Bei Familie Storch

Auf dem Gutshaus, am Rande des Dorfes gelegen, thronte ein mächtiges Storchennest. Es wurde bewohnt von Vater und Mutter Storch, und ihren drei Kindern. Wie seit langem schon, bezogen die beiden immer wieder ihr gleiches Zuhause, wenn sie aus Afrika zurück kamen. Sie besserten es hier und da aus, machten es schön weich und gemütlich, und zogen dort jedes Jahr ihre Jungen auf. Mal waren es zwei, mal drei, wie in diesem Sommer.

"Besorgst du schon mal das Frühstück, Schatz? Ich bringe derweil das Nest in Ordnung. Unsere Kleinen scheinen wieder einen gewaltigen Appetit zu haben." fragte Mutter Storch ihren Mann, während sie anfing, die langsam erwachenden Kinder zu beruhigen, die, sobald sie die Augen aufschlugen, nach Nahrung jammerten.
"Ja, ist gut, ich fliege schon meine Liebe," antwortete dieser. "Hast du einen bestimmten Wunsch? Ein paar fette Mäuse, oder besonders saftige Regenwürmer? Vielleicht könnte ich auch ein leckeres Fischlein nur für dich aus dem Teich ergattern, bis später," lachte er und flog davon. Lächelnd sah seine Frau ihm nach, wie er elegant durch die Luft segelte, in Richtung Wiese. Er war ja so nett, und immer gut gelaunt, obwohl die Futtersuche für sie beide großen Stress bedeutete. Sie waren schon ziemlich lange ein Paar, und verstanden sich sehr gut. Nachher würde sie ihn ablösen, damit er ein wenig verschnaufen konnte. Sie ließen die Jungen nie für längere Zeit allein, sondern wechselten sich stets ab.

Ja, es war anstrengend Kinder aufzuziehen. Wochenlang mussten sie von morgens bis abends auf Futtersuche für die kleinen Nimmersatte gehen. Sogar auch in den ersten Tagen wenn sie flügge waren, denn erst von da an konnten sie lernen zu jagen, und sich selbst versorgen. Zärtlich sah sie ihre Jungen an, die wie gebannt auf den Rand des Nestes starrten, ungeduldig auf ihre Mahlzeit wartend. "Ihr kleinen Vielfraße," dachte die Störchin liebevoll, und betrachtete ihre weißen Federbällchen. "Na ja, das Gröbste ist fast überstanden. Bald könnt auch ihr fliegen, und dann geht`s gemeinsam zum Essen auf Wiese und Feld."
Die Jungen wurden unruhig, denn nun landete ihr Vater mit dem Futter bei ihnen. Ausgehungert stürzten sie sich auf die Leckerbissen. Zum Schluss hatte er doch tatsächlich, wie versprochen, noch ein silbrig glänzendes Fischlein für seine Gefährtin mit dabei.
"Hier, der ist für dich," sagte er warm, und schon war er wieder weg, um Nachschub zu besorgen. Sie war gerührt, und freute sich sehr.

Wenn die kleinen Storchenkinder am späten Abend satt und müde, endlich Ruhe gaben und schliefen, schauten die erschöpften Eltern aus luftiger Höhe über die Umgebung. Nun konnten sie sich endlich ein wenig entspannen. Sie hörten dem warmen Abendwind zu, der leise in den Bäumen rauschte, und beobachteten die Rehmütter mit ihren Kitzen, die vorsichtig aus dem nahen Wald traten, um auf der Wiese nach Kräutern zu suchen. Ein paar kleine Fuchsjunge tollten noch ausgelassen vor ihrem Bau, als der Mond schon langsam aufging. Auf dem Dorfteich schnatterten einige Enten, sie hielten ihr Abendschwätzchen. Vereinzelt zwitscherte ein Vogel in den Zweigen der alten Kastanien, und aus der Ferne vernahm man das gellende Rufen der Kraniche, die hinter einem Hügel ihr Nachtquartier bezogen hatten. Die Turmuhr der kleinen Kirche schlug, und ab und an bellte ein Hund. Allmählich wurde es unter ihnen immer ruhiger, das Dorf ging schlafen.

Leise unterhielten sich die Storcheneltern.
"Unsere Kinder sind jetzt soweit, dass sie fliegen lernen müssen." ,meinte der Vater.
"Ich weiß." ,antwortete seine Frau "Einige aus den Nachbarhorten haben schon mit dem Üben begonnen. Meinst du, wir könnten es morgen mal mit ihnen probieren?" Er war einverstanden.
"Warum nicht? Je eher, desto besser. Die Zeit vergeht schnell, und bis zu unserem Abflug dauert es nicht mehr lange, wie du weißt."
"Na, das wird wieder aufregend," lachte sie still vor sich hin, "wie in jedem Jahr."
"Ganz sicher," schmunzelte er, "doch es ist ein weiter Weg und sie müssen noch viel lernen und fit sein, wenn es soweit ist. Afrika ist fern, meine Liebe, lass uns Morgen in aller Frühe mit dem Unterricht beginnen."

