Aqualove

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sonah

Mitglied
Aqualove

Er steht im Wasser, es reicht ihm fast bis zu der Brust. Die Sonne glitzert auf der Wasseroberfläche und er sieht die sich sanft im Wind wiegenden Pappeln. Es fühlt sich unwirklich an, so als wäre er nicht hier. Er kann spüren, wie das Wasser sich bewegt und sich sanft an seinen Körper schmiegt, aber es ist nicht sein Körper, nicht seine Haut, die nass wird und immer mehr aufquillt. Es sind nicht seine Haare von denen sich gerade ein Tropfen löst und seinen Nacken entlang rollt. Nicht seine Hände, die unter der Wasseroberfläche aus reiner Gewohnheit seine Hosentaschen suchen und sich seltsam verloren und fremd hin- und herbewegen.

Sie ist nicht hier.

Er schaut zur Tür, durch diesen Eingang müsste sie gleich kommen. Sie müsste an den großen Fenstern der Schwimmhalle vorbeischreiten, vor der grünen Frühlingskulisse würde sich ihr geblümter Badeanzug deutlich abheben. Das Licht würde sie anstrahlen, die Tropfen auf ihrer Haut würden glitzern und sie würde in seine Richtung sehen, aber ihn nicht direkt anschauen. Trotzdem würde er seinen Atem anhalten und er würde sich fragen, ob sie ihn gesehen hatte, seinen Blick wahrgenommen hatte, der sich seit ihrem Erscheinen nicht von ihr gelöst hatte, nicht lösen könnte. Er würde ihr leichtes Lächeln sehen, der nur wenig gekräuselte Mundwinkel, das eine Grübchen in der Wange, das nur er wahrnehmen konnte, weil er genau hinschaute und ihr Gesicht studiert hatte und jedes ihrer Gesichter sich schon tausend Mal vor dem schlafen gehen vorgestellt hatte.

Würde sie noch kommen? Würde sie sich zur Treppe wenden, einen Zeh in das Wasser stecken, und dann etwas das Gesicht verziehen und mit einem schelmischen Grinsen wieder den Zeh aus dem Wasser ziehen, mit den Schultern zucken und sich dann langsam Stufe für Stufe in das hellblaue leuchtende Wasser gleiten lassen? Würde sie noch einmal hochblicken, sodass sie ihn eigentlich sehen müsste aber dann wieder an ihm vorbeischauen? Würde sie sich dann umdrehen und mit dem Rücken zuerst ins Wasser fallen lassen, während er kurz zuckte, als müsste er sich zurückhalten, um nicht nach vorne zu springen, um sie aufzufangen?

Er schaut wieder durch die Scheiben nach draußen, zu den Pappeln auf der grünen Wiese. Vielleicht liegt sie gerade dort draußen in ihrem geblümten Badeanzug. Und er steht hier im Wasser und wartet.

Was soll er hier, wenn sie nicht da ist?

Was soll er hier in diesem pisswarmen Becken, umringt von nicht nur wenig korpulenten Damen, die ihm immer mehr auf die Pelle zu rücken scheinen? Immer wieder öffnet sich die Tür und eine weitere watschelt in seine Richtung, um sich kurz darauf ins Wasser plumpsen zu lassen. Er macht heftige Schwimmbewegungen unter Wasser und spritzt ein wenig von dem Nass in Richtung seiner Nachbarin zur Linken. Sie zieht ein empörtes Gesicht, bewegt sich aber nun erfreulicherweise zwei Schritte weiter von ihm weg. Er kann wieder etwas aufatmen. Er schielt an den Körpern vorbei, zur Tür.

Aber da erscheint nur der jugendliche Aquabespaßer in Trainingshose, weißem T-shirt und Turnschuhen und fummelt an der Musikanlage heraum. Als bekennender Fips-Asmussen-Nachfolger muss er offenbar gleich ein paar wohl gewählte Kalauer in die Menge schleudern, die ihn als charmant und frech zugleich erscheinen lassen.

