Armfeuer

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Sie begegneten einander. Die Stadt schlief unter Sandmännern.

Der Kerl zechte. mit ihm Bruderschaft saufen, seinen Namen nennen? Trank Pilsener.

Redete ihm zu. Spielte mit seinem Tatoo am Oberarm, einem flammendem Feuer. Spannte seinen Bizeps. Das Feuer geriet in Bewegung.

Betrachtete stumm, fühlte sich sicher so. Der Kerl schob ihm Pilsener zu. Blies Pfeifenrauch.

Konnte saufen, auf dem Tresen segeln.

Blickte den Kumpanen an. Dessen Armfeuer loderte, gischtete wie Brandung. Er selbst, unter Landratten, fühlte die See.

Die Schlucht zwischen Hocker und Tresen, ließ schwindeln.
Stürzte. Der Kerl ergriff ihn, brennend sein Armfeuer.

Der Kneipenraum drehte sich, Inventar wiegend. Das Armfeuer, ein schräg flimmerndes. Redete ihm zu, fremdsprachig. Hielt ihn am Jackenkragen hoch.

Das Deckenlicht schien dämmerig. Der Kerl verdoppelt. Die Musikbox klang konzertant. Alte Bark, trunken, rolliger Arsch. Der Kerl soff auf Ex, ein Pilsener. Stand gerade wie ein Stelz.

Schlug ihm auf die Schulter, zu gehen, gemeinsam, hinaus unter den Wintermond. Sein Armfeuer brannte, versenkte bei Nähe. Griff nach ihm und knöpfte ihm die Wintertracht zu.

Mochte mit dem Bruderschaft saufen .. am Hafeneck Hölle. Stadtbeton gefror. Die Straße, unruhig schwankend, trug ihre Nachtgänger. Fürchtete den Gully, dass dampfende Geröchel des Stadtmunds.

Der Kerl, schwer wie ein Schiff, schob ihn seitwärts in Gewässer vor, vom Festland fort. Raunte. Schlug ihm den Bauch.

Ins Maul brach Flut. Gestirn sprang entzwei.
Gekapert Brust, Rippen verbog der Kerl wie heißes Eisen. Das Armfeuer, Meeresgott, dies wusste er nun.

Wollte ringen, Wind stemmen. Der Schlagring schmolz. „ Ich krieg dich kalt“.

Der Himmel rot. Wintermond schlaflos, tränte .
 

Gandl

Mitglied
Echt ... Flammi? ... "verständlicher"? ... hm ...

Mühlmann, du machst es dir wirklich einfach ... hunderte Leute geben Tipps, fragen Fragen, bemängeln ... aber du, du löscht und löscht und löscht ... bis dann einfach nur dein "Werk" ermattet dasteht ... singulär ... solo .. weil einfach niemand mehr Bock hat, darauf einzugehen ... so steht es da ... einsam ... wo ist dein Freund, der, der deine Geschichten so klasse findet? Ich würde sehr gern seine Argumentation lesen. Los! Hepp!

Gandl
(der es einfach nicht lassen kann)
 
E

Edgar Wibeau

Gast
Asphaltgesang am Rande der Schlucht zwischen Hocker und Tresen. Jenseits von Eden. Fern der Weihrauchhügel, der Lilienweiden. Kraftvoll und rücksichtslos.
 
S

Stoffel

Gast
Hallo,

denke mal, nun habe ich mal was "Experimentelles" gefunden:)
Du hast es selbst in lauter Absätze gepackt, so liest es sich auch. Aber eine Kurzgeschichte...ist das hier für mich irgendwie nicht.

Sehe grad, es ist schon älter, aber ich bin halt alle Werke gleich mal durch gegangen, um mir ein Bild zu machen.

lG
Sanne
 
..

.. stimmt ..eine kurzgeschichte ist es nicht ..für eine andere website habe ich den text als short story verfasst ..eine noch verkürzte und verknappte form gegenüber der gattung kurzgeschichte .. gibt es die rubrik short story hier auch ? ..hab ich vielleicht übersehen ..werd mal nachschauen !

lG
vom chris
 

petrasmiles

Mitglied
Abgesehen davon, dass ich das Ende nicht verstanden habe (kommt es zu Gewalt, oder nicht?), mag ich diese Sprache, die sich an den Gegenstand so anpassen kann, an diese brutale Tristesse, an diesen Abgrund von Hilflosigkeit vielleicht, das nachvollziehbar Menschliche, das nur in Schlaglichtern aufblitzt, aber nicht als 'Rundes' daherkommt, daherkommen kann.
Ich kenne die Vorgeschichte hier nicht, daher kann ich Gandls Stoßseufzer nicht verstehen. Ehrlich? Diese Sprache kommt mir unbelehrbar vor, und das ist auch gut so.
 
S

Stoffel

Gast
Hallo,

ich dachte immer "Short-Story" wäre gleich "Kurzgeschichte"??
Kannst Du mir das in zwei Sätzen erklären, worin der Unterschied liegt? Wäre auch für mich wichtig zu wissen.:)

Danke
lG
Sanne
 
zur shortstory ..

