August

Frank Zimmermann

Junior Mitglied
August

Die Luft schwirrt. Unser Blick auf die Welt wird unscharf. Alles verschwimmt. Sonne oder Schatten macht noch einen Unterschied, drinnen und draußen nicht mehr. Auch Tag und Nacht sind nicht mehr klar zu trennen. Die Hitze vereint alles und verschmelzt es zu einem glühenden Klumpen. Das Leben wird wie die Sonne selbst: ein glühender Gasball. Die Zeit als Orientierungsgröße ist bestenfalls noch von sekundärer Bedeutung. Tags verkriechen sich alle in ihren Löchern, wenn sie welche haben. Nachts laufen Betrunkene und Wahnsinnige durch die Straßen, weil sie keine Ruhe finden. Die ersehnte Abkühlung in den frühen Morgenstunden kommt für sie viel zu spät, da schlafen sie schon einen unruhigen Schlaf in der Gosse, ihrem Kater entgegen. In solchen Nächten steigt die Mordrate nachweislich.

Nur die Kinder haben noch Elan. Sie springen vom Beckenrand Arschbomben und essen am Schwimmbadkiosk viel zu süße Zuckerschaumbälle mit Kokosraspeln und viel zu salzige Pommes. Natürlich versuchen sie vergeblich den resultierenden Durst mit lauwarmer Dosencola zu löschen.

Eines Tages werde ich in einer solchen Sommernacht erschlagen wie ein toller Hund. Die Leute sehen mich mit fiebrigen Augen an und machen mich zum Sündenbock wenn sie merken, daß ich den August liebe, genau so!
 
E

ElsaLaska

Gast
hallo frank!

das ist...toll! eine wunderbare impression, ein bisschen gewalttätig, ein bisschen verrückt, ja, warum nicht...
ich habe bisher ein paar kritiken von DIR zu anderen gelesen, daraus habe ich ein wenig deinen literarischen geschmack filtern können, und ich sage mal einfach: es würde dir selbst gefallen:D
die einzige kleine anmerkung, die ich machen muss, einfach aus der persönlichen situation heraus:
du beschreibst den august in der grosstadt, oder?
bei mir sieht der august anders aus....
landei, dass ich bin...
einen nur klitzekleinen hinweis, ganz winzig, verschwindend gar - man kanns ja eigentlich aus dem text schon erahnen- möchte als leser aber bestätigt werden: ein stadtkind schreibt über den august.... nur der bestätigung wegen...
wäre schön.
bei uns reifen nun langsam die äpfel, die pflaumen, und die felder sind schon wieder umgepflügt und frisch bestellt. die kinder fressen spätzle mit rahmsosse und ertrinken womöglich am badesee... die trauben sind schon voll mit süsse, jetzt schon, obwohl sie noch so viel zeit hätten, jesses, was wird das für ein jahrgang werden!

beste grüsse
elsa
 

gladiator

Mitglied
Hallo Frank,

Die Zeit als Orientierungsgröße ist bestenfalls noch von sekundärer Bedeutung.

Der Satz gefällt mir nicht. Er klingt so wahnsinnig trocken und hölzern und paßt überhaupt nicht zu dem erhitzten Irrsinn, den Du hier entfaltest.

Gruß
Gladiator
 

Frank Zimmermann

Junior Mitglied
Stadt oder Land

@ Elsa

Mönchengladbach ist mit 267.000 Einwohnern sicherlich nicht gerade eine Großstadt, aber Deine Vermutung trifft insofern zu, weil ich dieses Jahr in die Innenstadt gezogen bin und auch für mich die asphaltgeprägten Impressionen andere sind, als die, die ich bisher im Sommer machte.
Doch zum Glück bin ich auch schnell aus der Stadt raus...

Danke für Eure Rückmeldungen.
 
Hallo Frank,

du schreibst mir aus dem Herzen!

An so einem heißen Tag bin ich vor 2 Wochen wohl vor Hitze durchgeknallt in MG den steilen Abteiberg hochgestöckelt.
Als der Asphalt mir fast entgegen floss, konnte ich deine Stadtväter verstehen, die im Winter die Innenstadt sperren, die Hauptstraße mit Schnee zukippen und ein Wochenende zur Skipiste erklären: zur heimischen Gaudi und für einfallende Niederländer...

Wir Neusser haben "genießen dieses Vergnügen" ja jetzt um die Ecke auf der ehemaligen Müllhalde mit der frisch eingeweihten Skipiste.

Nicht nur Römer spinnen, im fernen Gallien...

Ja, es gibt Zeiten, da steigen Temperaturen und kocht das Gemüt..

Gladis Bemerkung zum "Zeitsatz" stimmt: Er wirkt noch ein wenig unterkühlt in der wabernden Hitze..

@Elsa, ich beglückwünsche dich zu deinen herrlichen Sommeraussichten!!!

LG

Eufemia
 



 
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