Aus niederen Beweggründen

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Vasco

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Aus niederen Beweggründen


Werter Herr,

der Grund weshalb Sie meine Depesche hier vorfinden, dürfte Ihnen nicht gänzlich unbekannt sein. Und so darf ich Ihnen vorweg versichern, dass niemand größeres Verständnis für Ihr Handeln hat als ich allein.

Denn dass ein Gastwirt, um dessen Finanzen es gar schlecht bestellt ist, einen offensichtlich wohlhabenden, aber auch etwas undurchsichtigen Gast, welcher sich auf hastiger Durchreise befindet, über die Nacht verschwinden lässt, ist ja durchaus keine Angelegenheit, über die man viele Worte verlieren muss. Noch dazu, wenn dieser hastige Mensch so unvernünftig war, sich nach einem guten Schluck ausschweifend mitzuteilen. Und auch nicht auf die Mitteilung verzichten wollte, dass sein Koffer randvoll mit Scheinen einer bestens notierten Währung sei.

Es war mir ein leichtes, Ihrem kleinen Geheimnis auf den Grund zu kommen. Denn sehen Sie: Dass ich als ein Gast in Ihrem Haus, welcher stets schon beim frühesten Morgengrauen aufzustehen pflegt, Sie mit jenem kleinen Koffer voller Geld aus dem Zimmer meines bedauernswerten Nachbarn fort zu schleichen beobachten konnte, obwohl mir ja bekannt ist, dass man zwar ihr Personal zu diesen Zeiten hin und wieder anzutreffen vermag, Sie selbst jedoch keinesfalls, wäre mein Argwohn wohl noch nicht so groß gewesen. Doch als ich gewahr wurde, dass Sie dazu auch noch einen sehr großen und überaus schweren Koffer mit größter Anstrengung zum hinteren Ausgang verschafften, dräute ein Verdacht, der sich rasch erhärtete, als mein Zimmernachbar keine Antwort gab und auch sonst sich in Luft aufgelöst zu haben schien.

Dass Ihr großer Koffer dazu kleine Tropfen Blut verlor, machte es für mich geradezu zu einem Kinderspiel, Ihrem Weg zum nahen Totenhof bei Sankt Lorenz zu folgen und Ihnen dabei zuzusehen, wie sie den ruchlos Ermordeten in ein offenes Grab warfen um hernach mit einigen Schaufeln Erde Vergessenheit darüber zu streuen.

Wie bereits erwähnt, können Sie auf meine vollkommene Verschwiegenheit vertrauen. Aber was ist mit all den anderen? Würden diese auch schweigen, wenn ich Ihnen das blutige Rasiermesser zeigte, welches ich im Nebenzimmer unter dem Bette fand?

Sehen Sie, hier bin ich mit freundschaftlichem Rat ganz auf der Ihrigen Seite. Dass auch kein Verdacht auf Sie fallen kann, stellen Sie den kleinen Koffer mit den Noten bei Sankt Lorenz hinter den Stein des kürzlich verstorbenen Geheimrats von Eibenhardt, welcher nur wenige Schritt von jener Grube entfernt liegt. Dort beten Sie dann für unser aller Seelenheil.

Dann verlassen Sie die Stadt noch mit dem 12.00 Uhr Zug und kehren binnen Jahresfrist nicht zurück.

In genau einem Jahr erhalten Sie dann jene Klinge von mir und sie verbleiben dann vollkommen frei mit sich selbst und Ihrem Gewissen.

Sie können sich also glücklich schätzen, dass es in dieser furchtbaren Situation einen Freund gibt, der Ihnen so nahe steht wie ich es tue. Doch danken Sie mir nicht, denn es ist mir eine Selbstverständlichkeit.

Mit verbindlichstem Gruße,
Ihr treuer Freund
 

Vasco

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Aus niederen Beweggründen


Werter Herr,

der Grund weshalb Sie meine Depesche hier vorfinden, dürfte Ihnen nicht unbekannt sein. Und so darf ich Ihnen vorneweg versichern, dass niemand größeres Verständnis für Ihr Handeln hat als ich allein.

