Bekehrung

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otto otter

Mitglied
Ausser sich vor Folianten
und vor erregten Seitenblicken
zu den hohen Galerien,
wo die gelackten Damen sitzen
(und die Herren, die sie weiden),
seufzend in zu engen Schuhen:
Ein Pilger namens Otto Otter.

Übersät von Kathedralen,
war sein Weg, und immer drohte
der Geist des Herrn und all der Herren
über ihn zu kommen, bis dann
ein Nixnuttzlein die Strasse querte,
das nach Meer und Schiffen roch
und dem Mönchlein in dem Manne
olfaktorisch und so weiter
an die keusche Kutte ging.

Seither hält es nun der Otto
weise mit dem pars pro toto!
 

Schakim

Mitglied
Hallo, Otto Otter!

Ein Pilger auf der Wanderschaft,
Der muss wohl immer leiden -
Das gibt ihm Antrieb, neue Kraft,
Das kann er nicht vermeiden.

...und trotzdem packt auch ihn die Leidenschaft,
Darüber gäb's noch viel zu schreiben.


VG
Schakim
 

Vera-Lena

Mitglied
Meer und Schiffe

Ja, lieber Otto,

Hauptsache, Du hast Dein Teil noch gefunden. Daß es für einen Otter irgenwie nach Wasser riechen muß, ist ja klar.

Liebe Grüße Vera-Lena
 
B

Bruno Bansen

Gast
...Beispiel

Weniger olfaktorisch - da gibt dieses Teil nicht so sehr viel her, wie mir scheint - als melodisch habe ich es unter die Lupe genommen und siehe da, es entpuppte sich als bestes Beispiel für Ungereimtes, was jedoch einen perfekten Lese-Rhytmus hat, vom Inhalt mal ganz abgeshen: Abitur ist Voraussetzung - haben viele nicht, mich eingeschhlossen. Aber was soll's, lesen tut sich's wie ... himmlisch!

Gruß!

Bruno
 
Tja, lieber Otto Otter

ich habs als sehr gut bewertet, weil mir die Idee gefällt.
Sprachlich hab ich auch nichts auszusetzen, aber ---

dieses "Nichtsnutzilein" muß ja ein übles Ferkel gewesen sein, und daß der Pilger aus seiner Kutte heraus Meer und Schiffe riecht, ist sehr unwahrscheinlich.

Wußtest Du nicht, daß man den Mönchen und Pilgern hinterherzurufen pflegte: "Kuttenbrunzer" (soll ichs übersetzen?), weißt Du wie olfaktorisch zukleisternd Ammoniak riecht? Es gehörte nämlich zum Frommsein, sich nicht und unter keinen Umständen zu waschen. Damit drückte man die Verachtung seines Körpers aus, und Gott brauchte damals nur einen feuchten Lackmusstreifen in die Luft zu halten um die Glaubensakrobaten ausfindig zu machen.

Kaiser Friedrich, der das Falkenbuch schrieb, südlich gebildet und von Muslimen erzogen, ein Mann des Verstandes und der Sauberkeit, hielt sich den Franz von Assisi mit der Begründung vom Leib, der heilige Mann würde stinken wie eine Armee von Säuen!
 

Schakim

Mitglied
Frommsein usw.

Hallo Waldemar und Rest...

Ich kann's mir nicht verkneifen und Dir für den "historischen" Abriss ein Danke zuzujubeln... Was Gedichte in dieser Lupe hier doch alles bewirken können...

Schönen Restsonntag
und schöne Woche!
Schakim
 

otto otter

Mitglied
Lieber Waldemar

Südlich gebildet (wie du so schön sagst) und von Muslimen erzogen - ach wie manchem wäre das damals zugute gekommen und wie harmonisierend hätte sich das auswirken können auf den Verlauf der abendländischen Geschichte. Denken wir nur an die goldenen Dezennien des Kalifats von Cordoba!

Das Diktum Friedrichs war mir nicht bekannt. Ob ihm, wenn er seine Empfindlichkeit überwunden hätte, ganz kannibalisch wohl geworden wäre, werden wir nun nie wissen...

Was ich aber noch anfügen möchte: Meine Kontrahentin darf nicht auf das Olfaktorische reduziert werden. Beachte bitte, dass sie in ihrem Namen auch das Nixlein und das Nuttlein trägt!

