Aus gegebenem Anlass

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Garde

Mitglied
Sandnes, der Inhaber der Firma Rott, findet immer einen Grund - dieses Mal die Vorstellung seiner neuen Sekretärin Friedmann - um mit seinen Mitarbeitern eine Flasche Sekt, gerne auch mehrere, zu öffnen.
Sie stehen in lockerer Runde zusammen, als er das Wort an einen jungen Mann richtet.
„Na Horge, ist das nicht toll, wenn man ohne Angst sagen kann, was man denkt.“ Er klopft Horge, der vor ein paar Jahren aus dem Osten Deutschlands in die Firma gekommen war und kurz vor dem Abschluss seiner Ausbildung steht, auf die Schulter. „Erzählen Sie mal. Wie war das bei Euch drüben so.“
Horge hat die Angewohnheit, zunächst einmal so zu tun, als habe er nicht verstanden. „Wie bitte?“ Er schiebt den Oberkörper nach vorne und sieht seinen Chef mit großen Augen an.
„Hören Sie mal wieder schlecht?“ Sandnes starrt bedrohlich zurück. „Ihr von drüben könnt nun endlich das Maul aufmachen, ohne dass Ihr mit irgendwelchen Repressalien rechnen müsst. Los, erzählen Sie, wie war das so.“
Horge zieht die rechte Augenbraue in die Höhe, tritt einen kleinen Schritt zurück. „Ich weiß nicht, was Sie meinen. Welche Repressalien? Wir konnten immer sagen, was wir dachten.“ Seine Gesichtszüge entspannen sich.
Sandnes wird puterrot, der Hals scheint um ein, zwei Kragenweiten anzuschwellen.
„Sie wollen uns wohl verarschen“, schreit er so laut, dass einige Umstehende erschrocken zusammen zucken und tritt noch dichter an Horge heran.
„Nein, Herr Sandnes.“ Horge bleibt scheinbar unbeeindruckt. „Ich weiß, dass fast jeder hier so denkt. Aber wir in Görlitz haben nichts davon bemerkt.“
„Sie wollen uns tatsächlich verarschen.“ Sandnes fuchtelt beängstigend mit seinem Sektglas herum. „Gehen Sie mir aus den Augen, ich weiß nämlich sonst nicht, was ich tue.“
Ohne mit der Wimper zu zucken, geht Horge, sein Glas in der Hand, zur Tür und verlässt den Raum.
Sandnes kann sich minutenlang nicht beruhigen. „Ich hätte nicht übel Lust, den Blödmann rauszuwerfen.“ Er wendet sich an die Personalleiterin der Firma, Frau Fiege. „Der meint doch allen Ernstes, er könne mich auf den Arm nehmen.“
„Meinen Sie, dass das, was Horge eben gesagt hat, als Grund ausreicht, um das Ausbildungsverhältnis zu beenden?“ Frau Fiege, eine kleine, quirlige Person, wiegt den Kopf hin und her, während sie zu Sandnes empor sieht.
„Sie kennen mich immer noch nicht.“ Sandnes verzieht den Mund. „Wenn ich etwas will, hindern mich keine Paragraphen und kein Gesetz. Aber warum soll ich dem dummen Jungen das Leben ruinieren.“ Er spricht in Richtung Friedmann, seiner neuen Sekretärin, die mit undurchsichtiger Miene ihr Sektglas in den Händen dreht.
 

Garde

Mitglied
Sandnes, der Inhaber der Firma Rott, findet immer einen Grund - dieses Mal die Vorstellung seiner neuen Sekretärin Friedmann - um mit seinen Mitarbeitern eine Flasche Sekt, gerne auch mehrere, zu öffnen.
Sie stehen in lockerer Runde zusammen, als er das Wort an einen jungen Mann richtet.
„Na Horge, ist das nicht toll, wenn man ohne Angst sagen kann, was man denkt.“ Er klopft Horge, der vor ein paar Jahren aus dem Osten Deutschlands in die Firma gekommen war und kurz vor dem Abschluss seiner Ausbildung steht, auf die Schulter. „Erzählen Sie mal. Wie war das bei Euch drüben so.“

Horge hat die Angewohnheit, zunächst einmal so zu tun, als habe er nicht verstanden. „Wie bitte?“ Er schiebt den Oberkörper nach vorne und sieht seinen Chef mit großen Augen an.
„Hören Sie mal wieder schlecht?“ Sandnes starrt bedrohlich zurück. „Ihr von drüben könnt nun endlich das Maul aufmachen, ohne dass Ihr mit irgendwelchen Repressalien rechnen müsst. Los, erzählen Sie, wie war das so.“
Horge zieht die rechte Augenbraue in die Höhe, tritt einen kleinen Schritt zurück. „Ich weiß nicht, was Sie meinen. Welche Repressalien? Wir konnten immer sagen, was wir dachten.“ Seine Gesichtszüge entspannen sich.
Sandnes wird puterrot, der Hals scheint um ein, zwei Kragenweiten anzuschwellen.
„Sie wollen uns wohl verarschen“, schreit er so laut, dass einige Umstehende erschrocken zusammen zucken und tritt noch dichter an Horge heran.
„Nein, Herr Sandnes.“ Horge bleibt scheinbar unbeeindruckt. „Ich weiß, dass fast jeder hier so denkt. Aber wir in Görlitz haben nichts davon bemerkt.“
„Sie wollen uns tatsächlich verarschen.“ Sandnes fuchtelt beängstigend mit seinem Sektglas herum. „Gehen Sie mir aus den Augen, ich weiß nämlich sonst nicht, was ich tue.“
Ohne mit der Wimper zu zucken, geht Horge, sein Glas in der Hand, zur Tür und verlässt den Raum.

Sandnes kann sich minutenlang nicht beruhigen. „Ich hätte nicht übel Lust, den Blödmann rauszuwerfen.“ Er wendet sich an die Personalleiterin der Firma, Frau Fiege. „Der meint doch allen Ernstes, er könne mich auf den Arm nehmen.“
„Meinen Sie, dass das, was Horge eben gesagt hat, als Grund ausreicht, um das Ausbildungsverhältnis zu beenden?“ Frau Fiege, eine kleine, quirlige Person, wiegt den Kopf hin und her, während sie zu Sandnes empor sieht.

„Sie kennen mich immer noch nicht.“ Sandnes verzieht den Mund. „Wenn ich etwas will, hindern mich keine Paragraphen und kein Gesetz. Aber warum soll ich dem dummen Jungen das Leben ruinieren.“ Er spricht in Richtung Friedmann, seiner neuen Sekretärin, die mit undurchsichtiger Miene ihr Sektglas in den Händen dreht.
 
U

USch

Gast
Hallo garde,
ja, solche ignoranten, egozentrischen Chefs gibt es leider häufig. Knapp und präzise dargestellt.
LG Uwe
 

Garde

Mitglied
Danke Dir Uwe, für deinen Leseeindruck. Ja, sie gibt es in allen möglichen Ausführungen. Aber auch die, die sie mehr oder weniger freiwillig, zu dem machen.
Ich denke, zu solchen kleinen Begebenheiten, hat jeder seine eigenen Gedanken.
LG
Garde
 



 
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