Horst zuckt nun tatsächlich zusammen, als der wohlbekannte 80er Jahre Hit „Relax“ in dröhnender Lautstärke loshämmert. Der Alleinunterhalter in Turnschuhen bewirft ihn mit Styroporschläuchen und erwartet enthusiastische Bewegungen von ihm, die Horst nur mit größter Selbstüberwindung von sich abverlangen kann. Er fühlt sich unwohl, so allein unter Frauen. Dies wäre ihm egal, wenn sie nur hier wäre. Es würden sich einfach im hämmernden Rhythmus von „Relax, don't do it, when you want to come“ seine Styroporschläuche wie von alleine bewegen und er würde den Blick nicht von ihr lösen können, von ihrem Nacken, ihrem Rücken, über den die Wassertropfen laufen, von ihren Händen, die sich plötzlich aus dem Wasser erheben und weiße Tropfen regnen lassen wie eine Tänzerin.

Aber hier zu stehen und sich so zu bewegen ist peinlich, er fühlt sich wie der aufziehbare Spielzeugaffe aus seiner Kindheit, der sinnlos und zwanghaft ein Becken gegeneinanderschlägt, so lange bis seine Mechanik zum erliegen kommt. Ihm fehlt sein Gegenüber, die Tänzerin im Wasser. Er ist nur hier, um sie zu beobachten. Und sie würde gleich kommen. Und wenn nicht, würde er nächste Woche wieder hier sein und auf sie warten.
 
U

USch

Gast
Hallo sonah,
in deinem Text gibt es zu viele Wiederholungen von Wörtern in kurzer Folge. Streichen oder Synonyme finden! Beispiele dazu im folgenden ersten Absatz. Auch fehlt ab und an ein Komma.

Er steht im [red]Wasser[/red], es reicht ihm fast bis zu der Brust. Die Sonne glitzert auf der [red][strike]Wasser[/strike][/red][blue]O[/blue]berfläche und er sieht die sich sanft im Wind wiegenden Pappeln. Es fühlt sich unwirklich an,so als wäre er nicht hier. [blue]Das ist ein gewisser Widerspruch zum folgenden Satz, denn Spüren ist etwas sehr Reales:[/blue] Er kann spüren, wie das [red]Wasser [/red]sich bewegt und sich sanft an seinen [red]Körper [/red]schmiegt, aber es ist nicht [blue]seiner [/blue][strike][red]Körper[/red][/strike], nicht seine Haut, die nass wird und immer mehr aufquillt. Es sind nicht seine Haare[blue], Komma![/blue] von denen sich gerade ein Tropfen löst und seinen Nacken entlang rollt. Nicht seine Hände, die unter der Wasseroberfläche aus reiner Gewohnheit seine Hosentaschen suchen und sich seltsam verloren und fremd hin- und herbewegen.

Der gesamte Text könnte auch gekürzt werden. Da würde ich noch einmal an eine Überarbeitung ran gehen
LG USch
 

sonah

Mitglied
Hallo USch,

danke für die Anregungen. Ich werde mich nochmal ransetzen.

Liebe Grüße,

sonah
 

sonah

Mitglied
Aqualove

Er steht im Wasser, es reicht ihm fast bis zu der Brust. Die Sonne glitzert auf der Oberfläche und er sieht die sich sanft im Wind wiegenden Pappeln. Er kann spüren, wie das Wasser sich bewegt und sanft an seinen Körper schmiegt, aber es ist nicht sein Körper, seine Haut, die nass wird und immer mehr aufquillt. Es sind nicht seine Haare, von denen sich gerade ein Tropfen löst und seinen Nacken entlang rollt. Seine Hände suchen unter der Wasseroberfläche aus reiner Gewohnheit seine Hosentaschen und bewegen sich seltsam verloren und fremd hin- und her. Er fühlt sich wie eine leere Kopie seiner selbst, weil etwas fehlt.

Sie ist nicht hier.

Er schaut zur Tür, durch diesen Eingang müsste sie kommen, an den großen Fenstern der Schwimmhalle vorbeischreiten. Er stellt sich vor, wie vor der grünen Frühlingskulisse sich ihr geblümter Badeanzug deutlich abhebt. Er kann fast erkennen, wie die Tropfen auf ihrer Haut glitzern, wie sie in seine Richtung schaut, ihn aber nicht direkt anblickt. Trotzdem hält er den Atem an und fragt sich, ob sie ihn jemals sieht, ob sie wahrnimmt, dass sich sein Blick seit ihrem Erscheinen niemals von ihr löst, nicht lösen kann. Er erinnert sich an ihr leichtes Lächeln, den nur wenig gekräuselten Mundwinkel, das eine Grübchen in der Wange, das nur er wahrnehmen kann, weil er genau hinschaut und sich jedes ihrer Gesichter schon tausend Mal vor dem Schlafen gehen vor ihm materialisierten.