Im übrigen danke ich dir für deinen klugen und lehrreichen Kommentar.

Herzlich

Otto ;)
 
Ich möchte nicht mit Fremdthemen hier vom eigenen literarischen Schaffen ablenken.

Habe auch selbst nichts beigetragen als einen Mann zu erwähnen, Friedrich II, den sie „stupor mundi“ nannten, das Staunen der Welt.
Er war Zeitgenosse übrigens des Sultan Al-Kamil, und die beiden verstanden sich mehr als gut. (Der einzige unter den europ.Fürsten, der einen Kreuzzug „gewann“, ohne überhaupt zu kämpfen, weil Al-Kamil ihm Jerusalem als Morgengabe schenkte.).
Unter Friedrich wurde die Zahl „0“ in die abendländische Mathematik eingefügt, und er schrieb einen bestseller mit 800jähriger Gültigkeit: „de arte venandi cum avibus“ (Über die Kunst mit Falken zu jagen). Die Verhaltenforschung überstieg erst unter Konrad Lorenz das im Buch vermittelte Wissen.
Er sprach mehrere Sprachen, war Kaiser, König, Naturwissenschaftler, stets unterwegs auf biologischen, geologischen Feldforschungs-Expeditionen, zusammen mit mit einem Toss von Wissenschaftlern, er war Philosoph, sprachwissenschaftlich Interessierter, Baumeister, gründete Übersetzerschulen, die Ärzteschule in Salerno und die Uni Neapel, zog Gelehrte aus ganz Europa an seinen Hof, lebenslang Kirchenfeind, als Exkommunizierter der „AntiChrist“.

Wenn Friedrich auf Minnefahrt war, behielt er sein eigentliches Ziel im Auge, auch wenn die höfischen Gepflogenheiten wie im Falle der Adelheid von Urslingen ihn im Vorfeld (O-Ton F.) „zu einem geistlosen Hinschreiben von Gefühlen nach vorgestanzten Schablonen“ zwangen. „Ich wollte zur Dame meines Herzens nicht beten, ich wollte mich zu ihr betten, nichts sonst!“, schreibt er. Dennoch „singt und dichtet“ er, aber: „Ich beschloss, ihr zum Schock und mir zur Rache, es in den hellen Tönen der Frivolität und den dunklen der Sinnlichkeit zu tun.“
(Hier ein Beispiel, womit er bei Leselupe wohl nicht allzu erfolgreich gewesen wäre...)

Liebeslatein

Vulva ist die Tasch der Sau,
gilt als Leckerbissen;
vagina die Tasch der Frau,
trägt drin ihr Gewissen.

Hymen ist der Jungfer Haut,
das die Lieb erschweret;
penis heisst der Schreck der Braut,
dem sie ängstlich wehret.

Mensis bringt der Ängste Schwund,
ist der Mond erfüllet;
nates sind der Hintern Rund,
peplum, was ihn hüllet.

Concha, Schnecke, steht vulgär,
für die Scham des Weibes;
concha grandis für noch mehr,
Tritonshorn des Leibes.

Die mammiculae der Maid
Heißen deutsch die Brüstlein;
Stechen mamillae durchs Kleid,
wächst dem Mann ein Lüstlein.

Mammae sind der Frau Gesäug,
kommt sie in die Jahre;
mammeatum, was ich äug,
füllt’s das mammilare.

Mons Abnoba ist der dicht
schwarze Wald bei Freudstadt;
Mons mit pubis meinem G’sicht
Lich bewaldet’ Bettstatt.

Os, das ist das Menschenmaul,
osculum das Mündchen;
sind sein ´labri lippenfaul,
küsst es wohl nur Hündchen.

Adelheid, bin gescheit,
lernte viele Worte.
Bitt dich nun, gibs Geleit
mir an ihre Orte!

Ist dein Schoß das gremium,
sedere das In-ihm-ruhn,
wär für mich das praemium:
facere, das In-ihm-tun.
Adelheid, sei gescheit,
lass dich nächtigs kosen!
Bett’ mich auf dein’ Seligkeit,
wie der Tau auf Rosen...
 



 
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