Arbeiterblues (als Schauspiel)

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uweboe

Mitglied
Anmerkung: Dieses „kleine Schauspiel" entstand aus einem Stückchen Prosalyrik von mir, mit gleichnamiger Überschrift. Angeregt durch 'Zeder' und 'GabiSils' habe ich es - ohne es großartig verbiegen zu wollen - in eine bühnentaugliche Form gebracht ... voilà, ich hoffe es ist gelungen!
Es bleibt anzumerken, daß der gesamte Text in virtuellem "lapismont-Blutrot" geschrieben wurde (s.u.) ;)

(Link zum Urtext)



Arbeiter-Blues die „ach-was-weiß-ich-wievielte"

Ein Schauspiel in einem Akt

Die Personen sind:

Chor der Götter ... Götter mit Namen Fred und Harald
Einer aus dem Volk ... ein Mensch
Das Volk ... viele Menschen
Ein Herr ... ein weiterer Mensch
Beamte ... mehrere verbeamtete Menschen
Ein Reporter ... ein schnell sprechender Mensch


Bühne mit geschlossenem Vorhang. Zwei Götter schweben in Körben jeweils zur rechten und linken Seite von der Bühnendecke herab. Ein Harfenist, der irgendwo verlassen in der Ecke sitzt, improvisiert über die „klassischen" Blueskadenzen.

Harald:

„Hallo, Fred, du auch hier?"

Fred:

Äfft Harald nach.

„Hallo, Fred, du auch hier ..."

Beruhigt sich etwas.

„Hör' auf, Harald, mit dem Gesappel, du weißt genau,
daß wir in die Zukunft blicken können,
also laß' mich heute mit diesen Spielchen in Ruhe!
Ehrlich gesagt, hab' ich so langsam
die Nase gestrichen voll davon,
in diesen verdammten Flugkörben
durch die Zeit reisen zu müssen
und so zu tun,
als wären wir vollständig veraltet!
Schau dir diese Menschen an,
sie fliegen mit einer Spaceshuttle im All umher,
sie ..."

Harald:

„... sie explodieren manchmal beim Fliegen!"

Fred:

Wendet sich genervt von Harald ab, scheint in der Ferne etwas entdeckt zu haben

„Du, dort hinten scheint etwas los zu sein!
Laß uns da einmal hinschweben!"

Beide Götter schweben in die Richtung des vermuteten Geschehens davon, einige Sekunden später öffnet sich eine Klappe im Bühnenboden und ein Reporter kriecht daraus hervor. Der Harfenist kramt derweil eine Trommel heraus und beginnt die Rhythmus-Sequenzen des „Boleros von Ravel" zu schlagen.

Ein Reporter:

wirft einen kurzen Blick hinter den noch geschlossenen Vorhang.

„... sie kommen, sie kommen, sie kommen.
Die Zunft der Schreinermeister
geht allen voran.
Sie halten Leitern
in ihren Händen,
die sie jetzt
gegen jene Zäune stellen,
die das Gelände
der Regierungsgebäude
umgeben.
Ja, ja, ja,
das ist ein Anblick, das ist ein Anblick!
Dutzenden aufgebrachter Menschen
gelingt es in diesem Augenblick
die Gartenanlagen
des Regierungszentrums
zu besetzen.
Die letzten Monate über
wurden die Daumenschrauben,
die man dem Volke
anzulegen beliebt
überdreht.
Ja, ja, ja,
das Volk wütet,
es bebt,
es verlangt
ernst genommen zu werden,
es möchte nicht länger
die Melkkuh sein,
die man
bis zur vollkommenen Erschöpfung
aussaugen kann.
Jetzt, jetzt, jetzt!
Jetzt erheben sich
Fäuste.
Das Volk begehrt auf,
es ruft Parolen,
es schreit sich
die Wut aus dem Leibe ..."

Der Vorhang öffnet sich. Unser Reporter findet sich mitten in einer brüllenden Menschengruppe wieder; er schreckt zusammen. Rasseln, Scheppern und Tuten begleiten den Volksaufstand. Der Trommler greift zur Gitarre und beginnt das Stück „How many roads ..." mit Gitarrenbegleitung zu spielen, gerät aber mehr und mehr in den Hintergrund, bis er lautlos geworden ist.

Das Volk:

Während das Volk aufschreit, kommt von einer Seite ein Herr daher.

„Kommt, wir stürmen die Bastille;
wir machen sie gleich,
dem Erdboden
und uns.

Rammt ihnen die Lanzen
in ihre dicken Ärsche,
so daß die Spitzen
zu ihren Ohren
wieder rausschaun'

Kommt, wir stürmen ..."

Ein Herr:

„Moment, Moment!"

Einer aus dem Volk:

Während der Eine aus dem Volke zu sprechen beginnt, erstarrt das restliche Volk und die Musik.

„Bitte, wie ... ?"

Ein Herr:

„Weshalb ‚Bastille'?
Wir leben im
einundzwanzigsten Jahrhundert.
Und dann noch diese
vulgären Ausdrücke,
in aller Öffentlichkeit.

Einer aus dem Volk:

„Wir sind das einfache Volk,
wir haben ein Recht
darauf
Vulgäres zu benutzen,
darauf
die Bastille zu stürmen,
auch wenn es ‚die Bastille'
ehrlich gesagt
nicht ist!"

Ein Herr:

„Nun,
im Übertragenen,
ich verstehe,
als Sinnbild;
sagen wir,
um die Kontinuität
der Geschichte
zu wahren."

Einer aus dem Volk:

„Ja, mein Herr, so wird's denn sein ..."

