Auf dem Bärenfelsen

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Perry

Mitglied
Devil's Rock
oder auf dem Bärenfelsen


Liebesblind
liefen wir durch den
Indian Summer

bis uns ein Grizzly
traumwild
über die Prärie jagte

Im letzten Augenblick
wuchs die Erde
zu einem Turm

als wir erwachten
flogen unsere Blicke
federleicht übers Land


1. Fassung:

Auf dem Bärenfelsen


Liebesblind liefen wir
durch den Indian Summer
legten uns lauf
müde ins Präriegras

Ein Grizzly jagte traumwild
und wäre die Erde nicht
zu einem Turm gewachsen
er hätte uns gefressen

Als wir erwachten war
das böse Treiben verflogen
die Gedanken galoppierten
federleicht über die Weide


(frei nach einer Sioux-Legende)
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
hallo perry

legten uns lauf
müde ins Präriegras

Etwa laufmüde? Was soll dieser hässliche Bruch bewirken?

traumwild

Ein neues und besonders grässliches Adjektiv?

das böse Treiben verflogen

Ein Traum mag verfliegen, ein Treiben tut dies gewiss nicht. Schlechter Stil!

Sorry, werter Perry, aber selbst wenn ich mich um grösstmögliches Wohlwollen bemühe: Dieser Text ist in meinen Augen ziemlicher Murks.

LG

Jürgen
 

Perry

Mitglied
Hallo Jürgen,
deine direkte Art ist mir ja nur zu gut bekannt, deshalb rege ich mich darüber nicht auf (Schlechter Stil ist nur dein Komm!)
Auf die Einzelworte "laufmüde" und "traumwild" bezogen verstehe ich deinen Einwand, wobei "Murks" natürlich eine sehr persönlich gefärbte Einschätzung ist.
Mir ging es unter anderem in diesem stark zum Prosaischen tendierenden Text auch darum etwas lyrischen Anspruch durch Lautwiederholungen reinzubringen (Liebesblind liefen, erwachten war, Gedanken galoppierten).
Dass der Angriff des Grizzlys keine Realität sondern als Metapher für böse Träume steht, muss ich dir wohl nicht extra erklären oder solltest du nicht erkannt haben, dass die Ursprungslegende hinter den allgemein bekannten "Traumfängern" steht.
LG
Manfred
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Perry

Wie immer war mein Kommentar zu grob. Sorry.

In meinem Kommentar ging es ausnahmsweise überhaupt nicht um das Textverständnis sondern um das von Dir angesprochene lyrische Moment. Ob diesem die seltsamen Wortschöpfungen zu- oder abträglich sind, darüber liesse sich trefflich streiten aber dass z.B. die Zerreissung von "laufmüde" den Lesefluss ins Stocken bringt und scheusslich aussieht, das ist für mich offensichtlich und nicht wirklich diskutabel. Wenn aber der Vortrag eines Textes an solchen Dingen scheitert, dann ist für mich das Haupt-Kriterium für gute Lyrik nicht erfüllt.
Ebenso indiskutabel ist für mich die Formulierung "war das böse Treiben verflogen". Das böse Treiben ist ein Bär und der hat nicht mal in Indianerlegenden Flügel (und Red Bull ist kein Häuptling :D).

Insofern ist "Murks" zwar hart formuliert, aus meiner Sicht aber nicht ganz unzutreffend. Das soll nicht heissen, dass man aus diesem Text nicht noch etwas machen könnte.

Es könnte aber auch sein, dass ich ganz einfach ein völlig anderes (nicht besser oder schlechter, nur verschieden) Verständnis von Lyrik habe. Ich gebe aber auch gerne zu, dass ich manche Deiner Texte dennoch gut finde.