Es versprach, ein herrlicher Sommertag zu werden. Ideales Flugwetter kündigte sich an und so ermunterten die beiden nach dem Frühstück ihre drei Sprösslinge, es mit dem Fliegen zu versuchen. Aufgeregt und ein wenig ängstlich, standen sie am Nestrand, und trauten sich einfach nicht. Sie flatterten mit ihren Flügeln und meinten: "Wir würden wirklich gerne endlich fliegen können, nur wie sollen wir es anstellen?"
"Ja aber, das lernt ihr doch von uns. Wir bringen es euch solange bei, bis ihr ebenso gut fliegt wie wir." ,antworteten die Eltern.
Unermüdlich zeigten sie ihnen Start und Landung, wie man sich in der Luft hält, und mit dem Wind so schön segeln konnte.
"Es ist ganz einfach." ,riefen sie den kleinen Angsthasen zu. ,nur Mut!"
"Huch, ist das hoch!" sagte eines der Jungen, immer noch zaudernd.
"Aber das muss es, sonst klappt es mit dem Fliegen nicht." ,meinte die Mutter und ermunterte sie weiter: "Wie sollen wir denn nach Afrika kommen, wenn ihr es nicht lernt? Seht euch mal um. Der Nachwuchs der anderen Familien übt auch schon fleißig. Sie sind jetzt keine kleinen Kinder mehr, sondern Jungstörche, und darauf sind sie mächtig stolz."

Es stimmte. Auf den umliegenden Horsten herrschte reges Treiben. Die Jungvögel waren emsig bei der Sache, und diejenigen, die es schon ein wenig konnten, bekamen gar nicht genug. Ihre Fliegerei sah noch ein wenig unbeholfen aus, und manch einer landete statt im Nest auf dem kleinen Kirchturm oder dem Feuerwehrhaus. Aber wie sagt ein altes Sprichwort? "Übung macht den Meister."
Der Ehrgeiz packte die Storchenkinder: "Was die können, können wir auch." ,sagten sie überzeugt. "Doch was ist Afrika?"
"Das ist ein Land, weit weg von hier." ,erklärte der Vater. "Wir erzählen euch später davon, jetzt wird erst geübt. Wer macht den Anfang?"
"Ich." ,riefen alle gleichzeitig.
Die Eltern lachten: "Na also! Erst will niemand, dann alle auf einmal. Nun los, aber bitte einer nach dem anderen, sonst gibt es ein Chaos."

Der erste fasste sich ein Herz und sprang vom Nestrand in die Tiefe.
"Meine Güte." ,schrie seine Mutter entsetzt auf, "öffne gefälligst deine Flügel, wofür hast du sie denn?"
Er trudelte mit klopfendem Herzchen, hin und her schwingend, genau auf die Dorfstraße zu. Die Eltern erstarrten. Da, endlich spannte er seine Flügel auf. Stolpernd landete der kleine Storch und dachte bei sich: "Hui, hui, das war knapp, aber irgendwie ein wirklich schönes Gefühl."
Erleichtert atmeten die Eltern oben im Horst auf: "So, und jetzt wieder nach oben." ,riefen sie ihm zu.
Das war aber gar nicht so einfach, runter ging es eindeutig leichter. Nach ein paar vergeblichen Versuchen gewann er an Höhe. Jedoch schaffte er es nicht direkt bis ins Nest zurück, sondern landete unterwegs zuvor auf einem Stall. Von dort ging es dann weiter nach oben.
"Hab noch einen Zwischenstopp auf dem Stalldach eingelegt," kicherte er, jetzt schon übermütig werdend.
"Scherzkeks." ,grinste sein Vater. "War aber gar nicht so schlecht für den Anfang."
"Fliegen ist ja so toll!" ,meinte der Kleine und bettelte: "Kann ich gleich noch mal? Bitte, bitte!"

"Nö, wir sind dran." ,meldeten sich seine Geschwister, die es nun nicht mehr abwarten konnten. Gleichzeitig sprangen sie aus dem Nest.
"Hatten wir nicht nacheinander gesagt," fragte die Mutter. Die beiden hörte es schon nicht mehr. Sie segelten nach unten, gefolgt von ihrem Bruder. Einer landete in einem Tümpel und der andere machte eine Bruchlandung auf einem Misthaufen. Die Hühner stieben erschreckt auseinander und gackerten, was das Zeug hielt: "Jedes Jahr dasselbe Drama mit dem Jungvolk. Einen so zu erschrecken, da vergeht unser einem ja das Eierlegen."
Der dritte im Bunde, stürzte mitten auf eine Kuhweide. Die Kühe waren so verdattert, dass sie das Grasen vergaßen und ihn mit ihren großen Augen sprachlos anstarrten.
"Nichts für ungut, und einen schönen Tag noch." ,meinte der kleine Storch fröhlich zu ihnen und rappelte sich wieder auf. "Ich lerne heute fliegen, müsst ihr wissen, das ist gar nicht so einfach." Und dann rannte er, mit den Flügeln schlagend davon, bis es ihm gelang, wieder aufzusteigen. Verdutzt sahen sie ihm nach.
Auf einem der Höfe stand ein Bauer in der Tür, der seiner Frau lachend zurief: "Du, ich glaube, die Storchenkinder sind flügge geworden."

