Bahngeschichte

4,00 Stern(e) 10 Bewertungen

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ein grauer Morgen, Nieselregen hinterläßt Schlieren auf den Fenstern der S-Bahn. Die Reisenden verschanzen sich hinter Zeitungen oder blicken stumm mit hängenden Mundwinkeln umher.

Der Halt an der nächsten Station bringt einen Schwall feuchter Luft und eine Menge Kindergartenkinder hinein. Ihre bunten Regenmäntel und Gummistiefel leuchten um die Wette. Mit der Stille der Zeitungsleser ist es vorbei, als sich alle Kinder einen Platz suchen. Zwei Erzieherinnen sorgen für einen einigermaßen geordneten Ablauf, der den anderen Menschen entweder ein genervtes Weiterrücken oder ein gleichgültiges Überhören entlockt.

Kaum hat sich der Zug wieder in Bewegung gesetzt, kramt das erste Kind eine Trinkflasche aus seinem Rucksack. Weitere Kinder folgen seinem Beispiel, bis eines ein Butterbrot auspackt. "Nein, das machen wir nicht! Wir essen nichts", sagt eine Erzieherin und packt das Butterbrot wieder ein. "Aber du hast gesagt, wir fahren mit einer Essbahn, dann dürfen wir doch auch essen?", sagt der Kleine vorwurfsvoll.

Binnen Sekunden verändert sich die Atmosphäre. Menschen hören auf zu lesen, hören auf, gleichgültig aus den Fenstern der S-Bahn zu schauen, denn nun sitzen sie in einer Essbahn. Alle Mundwinkel gehen nach oben und jetzt tastet so mancher nach einem Bonbon oder gar nach etwas Handfesterem.

Der kleine Junge darf tatsächlich nichts in der S-Bahn essen, aber er hat eine Menge Sonnenstrahlen an diesem trüben Morgen hervorgezaubert.

In einer ganz normalen S-Bahn.
:)
 
Schlechthin niedlich, Doc. Habe mit "8" bewertet.

Nur so nebenbei: Die Szene liegt schon einige Jahre zurück? Und der kleine Junge ist schon viel größer geworden und sitzt heutzutage mit Smartphone ausgestattet in der S-Bahn? Macht nichts, nur schade, dass um ihn herum nicht mehr viele Zeitungen gelesen werden und die Druckauflagen kontinuierlich zurückgehen ...

Schönen Abendgruß
Arno Abendschön
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo DocSchneider,
deine EssBahn gefällt mir ausgezeichnet.
Lediglich im Absatz 2 hab ich was zu vorzuschlagen:

Der Halt an der nächsten Station [strike]bringt [/strike][blue]weht [/blue]einen Schwall feuchter Luft und eine [blue]muntere[/blue][strike]Menge[/strike][blue]Schar [/blue]Kindergartenkinder [blue]in das Abteil[/blue][strike]hinein[/strike]. Ihre bunten Regenmäntel und Gummistiefel leuchten um die Wette. Mit der Stille der Zeitungsleser ist es vorbei, als sich [strike]alle [/strike]die Kinder [strike]einen [/strike][blue]ihren[/blue] Platz suchen. Zwei Erzieherinnen sorgen für einen einigermaßen geordneten Ablauf, der den anderen [strike]Menschen [/strike][blue]Reisenden[/blue] entweder ein genervtes Weiterrücken [blue]abnötigt [/blue]oder ein gleichgültiges Überhören [strike]entlockt[/strike].

... so in der Art und zu Deiner freien Verfügung. Idee und Umsetzung ansonsten: Fabelhaft, feiner Text.

lg
die dohle
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ein grauer Morgen, Nieselregen hinterläßt Schlieren auf den Fenstern der S-Bahn. Die Reisenden verschanzen sich hinter Zeitungen oder blicken stumm mit hängenden Mundwinkeln umher.

Der Halt an der nächsten Station bringt einen Schwall feuchter Luft und eine muntere Schar Kindergartenkinder hinein. Ihre bunten Regenmäntel und Gummistiefel leuchten um die Wette. Mit der Stille der Zeitungsleser ist es vorbei, als sich die Kinder einen Platz suchen. Zwei Erzieherinnen sorgen für einen einigermaßen geordneten Ablauf, der den anderen Reisenden entweder ein genervtes Weiterrücken oder ein gleichgültiges Übersehen abnötigt.

Kaum hat sich der Zug wieder in Bewegung gesetzt, kramt das erste Kind eine Trinkflasche aus seinem Rucksack. Weitere Kinder folgen seinem Beispiel, bis eines ein Butterbrot auspackt. "Nein, das machen wir nicht! Wir essen nichts", sagt eine Erzieherin und packt das Butterbrot wieder ein. "Aber du hast gesagt, wir fahren mit einer Essbahn, dann dürfen wir doch auch essen?", sagt der Kleine vorwurfsvoll.

Binnen Sekunden verändert sich die Atmosphäre. Menschen hören auf zu lesen, hören auf, gleichgültig aus den Fenstern der S-Bahn zu schauen, denn nun sitzen sie in einer Essbahn. Alle Mundwinkel gehen nach oben und jetzt tastet so mancher nach einem Bonbon oder gar nach etwas Handfesterem.

Der kleine Junge darf tatsächlich nichts in der S-Bahn essen, aber er hat eine Menge Sonnenstrahlen an diesem trüben Morgen hervorgezaubert.

In einer ganz normalen S-Bahn.
:)
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Arno, gut beobachtet, die Szene spielte sich bereits vor einigen Jahren ab. Heute starrt fast jeder nur noch auf ein Smartphone, um dort die Zeitung zu lesen. Der kleine Junge von damals hat vermutlich auch eines. Aber vielleicht liest er ja die LL. :)

Hallo die Dohle, vielen Dank für Deine Verbesserungsvorschläge, die ich zum Teil übernommen habe. Und für das Lob. Und auch noch für die (fast) guten Bewertungen. ;-)

LG Doc

(Trinkbahn gibt es ja nicht, oder)
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo DocSchneider,
noch ne kleine anregung, falls dir 2 X Reisende zuviel wird:
Fahrgäste, die gibt es auch.

lg
die dohle
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo anbas, freut mich, wenn Dir die Bahnerlebnisse zusagen - Deine Geschichte wirkte auf mich ganz anders, weil die Gefühle des Prot - wohl Du - mehr im Vordergrund standen und das Ganze eher den Touch einer Sozialstudie hatte.

Gute Fahrt mit einer Essbahn :) wünscht Dir
Doc
 



 
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