LG

Jürgen
 

Perry

Mitglied
Hallo Jürgen,
alles klar, ich kann damit gut leben und werde sicher noch am Text arbeiten.
LG
Manfred
 
H

HFleiss

Gast
Lieber Perry, man muss Jote nicht alles abnehmen.
Dass du laufmüde in zwei Verse gebracht hast, ist überhaupt nichts Ungewöhnliches. Das ist schon in Ordnung. Beim Reimen wird es nämlich ganz selbstverständlich so gemacht. Und auch beim modernen freien Vers ist es Usus.

Im dritten Vers benutzt du das Verb "galoppieren". Automatisch bezieht man das auf das "böse Treiben". Da trieb es aber ein Grizzlybär und nicht etwa, was man im dritten Vers annehmen sollte bei diesem Verb, ein bulliges Herdentier.

Die Berge umschreibst du etwas sehr umständlich und ein bisschen geschwollen als zum "Turm gewachsen", hier könnte ich es mir doch schlichter vorstellen. Da das "böse Treiben" nur im Traum geschah, fehlt mir an diesem Gedicht etwas, was mich letztlich wirklich zum Mitgehen reizt. Ein bisschen, mir kommt es so vor, bemühst du dich, in "schönen Worten" zu schwelgen, die aber etwas leicht Klischeehaftes an sich haben. Derselbe Vorgang könnte nämlich auch auf einer deutschen Wiese, auf der sich höchstens Mücken und Spinnen herumtreiben, geschehen sein. Den Hinweis auf die Sioux-Legende finde ich vollends überflüssig.

Hanna
 

Perry

Mitglied
Hallo Hanna,
deinem Komm entnehme ich, dass du entweder die den Traumfängern zugrunde liegende Legende nicht kennst oder einfach nicht in die Textinterpretation einbeziehen willst.
Der Berg ist der Devils Rock (auch Bärenfels genannt) und steht wie ein Turm in der Landschaft. Das "Galoppieren" bezieht sich auf die indianische Freiheitsmentalität und lehnt sich wie das "Federleicht" an die Utensilien an, aus denen die Traumfänger ursprünglich gemacht waren (u.a. auch Pferdehaare).
Ansonsten danke für deine Meinung und LG
Manfred
PS: Ich werde mal überlegen den Text auch ohne Legende lesbarer zu gestalten.
 
H

HFleiss

Gast
Leider gehöre ich zu dem Teil der Menschheit, der die Sioux-Legende nicht kennt. Ich bekenne mein Bildungsdefizit. Hanna
 

Perry

Mitglied
Hallo Hanna,
kann ja vorkommen (lächel).
Ich hoffe, die neue Version lässt sich auch ohne besser lesen.
LG
Manfred
 
H

HFleiss

Gast
Ob du es glaubst oder nicht - ich verstehe die Legende immer noch nicht. Mir sagt der Text genausoviel wie eine noch nie gehörte Legende aus der hinteren Mongolei. Hanna
 

Perry

Mitglied
Hallo Hanna,
hier nun ein weiterer Anlauf, dem Text mehr Eigenständigkeit zu verleihen:

Traumfänger


Liebesblind
streiften wir durch den
Indian Summer

bis ein Grizzly
Spur aufnahm uns
über die Prärie jagte

Im letzten Augenblick
wuchs die Erde
zu einem Turm

und wir flogen
adlerfrei
zum Horizont

(frei nach der Sioux-Legende vom Devil's Tower)

LG
Manfred
 
H

HFleiss

Gast
Ich muss dir ganz ehrlich sagen, ich kann mir einen deutschen Beamten nur mit sehr viel Phantasie als Indianerhäuptling am Bärenfelsen vorstellen. Vielleicht hättest du doch besser auf Sitting Bull zurückgreifen sollen und hier nicht höchstpersönlich im Karnevalskostüm auftreten. Hanna
 

Perry

Mitglied
Hallo Hanna,
ja manchen Leuten fehlt eben die Fantasie, dann klammern sie sich verzweifelt an ein paar Verallgemeinerungen.
Lass mal gut sein.
Gruss
Manfred
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ach Hanna

Es fällt auch schwer, sich Dich als Rosenquellenwasser schlürfende, Silberdistelnpflückende Bergziege vorzustellen.
(Dein Gedicht "Alpen")

...nur der Fairness halber....