Die Eltern hatten das Ganze von oben besorgt mit angesehen und schlugen ihre Flügel über dem Kopf zusammen.
"Wir haben ja gewusst, es wird aufregend." ,sagte der Vater. "Gott sei Dank, ist keinem etwas passiert."
Die Mutter aber atmete nur erleichtert auf und zog es vor, zu schweigen.
"Komm, wir fliegen runter und sammeln unsere Sprösslinge wieder ein." ,meinte er jetzt lächelnd zu ihr. "Mach dir keine Sorgen, mein Herz, das Bangen ist vorbei, sie haben es geschafft. Mit jedem Tag werden sie nun besser."

Nach unzähligen Flugversuchen am Tage lagen die Jungen erschöpft, aber glücklich im Nest, als plötzlich eine Gruppe von Störchen über der Familie kreiste.
"Hey Leute." ,riefen diese ihnen zu. "Wie weit sind eure Kinder denn? Üben sie fleißig? Bald geht`s auf die große Reise."
"Haben heute angefangen." ,riefen die Eltern zurück. "Bis zum Abflug werden sie perfekt sein."
"Müssen sie auch." ,antworteten die anderen. "Ist schließlich ein weiter Weg nach Afrika. Wollen noch zu den nächsten Nachbarn. Also dann, wir sehen uns alle beim Start." Danach drehten sie ab und flogen weiter.
Die drei Jungen waren hellwach. Da war es schon wieder, dieses Afrika. Warum sollten sie eigentlich auf eine große Reise gehen? Es war doch schön hier. Sie kannten die Umgebung, es gab genug Futter und man konnte herrlich mit den anderen Storchenkindern spielen.
Die Eltern erklärten es ihnen nun:

"In jedem Jahr, wenn der Sommer zu Ende geht, fliegen wir Storchenfamilien zusammen in ein fernes Land, das Afrika heißt. Es ist sehr, sehr weit, und man muss große Ausdauer haben und prima fliegen können, um dieses Ziel zu erreichen. Wir fliegen über Berge und Täler, über Dörfer und Städte, und auch über viel Wasser, bis wir dort ankommen. Auch ist die Reise nicht gefahrlos. Manch einem von uns ist unterwegs schon ein Unglück passiert, weil er in eine der Hochspannungsleitungen oder die riesigen Windräder geraten ist. Dann sind wir immer alle sehr traurig. Also merkt euch das, Vorsicht bei Leitungen und diesen Windrädern."

"Aber wieso bleiben wir nicht einfach hier, wenn es so gefährlich und anstrengend ist," wurden sie von ihren Jungen gefragt.
"Nun," fuhren die Eltern ernst werdend fort, "ihr Kinder kennt bisher in eurem jungen Leben nur den Sommer mit seiner Wärme. Ihr habt täglich ausreichend Futter, Spiel und Spaß. Doch in ein paar Wochen sieht es hier ganz anders aus. Es wird jetzt stets kälter werden. Die Sonne versteckt sich immer häufiger hinter dicken, grauen Wolken. Es regnet und stürmt viel, und die Bäume verlieren ihr Laub. Etwa später ist es dann bitterkalt, und es gibt für uns Störche kaum noch Nahrung. Jämmerlich müssten wir zugrunde gehen. Winter nennen die Menschen diese Zeit, in der die Natur schläft. Bis es wieder so ist wie jetzt, gehen ein paar Monate ins Land."
"Oh, wir möchten nicht hungern und frieren!" sagten die Kleinen. "Das wäre ja schrecklich." Und sie klapperten aufgeregt mit den Schnäbeln.

"Ja, seht ihr, aus diesem Grunde fliegen wir so weit fort in ein fernes Land und kommen erst zurück, wenn es hier wieder warm wird." ,erklärten die Storcheneltern weiter.
"Wir sind aber nicht die einzigen, die für eine Weile fortziehen. Außer uns machen sich auch die Graureiher, die ihr schon oft am Teich gesehen habt, die Schwalben, der Kuckuck, die Stare und Kiebitze und viele mehr auf den weiten Weg. Doch nicht alle fliegen mit uns bis nach Afrika. Manche bleiben auch unterwegs in den südlichen Ländern, die Italien und Spanien heißen."
Neugierig wurden sie unterbrochen: "Und wie ist es in Afrika? Ist es dort so wie hier?"

"Es ist ein schönes Land." ,lautete die Antwort. "Sehr warm und es gibt viel Futter für uns alle. Ihr werdet dort Tiere und andere große Vögel kennen lernen, von denen ihr noch nie gehört habt."
Die Kleinen wurden immer unruhiger: "Dann lasst uns schnell hinfliegen."
Die Eltern lachten: "Langsam, langsam, erst müsst ihr noch tüchtig üben. Ab Morgen werden wir euch außerdem im Jagen unterrichten, denn unterwegs ist jeder auf sich selbst gestellt. So, aber nun ist Schluss für heute. Es ist spät geworden, und ihr braucht euren Schlaf."
"Wie spannend das doch alles ist." ,flüsterten die drei, und die Augen fielen ihnen schon fast zu vor Müdigkeit.