Würde sie noch kommen, sich zur Treppe wenden, einen Zeh in das Wasser stecken, dann etwas das Gesicht verziehen und mit einem schelmischen Grinsen wieder den Zeh aus dem Wasser ziehen, mit den Schultern zucken, umdrehen und sich mit dem Rücken zuerst ins Wasser fallen lassen? Würde er kurz zucken, als müsste er sich zurückhalten, um nicht nach vorne zu springen, um sie aufzufangen?

Er schaut wieder durch die Scheiben nach draußen zu den Pappeln auf der grünen Wiese. Vielleicht liegt sie gerade dort in ihrem geblümten Badeanzug. Und er steht hier im Wasser und wartet.

Was soll er hier, wenn sie nicht da ist? Hier in diesem pisswarmen Becken, umringt von nicht nur wenig korpulenten Damen, die ihm mehr und mehr auf die Pelle zu rücken scheinen? Immer wieder öffnet sich die Tür und eine weitere watschelt in seine Richtung, um sich kurz darauf ins Wasser plumpsen zu lassen. Er macht heftige Schwimmbewegungen unter Wasser und spritzt ein wenig von dem Nass in Richtung seiner Nachbarin zur Linken. Sie zieht ein empörtes Gesicht, bewegt sich aber nun erfreulicherweise zwei Schritte weiter von ihm weg. Er kann wieder etwas aufatmen. Er schielt an den Körpern vorbei, zur Tür.

Aber da erscheint nur der jugendliche Aquabespaßer in Trainingshose, weißem T-Shirt und Turnschuhen und fummelt an der Musikanlage herum. Als bekennender Fips-Asmussen-Nachfolger muss der Trainer offenbar gleich ein paar wohl gewählte Kalauer in die Menge schleudern, die ihn als charmant und frech zugleich erscheinen lassen.

Der Wartende zuckt kurz zusammen, als der wohlbekannte 80er Jahre Hit „Relax“ in dröhnender Lautstärke loshämmert. Der Alleinunterhalter in Turnschuhen bewirft ihn mit Styroporschläuchen und erwartet enthusiastische Bewegungen, die er nur mit größter Selbstüberwindung von sich abverlangen kann. Er fühlt sich unwohl, so allein unter Frauen. Dies wäre ihm egal, wenn sie nur hier wäre. Es würden sich einfach im hämmernden Rhythmus von „Relax, don't do it, when you want to come“ seine Styroporschläuche wie von alleine bewegen und er würde den Blick nicht von ihr lösen können, von ihrem Nacken, ihrem Rücken, über den die Wassertropfen laufen, von ihren Händen, die sich plötzlich aus dem Wasser erheben und weiße Tropfen regnen lassen wie eine Tänzerin.

Aber hier zu stehen und sich so zu bewegen ist peinlich, er fühlt sich wie der aufziehbare Spielzeugaffe aus seiner Kindheit, der sinnlos und zwanghaft ein Becken so lange gegeneinanderschlägt, bis seine Mechanik zum Erliegen kommt. Ihm fehlt sein Gegenüber, die Tänzerin im Wasser. Er ist nur hier, um sie zu beobachten. Und sie würde gleich kommen. Und wenn nicht, würde er nächste Woche wieder hier sein und auf sie warten.


17.05.2014 überarbeitet, Wortwiederholungen und Formulierungen
 

sonah

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Aqualove

Er steht im Wasser, es reicht ihm fast bis zu der Brust. Die Sonne glitzert auf der Oberfläche und er sieht die sich sanft im Wind wiegenden Pappeln. Er kann spüren, wie das Wasser sich bewegt und sanft an seinen Körper schmiegt, aber es ist nicht sein Körper, seine Haut, die nass wird und immer mehr aufquillt. Es sind nicht seine Haare, von denen sich gerade ein Tropfen löst und seinen Nacken entlang rollt. Seine Hände suchen unter der Wasseroberfläche aus reiner Gewohnheit seine Hosentaschen und bewegen sich seltsam verloren und fremd hin- und her. Er fühlt sich wie eine leere Kopie seiner selbst, weil etwas fehlt.

Sie ist nicht hier.

