Auf öffentlichen Plätzen

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Dorothea

Mitglied
Auf öffentlichen Plätzen
sind die Menschen bunt.
Sie sitzen vor alten Fassaden,
selten unter Bäumen;
meist beschirmt von Brauereien
oder CoaCola.

Viele haben ein Gerät am Ohr.
Auf ihren Tischen treffen sich
Biergläser mit Kaffeetassen.
Wenige Sektgläser
pochen auf Exklusivität.

Mit bedruckten Tüten
senden sie einander Nachrichten zu.
Ihre Augen, behindert durch ein Objektiv,
betrachten alte Kirchen ebenso gerne
wie pinkelnde Brunnenmännchen.
 

Dorothea

Mitglied
Auf öffentlichen Plätzen
sind die Menschen bunt.
Sie sitzen vor alten Fassaden,
selten unter Bäumen;
meist beschirmt von Brauereien
oder CocaCola.

Viele haben ein Gerät am Ohr.
Auf ihren Tischen treffen sich
Biergläser mit Kaffeetassen.
Wenige Sektgläser
pochen auf Exklusivität.

Mit bedruckten Tüten
senden sie einander Nachrichten zu.
Ihre Augen, behindert durch ein Objektiv,
betrachten alte Kirchen ebenso gerne
wie pinkelnde Brunnenmännchen.
 
Liebe Dorothea,
eine wunderschöne beobachtete Szene, in der vor allem Kommunikationsunfähigkeit herrscht.
Obwohl ich den Text eher für einen gelungenen Prosatext halte, hat er durchaus auch Lyrisches.
Herzliche Grüße
Karl
 
H

Heidrun D.

Gast
Mir gefällt es ganz & gar, vielleicht auch deswegen, weil ich eine erkennbare Schwäche für Prosagedichte habe, wenn die denn gut sind.

So wie dieses, zum Beispiel.

Liebe Grüße
Heidrun

(Ach, wie nett sich das Treffen der Trinkgefäße in die allgemeine Sprachlosigkeit schmiegt ...)
 
B

Beba

Gast
Ja, wer kennt sie nicht, diese Szenerie. Ich habe da sofort an München gedacht, weiß aber gar nicht den Grund.
Sehr schön in Szene gesetzt die Oberflächlichkeit, die an solchen Plätzn herrscht. Besonders gut auch das Ende:

Ihre Augen, behindert durch ein Objektiv,
betrachten alte Kirchen ebenso gerne
wie pinkelnde Brunnenmännchen.
Mir gefällts.

Ciao,
Bernd
 

Dorothea

Mitglied
Hallo Beba,

schön, dass du meine Zeilen mit eigenen Bildern in Verbindung bringen kannst. Geschrieben habe ich sie nach einem Spaziergang entlang der Passauer Innpromenade. Die postmoderne Kontaktlosigkeit und hektische Eventbezogenheit der Touristen sind mir wohl noch internsiver als sonst aufgefallen, weil ich gerade meine Exerzitien auf dem Maria Hilf Berg beendet hatte.

Liebe Grüße
 

revilo

Mitglied
Liebe Dorothea,
das ist eine sehr schöne Momentaufnahme.Entweder sitze ich mit
am Tisch oder gebe das pinkelnde Brunnenmännchen.Ringen die Sektgläser nicht vielleicht um Exklusivität?hoffentlich revilo
 

Dorothea

Mitglied
Hallo revilo,

herzlichen Dank für Dein Lob. Ich mag Sekt auch, aber ich fürchte die Sektgläser unter CocaColaschirmen ringen nicht, sie haben schon aufgegeben!
LG!
 



 
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