Das Jagen war eine ziemlich mühselige Angelegenheit, wenn man es selbst besorgen musste! Geduldig zeigten es ihnen die Eltern, immer und immer wieder. Noch waren sie ein wenig ungeschickt und es entkam ihnen manch ein Leckerbissen, aber sie gaben nicht auf, und ein auf`s andere Mal seufzten sie: "Es ist ganz schön anstrengend, erwachsen zu werden."
Einer von ihnen entdeckte auf der Wiese ein Kaninchen, das langsam vor ihm herhoppelte. Was war das denn für eine große Delikatesse? Eilig nahm er die Verfolgung auf und schnappte mit seinem Schnabel zu.
"Autsch!" ,schrie das Kaninchen. "Wie kommst du dazu mich zu zwicken? So eine Unverschämtheit. Halte dich lieber an Mäuse und Frösche, für dich bin ich eine Nummer zu groß. Einem so einen Schrecken einzujagen!"
Empört hoppelte es davon.
"Na so was!" ,staunte der junge Storch. "Ich muss wohl noch viel lernen."

Nun war mittlerweile täglich zu spüren, dass der Sommer zu Ende ging. Am Tage war es zwar noch mollig warm, doch morgens und abends wurde es spürbar kühler. Auch stieg jetzt gelegentlich schon mal Nebel über den Wiesen auf. Schwalben und Stare sammelten sich zwitschernd auf den Leitungen, auch ihr Abflug stand kurz bevor. Die Getreidefelder waren abgeerntet. Goldgelb lagen sie in der Sonne, unterbrochen von grünen Wiesen und Maisfeldern. Die Blätter der Bäume färbten sich bunt und schwebten durch den leichten Wind raschelnd zur Erde. Die stacheligen Kastanien reiften langsam heran. An den Obstbäumen in den Gärten hingen rotwangige, pralle Äpfel und Birnen an den Zweigen. Dicke, weiße Flauschwolken türmten sich wie Sahne am tiefblauen Himmel auf. Es wurde ruhiger in der Natur. Die Vögel waren mit dem Brüten und der Aufzucht ihrer Jungen fertig und hatten sie gründlich auf den weiten Flug in die Ferne vorbereitet.

Im Storchennest herrschte große Aufregung. Die Zeit war gekommen, Abschied vom Dorf zu nehmen.
"Also Kinder," sagten die Eltern zu ihren Jungen, "es ist soweit. Morgen in aller Frühe brechen wir in wärmere Gefilde auf. Unterwegs werden wir uns mit den anderen Familien zusammen schließen, und dann heißt es: "Auf nach Afrika!"
Sie gaben ihnen noch einige wertvolle Ratschläge und ermahnten sie zu ruhen, denn anstrengende Tage würden sie erwarten.

In dieser Nacht war es sehr klar. Wunderhübsche Sternschnuppen jagten über den nächtlichen Septemberhimmel, als die Störchin leise zu ihrem Mann sagte: "Ich wünsche mir sehr, dass wir die Strapazen, die diese Reise mit sich bringen wird, gut überstehen. Sieh sie dir an, unsere Drei, nun sind sie fast erwachsen. Bald schon werden sie ihre eigenen Familien gründen. Wie schnell doch die Zeit vergeht."
"Ja, du hast recht." ,antwortete er zärtlich. "Aber so ist das Leben, mein Herz, und im nächsten Jahr ziehen wir beide hier unsere nächsten Kinder auf, was meinst du?"
Liebevoll sah sie ihn an: "Natürlich machen wir das, Schatz, wie in jedem Jahr."

Als sich Familie Storch am nächsten Morgen in die Lüfte erhob, ging die Sonne gerade glutrot am Horizont auf.
Die Dorfbewohner sahen ihnen wehmütig hinterher und riefen ihnen zu: "Gute Reise, und kommt im Frühling alle gesund zurück!"
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Korrekturvorschläge:

Bei Familie Storch
Veröffentlicht von Märchentante am 21. 09. 2004 18:56
Auf dem Gutshaus, am Rande des Dorfes gelegen, [red] trohnte [/red] (thronte) ein mächtiges Storchennest. Es wurde bewohnt von Vater und Mutter Storch, und ihren drei Kindern. Wie seit langem schon, bezogen die beiden immer wieder ihr gleiches Zuhause, wenn sie aus Afrika zurück kamen. Sie besserten es hier und da aus, machten es schön weich und gemütlich, und zogen dort jedes Jahr ihre Jungen auf. Mal waren es zwei, mal drei, wie in diesem Sommer.

"Besorgst du schon mal das Frühstück, Schatz? Ich bringe derweil das Nest in Ordnung. Unsere Kleinen scheinen wieder einen gewaltigen Appetit zu haben."(Komma) fragte Mutter Storch ihren Mann, während sie anfing, die langsam erwachenden Kinder zu beruhigen, die, sobald sie die Augen aufschlugen, nach Nahrung jammerten.
"Ja, ist gut, ich fliege schon(Komma) meine Liebe," antwortete dieser. "Hast du einen bestimmten Wunsch? Ein paar fette Mäuse, oder besonders saftige Regenwürmer? Vielleicht könnte ich auch ein leckeres Fischlein nur für dich aus dem Teich ergattern, bis später,(Punkt statt Komma)"(Komma) lachte er und flog davon. Lächelnd sah seine Frau ihm nach, wie er elegant durch die Luft segelte, in Richtung Wiese. Er war ja so nett, und immer gut gelaunt, obwohl die Futtersuche für sie beide großen Stress bedeutete. Sie waren schon ziemlich lange ein Paar,(kein Komma) und verstanden sich sehr gut. Nachher würde sie ihn ablösen, damit er ein wenig verschnaufen konnte. Sie ließen die Jungen nie für längere Zeit allein, sondern wechselten sich stets ab.