Er schaut zur Tür, durch diesen Eingang müsste sie kommen, an den großen Fenstern der Schwimmhalle vorbeischreiten. Er stellt sich vor, wie vor der grünen Frühlingskulisse sich ihr geblümter Badeanzug deutlich abhebt. Er kann fast erkennen, wie die Tropfen auf ihrer Haut glitzern, wie sie in seine Richtung schaut, ihn aber nicht direkt anblickt. Trotzdem hält er den Atem an und fragt sich, ob sie ihn jemals sieht, ob sie wahrnimmt, dass sich sein Blick seit ihrem Erscheinen niemals von ihr löst, nicht lösen kann. Er erinnert sich an ihr leichtes Lächeln, den nur wenig gekräuselten Mundwinkel, das eine Grübchen in der Wange, das nur er wahrnehmen kann, weil er genau hinschaut und sich jedes ihrer Gesichter schon tausend Mal vor dem Schlafen gehen vor ihm materialisierten.

Würde sie noch kommen, sich zur Treppe wenden, einen Zeh in das Wasser stecken, dann etwas das Gesicht verziehen und mit einem schelmischen Grinsen wieder den Zeh aus dem Wasser ziehen, mit den Schultern zucken, umdrehen und sich mit dem Rücken zuerst ins Wasser fallen lassen? Würde er kurz zucken, als müsste er sich zurückhalten, um nicht nach vorne zu springen, um sie aufzufangen?

Er schaut wieder durch die Scheiben nach draußen zu den Pappeln auf der grünen Wiese. Vielleicht liegt sie gerade dort in ihrem geblümten Badeanzug. Und er steht hier im Wasser und wartet.

Was soll er hier, wenn sie nicht da ist? Hier in diesem pisswarmen Becken, umringt von nicht nur wenig korpulenten Damen, die ihm mehr und mehr auf die Pelle zu rücken scheinen? Immer wieder öffnet sich die Tür und eine weitere watschelt in seine Richtung, um sich kurz darauf ins Wasser plumpsen zu lassen. Er macht heftige Schwimmbewegungen unter Wasser und spritzt ein wenig von dem Nass in Richtung seiner Nachbarin zur Linken. Sie zieht ein empörtes Gesicht, bewegt sich aber nun erfreulicherweise zwei Schritte weiter von ihm weg. Er kann wieder etwas aufatmen. Er schielt an den Körpern vorbei, zur Tür.

Aber da erscheint nur der jugendliche Aquabespaßer in Trainingshose, weißem T-Shirt und Turnschuhen und fummelt an der Musikanlage herum. Als bekennender Fips-Asmussen-Nachfolger muss der Trainer offenbar gleich ein paar wohl gewählte Kalauer in die Menge schleudern, die ihn als charmant und frech zugleich erscheinen lassen.

Der Wartende zuckt kurz zusammen, als der wohlbekannte 80er Jahre Hit „Relax“ in dröhnender Lautstärke loshämmert. Der Alleinunterhalter in Turnschuhen bewirft ihn mit Styroporschläuchen und erwartet enthusiastische Bewegungen, die der einzige Mann unter den Sportenthusiasten nur mit größter Selbstüberwindung von sich abverlangen kann. Er fühlt sich unwohl, so allein unter Frauen. Dies wäre ihm egal, wenn sie nur hier wäre. Es würden sich einfach im hämmernden Rhythmus von „Relax, don't do it, when you want to come“ seine Styroporschläuche wie von alleine bewegen und er würde den Blick nicht von ihr lösen können, von ihrem Nacken, ihrem Rücken, über den die Wassertropfen laufen, von ihren Händen, die sich plötzlich aus dem Wasser erheben und weiße Tropfen regnen lassen wie eine Tänzerin.

Aber hier zu stehen und sich so zu bewegen ist peinlich, er fühlt sich wie der aufziehbare Spielzeugaffe aus seiner Kindheit, der sinnlos und zwanghaft ein Becken so lange gegeneinanderschlägt, bis seine Mechanik zum Erliegen kommt. Ihm fehlt sein Gegenüber, die Tänzerin im Wasser. Er ist nur hier, um sie zu beobachten. Und sie würde gleich kommen. Und wenn nicht, würde er nächste Woche wieder hier sein und auf sie warten.


17.05.2014 überarbeitet, Wortwiederholungen und Formulierungen
 

sonah

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Aqualove

Er steht im Wasser, es reicht ihm fast bis zu der Brust. Die Sonne glitzert auf der Oberfläche und er sieht die sich sanft im Wind wiegenden Pappeln. Er kann spüren, wie das Wasser sich bewegt und sanft an seinen Körper schmiegt, aber es ist nicht sein Körper, seine Haut, die nass wird und immer mehr aufquillt. Es müssen fremde Haare sein, von denen sich gerade ein Tropfen löst und seinen Nacken entlang rollt. Seine Hände suchen unter der Wasseroberfläche aus reiner Gewohnheit die Hosentaschen und bewegen sich seltsam verloren hin- und her. Er fühlt sich wie eine leere Kopie seiner selbst, weil etwas fehlt.

