Berlin, Grimmstraße

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L

label

Gast
Hallo Franke

Selbst der Wind
weht in Fahrtrichtung
wieder
kein Regen
in Neonfarben
bluten die Ohren
[red]vom Summen der
Operationssäle[/red]

bald wird es schnein


mit Summen der OP's kann ich in diesem Zusammenhang gar nichts anfangen.
Warum bluten die Ohren vom Summen?
neonfarbene Ohren - mit Jod eingepinselte (wegen OP) - ja,
- durch kälte des Fahrtwindes - ja
- durch Wiederschein von Neonreklame - ja
all diese "Farbreaktionen" (können)gehen in die rötliche Richtung, darum kann ich mir auch "bluten" vorstellen

ohne den roten Text kann ich mir etwas vorstellen.
Wahrscheinlich bin ich aber auf einer ganz falschen Fährte, denn ich habe keine Ahnung was es mit der Grimmstraße auf sich hat

liebe Grüße
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo label!

Erstmal danke für deinen Kommentar und die Auseinandersetzung mit meinem Gedicht.
Zu den Neonfarben: Man kann sie natürlich in Verbindung mit den Ohren bringen, das wäre dann eher die surrealitische Lesart. Ich persönlich habe mir eher die Verbindung mit dem Regen gedacht.
Zu den Operationssälen: In der Grimmstraße in Berlin ist das Urbankrankenhaus.

Normalerweise bin ich beim Schreiben eines Gedichtes vollkommen emotionslos, weil der Text in den seltensten Fällen mit mir zu tun hat. Bei diesem Gedicht allerdings verhält es sich anders, hier stecken sehr viele persönliche Gefühle drin.
Falls es jemanden interessiert, kann ich mich ja bei Bedarf näher erklären.

Liebe Grüße
Manfred
 

Mara Krovecs

Mitglied
Hallo Manfred,

Dein Gedicht hört sich nach einem längeren Krankenhausaufenthalt an, und nach Sehnsucht den Aufenthalt zu beenden ( Selbst der Wind weht in Fahrtrichtung, warum kann ich nicht fahren?)
Wieder kein Regen in Neonfarben
( Möchte der Protagonist in der Stadt bei Regen endlich ausgelassen tanzen und das Flirren der Neonlichter genießen?)
bluten die Ohren vom Summen der Operationssäle
Das was der Protagonist hören muss, ertragen muss reißt Wunden über die Ohren ins Herz.

Bald wird es schneien
Möglicherweise ist während des Aufenthaltes so viel Zeit vergangen, dass die Jahreszeit sich verändert hat, oder/ und es tritt langsam eine resignative Kälte ein.

Ich hoffe ich lag nicht vollends daneben, mit meinem Interpretationsversuch.Der Titel klingt sehr privat und läßt auf (D)ein schon erwähntes persönliches Erlebnis schließen.

Ein intensives Gedicht mit einer Milchglassicht auf ein andauerndes Verarbeiten einer schwierigen Situation. Mich als Leserin hast Du mit hineingezogen ... ob ich mich in die richtige Richtung hab ziehen lassen, weiß ich natürlich nicht ;-)

Liebe Grüße aus dem Norden

Mara
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
ach, lass doch die grüne
Grimmstrasse grün bleiben
und das Urbankrankenhaus
in der grauen
Dieffenbachstrasse.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Maren!

Danke für deine ausführliche Interpretation. Die trifft zwar nicht meine Intention, kann ich aber so stehen lassen.
Erklärung unten!

Hallo sta.tor!
Oh, Dieffenbachstraße, sorry!
Es geht in dem Gedicht um ein Haus in der Grimmstraße, Ecke Dieffenbachstraße. Hier war das Urbankrankenhaus schräg gegenüber.
Und hier auf der Toilette hat sich mein Cousin den goldenen Schuss gesetzt. Das ist im Prinzip die Erklärung zum Gedicht.

Liebe Grüße
Manfred
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Oh,

ja wenn das so ist.
Mich hat schon der Titel ans Urban-Krankenhaus denken lassen und den Text empfand ich als Bestätigung.
Aber dann...
Und nun?
Jetzt lässt Du mich mit einem schlechten Gewissen zurück.

Dabei ist die Grimmstrasse mit ihrer grünen Promenade doch eigentlich schön.
Zu schön zum sterben.
Ich bin hin und her gerissen.
Und selbst das nahe Krankenhaus konnte nicht...?

Sta.tor
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo sta.tor!

Schlechtes Gewissen muss nicht sein, es ist schon 17 Jahre her, beschäftigt mich halt immer noch.
Nein, das Krankenhaus konnte nicht. Die Fixer gingen damals auf die Besuchertoiletten, um sich einen Schuss zu setzen. Als man ihn fand, war es zu spät.

Hallo revilo!

Als Wilderer in einem fremden Wald würde ich mich nicht bezeichen. M.E. verdichte ich meine Texte mehr und spreche Sachen nicht so direkt an wie Perry.

Liebe Grüße
Manfred
 



 
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