Ja, es war anstrengend(Komma) Kinder aufzuziehen. Wochenlang mussten sie von morgens bis abends auf Futtersuche für die kleinen Nimmersatte gehen. Sogar auch in den ersten Tagen(Komma) wenn sie flügge waren, denn erst von da an konnten sie lernen zu jagen,(kein Komma) und sich selbst versorgen. Zärtlich sah sie ihre Jungen an, die wie gebannt auf den Rand des Nestes starrten, ungeduldig auf ihre Mahlzeit wartend. "Ihr kleinen Vielfraße," dachte die Störchin liebevoll, und betrachtete ihre weißen Federbällchen. "Na ja, das Gröbste ist fast überstanden. Bald könnt auch ihr fliegen, und dann geht`s gemeinsam zum Essen auf Wiese und Feld."
Die Jungen wurden unruhig, denn nun landete ihr Vater mit dem Futter bei ihnen. Ausgehungert stürzten sie sich auf die Leckerbissen. Zum Schluss hatte er doch tatsächlich, wie versprochen, noch ein silbrig glänzendes Fischlein für seine Gefährtin mit dabei.
"Hier, der ist für dich," sagte er warm, und schon war er wieder weg, um Nachschub zu besorgen. Sie war gerührt, und freute sich sehr[blue] darüber[/blue] (überflüssig, sonst freut sie sich über ihre Rührung).

Wenn die kleinen Storchenkinder am späten Abend satt und müde,(kein Komma) endlich Ruhe gaben und schliefen, schauten die erschöpften Eltern aus luftiger Höhe über die Umgebung. Nun konnten sie sich endlich ein wenig entspannen. Sie hörten dem warmen Abendwind zu, der leise in den Bäumen rauschte, und beobachteten die Rehmütter mit ihren Kitzen, die vorsichtig aus dem nahen Wald traten, um auf der Wiese nach Kräutern zu suchen. Ein paar kleine Fuchsjunge tollten noch ausgelassen vor ihrem Bau, als der Mond schon langsam aufging. Auf dem Dorfteich schnatterten einige Enten, sie hielten ihr Abendschwätzchen. Vereinzelt zwitscherte ein Vogel in den Zweigen der alten Kastanien, und aus der Ferne vernahm man das gellende Rufen der Kraniche, die hinter einem Hügel ihr Nachtquartier bezogen hatten. Die Turmuhr der kleinen Kirche schlug, und ab und an bellte ein Hund. Allmählich wurde es unter ihnen immer ruhiger, das Dorf ging schlafen.

Leise unterhielten sich die Storcheneltern.
"Unsere Kinder sind jetzt soweit, dass sie fliegen lernen müssen,(Punkt statt Komma)"(Komma) meinte der Vater.
"Ich weiß,(Punkt statt Komma)"(Komma) antwortete seine Frau,(Punkt statt Komma) "[red] einige[/red] (Einige) aus den Nachbarhorten haben schon mit dem Üben begonnen. Meinst du, wir könnten es morgen mal mit ihnen probieren?" Er war einverstanden.
"Warum nicht? Je eher, desto besser. Die Zeit vergeht schnell, und bis zu unserem Abflug dauert es nicht mehr lange, wie du weißt."
"Na, das wird wieder aufregend," lachte sie still vor sich hin, "wie in jedem Jahr."
"Ganz sicher," schmunzelte er, "doch es ist ein weiter Weg,(kein Komma) und sie müssen noch viel lernen und fit sein, wenn es soweit ist. Afrika ist fern, meine Liebe, lass uns Morgen in aller Frühe mit dem Unterricht beginnen."

Es versprach(Komma) ein herrlicher Sommertag zu werden. Ideales Flugwetter kündigte sich an,(kein Komma) und so ermunterten die beiden nach dem Frühstück ihre drei Sprösslinge, es mit dem Fliegen zu versuchen. Aufgeregt und ein wenig ängstlich,(kein Komma) standen sie am Nestrand, und trauten sich einfach nicht. Sie flatterten mit ihren Flügeln und meinten: "Wir würden wirklich gerne endlich fliegen können, nur wie sollen wir es anstellen?"
"Ja aber, das lernt ihr doch von uns. Wir bringen es euch solange bei[blue] bei[/blue] (doppelt), bis ihr ebenso gut fliegt wie wir,(Punkt statt Komma)"(Komma) antworteten die Eltern.
Unermüdlich zeigten sie ihnen Start und Landung, wie man sich in der Luft hält, und mit dem Wind so schön segeln konnte.
"Es ist ganz einfach,(Punkt statt Komma)"(Komma) riefen sie den kleinen Angsthasen zu,(Punkt statt Komma Anführungszeichen) [red] nur [/red] Mut!"
"Huch, ist das hoch,(Punkt statt Komma)"(Komma) sagte eines der Jungen, immer noch zaudernd.
"Aber das muss es, sonst klappt es mit dem Fliegen nicht,(Punkt statt Komma)"(Komma) meinte die Mutter,(kein Komma) und ermunterte sie weiter: "Wie sollen wir denn nach Afrika kommen, wenn ihr es nicht lernt? Seht euch mal um. Der Nachwuchs der anderen Familien übt auch schon fleißig. Sie sind jetzt keine kleinen Kinder mehr, sondern Jungstörche, und darauf sind sie mächtig stolz."