Das Volk:

Das Volk beginnt seine Rufe wieder aufzunehmen, derweil unser Reporter versucht gegen das Stimmengewirr anzukommen.

„Kommt, wir stürmen ..."

Ein Reporter:

Unser Musiker spielt natürlich wieder den „Bolerorhythmus" auf seiner Trommel.

„Wer war
dieser Herr?
Das ist die Frage!
Eine Antwort
bin ich nicht im Stande
ihnen zu geben.
Doch jetzt erneut
wendet er
seine Stimme
dem Volke zu."

Ein Herr:

Das Volk erstarrt, bis auf den Einen, den wir schon kennen.

„Moment, moment!
Eure Wut
in Ehren,
aber ihr sitzt hier
und schreit
und
ihr habt nicht einmal die Lanzen,
von denen ihr sprecht
in euren Händen?"

Einer aus dem Volk:

„Mein Herr,
wir haben keine Lanzen,
nicht mal im Keller
unsrer Häuser,
wir drohen ... nur."

Ein Herr:

„Ha, ich lache, harhar!"

Einer aus dem Volk:

„Entschuldigen sie bitte."

Das Volk:

Unser Musiker singt dazu wieder lautstark „How many roads ...".

„Rammt ihnen die Lanzen
in ihre dicken Ärsche ..."

Ein Herr:

Sobald dieser Herr spricht, tritt Ruhe ein.

„Moment, Moment!
Ich sagte,
ich lache.
Ich meinte
damit,
daß man sie alle
nicht ernst nehmen wird.
Wie wollen sie
etwas ändern,
durch Plärren hohler Phrasen ..."

Einer aus dem Volk:

„'Phrasen dreschen', kenn' ich nur ..."

Ein Herr:

„Na, wenn sie wenigstens
dreschen würden!"

Das Volk:

„Kommt, wir ..."

Einer aus dem Volk:

„Sie meinen, wir sollten
tatsächlich
handgreiflich werden?"

Ein Herr:

„Ehrlich gesagt
würde man sie
mittels Wasserwerfer
zur Ruhe zwingen;
doch Lanzen ...
und dazu vielleicht
mit echten Spitzen
und in allen Händen?"

Ein Reporter:

Selbstverständlich bekommt er seine Bolerobegleitung wieder.

„Was geschieht nun?
Ein hektisches
Kommen und Gehen!

Sprechpause des Reporters.

Ja, sie werden es kaum glauben:
Das Volk hält nun Lanzen
in seinen Händen."

... und tatsächlich, unsere Schauspieler haben sich Lanzen besorgt.

Das Volk:

Ja, ja, auch „How many roads ..." ist wieder dabei!

„Kommt, wir stürmen die Bastille;
wir machen sie gleich,
dem Erdboden
und uns.

Rammt ihnen die Lanzen
in ihre dicken Ärsche,
so daß die Spitzen
zu ihren Ohren
wieder rausschaun'

Kommt, wir stürmen ..."

Ein Herr:

Ruhe ringsum.

„Moment, Moment!"

Einer aus dem Volk:

„Was ist denn jetzt schon wieder?"

Ein Herr:

„Es ist jetzt glaubwürdiger,
denke ich.
Sie werden vielleicht
morgen
oder am Sonntag
in einigen Zeitungen
dieses Landes
erwähnt werden."

Einer aus dem Volk:

„Aber?"

Ein Herr:

„Nun, dies alles sind nur
Sinnbilder.
‚Die Bastille',
‚die Lanzen',
‚das Schreien';
sie werden aber
nicht viel
erreichen;
man wird sie kaum
ernst nehmen."

Einer aus dem Volk:

„Aber wir haben jetzt doch
die Lanzen!"

Das Volk (erhebt die Lanzen und schreit):

„Lanzen!"

Ein Herr:

„Die hohen Personen
des Staates
aber wissen,
daß ihr,
das Volk,
eigentlich machtlos seid."

Einer aus dem Volk:

„Ja, wie?"

Ein Herr:

Der Herr greift zur Seite (also in den seitlichen Bühneneingang hinein) und packt einen höheren Regierungsbeamten bei der Gurgel und spießt ihn auf eine Lanze.

„So, etwa! Sie müssen
beweisen,
daß es ihnen ernst ist!"

Reporter:

Bolero wird getrommelt.

„Oh, oh, oh,
jetzt wird es ernst!
Die Ganze Veranstaltung
scheint aus den Fugen zu geraten.
Soeben schritt man
zu Gewalttaten über!"

Im Hintergrund:
Kommen und Gehen.
Das Volk hält nun Lanzen
mit jeweils
aufgespießten,
höheren Regierungsbeamten
in seinen Händen.


... bin ja mal gespannt, wie man das im Theater umsetzt (Der Stückeschreiber)?

Beamte:

„Aua, das tut sehr weh
und überhaupt
werden wir hierfür nicht bezahlt!"

Das Volk:

„Schnauze!"

Einer aus dem Volk:

„Meinen Sie nicht,
mein Herr,
daß das Ärger gibt?"

Ein Herr:

„Nun, wenn sie
so Großartiges,
wie den
Sturm auf die Bastille
beschwören,
dann sollten sie
mit gewissen Unannehmlichkeiten
schon rechnen."

Einer aus dem Volk:

„Ah?"

Ein Herr:

„Dort hinten sehe ich
die Wasserwerfer schon nahen."

... das sagt er zwar und so wird's denn auch sein; auf der Bühne aber sieht man die Wasserwerfer nicht.

Einer aus dem Volk:

„Was sollen wir tun?"

Das Volk (singt):

„Was sollen wir trinken,
sieben Tage lang trinken ..."

