Bagdad

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Gerd Geiser

Mitglied
Wo eben noch fuhr ein ganzer, stehn plötzlich zwei halbe Panzer.

Es war eine typische Attentate-
PanzerindieLuftsprengGranate,
die da im Hinterhalt explodierte
und zur Zerlegung des Panzers führte.

Die drei Mann Besatzung, es grenzt an ein Wunder,
entstiegen lebendig dem schrottreifen Plunder.
Sie klopften sich Jacke und Hose, und Staub
wirbelte auf, und sechs Ohren war´n taub.

Alles in allem ´ne schöne Bescherung,
das Urteil hieß Tod, sie kriegten Bewährung.
Der Gegner hat eilends dies Vorgehn bekräftigt.
Der Selbstmörder ist jetzt mit Ficken beschäftigt.
 
Lieber Gerd,
der Text gefällt mir - vor allem die Ironie des Schicksals darin.
Allerdings meine ich in der dritten Strophe in der zweiten Zeile stolpert der Rhythmus über das "doch". Du solltest es streichen.
Herzliche Grüße
Karl
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Der Selbstmörder stellte sich selbst eine Falle
die Jungfrauen im Paradies waren alle



schön längst an seine Vorgänger vergeben.
So rief er: "So`n Mist, wär ich bloß noch am Leben!"
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Hi Gerd,

korinthenkackermäßig mein Einwand:

Es war eine typische Attentate-
PanzerindieLuftsp[red]r[/red]eng [red][hier fehlt was][/red]Granate,
(es klappt vom Metrum her nicht ...)

Es war eine typische Attentate-
PanzerindieLuftsprengallesGranate,

(so würde es klappen - ein Vorschlag)

Grüße von Zeder
 
H

HFleiss

Gast
Lieber Gerd, ich sag es vorneweg: Mir gefällt dieses Gedicht inhaltlich nicht. Ich will es begründen: Es ist die Lässigkeit, die mich an deinem Gedicht entsetzt. Wenn ich dieses Gedicht lese, muss ich den Eindruck gewinnen: Krieg ist komisch, unverständlich, Ameisen rangeln mit Ameisen. Du verharmlost, Gerd.
Krieg ist sehr wohl verständlich, er ist keine opera comic. Kriege sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit, davon bringt mich nichts und niemand ab - schon gar nicht die Medienpropaganda. Mit diesem Gedicht springst du auf das Trittbrett der Medien auf, du reihst dich ein in den Chor der Verharmloser: Kriege sind führbar, sie sind schrecklich, aber sie haben auch ihre komischen Seiten, so ist es nun mal, wir können nichts tun dagegen, sie kommen über uns wie ein Gewitter. Das ist meiner Ansicht nach die Haltung, die hinter diesem Gedicht steht. Es ist eben kein Antikriegsgedicht. Und jedes Gedicht, das nicht gegen den Krieg auftritt, ist eben ein schlechtes Gedicht.

Nun kann es natürlich sein, dass ich deine gute Absicht verkenne. In diesem Zusammenhang fällt mir ein Spruch ein, den wir am Theater hatten:
Kunst kommt nicht von Wollen, sondern von Können, sonst hieße es Wulst.

Gruß
Hanna
 
G

Gelöschtes Mitglied 4259

Gast
Hallo Gerd,

ich sehe es so ähnlich wie meine Vorrednerin (-schreiberin): das Thema ist nicht besonders geeignet für locker-flockige Scherzverse. Dieser Krieg produzierte leider schon zu viele Opfer, tote und lebendige. Um die an Körper und Seele verletzten Heimkehrer kümmert man sich nicht besonders, habe ich gehört. Wie würden diese Menschen einen solchen Text empfinden?

Am Metrum habe ich nun weniger zu "ätzeln". Der Sprechfluss wird m.E. nicht gestört.

P.
 

Gerd Geiser

Mitglied
Liebe Hanna, liebe Penelopeia,
Wer ein ernstes Thema in einer flapsigen Art aufgreift, erntet Kritik.
Nur in diesem Fall finde ich sie nicht angebracht. Ich erzähle eine fast täglich vorkommende Situation aus dem Krisengebiet Irak. Ein Militärfahrzeug ist Ziel eines Anschlages, die Soldaten haben Glück und bleiben nahezu unverletzt, der Attentäter darf jetzt ficken. Ich habe das nicht so eingerichtet, kann das wohl auch nicht ändern, wollte es nur mal erwähnt haben.
Lieben Gruß, Gerd.

(Vielleicht sollte ich noch sagen, dass ich im wirklichen Leben Sozialarbeiter bin, hier schon Gefahr laufe, mitunter zu verzweifeln und angesichts des Elends in der Welt mir mitunter keinen anderen Rat weiß (aus Gründen der psychischen Hygiene), mich in Abstand zu mir selbst zu bringen und den Gegenstand meiner Aufmerksamkeit der Lächerlichkeit preis zu geben. Dass Kriege nicht grässlich sind, würde wohl nur ein tumber Mensch behaupten wollen. Dass Menschen andere und sich selbst meinen in die Luft sprengen zu müssen/dürfen, übersteigt mein Fassungsvermögen. Diese Jungfrauen Kacke ist für mich dermaßen abstrus, dass mir dazu im Grunde nichts mehr einfällt. Lassen wir sie vögeln, die Bekloppten dieser Welt, zur Belohnung für ihre gute Tat. Im Paradies richten sie jedenfalls keinen schaden mehr an.)
 

Gerd Geiser

Mitglied
Hallo Zeder,
Anmerkungen aus berufenem Munde sind mir immer willkommen.
Hier taucht wieder das Problem auf, mit dem ich des Öfteren (mangels Können) zu tun habe. Die ersten 2 Zeilen möchte ich (Versuch einer Rechtfertigung) als einen zusammenhängenden Satz verstanden wissen, der sich irgendwo in der Mitte reimt. Es stimmt, die Silbenzahl ist nicht stimmig. Aber für mein Empfinden liest er sich so runter, wenn man (weiß auch nicht) "Panzer" etwas dehnt und die Betonung auch ein bischen auf "in" legt. Das gefundene Wortkonstrukt ist ja so schon ein bischen gewöhnungsbedürftig. Ich meine, man sollte es nicht noch weiter überfrachten.
Danke dir.
Lieben Gruß, Gerd.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Gerd

Die Laut-Lese-Probe sagt mir, dass es, so wie es ist, gut ist.
Letztlich gehts um Lyrik und nicht um Mathematik. Silbenzählen ist fast immer nützlich, manchmal kann und darf man sich aber auch aufs Gefühl verlassen.

Gruss

Jürgen
 



 
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