Es stimmte. Auf den umliegenden Horten,(kein Komma) herrschte reges Treiben. Die Jungvögel waren emsig bei der Sache, und diejenigen, die es schon ein wenig konnten, bekamen gar nicht genug. Ihre Fliegerei sah noch ein wenig unbeholfen aus, und manch einer landete statt [blue] zurück [/blue] (überflüssig) im Nest,(kein Komma) auf dem kleinen Kirchturm oder dem Feuerwehrhaus. Aber wie sagt ein altes Sprichwort? "Übung macht den Meister."
Der Ehrgeiz packte die Storchenkinder: "Was die können, können wir auch,(Punkt statt Komma)"(Komma) sagten sie überzeugt,(Punkt statt Komma) "[red] doch[/red] (Doch) was ist Afrika?"
"Das ist ein Land, weit weg von hier,(Punkt statt Komma)"(Komma) erklärte der Vater,(Punkt statt Komma) "[red] wir[/red] (Wir) erzählen euch später davon, jetzt wird erst geübt. Wer macht den Anfang?"
"Ich,(Punkt statt Komma)"(Komma) riefen alle gleichzeitig.
Die Eltern lachten: "Na also! Erst will niemand, dann alle auf einmal. Nun los, aber bitte einer nach dem anderen, sonst gibt es ein Chaos."

Der erste fasste sich ein Herz,(kein Komma) und sprang vom Nestrand in die Tiefe.
"Meine Güte,(Punkt statt Komma)"(Komma) schrie seine Mutter entsetzt auf, "öffne gefälligst deine[red] Fügel[/red] (Flügel), wofür hast du sie denn?"
Er trudelte mit klopfendem Herzchen, hin und her schwingend, genau auf die Dorfstraße zu. Die Eltern erstarrten. Da, endlich spannte er seine Flügel auf. Stolpernd landete der kleine Storch und dachte bei sich: "Hui, hui, das war knapp, aber irgendwie ein wirklich schönes Gefühl."
Erleichtert atmeten die Eltern oben im Horst auf: "So, und jetzt wieder nach oben,(Punkt statt Komma)"(Komma) riefen sie ihm zu.
Das war aber gar nicht so einfach, runter ging es eindeutig leichter. Nach ein paar vergeblichen[red] Vesuchen[/red] (Versuchen),(kein Komma) gewann er an Höhe. Jedoch schaffte er es nicht direkt bis ins Nest zurück, sondern landete unterwegs zuvor auf einem Stall. Von dort ging es dann weiter nach oben.
"Hab noch einen [red] Zwischenstop [/red] (Zwischenstopp) auf dem Stalldach eingelegt," kicherte er, jetzt schon übermütig werdend.
"Scherzkeks,(Punkt statt Komma)"(Komma) grinste sein Vater,(Punkt statt Komma) "[red] war[/red] (War) aber gar nicht so schlecht für den Anfang."
"Fliegen ist ja so toll,(Ausrufezeichen statt Komma)"(Komma) meinte der Kleine und bettelte: "Kann ich gleich noch mal? Bitte, bitte(Punkt oder Ausrufezeichen)"

"Nö, wir sind dran,(Punkt)"(Komma) meldeten sich seine Geschwister, die es nun nicht mehr abwarten konnten. Gleichzeitig sprangen sie aus dem Nest.
"Hatten wir nicht nacheinander gesagt?"(Komma) fragte die Mutter. Die beiden hörte es schon nicht mehr. Sie segelten nach unten, gefolgt von ihrem Bruder. Einer landete in einem Tümpel,(kein Komma) und der andere machte eine Bruchlandung auf einem Misthaufen. Die Hühner stieben erschreckt auseinander und gackerten, was das Zeug hielt: "Jedes Jahr dasselbe Drama mit dem Jungvolk. Einen so zu erschrecken, da vergeht unser einem ja das Eierlegen."
Der dritte im Bunde, stürzte mitten auf eine Kuhweide. Die Kühe waren so verdattert, dass sie das Grasen vergaßen,(kein Komma) und ihn mit ihren großen Augen sprachlos anstarrten.
"Nichts für ungut, und einen schönen Tag noch,(Punkt)"(Komma) meinte der kleine Storch fröhlich zu ihnen,(kein Komma) und rappelte sich wieder auf. "Ich lerne heute fliegen(Komma) müsst ihr wissen, das ist gar nicht so einfach." Und dann rannte er, mit den Flügeln schlagend davon, bis es ihm gelang, wieder aufzusteigen. Verdutzt sahen sie ihm nach.
Auf einem der Höfe stand ein Bauer in der Tür, der seiner Frau lachend zurief: "Du, ich glaube(Komma) die Storchenkinder sind flügge geworden."

Die Eltern hatten das Ganze von oben besorgt mit angesehen,(kein Komma) und schlugen ihre Flügel über dem Kopf zusammen.
"Wir haben ja gewusst, es wird aufregend,(Punkt)"(Komma) sagte der Vater. "Gott sei Dank, ist keinem etwas passiert."
Die Mutter aber atmete nur erleichtert auf,(kein Komma) und zog es vor, zu schweigen.
"Komm, wir fliegen runter und sammeln unsere Sprösslinge wieder ein,(Punkt)"(Komma) meinte er jetzt lächelnd zu ihr. (Anführungszeichen)Mach dir keine Sorgen(Komma) mein Herz, das Bangen ist vorbei, sie haben es geschafft. Mit jedem Tag werden sie nun besser."