Ein Herr:

„Aufrüsten!"

Einer aus dem Volk:

„Aufrüsten?"

Ein Herr:

„Ja, s'ist aus
dem Jargon der Politik.
Wenn jene
dort hinten
mit Wasserwerfern
nahen
so zieht sie
auf eure Seite
oder
habt die besseren Waffen."

Einer aus dem Volk:

„Ja, aber da kommt man
doch nur
mit Kanonen gegen an!"

Ein Herr:

„Kanonen,
zum Beispiel Kanonen."

Einer aus dem Volk:

„Meinen sie das wirklich?"

Ein Herr:

„Es ist mir so
in den Kopf gekommen."

Im Hintergrund:
Kommen und Gehen.
Das Volk sitzt nun
auf Kanonen.


Das Volk:

„Ergebt euch, Wasserwerfer!"

Ein Reporter:

Und wieder greift der Musiker zur Trommel.

„Mittlerweile
entspricht das Szenario
fast schon
der Geschichte,
die einmal war:
Aus den Gebäuden
der höheren und höchsten
Regierungsbeamten
schauen
verdutzte Gesichter
von hohen und höheren
Regierungsbeamten
aus den
Fenstern.
Wasserwerferführer
schauen
verdutzt
auf Kanoniers
und wollen doch nur
Wasser werfen,
im Namen des Volkes.
Das Volk selbst
hält
teils Lanzen,
sitzt
teils auf Kanonen
und schreit
die alten Sprüche.
Die Wasserwerfer
ziehen ab,
da sie für die
Gegenüberstellung
mit Kanonen
nicht bezahlt werden."

Ein Herr:

„Freut euch
nicht zu früh!"

Einer aus dem Volk:

„Aber sie ziehen doch ab?"

Ein Herr:

„Nein, sie ziehen sich nur
zurück.
sie
werden mit stärkeren Waffen
zurückkehren."

Einer aus dem Volk:

„Zurück, zurück ...
Ja und wir?"

Ein Herr:

„Mittlerweile sollten
sie etwas gelernt haben!"

Ein Reporter:

Mit Bolerobegleitung.

„Was geschieht nun?
Ein hektisches
Kommen und Gehen!

Sprechpause des Reporters.

Ja, sie werden es kaum glauben:
Das Volk hält nun Atomsprengköpfe
in seinen Händen."

... und so ist es dann auch wirklich!

Das Volk:

„Kommt, wir stürmen die Bastille;
wir machen sie gleich,
dem Erdboden
und uns.

Rammt ihnen die Atomsprengköpfe
in ihre dicken Ärsche,
so daß die Spitzen
zu ihren Ohren
wieder rausschaun'

Kommt, wir stürmen ..."

Ein Herr:

„Moment, Moment!"

Einer aus dem Volk:

„Kommen die
Wasserwerfer
schon wieder?"

Ein Herr:

„Nein, nein.
Es scheint,
sie setzen auf
Abfangraketen."

Einer aus dem Volk:

„Abfangraketen?"

Ein Herr:

„Ja, wenn
das Volk
einen
Atomsprengkopf
zündet
und zuvor
hoffentlich
auch abschießt,
so werden
die Abfanggeschütze
wiederum
jene Raketen,
die Sprengköpfe
mit Ziel
auf die Regierungsgebäude
haben,
abfangen."

Einer aus dem Volk:

„Genial!"

Ein Herr:

„Na, na.
Respekt vor dem Gegner
sollte zwar sein,
nur,
sie werden sich schon
etwas
einfallen lassen müssen,
um ihre Ziele
durchzusetzen."

Das Volk (schreit):

„Schaltet das
Global Positioning System
aus!"

Einer aus dem Volk:

„Das GPS ausschalten,
ja,
das ist die Idee!"

Ein Reporter:

... und seine Begleitmusik. Während der Reporter spricht, schweben die Götter herbei.

„Das Volk schaltet
das GPS aus,
schießt
Atomsprengköpfe ab
und zündet sie
auch irgendwie.
Die ehemaligen
Wasserwerfer
versuchen
die Raketen zu fangen,
es gelingt ihnen
aber
nicht so recht
und ..."

Chor der Götter:

Unser Musiker versucht schleunigst die Harfe zu erreichen, um uns ein wenig mit Blues-Improvisationen zu betören.

„... so fliegen
alle Regierungsgebäude
in die Luft
und
die Erde auch."

Während der letzten paar Szenen haben sich unser Herr und der aus dem Volke mehr und mehr im Bereich „vor dem Vorhang" aufgehalten. Jetzt fällt der Vorhang, so daß das Volk und die Kulisse verschwinden.

Ein Herr:

Keine Musik.

„Gratulation, das war
sehr glaubwürdig!"

Einer aus dem Volk:

„Ja, das hat auch
sehr viel
Spaß
gemacht.
Wir gehen jetzt zufriedener
nach Hause.
Auf Wiedersehen."

Ein Herr:

„Auf Wiedersehen.
Ähm, Moment bitte!"

Einer aus dem Volk:

„Ja?"

Ein Herr:

„Man wird ihnen vielleicht
sinnloses Handeln
vorwerfen,
unerlaubte Teilnahme
in Theaterstücken
oder
sonstiges ...
aber es war konsequent;
Sartre hätt's gefallen.
Der war übrigens auch
Franzose,
wie
ihre Bastille.
Also, dann!
Schöne Zeit."

Unser Musikus schiebt seine Harfe in die Bühnenmitte und improvisiert wieder über die typischen Blueskadenzen. Unsere beiden Götter steigen aus ihren Körben aus und stimmen in den Blues mit ein.