Denn dass ein Gastwirt, um dessen Finanzen es gar schlecht bestellt ist, einen offensichtlich wohlhabenden, aber auch etwas undurchsichtigen Gast, welcher sich auf hastiger Durchreise befindet, über die Nacht verschwinden lässt, ist ja durchaus keine Angelegenheit, über die man viele Worte verlieren muss. Noch dazu, wenn dieser unstete Mensch so unvernünftig war, sich nach einem guten Schluck ausschweifend mitzuteilen und auch nicht auf die Mitteilung verzichten konnte, dass sein Koffer randvoll mit Scheinen einer bestens notierten Währung sei.

Es war mir ein leichtes, Ihrem kleinen Geheimnis auf den Grund zu kommen. Denn sehen Sie: Dass ich als ein Gast in Ihrem Haus, welcher stets schon beim frühesten Morgengrauen aufzustehen pflegt, Sie mit jenem kleinen Koffer voller Geld aus dem Zimmer meines bedauernswerten Nachbarn fort zu schleichen beobachten konnte, hätte meinen Argwohn vielleicht noch nicht erregt. Obwohl mir ja bekannt ist, dass man ihr Personal zu dieser frühen Tageszeit zwar hin und wieder anzutreffen vermag, Sie selbst jedoch keinesfalls.
Doch als ich dann gewahr wurde, dass Sie zudem einen sehr großen und überaus schweren Koffer mit größter Anstrengung zum hinteren Ausgang verschafften, dräute in mir ein Verdacht. Welcher sich alsbald erhärtete, da mein Zimmernachbar auf Anklopfen keine Antwort gab und auch sonst sich in Luft aufgelöst zu haben schien, als ich besorgt eintrat.

Dass aus Ihrem großen Koffer kleine Tropfen Blut ronnen, machte es für mich geradezu zu einem Kinderspiel, Ihrem Weg zum nahen Totenhof bei Sankt Lorenz zu folgen und Ihnen dabei zuzusehen, wie sie den ruchlos Ermordeten in ein offenes Grab warfen um hernach mit einigen Schaufeln Erde Vergessenheit darüber zu streuen.

Wie bereits erwähnt, können Sie auf mein Verständnis, und somit auf vollkommene Verschwiegenheit vertrauen. Aber was ist mit all den Anderen? Würden diese auch schweigen, wenn ich Ihnen das blutige Rasiermesser zeigte, welches ich im Nebenzimmer unter dem Bette des Verschwundenen fand?

Sehen Sie, auch hier bin ich mit freundschaftlichem Rat ganz auf Ihrer Seite. Damit auch keinerlei Verdacht auf Sie fallen kann, stellen Sie den kleinen Koffer sofort nach Kenntnisnahme dieser Nachricht bei Sankt Lorenz hinter den Stein des kürzlich verstorbenen Geheimrats von Eibenhardt, welcher nur wenige Schritt von jener Grube im Grabe ruht. Dort beten Sie dann für unser aller Seelenheil.

Dann verlassen Sie die Stadt noch mit dem 12.00 Uhr Zug und kehren binnen Jahresfrist nicht zurück.

In genau einem Jahr erhalten Sie dann jene Mordklinge von mir und sie verbleiben dann vollkommen frei mit sich selbst und Ihrem Gewissen.

Sie können sich also glücklich schätzen, dass es in dieser furchtbaren Situation einen Freund gibt, der Ihnen so nahe steht wie ich es tue. Doch danken Sie mir nicht, denn es ist mir eine Selbstverständlichkeit.

Mit verbindlichstem Gruße,
Ihr treuer Freund
 

Vasco

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Hallo Lapismont,
danke für die aufmunternde Kritik. Habe noch ein paar sprachliche Unsauberkeiten bereinigt.