Es handelt sich um die klassische Short Story, die unter dem Namen „Kurzgeschichte“ in abgewandelter Form auch Eingang in die deutsche Literatur gefunden hat. Die beiden Gattungen sollten aber nicht verwechselt werden. Während die „Kurzgeschichte“ bei uns im Grunde jedwede kürzere Prosa bezeichnet, war die „Short Story“ in ihrer Reglementierung viel strenger gehalten:

Der Kritiker und Literaturtheoretiker Brander Matthews stellte um 1900 die erste verbindliche Definition der Short Story auf:

„Eine Short Story ist eine Geschichte mit einem einzelnen Charakter, der in ein einzelnes Ereignis verwickelt ist und beim Leser eine einzelne Emotion auslöst.“

Aus dieser Definition ergeben sich Vorgaben, die für die Bereiche Form, Stil und Themenstellung gleichermaßen gelten:

1. Kürze
2. Einsträngigkeit
3. Reduktion der Sprache
4. Konzentration
5. Pointe bzw. offener Schluss,
6. Einheit in der Wirkung
 
S

Sandra

Gast
Vorweg, ich verstehe Gandls Kommentar auch nicht wirklich, aber ich konnte außer diesem Thread auch keine Diskussionen zu diesem Text lesen. Manchmal ist es wichtig, auf Kommentare einzugehen und zu ändern, ein anderes Mal tut man ganz und gar nicht gut daran. Aber egal, wie man sich verhält, es bleibt die Geschichte des Autors und somit ihm überlassen. Das müssen wir Leser bei allem good will akzeptieren.

Hallo Christoph
Wie petrasmiles finde ich die Sprache deiner Geschichte sehr eigenwillig. Aber auch unverformbar und ausgereift. Ich weiß nicht, ob ich einen längeren Text in diesem Stil lesen könnte, deswegen finde ich die Short-Story eine durchaus gelungene Form für deine Geschichte.
Als erstes fand ich den Titel schon klasse. Viele Schreiber unterschätzen die Stärke eines Titels. Hier war es wohl nicht so, denn die Geschichte hält, was der Titel verspricht. Ich mag Tattoos, das Armfeuer ist hier sehr anschaulich beschrieben. Ich habe ein Bild in meinem Kopf, doch darüber hinaus finde ich es eine sehr gute Idee, den Text durch das Tattoo lebendig werden zu lassen.
Zudem ist der Story, trotz der reduzierten Sprache, sehr bildhaft. Zwei Stellen, die mir besonders gut gefallen.

Blickte den Kumpanen an. Dessen Armfeuer loderte, gischtete wie Brandung. Er selbst, unter Landratten, fühlte die See.
Ein gutes Beispiel auch dafür, wie der Text durch die Zeichnung auf den Arm anfängt zu leben. Folgenden Satz finde ich ebenfalls sehr atmosphärisch.

Griff nach ihm und knöpfte ihm die Wintertracht zu.

Der Schluss ist für mich nicht unklar, auch wenn Raum gelassen und das wieso und warum nicht geklärt wird. (Das hätte mir auch nicht gefallen, hier darf ich selber denken) Der Mann lässt sich auf eine Bekanntschaft aus der Kneipe ein (jemanden, der ihm während der Begegnung stark, unbändig u. wild erscheint, ihm durch seine Erzählung u. Erscheinung das Gefühl von der Freiheit des weiten Ozeans gibt), der aber letztendlich seinen Tod verursacht. Sehr schön beschrieben, wie ich meine.

Ins Maul brach Flut. Gestirn sprang entzwei.
Gekapert Brust, Rippen verbog der Kerl wie heißes Eisen. Das Armfeuer, Meeresgott, dies wusste er nun.
Mit dem Meeresgott wird es sogar etwas mythologisch zum Schluss. Schön, ich mag das sehr.
LG
Sandra
 
..

hallo Sandra ,

das Beste was einem Text widerfahren kann ist wohl, dass er sozusagen losgelöst vom Urheber, dem Autor ..ein Eigenleben in Köpfen und Herzen der Leser zu führen beginnt ..auf jeweils unter Umständen ganz verschiedene oder auch ähnliche Weise .. was nicht mal mein Ziel beim Schreiben ist .. da geht etwas anderes vor .. ein Übersetzen von so unmittelbar Gefühltem und Erlebtem ..oder auch nur ein blosses von Innen kommen, von wo es raus will nach draussen und da steht es dann als Musik, Bild oder Text zunächst nackt und allein ..bis es rührt und anklopft an die Pforten der Hörenden, Sehenden und Lesenden. Dort wird es dann jeweilig erkannt oder bleibt fremd .. für uns Schreibende gibt es ja kaum eine Anpassung dieses Inneren oder des Inhalts, als Gefälligkeit an die jeweilig eine oder andere Erwartungshaltung von Lesern ..einzige Bedingung bleibt die Beherrschung eines Instruments .. in unserem Falle das der Sprache ..um dann etwas Eigenes damit zu wagen ..einen Stil zu finden ..eine eigene Sprache ..um damit zu sprechen. Wichtig bleibt immer, Kenntniss über die Mittel zu haben oder zu gewinnen, derer man sich bedienen möchte um Bilder werden zu lassen ..ich arbeite fortwährend daran um dem Sprache zu geben, was mich bewegt.

Ich setze mich gerne mit Kritik und Kommentar zu meinen Texten auseinander ..gewinne manche Anregung, in Deinem Fall sehr viel Interpares :) was natürlich unter anderem ganz einfach gut tut, weil ich ansonsten auch genug Gegenteil von Interpares erfahre ..
aber wie gesagt, auch das gerne ..soweit konstruktiv

ganz lG. und bis bald :)
 



 
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