J.
 
H

HFleiss

Gast
Was solls, Perry? Die Umarbeitung macht die Sache nicht durchsichtiger. Immer noch redest du vom "wir", ich muss also annehmen, Perrys LyrIch in eigener Person rennt vor dem Grizzlybären davon in die Pampa, und das löst bei mir nicht zu unterdrückende Lachanfälle aus. Ein deutscher Beamter in Indianerkostüm auf der Flucht! Wer da noch ernst bleiben kann. Hanna
 
H

HFleiss

Gast
Lieber guter Perry, ich bereue. Ganz tief unten in meinem schwarzen Herzen. Die Lachlust, die gemeine, hat mich überwältigt, ich bin ihr erlegen, dass es nur so krachte, hab meinen Spaß mit deinem schönen Gedicht gemacht und nun mach ich mich auf nach Canossa. Es ist ein gar nicht so schlechtes Gedicht, sag ich mal vorsichtig, ich habe mir die Legende inzwischen beschafft, und nun weiß ich erst, worum es überhaupt geht.
Vielleicht wäre es besser gewesen, du hättest in zwei, drei Sätzen erstmal die Legende erzählt.
Ich finde auch die erste Fassung besser als die zweite. Gut gefällt mir das "traummüde", und zwar deshalb, weil du es intelligent hingekriegt hast, das zweite "müde" auf diese Weise einzusparen, so machen es die Berufslyriker. Zum Rest was zu sagen, erübrigt sich, es ist gediegen, und alles stimmt. Wenn ich könnt, würd ich dir jetzt eine 9 geben. Reumütig Hanna
 

Perry

Mitglied
Hallo Hanna,
freut mich, dass du dich von deiner vorgefassten Meinung lösen konntest. Ich verstehe durchaus Spaß und bin nicht leicht eingeschnappt. Manchmal wünschte ich mir nur etwas mehr Toleranz im Sinne einer konstruktiven Textarbeit von dir. Persönliches habe ich mir im Netz -soweit es geht- mittlerweile abgewöhnt.
LG
Manfred
 
H

HFleiss

Gast
Perry, in der Lupe wird sehr selten Textarbeit gemacht, da unterscheide ich mich nicht von anderen. Aber das war schon ein Lapsus, ich verzeihe ihn mir nicht. Hanna
 
S

Stoffel

Gast
Hi,

ein gutes Bild.
Wobei ich "Prärie" toll finden würde als Titel.
"Bärenfelsen" assoziere ich mit dem Harz, dem Salzburger Land (alte Frauen die Faltenröcke tragen, die auf mal nem Tripple sind mit Männe)und Zoo.*smile* DAS ist es doch nicht, hier, oder??*grübel*

Ich neige zu einer Mischung aus beiden Fassungen.
(da hamm wa das Problem, wenn Original Levis Strauss auf Wrangler trifft)

Zweite ist mir ab der Zweiten zu er-klärend.

Die erste endet, für mich unvollendet.

Ich denke mal...weites Land, grad wenn man "Prärie" her nimmt..da muss echt was kommen. Es erscheint mir zu Weidezaun-eingezäunt. Lass lockerer. Wild...führe das Bild der schönen Prärie fort.

"Im letzte Moment/Augenblick wuchsen ihr (der Prärie) Grenzen".

Ok, in Gegensatz zu "wild indian summer" gerne Steine, Strassen, etc....
für mich ist der Text eine super tolle Idee, aber noch nicht vollendet aus gedacht...

Und zwischenzeiliges fehlt unbedingt!
Nicht denken, schreiben.

Nur mal so spontane Gedanken zu dieser wunderschönen Idee.:)


lG
Sanne
 



 
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