Sie ist nicht hier.

Er schaut zur Tür, durch diesen Eingang müsste sie kommen, an den großen Fenstern der Schwimmhalle vorbeischreiten. Er stellt sich vor, wie sich ihr geblümter Badeanzug vor der grünen Frühlingskulisse deutlich abhebt. Er kann fast erkennen, dass die Tropfen auf ihrer Haut glitzern und sie in seine Richtung schaut, ihn aber nicht direkt anblickt. Trotzdem hält er den Atem an und fragt sich, ob sie ihn jemals sieht oder wahrnimmt, dass sich sein Blick seit ihrem Erscheinen niemals von ihr löst, nicht lösen kann. Er erinnert sich an ihr leichtes Lächeln, den nur wenig gekräuselten Mundwinkel, das eine Grübchen in der Wange, das nur er wahrnehmen kann, weil er genau hinschaut und sich jedes ihrer Gesichter schon tausend Mal vor dem Schlafen gehen vor ihm materialisierten.

Würde sie noch kommen, sich zur Treppe wenden, einen Zeh in das Wasser stecken, dann etwas das Gesicht verziehen und mit einem schelmischen Grinsen wieder den Zeh aus dem Wasser ziehen, mit den Schultern zucken, sich umdrehen und mit dem Rücken zuerst ins Wasser fallen lassen? Würde er kurz zucken, als müsste er sich zurückhalten, um nicht nach vorne zu springen, um sie aufzufangen?

Er schaut wieder durch die Scheiben nach draußen zu den Pappeln auf der grünen Wiese. Was soll er hier, wenn sie nicht da ist? Hier in diesem pisswarmen Becken, umringt von nicht nur wenig korpulenten Damen, die ihm mehr und mehr auf die Pelle zu rücken scheinen? Immer wieder öffnet sich die Tür und eine weitere watschelt in seine Richtung, um sich kurz darauf ins Wasser plumpsen zu lassen. Er macht heftige Schwimmbewegungen unter Wasser und spritzt ein wenig von dem Nass in Richtung seiner Nachbarin zur Linken. Sie zieht ein empörtes Gesicht, bewegt sich aber nun erfreulicherweise zwei Schritte weiter von ihm weg. Er kann wieder etwas aufatmen. Er schielt an den Körpern vorbei, zur Tür.

Aber da erscheint nur der jugendliche Aquabespaßer in Trainingshose, weißem T-Shirt und Turnschuhen und fummelt an der Musikanlage herum. Er schleudert ein paar wohl gewählte Kalauer in die Menge, die ihn als charmant und frech zugleich erscheinen lassen.

Der Wartende zuckt kurz zusammen, als der wohlbekannte 80er Jahre Hit „Relax“ in dröhnender Lautstärke loshämmert. Der Alleinunterhalter in Turnschuhen bewirft ihn mit Styroporschläuchen und erwartet enthusiastische Bewegungen, die der einzige Mann unter den Sportenthusiasten nur mit größter Selbstüberwindung von sich abverlangen kann. Er fühlt sich unwohl, so allein unter Frauen. Dies wäre ihm egal, wenn sie nur hier wäre. Es würden sich einfach im hämmernden Rhythmus von „Relax, don't do it, when you want to come“ seine Styroporschläuche wie von alleine bewegen und er würde den Blick nicht von ihr lösen können, von ihrem Nacken, ihrem Rücken, über den die Wassertropfen laufen, von ihren Händen, die sich plötzlich aus dem Wasser erheben und weiße Tropfen regnen lassen wie eine Tänzerin.

Aber hier zu stehen und sich so zu bewegen ist peinlich, er fühlt sich wie der aufziehbare Spielzeugaffe aus seiner Kindheit, der sinnlos und zwanghaft ein Becken so lange gegeneinanderschlägt, bis seine Mechanik zum Erliegen kommt. Ihm fehlt sein Gegenüber, die Tänzerin im Wasser. Er ist nur hier, um sie zu beobachten. Und sie würde gleich kommen. Und wenn nicht, würde er nächste Woche wieder hier sein und auf sie warten.


