Die Lyriker neigen ja dazu, sich ihren eigenen Text zusammenzulesen.
Deshalb sag' ich frank und frei: Für mich ist dies ein politisches Gedicht. Aber eines von der unauffälligen Art, die mein Wohlgefallen findet.
Aus Langeweile verstorben
sind wir nicht, nur müde,
beobachten wir und warten,
wer als erster agiert
Über Geschäfte des anderen
wissen wir nicht viel,
ahnen aber dieselbe Heimat
und
Überall die hungrigen Blicke,
die an feisten Gesichtern zerbersten
Ich hatte den Wodka,
bis der Feiertag endete
Die Worte in den Straßen
trugen frischen Dung,
doch keine Blüte die ganze Zeit,
weisen mir den Weg.
Ich selber hätte es danach gut sein lassen, weil mir der Rest wieder zu erklärend ist.
Aber: In Anbetracht dessen, dass die meisten Gedichte eh nicht verstanden werden (auch hier oft nicht), verstehe ich wiederum die Autoren, die gern einmal ein Schippchen nachlegen.
Insgesamt ein wirklich gutes Gedicht, das natürlich - Monochrom sei Dank - auch andere Lesarten zulässt, beispielsweise die Sicht eines burngeouteten Dichters ...
Einen schönen Gruß in die Metropole
orlando