Begegnung

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guelle

Mitglied
Begegnung

Neulich.
Ich stand an der Haltestelle.
Da fiel ein Engel herab.
Durch das Ozonloch.
Weit über mir.

Dort lag er.
Vor meinen Füßen.
Ein Meer aus Daunen.
So rein.
So schön.
So voller Unschuld.

Ich blickte hinab.
Sah blutige Augen.
Darin das Bild der Mörderin.
Die langsam... ganz langsam
Ihrem Neugeborenen
Die Nabelschnur wickelte.
Um den Hals.
Und zuzog ... fest.
Wie man Schuhe bindet.
Es dann versteckte.
Hinter Mülltonnen.

Ich bückte mich.
Suchte nach Federn.
Bedeckte die Wunden,
Die das Leben mir schnitt.
Nur für den Riss
In meinem Herzen
Fand ich
Keine.
 
H

HFleiss

Gast
Bei diesem Gedicht bin ich zwiespältig. Einerseits ein schönes Bild: etwas Dauniges fällt vom Himmel. Es könnte ein toter Vogel sein.
Ist es aber nicht. In aller Akkuratesse wird ein Kindsmord beschrieben - ich könnte darauf verzichten. Man muss nicht brandaktuell in der Lyrik sein. Aber ein Ahnymus sagt mir, so geht es nicht, das zerstört einen schönen Gedanken, den man mit ein, zwei Zeilen am Ende ausräumen könnte, quasi den Gegensatz aufbauen: schöne Welt und ihre Kehrseite. Dann wäre es meiner Ansicht nach ein besseres Gedicht geworden. So geht die Idee aber unter.

Hanna
 

Walther

Mitglied
Hallo guelle,

ich will mich im Wesentlichen Hanna anschließen. Am Anfang - die ersten beiden Strophen - ein richtig starker Einstieg. Danach aber verliere ich den Faden und den Zugang zu dem, was der Text sagen will.

Vielleicht ließen sich diese beiden Strophen in Richtung der gewünschten Aussage nochmals bearbeiten.

Liebe Grüße

W.
 



 
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