17.05.2014 überarbeitet, Wortwiederholungen und Formulierungen
 

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Aqualove

Er steht im Becken, es reicht ihm fast bis zu der Brust. Die Sonne glitzert auf der Oberfläche und er sieht durch die Fenster die sich sanft im Wind wiegenden Pappeln. Er kann das Wasser spüren, das sich bewegt und sanft an seinen Körper schmiegt, aber es ist nicht sein Körper, nicht seine Haut, die nass wird und immer mehr aufquillt. Es müssen fremde Haare sein, von denen sich gerade ein Tropfen löst und seinen Nacken entlang rollt. Seine Hände suchen unter der Wasseroberfläche aus reiner Gewohnheit die Hosentaschen und bewegen sich seltsam verloren hin- und her. Er fühlt sich wie eine leere Kopie seiner selbst, weil etwas fehlt. Sie ist nicht hier.

Er schaut zur Tür, durch diesen Eingang müsste sie kommen, an den großen Fenstern der Schwimmhalle vorbeischreiten. Er stellt sich vor, wie sich ihr geblümter Badeanzug vor der grünen Frühlingskulisse deutlich abhebt. Er kann fast erkennen, dass die Tropfen auf ihrer Haut glitzern und sie in seine Richtung schaut, ihn aber nicht direkt anblickt. Trotzdem hält er den Atem an und fragt sich, ob sie ihn jemals sieht oder wahrnimmt, dass sich sein Blick seit ihrem Erscheinen niemals von ihr löst, nicht lösen kann. Er erinnert sich an ihr leichtes Lächeln, den nur wenig gekräuselten Mundwinkel, das eine Grübchen in der Wange, das nur er wahrnehmen kann.

Würde sie noch kommen, sich zur Treppe wenden, einen Zeh in das Wasser stecken, dann etwas das Gesicht verziehen und mit einem schelmischen Grinsen wieder den Zeh aus dem Wasser ziehen, mit den Schultern zucken, sich umdrehen und mit dem Rücken zuerst ins Wasser fallen lassen? Würde er kurz zucken, als müsste er sich zurückhalten, um nicht nach vorne zu springen, um sie aufzufangen?

Er schaut wieder durch die Scheiben nach draußen zu den Pappeln auf der grünen Wiese. Was soll er hier, wenn sie nicht da ist? Hier in diesem pisswarmen Becken, umringt von nicht nur wenig korpulenten Damen, die ihm mehr und mehr auf die Pelle zu rücken scheinen? Immer wieder öffnet sich die Tür und eine weitere watschelt in seine Richtung, um sich kurz darauf ins Wasser plumpsen zu lassen. Er schielt an den Körpern vorbei, zur Tür.

Aber da erscheint nur der jugendliche Aquabespaßer in Trainingshose, weißem T-Shirt und Turnschuhen und fummelt an der Musikanlage herum. Er schleudert ein paar wohl gewählte Kalauer in die Menge, die ihn als charmant und frech zugleich erscheinen lassen. Der Alleinunterhalter in Turnschuhen bewirft ihn mit Styroporschläuchen und erwartet enthusiastische Bewegungen, die der einzige Mann unter den Sportenthusiasten nur mit größter Selbstüberwindung von sich abverlangen kann. Er fühlt sich unwohl, so allein unter Frauen. Dies wäre ihm egal, wenn sie nur hier wäre. Es würden sich einfach im hämmernden Rhythmus von „Relax, don't do it, when you want to come“ seine Styroporschläuche wie von alleine bewegen und er würde den Blick nicht von ihr lösen können, von ihrem Nacken, ihrem Rücken, über den die Wassertropfen laufen, von ihren Händen, die sich plötzlich aus dem Wasser erheben und weiße Tropfen regnen lassen wie eine Tänzerin.

Aber hier zu stehen und sich so zu bewegen ist peinlich, er fühlt sich wie der aufziehbare Spielzeugaffe aus seiner Kindheit, der sinnlos und zwanghaft ein Becken so lange gegeneinanderschlägt, bis seine Mechanik zum Erliegen kommt. Ihm fehlt sein Gegenüber, die Tänzerin im Wasser. Er ist nur hier, um sie zu beobachten. Und sie würde gleich kommen. Und wenn nicht, würde er nächste Woche wieder hier sein und auf sie warten.


17.05.2014 überarbeitet, Wortwiederholungen und Formulierungen
18.05.2014 gekürzt
 



 
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