Armer Schlucker?

Armer Schlucker?

Die Hände tief vergraben
in einem Mantel aus eisigem Schweigen
mit weitgreifenden Schritten unterwegs
auf dem Weg der Erniedrigung
zielstrebig und eifrig
die Augen voll fiebriger Erwartung
ängstlich suchend nach Steinen auf dem Weg
zu der Quelle des Vergessens
Hoffnung auf Labsal, auf Ruhe, auf Frieden
kurz aufblitzend Erinnerungsfetzen an Tage des Glücks
dann die Angst, alleine zu sein
die fehlende Hand, die wärmen könnte,
das große Loch, einladend und abstoßend zugleich.

Ja früher
Vorbild für viele, die ihren Weg suchten
Patentrezepte en masse
Das Geld floss aus einer sicheren Quelle
gern genommen ohne viel Fragen
Ausbruch aus der Provinz war möglich
Verwirklichung von Visionen keine Utopie
An der Schulter war Platz zum Ausweinen
Weißes Satintuch inklusive
Die beste Adresse für komfortables Verständnis
Helfer in allen Notlagen
Immer ein gutes Wort parat
Der gute Mensch von nebenan

Aber heute
Alte Freunde sind gutsituiert
Brauchen keine Hilfe mehr
Geben allerdings auch keine
Anfangs noch leutselig so etwas wie Trostworte
Dann Reduzierung auf Blickkontakt
Möglichst von der anderen Straßenseite
Irgendwie peinlich das Ganze
Hätte doch nicht sein müssen
War doch früher so ein toller Hecht
Aber jetzt
Wie soll man helfen
Ob das gut geht

Hol euch der Teufel
Mir geht es gut
Mir ist es nie besser gegangen
Eure Kleinkrämerprobleme
Interessieren mich wirklich wie ein Furz
Ich habe andere Ambitionen
In der Regel globalen Ausmasses
Ich werde euch eure farblose Welt neu anmalen
Die Farben mische ich an mit meinen Tränen
Vergossen für euch
die ihr nicht teilnehmen könnt
An der Beerdigung meines irdischen Dursts.

Jou Elmar,
das haste gut gemacht

Hallo,
sehr viel Verbitterung steckt in deinem Text. Aber nichtsdestotrotz finde ich ihn gut. Die Botschaft ist klar und ersichtlich für jeden, der den Text liest. Verzweiflung, Sehnsucht, Hoffnung … sind sehr gewaltige Themen, die man schwer zum Papier bringen kann, wenn man sie selbst nicht nachfühlen oder erleben konnte (und dennoch ist es oft nicht leicht, die anderen von diesen großen Gefühlen zu überzeugen).

Gruß
Piro