Ausgeschieden

anemone

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Die Fußabdrücke wurden mehr und mehr vom Sandsturm verweht, der uns gnadenlos den Sand in die Augen trieb. Ich musste mein Motorrad schieben. Das war in dieser heißen Sandwüste recht anstrengend, doch was blieb mir anderes übrig? Dieser feine Sand setzte sich in jede Lücke, jede Ritze der Maschine und da ich den Motor vor dieser Ralley noch gut eingefettet hatte klebte er daran wie ein Ameisenhaufen. Zum Glück steckte auf meiner Nase diese Motorradbrille, die mich von dem Sandgestöber verschonte, doch immer mehr spürte ich diesen Druck in der Blase, die mich daran erinnerte, dass ich nicht einer von ihnen war.

Wir waren noch fünf Leute, die von dieser Riesentruppe übrig geblieben waren. Allesamt waren wir aus dem Rennen ausgeschieden. Für die meisten von uns war es eine Gaudi, der erste Tripp auf diesem Gebiet und keiner ärgerte sich wirklich. Im Gegenteil, wir freuten uns, dass wir es bis hierher geschafft hatten. Eine Unterhaltung konnte nicht stattfinden, dazu hätte man einen Mundschutz gebraucht und der Helm war einfach viel zu warm. Vergeblich würde man hier nach einem Kaktus oder Strauch Ausschau halten also hockte ich mich mitten in die Landschaft, um meine Blase zu entleeren. Die anderen stiefelten weiter gegen den Sturm an, denn ihrer Meinung nach, war genau das der richtige Weg, zumindest sagte uns das der Kompass von Andree.
Bis zur nächsten Oase hätten wir seiner Meinung nach noch eine gute halbe Stunde zu laufen und wir freuten uns schon darauf, dort die nächste Rast einlegen zu können. Mich hatte diese Sache mit der Blase hinter den anderen etwas zurückgeworfen und ich beeilte mich, sie einzuholen. Neben mir lief Paul, seine Maschine funktionierte noch, er hätte es einfacher ohne mich und die anderen. Doch für ihn war es undenkbar mich hier allein zurück zu lassen.

Ich sah, wie die Truppe in einiger Entfernung anhielt, wir blickten uns verwundert an. Was war der Grund? Warteten sie auf uns? Die drei hatten sich um Markus versammelt, der mit hochrotem Kopf seine Maschine fallen ließ und erschöpft unter ihr hervorkroch. Stimmt, Markus brach die Ralley ab, nicht weil seine Maschine versagte, sondern er sich selbst nicht so recht wohl fühlte.

Wir sahen alle auf ihn und seinen hochroten Kopf. Ich war die erste, die seine Stirn fühlte, die glühendheiß war. Jetzt kannten wir den Grund seines Fernbleiben vom Rennen, Markus musste Fieber haben und nicht so knapp. Wir packten ihn auf seine noch gängige Geländemaschine und Sven brauste mit ihm Richtung Oase davon. Eine halbe Stunde später erreichten wir sie dann auch, die Oase. Obwohl wir alle recht durstig dort ankamen, wollten wir zuerst wissen, was mit Markus los war. Es gab ein Hospital in dem Ort und die Diagnose war gestellt: Malaria. Das bedeutete für Markus, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. In Europa würde ihm in jedem Falle besser geholfen werden können. Wir wollten seine Geländemaschine verkaufen, um das Geld für seine und evtl. Svens Rückreise zusammen zu bekommen. Ein Sanitätswagen brachte die beiden zum Flughafen. Aus den dürftigen Einnahmen für die Maschine und unserem zusammengeworfenen Restgeld finanzierten wir alle gemeinsam seinen Rückflug, denn eine Linienmaschine würde einen ansteckenden Kranken sicher nicht mitnehmen. Wir bekamen das Geld zusammen, um ihm und seinen Freund die Reise mit einem Privatflieger zu finanzieren.
Es sollte ja auch so schnell wie möglich heimwärts gehen, wir konnten unmöglich noch warten, bis wir in unserem Hotel ankamen.

Jetzt saßen wir also zu dritt mit einer kleinen Erfrischung beisammen und überlegten, wie es weitergehen sollte. Wir mussten sparsam sein, denn unser ganzes Geld besaß jetzt Sven, der es für den Rückflug verwaltete. Hier in der Oase schien es aussichtslos über eine Bank an eine größere Summe Geldes zu kommen. Es war wirklich eine sehr kleine Oase, sie war nicht darauf eingerichtet, außer die Ankommenden mit Getränken zu erhöhten Preisen zu versorgen und evtl. etwas zu Essen zu bekommen, noch andere Dienste anzubieten.

Uns stand noch eine kleine Durststrecke durch die Wüste bevor, doch wir fanden einen Kamelführer, der mit uns den Weg nehmen wollte. Wir konnten ihm klar machen, dass die finanzielle Abwicklung in unserem Hotel stattfinden würde, wo einige unserer Leute noch etwas deponiert hatten, außerdem gab es dort Banken, so dass wir da nicht mehr am Hungertuch nagen mussten.
 



 
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