Bank vor dem Mariinskij, in den heißen Abend. Ein Sänger sang im Restaurant. Nutzloses Geschrei vielleicht, da unverstanden. Vielleicht: zusammenhanglose Aneinanderreihung von Wörtern, von Fremden nie Gehörtes, unverstanden. Ihre Augen auf dem Teller, die bunten Wände, der Gitarrenspieler davor.
"Wie hast du mich gefunden?"
"Ich bin dir einfach nachgefahren."
"Woher wusstest du, dass ich im Hotel bin?"
"Gar nicht. Ich wusste es nicht. Und ich habe dich auch nicht gesucht."
"Ich wünschte, du hättest es."
"Und ich wünschte, ich wäre nicht hier."
Heißer Atem aus trockenem Mund. Das Wässerchen spülte es nicht weg, nur noch tiefer, den schwülen klebrigen Dreck. - Später: ihre schmale Hand auf schlafender Haut.