Aphrodite

3,30 Stern(e) 3 Bewertungen

Sanddorn

Mitglied
„Schluss, aus, vorbei!“
„Gut“, sage ich, nehme meinen Hut und verlasse die gemeinsame Wohnung. Was man sehen kann: für länger; die Tasche ist groß und prall gefüllt. Und ja, ich schlage die Tür mit Nachdruck ins Schloss. Klirr, klirr begleitet es mich die Treppe hinunter. Das Windspiel habe ich ihr zum Halbjährigen geschenkt. Es hängt hinter der Tür und ist jetzt sicher heillos verknotet. Soll sie es doch entwirren! Im Prinzip ist sie auch daran schuld.
Draußen lacht mir die Sonne feist ins Gesicht. Es ist mal wieder typisches Eis-mit-Sahne-Wetter und ich werde auch noch durch den Park laufen müssen.
Vor mir- alte Dame mit Hund, neben mir ein knutschendes Adidas-Pärchen und bereits hinter mir der Eingang in die grüne Hölle der Sonntagsväter und Zungenakrobaten.
Der Wind riecht bitter und ist für meinen Geschmack viel zu schwach. Ich habe gehört, bei Orkanen erstickt man schnell.
Zügig gehe ich meinen Weg ohne genau zu wissen wohin. Den Kopf halte ich gereckt, ein aufrechter Gang signalisiert Selbstsicherheit und soll die Stimmung heben. Das Blau des Himmels ist kalt und abweisend. Heute wünsche ich mir nicht, ein Vogel zu sein. Im Sturzflug befinde ich mich längst.
Alles weg. Die Hoffnung, dass sich noch ein klein wenig Gewissen in ihr befände, der Glaube an ihre Treue und schließlich an Reue, an das letzte Stück Mensch in ihr. Keine Entschuldigung. Kein Pardon. Sie will mich nicht mehr.
Und so will ich Aphrodite entsagen- Ich hege keinerlei Interesse an etwas anderem außer ihr.
„Sind wir nicht Männer?“, frage ich mein Bild in der Pfütze. Die Leute gucken amüsiert, lächeln über den armen Spinner. So ist das an Eis-mit-Sahne-Wetter-Tagen, an denen dir nichtmal der Himmel den Gefallen tut und mit ein wenig Sintflut die Adidasfetischisten und Zungenakrobaten aus deinem Blick schwemmt.
Aber nein, die Spatzen fallen einander wirr ins Wort, der Bach plätschert und die Dame mit dem Hund füttert Enten. Ein Pekinese.
„Wohl mit der Schnauze gegen ’ne Mauer gerannt, he?“
Die Frau guckt komisch, während ich erschrocken die eigene Nase betaste- die leise Erkenntnis, dass ich der bin, der gegen eine Wandgelaufen ist.
Aber ich bin nun frei für die restliche Frauenwelt. Prost! Lasst die Gläser klirren! Bescherung! Was gibt’s für mich unterm Baum? Nichts? Na wunderbar! Für mich gibt’s doch nur wieder nichts, weil ich als kleines Kind in den Kessel gefallen bin. Aber von stark kann keine Rede sein.
 

Sanddorn

Mitglied
Hallo Marius,
Auf Anraten einiger Leser habe ich den Titel noch einmal geändert und ein paar Kleinigkeiten im Text verbessert, deshalb ist auch die (fast) gleiche Kurzgeschichte nocheinmal in diesem Forum.
Wäre toll, wenn du deine Bewertung nocheinmal abgeben könntest!
Ich wünsche dir noch einen schönen Abend,
Sanddorn
 



 
Oben Unten