Chor der Götter (beide):

... singen den Blues von „Der Moral von der Geschicht".

„Und die Moral
von der Geschicht:
bitte frag mich nicht,
bitte frag mich nicht!

Haben wir die Menschen
nach unserem Vorbild erschaffen
oder nach den Affen
oder nach den Affen?

Sag' du mir,
alter Gott,
ist es wirklich
so schwer
kreuz und quer
auf dem Globus verteilt
als Mensch zu leben,
ist es wirklich
so schwer,
wenn man viel von was hat
etwas abzugeben?

Und die Moral
von der Geschicht:
bitte frag mich nicht,
bitte frag mich nicht!

Sag' du mir,
was schief ging
beim Versuch
diesen Wesen
Verstand zu geben,
beim Versuch
dem Verstand
Kultur zu bieten?
Sag' du mir,
weshalb sie den Mars umkreisen,
weshalb sie bei all ihren Alten und Weisen,
weshalb sie so oft den Verstand verlieren
und tun so, als kröchen sie noch auf den Vieren.

Und die Moral
von der Geschicht:
bitte frag mich nicht,
bitte frag mich nicht!

Sag' du mir,
weshalb sie
vor Bildschirmen sitzen
und virtuell
ihre Oma aufschlitzen?
Sag du mir,
weshalb sie Diäten verprassen
und nebenberuflich
ihre Mitbürger hassen?
Sag' du mir ...
... ach' bitteschön,
laß es doch sein,
vielleicht ist das nur
ein Traum von Kultur
und alles nur Schein
und alles nur Schein!"

Und die Moral
von der Geschicht:
bitte frag mich nicht,
bitte frag mich nicht!

Haben wir die Menschen
nach unserem Vorbild erschaffen
oder nach den Affen
oder nach den Affen?

Über das Ende dieses Theaterstückes hat sich „Der Stückeschreiber" keine all zu vielen Gedanken gemacht. Das ist auch ganz gut so, denn bei aller „Anleitung" muß auch genügend Freiraum bleiben!


(Link zum Urtext)
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Uwe,

es ist die schönste Prosalyrik, die je unter Schauspiel veröffentlicht wurde.
(aber die Macht der Frauen - ich weiß)
Auch als Schauspiel ein beeindruckender Text. Rot hätte dem Text aber besser gestanden. Dunkles Rot.

cu
lap
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
So, nun will ich auch noch meinen Senf dazugeben...

Die inhaltliche Umsetzung ist Dir schön gelungen, Uwe!
Nur mit der optischen Darstellung bin ich nicht ganz zufrieden.
Zum einen, weil mir die bunte Darstellung viel zu kunterbunt ist.
Zum anderen, weil die Lektorierfarben wirklich nur zum Lektorieren benutzt werden sollen (einen zart-administrativen Hinweis auf die FAQ gebend).
Zum dritten, weil ich denke (und das ist nur meine Meinung), dass beim nicht gereimten Schauspiel der Redefluss im "Druck-Satz" mehr Betonung erhalten sollte.

Ich habe mal meine Vorstellung Deines Schauspiels hier angefügt, um zu verdeutlichen, was ich meine:



Arbeiter-Blues die „Ach-was-weiß-ich-Wievielte“
(es bleibt anzumerken, dass diese Überschrift ein echtes „lapismont-Blutrot“ zu sein hat! ;-)

Ein Schauspiel in einem Akt


Die Personen sind:

Chor der Götter ... Götter mit Namen Fred und Harald
Einer aus dem Volk ... ein Mensch
Das Volk ... viele Menschen
Ein Herr ... ein weiterer Mensch
Beamte ... mehrere verbeamtete Menschen
Ein Reporter ... ein schnell sprechender Mensch


Bühne mit geschlossenem Vorhang. Zwei Götter schweben in Körben jeweils zur rechten und linken Seite von der Bühnendecke herab. Ein Harfenist, der irgendwo verlassen in der Ecke sitzt, improvisiert über die „klassischen" Blueskadenzen.

Harald: „Hallo, Fred, du auch hier?"

Fred: ( äfft Harald nach) „Hallo, Fred, du auch hier ..." ( Beruhigt sich etwas) „Hör' auf, Harald, mit dem Gesappel, du weißt genau, daß wir in die Zukunft blicken können, also laß' mich heute mit diesen Spielchen in Ruhe! Ehrlich gesagt, hab' ich so langsam die Nase gestrichen voll davon, in diesen verdammten Flugkörben durch die Zeit reisen zu müssen und so zu tun, als wären wir vollständig veraltet!
Schau dir diese Menschen an, Fred, sie fliegen mit einer Spaceshuttle im All umher, sie ..."

Harald: „... sie explodieren manchmal beim Fliegen!"

Fred: ( wendet sich genervt von Harald ab, scheint in der Ferne etwas entdeckt zu haben) „Du, dort hinten scheint etwas los zu sein! Lass uns da einmal hinschweben!"