Grüße
Vasco
 

Vasco

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Aus niederen Beweggründen


Werter Herr,

der Grund weshalb Sie meine Depesche hier vorfinden, dürfte Ihnen nicht unbekannt sein. Und so darf ich Ihnen vorneweg versichern, dass niemand größeres Verständnis für Ihr Handeln hat als ich allein.

Denn dass ein Gastwirt, um dessen Finanzen es gar schlecht bestellt ist, einen offensichtlich wohlhabenden, aber auch etwas undurchsichtigen Gast, welcher sich auf hastiger Durchreise befindet, über die Nacht verschwinden lässt, ist ja durchaus keine Angelegenheit, über die man viele Worte verlieren muss. Noch dazu, wenn dieser unstete Mensch so unvernünftig war, sich nach einem guten Schluck ausschweifend mitzuteilen und auch nicht auf die Mitteilung verzichten konnte, dass sein Koffer randvoll mit Scheinen einer bestens notierten Währung sei.

Es war mir ein leichtes, Ihrem kleinen Geheimnis auf den Grund zu kommen. Denn sehen Sie: Dass ich als ein Gast in Ihrem Haus, welcher stets schon beim frühesten Morgengrauen aufzustehen pflegt, Sie mit jenem kleinen Koffer voller Geld aus dem Zimmer meines bedauernswerten Nachbarn fort zu schleichen beobachten konnte, hätte meinen Argwohn vielleicht noch nicht erregt. Obwohl mir ja bekannt ist, dass man ihr Personal zu dieser frühen Tageszeit zwar hin und wieder anzutreffen vermag, Sie selbst jedoch keinesfalls.
Doch als ich dann gewahr wurde, dass Sie zudem einen sehr großen und überaus schweren Koffer mit größter Anstrengung zum hinteren Ausgang verschafften, dräute in mir ein Verdacht. Welcher sich alsbald erhärtete, da mein Zimmernachbar auf Anklopfen keine Antwort gab und auch sonst sich in Luft aufgelöst zu haben schien, als ich besorgt eintrat.

Dass aus Ihrem großen Koffer kleine Tropfen Blut rannen, machte es für mich geradezu zu einem Kinderspiel, Ihrem Weg zum nahen Totenhof bei Sankt Lorenz zu folgen und Ihnen dabei zuzusehen, wie sie den ruchlos Ermordeten in ein offenes Grab warfen um hernach mit einigen Schaufeln Erde Vergessenheit darüber zu streuen.

Wie bereits erwähnt, können Sie auf mein Verständnis, und somit auf vollkommene Verschwiegenheit vertrauen. Aber was ist mit all den Anderen? Würden diese auch schweigen, wenn ich Ihnen das blutige Rasiermesser zeigte, welches ich im Nebenzimmer unter dem Bette des Verschwundenen fand?

Sehen Sie, auch hier bin ich mit freundschaftlichem Rat ganz auf Ihrer Seite. Damit auch keinerlei Verdacht auf Sie fallen kann, stellen Sie den kleinen Koffer sofort nach Kenntnisnahme dieser Nachricht bei Sankt Lorenz hinter den Stein des kürzlich verstorbenen Geheimrats von Eibenhardt, welcher nur wenige Schritt von jener Grube im Grabe ruht. Dort beten Sie dann für unser aller Seelenheil.

Dann verlassen Sie die Stadt noch mit dem 12.00 Uhr Zug und kehren binnen Jahresfrist nicht zurück.

In genau einem Jahr erhalten Sie dann jene Mordklinge von mir und sie verbleiben dann vollkommen frei mit sich selbst und Ihrem Gewissen.

Sie können sich also glücklich schätzen, dass es in dieser furchtbaren Situation einen Freund gibt, der Ihnen so nahe steht wie ich es tue. Doch danken Sie mir nicht, denn es ist mir eine Selbstverständlichkeit.

Mit verbindlichstem Gruße,
Ihr treuer Freund
 



 
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