Nach unzähligen Flugversuchen am Tage,(kein Komma) lagen die Jungen erschöpft, aber glücklich im Nest, als plötzlich eine Gruppe von Störchen über der Familie kreiste.
"Hey Leute,(Punkt)"(Komma) riefen diese ihnen zu,(Punkt) "[red] wie[/red] (Wie) weit sind eure Kinder denn? Üben sie fleißig? Bald geht`s auf die große Reise."
"Haben heute angefangen,(Punkt)"(Komma) riefen die Eltern zurück,(Punkt) "[red] bis[/red] (Bis) zum Abflug werden sie perfekt sein."
"Müssen sie auch,(Punkt)"(Komma) antworteten die anderen,(Punkt) "[red] ist[/red] (Ist) schließlich ein weiter Weg nach Afrika. Wollen noch zu den nächsten Nachbarn. Also dann, wir sehen uns alle beim Start." Danach drehten sie ab,(kein Komma) und flogen weiter.
Die drei Jungen waren jetzt hellwach. Da war es schon wieder, dieses Afrika. Warum sollten sie eigentlich auf eine große Reise gehen? Es war doch schön hier. Sie kannten die Umgebung, es gab genug Futter,(kein Komma) und man konnte herrlich mit den anderen Storchenkindern spielen.
Die Eltern erklärten es ihnen nun:

"In jedem Jahr, wenn der Sommer zu Ende geht, fliegen wir Storchenfamilien zusammen in ein fernes Land, das Afrika heißt. Es ist sehr, sehr weit, und man muss große Ausdauer haben,(kein Komma) und prima fliegen können, um dieses Ziel zu erreichen. Wir fliegen über Berge und Täler, über Dörfer und Städte, und auch über viel Wasser, bis wir dort ankommen. Auch ist die Reise nicht gefahrlos. Manch einem von uns ist unterwegs schon ein Unglück passiert, weil er in eine der Hochspannungsleitungen,(kein Komma) oder [red] den [/red] (die) riesigen [red] Windrädern [/red] (Windräder) geraten ist. Dann sind wir immer alle sehr traurig. Also merkt euch das, Vorsicht bei Leitungen und diesen Windrädern."

"Aber wieso bleiben wir nicht einfach hier, wenn es so gefährlich und anstrengend ist?“(Komma) wurden sie von ihren Jungen gefragt.
"Nun," fuhren die Eltern [red] erst [/red] (ernst) werdend fort, "ihr Kinder kennt bisher in eurem jungen Leben nur den Sommer mit seiner Wärme. Ihr habt täglich ausreichend Futter, Spiel und Spaß. Doch in ein paar Wochen sieht es hier ganz anders aus. Es wird jetzt stets kälter werden. Die Sonne versteckt sich immer häufiger hinter dicken, grauen Wolken. Es regnet und stürmt viel, und die Bäume verlieren ihr Laub. Etwa später ist es dann bitterkalt, und es gibt für uns Störche kaum noch Nahrung.(Leerfeld)Jämmerlich müssten wir zugrunde gehen. Winter nennen die Menschen diese Zeit, in der die Natur schläft. Bis es wieder so ist wie jetzt, gehen ein paar Monate ins Land."
"Oh, wir möchten nicht hungern und frieren,(Punkt oder Ausrufezeichen)"(Komma) [red] sagte [/red] (sagten) die Kleinen,(Punkt) "[red] das[/red] (Das) wäre ja schrecklich,(Punkt)" [red] und [/red] (Und) sie klapperten aufgeregt mit den Schnäbeln.

"Ja, seht ihr, aus diesem Grunde fliegen wir so weit fort in ein fernes Land,(kein Komma) und kommen erst zurück, wenn es hier wieder warm wird,(Punkt)"(Komma) erklärten die Storcheneltern weiter.
"Wir sind aber nicht die einzigen, die für eine Weile fortziehen. Außer uns,(kein Komma) machen sich auch die Graureiher, die ihr schon oft am Teich gesehen habt, die Schwalben, der Kuckuck, die Stare und Kiebitze und viele mehr,(kein Komma) auf den weiten Weg. Doch nicht alle fliegen mit uns bis nach Afrika. Manche bleiben auch unterwegs in den südlichen Ländern, die Italien und Spanien heißen."
Neugierig wurden sie unterbrochen: "Und wie ist es in Afrika? Ist es dort so wie hier?"

"Es ist ein schönes Land,(Punkt)"(Komma) lautete die Antwort,(Punkt) "[red] sehr[/red] (Sehr) warm und es gibt viel Futter für uns alle. Ihr werdet dort Tiere und andere große Vögel kennen lernen, von denen ihr noch nie gehört habt."
Die Kleinen wurden immer unruhiger: "Dann lasst uns schnell hinfliegen."
Die Eltern lachten: "Langsam, langsam, erst müsst ihr noch tüchtig üben. Ab Morgen werden wir euch außerdem im Jagen unterrichten, denn unterwegs ist jeder auf sich selbst gestellt. So, aber nun ist Schluss für heute. Es ist spät geworden, und ihr braucht euren Schlaf."
"Wie spannend das doch alles ist,(Punkt)"(Komma) flüsterten die drei, und die Augen fielen ihnen schon fast zu vor Müdigkeit.