Beide Götter schweben in die Richtung des vermuteten Geschehens davon,
einige Sekunden später öffnet sich eine Klappe im Bühnenboden und ein
Reporter kriecht daraus hervor. Der Harfenist kramt derweil eine Trommel
heraus und beginnt die Rhythmus-Sequenzen des „Boleros von Ravel" zu schlagen


Ein Reporter: ( wirft einen kurzen Blick hinter den noch geschlossenen Vorhang) „... sie kommen, sie kommen, sie kommen. Die Zunft der Schreinermeister
geht allen voran. Sie halten Leitern in ihren Händen, die sie jetzt gegen jene Zäune stellen,
die das Gelände der Regierungsgebäude umgeben. Ja, ja, ja, das ist ein Anblick, das ist ein Anblick! Dutzenden aufgebrachter Menschen gelingt es in diesem Augenblick die Gartenanlagen des Regierungszentrums zu besetzen. Die letzten Monate über wurden die Daumenschrauben, die man dem Volke anzulegen beliebt überdreht. Ja, ja, ja, das Volk wütet, es bebt, es verlangt ernst genommen zu werden, es möchte nicht länger die Melkkuh sein,
die man bis zur vollkommenen Erschöpfung aussaugen kann. Jetzt, jetzt, jetzt!
Jetzt erheben sich Fäuste. Das Volk begehrt auf, es ruft Parolen, es schreit sich
die Wut aus dem Leibe ..."

Der Vorhang öffnet sich. Unser Reporter findet sich mitten in einer brüllenden Menschengruppe wieder; er schreckt zusammen. Rasseln, Scheppern und Tuten begleiten den Volksaufstand. Der Trommler greift zur Gitarre und beginnt das Stück „How many roads ..." mit Gitarrenbegleitung zu spielen, gerät aber mehr und mehr in den Hintergrund, bis er lautlos geworden ist.

Das Volk:


„Kommt, wir stürmen die Bastille;
wir machen sie gleich,
dem Erdboden
und uns.

Rammt ihnen die Lanzen
in ihre dicken Ärsche,
so daß die Spitzen
zu ihren Ohren
wieder rausschaun'

Kommt, wir stürmen ..."
Während das Volk aufschreit, kommt von einer Seite ein Herr daher

Ein Herr: „Moment, Moment!"

Einer aus dem Volk:„Bitte, wie ... ?"
Während der Eine aus dem Volke zu sprechen beginnt, erstarrt das restliche Volk und die Musik

Ein Herr: „Weshalb ‚Bastille'? Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Und dann noch diese vulgären Ausdrücke, in aller Öffentlichkeit.

Einer aus dem Volk: „Wir sind das einfache Volk, wir haben ein Recht darauf, Vulgäres zu benutzen, darauf, die Bastille zu stürmen, auch wenn es ‚die Bastille' ehrlich gesagt
nicht ist!"

Ein Herr: „Nun, im Übertragenen, ich verstehe, als Sinnbild; sagen wir, um die Kontinuität
der Geschichte zu wahren."

Einer aus dem Volk: „Ja, mein Herr, so wird's denn sein ..."

Das Volk beginnt seine Rufe wieder aufzunehmen, derweil unser Reporter
versucht gegen das Stimmengewirr anzukommen

Das Volk: „Kommt, wir stürmen ..."

Unser Musiker spielt natürlich wieder den „Bolerorhythmus" auf seiner Trommel

Ein Reporter: „Wer war dieser Herr? Das ist die Frage! Eine Antwort bin ich nicht im Stande ihnen zu geben. Doch jetzt erneut wendet er seine Stimme dem Volke zu."

Das Volk erstarrt, bis auf den Einen, den wir schon kennen

Ein Herr: „Moment, moment! Eure Wut in Ehren, aber ihr sitzt hier und schreit
und ihr habt nicht einmal die Lanzen, von denen ihr sprecht in euren Händen?"

Einer aus dem Volk: „Mein Herr, wir haben keine Lanzen, nicht mal im Keller
unsrer Häuser, wir drohen ... nur."

Ein Herr: „Ha, ich lache, harhar!"

Einer aus dem Volk: „Entschuldigen sie bitte."

Das Volk:

„Rammt ihnen die Lanzen
in ihre dicken Ärsche ..."
Unser Musiker singt dazu wieder lautstark „How many roads ..."


Ein Herr(Sobald er spricht, tritt Ruhe ein): „Moment, Moment! Ich sagte, ich lache. Ich meinte damit, daß man sie alle
nicht ernst nehmen wird. Wie wollen sie etwas ändern, durch Plärren hohler Phrasen ..."

Einer aus dem Volk: „'Phrasen dreschen', kenn' ich nur ..."

Ein Herr: „Na, wenn sie wenigstens dreschen würden!"

Das Volk: „Kommt, wir ..."

Einer aus dem Volk: „Sie meinen, wir sollten tatsächlich handgreiflich werden?"

Ein Herr: „Ehrlich gesagt würde man sie mittels Wasserwerfer zur Ruhe zwingen;
doch Lanzen ... und dazu vielleicht mit echten Spitzen und in allen Händen?"

Ein Reporter Selbstverständlich bekommt er seine Bolerobegleitung wieder: „Was geschieht nun? Ein hektisches Kommen und Gehen! Sprechpause
Ja, sie werden es kaum glauben: Das Volk hält nun Lanzen in seinen Händen."

... und tatsächlich, unsere Schauspieler haben sich Lanzen besorgt

Das Volk:

Ja, ja, auch „How many roads ..." ist wieder dabei!

„Kommt, wir stürmen die Bastille;
wir machen sie gleich,
dem Erdboden
und uns.

Rammt ihnen die Lanzen
in ihre dicken Ärsche,
so daß die Spitzen
zu ihren Ohren
wieder rausschaun'

Kommt, wir stürmen ..."

Ruhe ringsum

Ein Herr: „Moment, Moment!"

Einer aus dem Volk: „Was ist denn jetzt schon wieder?"

Ein Herr: „Es ist jetzt glaubwürdiger, denke ich. Sie werden vielleicht morgen oder am Sonntag in einigen Zeitungen dieses Landes erwähnt werden."

Einer aus dem Volk: „Aber?"

Ein Herr: „Nun, dies alles sind nur Sinnbilder. ‚Die Bastille', ‚die Lanzen', ‚das Schreien';
sie werden aber nicht viel erreichen; man wird sie kaum ernst nehmen."

Einer aus dem Volk: „Aber wir haben jetzt doch die Lanzen!"

Das Volk ( erhebt die Lanzen und schreit): „Lanzen!"

Ein Herr: „Die hohen Personen des Staates aber wissen, daß ihr, das Volk, eigentlich machtlos seid."

Einer aus dem Volk: „Ja, wie?"

Ein Herr ( greift zur Seite (also in den seitlichen Bühneneingang hinein)
und packt einen höheren Regierungsbeamten bei der Gurgel und spießt ihn
auf eine Lanze
): „So, etwa! Sie müssen beweisen, daß es ihnen ernst ist!"

(Bolero wird getrommelt.)

Reporter: „Oh, oh, oh, jetzt wird es ernst! Die Ganze Veranstaltung scheint aus den Fugen zu geraten. Soeben schritt man zu Gewalttaten über!"

Im Hintergrund: Kommen und Gehen. Das Volk hält nun Lanzen mit jeweils aufgespießten,
höheren Regierungsbeamten in seinen Händen


(... bin ja mal gespannt, wie man das im Theater umsetzt (Der Stückeschreiber)?)

Beamte: „Aua, das tut sehr weh und überhaupt werden wir hierfür nicht bezahlt!"

Das Volk: „Schnauze!"

Einer aus dem Volk: „Meinen Sie nicht, mein Herr, daß das Ärger gibt?"

Ein Herr: „Nun, wenn sie so Großartiges, wie den Sturm auf die Bastille beschwören,
dann sollten sie mit gewissen Unannehmlichkeiten schon rechnen."

Einer aus dem Volk: „Ah?"

Ein Herr: „Dort hinten sehe ich die Wasserwerfer schon nahen."

... das sagt er zwar und so wird's denn auch sein; auf der Bühne aber sieht
man die Wasserwerfer nicht

Einer aus dem Volk: „Was sollen wir tun?"

Das Volk ( singt):

„Was sollen wir trinken,
sieben Tage lang trinken ..."

Ein Herr: „Aufrüsten!"

Einer aus dem Volk: „Aufrüsten?"

Ein Herr: „Ja, s'ist aus dem Jargon der Politik. Wenn jene dort hinten mit Wasserwerfern
nahen so zieht sie auf eure Seite oder habt die besseren Waffen."

Einer aus dem Volk: „Ja, aber da kommt man doch nur mit Kanonen gegen an!"

Ein Herr: „Kanonen, zum Beispiel Kanonen."

Einer aus dem Volk: „Meinen sie das wirklich?"

Ein Herr: „Es ist mir so in den Kopf gekommen."

Im Hintergrund: Kommen und Gehen. Das Volk sitzt nun auf Kanonen

Das Volk: „Ergebt euch, Wasserwerfer!"

Ein Reporter ( Und wieder greift der Musiker zur Trommel):

„Mittlerweile entspricht das Szenario fast schon der Geschichte, die einmal war:
Aus den Gebäuden der höheren und höchsten Regierungsbeamten schauen verdutzte Gesichter von hohen und höheren Regierungsbeamten aus den Fenstern. Wasserwerferführer
schauen verdutzt auf Kanoniers und wollen doch nur Wasser werfen, im Namen des Volkes.
Das Volk selbst hält teils Lanzen, sitzt teils auf Kanonen und schreit die alten Sprüche.
Die Wasserwerfer ziehen ab, da sie für die Gegenüberstellung mit Kanonen nicht bezahlt werden."

Ein Herr: „Freut euch nicht zu früh!"

Einer aus dem Volk: „Aber sie ziehen doch ab?"

Ein Herr: „Nein, sie ziehen sich nur zurück. Sie werden mit stärkeren Waffen
zurückkehren."

Einer aus dem Volk: „Zurück, zurück ... Ja und wir?"

Ein Herr: „Mittlerweile sollten sie etwas gelernt haben!"

Ein Reporter ( Mit Bolerobegleitung): „Was geschieht nun? Ein hektisches Kommen und Gehen!
( Sprechpause)
Ja, sie werden es kaum glauben: Das Volk hält nun Atomsprengköpfe in seinen Händen."

(... und so ist es dann auch wirklich!)

Das Volk:

„Kommt, wir stürmen die Bastille;
wir machen sie gleich,
dem Erdboden
und uns.

Rammt ihnen die Atomsprengköpfe
in ihre dicken Ärsche,
so daß die Spitzen
zu ihren Ohren
wieder rausschaun'

Kommt, wir stürmen ..."

Ein Herr: „Moment, Moment!"

Einer aus dem Volk: „Kommen die Wasserwerfer schon wieder?"

Ein Herr: „Nein, nein. Es scheint, sie setzen auf Abfangraketen."

Einer aus dem Volk: „Abfangraketen?"

Ein Herr: „Ja, wenn das Volk einen Atomsprengkopf zündet und zuvor hoffentlich
auch abschießt, so werden die Abfanggeschütze wiederum jene Raketen, die Sprengköpfe
mit Ziel auf die Regierungsgebäude haben, abfangen."

Einer aus dem Volk: „Genial!"

Ein Herr: „Na, na. Respekt vor dem Gegner sollte zwar sein, nur, sie werden sich schon
etwas einfallen lassen müssen, um ihre Ziele durchzusetzen."

Das Volk ( schreit): „Schaltet das Global Positioning System aus!"

Einer aus dem Volk: „Das GPS ausschalten, ja, das ist die Idee!"