Das Jagen war eine ziemlich mühselige Angelegenheit, wenn man es selbst besorgen musste! Geduldig zeigten es ihnen die Eltern, immer,(kein Komma) und immer wieder. Noch waren sie ein wenig ungeschickt,(kein Komma) und es entkam ihnen manch ein Leckerbissen, aber sie gaben nicht auf, und ein auf`s andere Mal seufzten sie: "Es ist ganz schön anstrengend, erwachsen zu werden."
Einer von ihnen,(kein Komma) entdeckte auf der Wiese ein Kaninchen, das langsam vor ihm herhoppelte. Was war das denn für eine große Delikatesse? Eilig nahm er die Verfolgung auf,(kein Komma) und schnappte mit seinem Schnabel zu.
"Autsch,(Ausrufezeichen)"(Komma) schrie das Kaninchen,(Punkt) "[red] wie[/red] (Wie) kommst du dazu(Komma) mich zu zwicken? So eine Unverschämtheit. Halte dich lieber an Mäuse und Frösche, für dich bin ich eine Nummer zu groß. Einem so einen Schrecken einzujagen!"
Empört hoppelte es davon.
"Na so was,(Ausrufezeichen oder Punkt)"(Komma) staunte der junge Storch,(Punkt) "[red] ich[/red] (Ich) muss wohl noch viel lernen."

Nun war mittlerweile täglich zu spüren, dass der Sommer zu Ende ging. Am Tage war es zwar noch mollig warm, doch morgens und abends wurde es spürbar kühler. Auch stieg jetzt gelegentlich schon mal Nebel über den Wiesen auf. Schwalben und Stare sammelten sich zwitschernd auf den Leitungen, auch ihr Abflug stand kurz bevor. Die Getreidefelder waren abgeerntet. Goldgelb lagen sie in der Sonne, unterbrochen von grünen Wiesen und Maisfeldern. Die Blätter der Bäume färbten sich bunt,(kein Komma) und schwebten durch den leichten Wind raschelnd zur Erde. Die stacheligen Kastanien reiften langsam heran. An den Obstbäumen in den Gärten,(kein Komma) hingen rotwangige, pralle Äpfel und Birnen an den Zweigen. Dicke, weiße Flauschwolken türmten sich wie Sahne am tiefblauen Himmel auf. Es wurde ruhiger in der Natur. Die Vögel waren mit dem Brüten und der Aufzucht ihrer Jungen fertig,(kein Komma) und hatten sie gründlich auf den weiten Flug in die Ferne vorbereitet.

Im Storchennest herrschte große Aufregung. Die Zeit war gekommen, Abschied vom Dorf zu nehmen.
"Also Kinder,"(Komma) sagten die Eltern zu ihren Jungen, "es ist soweit. Morgen in aller Frühe brechen wir in wärmere Gefilde auf. Unterwegs werden wir uns mit den anderen Familien zusammen schließen, und dann heißt es: "Auf nach Afrika!"
Sie gaben ihnen noch einige wertvolle Ratschläge,(kein Komma) und ermahnten sie zu ruhen, denn anstrengende Tage würden sie erwarten.

In dieser Nacht war es sehr klar. Wunderhübsche Sternschnuppen jagten über den nächtlichen Septemberhimmel, als die Störchin leise zu ihrem Mann sagte: "Ich wünsche mir sehr, dass wir die Strapazen, die diese Reise mit sich bringen wird, gut überstehen. Sieh sie dir an, unsere Drei, nun sind sie fast erwachsen. Bald schon werden sie ihre eigenen Familien gründen. Wie schnell doch die Zeit vergeht."
"Du hast recht,(Punkt)"(Komma) antwortete er zärtlich,(Punkt) "[red] aber[/red](Aber) so ist das Leben(Komma) mein Herz, und im nächsten Jahr ziehen wir beide hier unsere nächsten Kinder auf, was meinst du?"
Liebevoll sah sie ihn an: "Natürlich machen wir das(Komma) Schatz, wie in jedem Jahr."

Als sich Familie Storch am nächsten Morgen in die Lüfte erhob, ging die Sonne gerade glutrot am Horizont auf.
Die Dorfbewohner sahen ihnen wehmütig hinterher,(kein Komma) und riefen ihnen zu: "Gute Reise, und kommt im Frühling alle gesund zurück!"
Eine sehr anrührende Geschichte. Habe ich mit Vergnügen gelesen. Kommt in meine Sammlung!
Ganz lieb grüßt
 
Hallo Flammarion,
ich freue mich sehr, dass Dir diese Geschichte gefällt. Als unsere Störche im Dorf sich anschickten in wärmere Gefilde aufzubrechen, hatte ich ganz spontan die Idee dazu. Es wird einem immer ein wenig weh ums Herz, wenn es wieder soweit ist und sie uns für lange Zeit verlassen, und man hofft sehr, dass sie im nächsten Jahr wieder kommen.
Herzlichen Dank auch für Deine Mühe, meine Fehler zu verbessern.
Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend und eine tolle und gesunde Woche.
Ich grüße Dich lieb
Märchentante
 



 
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