Ein Reporter (... und seine Begleitmusik. Während der Reporter spricht, schweben die Götter herbei.)

„Das Volk schaltet das GPS aus, schießt Atomsprengköpfe ab und zündet sie auch irgendwie.
Die ehemaligen Wasserwerfer versuchen die Raketen zu fangen, es gelingt ihnen aber nicht so recht und ..."

Unser Musiker versucht schleunigst die Harfe zu erreichen, um uns ein wenig mit
Blues-Improvisationen zu betören


Chor der Götter: „... so fliegen alle Regierungsgebäude in die Luft und die Erde auch."

Während der letzten paar Szenen haben sich unser Herr und der aus dem Volke mehr
und mehr im Bereich „vor dem Vorhang" aufgehalten. Jetzt fällt der Vorhang, so daß
das Volk und die Kulisse verschwinden
(Keine Musik)

Ein Herr: „Gratulation, das war sehr glaubwürdig!"

Einer aus dem Volk: „Ja, das hat auch sehr viel Spaß gemacht. Wir gehen jetzt zufriedener
nach Hause. Auf Wiedersehen."

Ein Herr: „Auf Wiedersehen. Ähm, Moment bitte!"

Einer aus dem Volk: „Ja?"

Ein Herr: „Man wird ihnen vielleicht sinnloses Handeln vorwerfen, unerlaubte Teilnahme in Theaterstücken oder sonstiges ... aber es war konsequent; Sartre hätt's gefallen.
Der war übrigens auch Franzose, wie ihre Bastille. Also, dann! Schöne Zeit."

Unser Musikus schiebt seine Harfe in die Bühnenmitte und improvisiert wieder
über die typischen Blueskadenzen. Unsere beiden Götter steigen aus ihren Körben
aus und stimmen in den Blues mit ein


Chor der Götter (beide):

(... singen den Blues von „Der Moral von der Geschicht")

„Und die Moral
von der Geschicht:
bitte frag mich nicht,
bitte frag mich nicht!

Haben wir die Menschen
nach unserem Vorbild erschaffen
oder nach den Affen
oder nach den Affen?

Sag' du mir,
alter Gott,
ist es wirklich
so schwer
kreuz und quer
auf dem Globus verteilt
als Mensch zu leben,
ist es wirklich
so schwer,
wenn man viel von was hat
etwas abzugeben?

Und die Moral
von der Geschicht:
bitte frag mich nicht,
bitte frag mich nicht!

Sag' du mir,
was schief ging
beim Versuch
diesen Wesen
Verstand zu geben,
beim Versuch
dem Verstand
Kultur zu bieten?
Sag' du mir,
weshalb sie den Mars umkreisen,
weshalb sie bei all ihren Alten und Weisen,
weshalb sie so oft den Verstand verlieren
und tun so, als kröchen sie noch auf den Vieren.

Und die Moral
von der Geschicht:
bitte frag mich nicht,
bitte frag mich nicht!

Sag' du mir,
weshalb sie
vor Bildschirmen sitzen
und virtuell
ihre Oma aufschlitzen?
Sag du mir,
weshalb sie Diäten verprassen
und nebenberuflich
ihre Mitbürger hassen?
Sag' du mir ...
... ach' bitteschön,
laß es doch sein,
vielleicht ist das nur
ein Traum von Kultur
und alles nur Schein
und alles nur Schein!"

Und die Moral
von der Geschicht:
bitte frag mich nicht,
bitte frag mich nicht!

Haben wir die Menschen
nach unserem Vorbild erschaffen
oder nach den Affen
oder nach den Affen?

(Über das Ende dieses Theaterstückes hat sich „Der Stückeschreiber" keine all
zu vielen Gedanken gemacht. Das ist auch ganz gut so, denn bei aller „Anleitung"
muß auch genügend Freiraum bleiben!)


---

(Eventuell kann man die Sprecher noch fett formatieren, wie Du es ja auch gemacht hast)

Ich finde, wie schon gesagt, die Umsetzung Deines Textes gelungen. Allerdings gebe ich jetzt lapismont und seinem Beharren auf Prosalyrik Recht: Der im Prosalyrik-Forum eingestellte Text wirkt auf mich dichter, zupackender und ergreifender.

Alleine schon wegen dieser (meiner) Erkenntnis möchte ich Dir herzlich für die Mühe danken, die Du Dir mit der Umgestaltung des Textes zum Schauspiel gemacht hast! Ich hoffe, dass auch noch weitere Kommentatoren sich hier (oder in Prosalyrik) äußern werden und fände es äußerst reizvoll, wenn Du hier und dort jeweils einen link zum (anderen) Text setzen könntest. Bin gespannt, welches Erlebnis andere haben werden!

Viele Grüße,
 

uweboe

Mitglied
Hallo Zeder,

Danke für Deine Mühe den gesamten Text zu überarbeiten. Bezüglich der Farben habe ich "schnelle Einsicht" gezeigt und den Text monochrom dargestellt. Fettdruck für die einzelnen Personen werde ich beibehalten; ich denke es ist so auf Monitoren besser zu lesen.

Über die Textformatierung werde ich mir auch noch "Gedanken machen" und mich demnächst zurückmelden ...

Grüße, Uwe
 
Hi Uwe,
den Anfang und den Schluss finde ich sehr gelungen. Am Anfang, weil du einen schönen ironischen Einstieg wählst und dann sehr bildlich darstellst, was der Reporter sieht.
Am Schluss hast du einen klasse Liedtext mit einem sehr tiefgreifenden Refrain, der aus der Lesemappe von M. Pythons stammen könnte: Und die Moral von der Geschichte...

Mittendrin ist es mir ein wenig zu wischiwaschi, weil du dieses Bild der Aufrüstung benutzt, was ich als ein wenig abgedroschen empfinde. Aber OK, du setzt damit deinen Gedanken um. Da ich grad selbst erfahre, was es heißt, bei einem Stück von den guten Meinungen anderer profitieren zu können, fühle ich mich ein wenig zweischneidig, wenn ich dir sage, man könnte noch weiter denken.

Vielleicht nimmst du es so hin, wie ich es gerade hinnehme.
Wie ein Mann.
Ok, ich denke, die Sache mit dem einen Mann, der immer wieder auf das Volk einredet, ist eine geniale Idee und könnte durchaus mehr Feuer bekommen. Denn eigentlich ist dieser Mann ja derjenige, der das Volk dazu bringt, immer gewalttätigere Mittel einzusetzen. So wie es jetzt ist, scheint mir dieser Eine Sinnbild der modernen Gesellschaft zu sein(er kennt und weiß die "Umgangsformen" dieser Gesellschaft zu nutzen) während das Volk tatsächlich für den vielleicht veralteten Glauben an die Gerechtigkeit, Gleichheit etc. steht. Da steckt irgendwas drinnen, das merke ich. Wer also ist dieser Eine wirklich und wer ist das Volk wirklich.

Ich weiß zwar, daß du deinen Schluss nicht ohne Grund gewählt hast. Aber ich denke, entweder könnte etwas mehr hinein, um den Gedanken der "geschichte ohne Moral" noch zu verstärken - man könnte es z.B. so einrichten, daß die beiden Götter es selbst so einrichten, daß die Menschen sich selbst vernichten, weil sie am besten wissen, daß das ganze Leben ohne Moral ist -
oder man fragt sich tatsächlich, was die Moral dieser Geschichte ist und sucht dann über den Einen, von dem ich oben sprach, nach dieser Moral.

Mhm, ein heikles Eisen und wahrscheinlich zu viel des Guten.
Naja, diese Idee beruht ja auch nur darauf, daß mir diese Aufrüstungsgeschichte zu einfach erscheint.

Vergiss es einfach,
ein schönes kleines Schauspiel, in sehr schönem Takt verfasst, Uwe.
Ich glaube, ich kann für viele sprechen, wenn ich sage, schön, dich und deine Ideen hier auf der LL zu haben.

Gruss, Marcus
 

uweboe

Mitglied
Hallo Marcus,

... "einfach vergessen" ... NEIN! Im Gegenteil: Dankeschön für konstruktive Kritik. Natürlich heißt das nicht, daß ich mein Fähnchen nach jedem Wind neuer konstruktiver Kritik hängen mag und darf ... aber Dank deshalb, da für mich das konstruktive Kritisieren schon ein Teil des Weges hin zum "Weltfrieden" ist (hochtrabend ausgedrückt, aber ernst gemeint).

Den "Arbeiterblues als Schauspiel" bitte ich primär in starker Anlehnung an seinen Urtext zu sehen, d.h. schon der Urtext läßt viele Fragen offen.

Was aber ist der tiefere Sinn in dieser "Aufrüstung"?

Da ist das Volk, das "mit moralischem Recht" protestiert; und sie tun das ja auch sehr zivilisiert, da sie nicht gewalttätig werden möchten (daran denken sie anfänglich wirklich nicht). Meiner Meinung nach ist das schon ein Tiefschlag für die Politik, denn die lieben Regierenden vergewaltigen hier ein Volk, das liebenswerter und klüger nicht sein könnte.

Jetzt kommt ein weiteres menschliches Wesen hinzu, das einen neutraleren Blick "auf die ganze Sache" werfen kann, da er weder am Morgen mit der Idee, protestieren zu wollen, aufstand, noch zur Liga der "Diätenverprasser" gehört.

Dieser Herr versteht in seinem tiefen Inneren das protestierende Volk sehr gut und aus dieser Motivation heraus, möchte er sich einbringen ... nein, er möchte nicht, sondern es drängt ihn dazu.

Weder das Volk, noch dieser Herr sind "grundsätzlich gewaltbereit"!!!

... lediglich die Mischung aus "realer Ausnutzung des Volkes seitens der Politik und der Wirtschaft" (also berechtigter Wut) und fast schon "wissenschaftlichem analytischem Verstand" ergeben dann ein "explosives Gemenge".

Daß die Geschichte mit einer "unbefriedigenden Lösung" endet, zeigt (meiner Meinung) nur auf, daß wenn man in "streng politischen Zügen" denkt (und unser Herr entlehnt ja seine Worte der Politik), zu keiner passablen Lösung kommt!!!

Eine menschliche Lösung für unsere Probleme kann demnach nur von einer Gruppe erdacht werden, die keine primär politischen und wirtschaftlichen Ziele verfolgt (also, nicht primär, inklusive schon) ... und für so eine Gruppe halte ich uns Menschen nicht für intelligent genug (global betrachtet) ... oder?

Jetzt habe ich aber, vor lauter Analyse, einen wichtigen Punkt bei der Entstehung des Gedichtes (Schauspiels) unterschlagen: Das Stück zeigt den Vorgang einer "Eskalation" ... das Eine ergibt das Andere! Weder das Volk, noch unser Herr hatten am Morgen geplant, daß am Abend die Erde "futsch" sein würde!

Uwe

PS: Ich habe übrigens nichts gegen Politiker und Wirtschaftsgrößen ... nur, wenn sie glauben "abheben zu müssen", dann "stech ich! (Danke Edmond Rostand)".
 



 
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