Besuch

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Vera-Lena

Mitglied
Besuch

Die Puppe im verschoss’nen Kleid
zeugt von der abgelebten Zeit.
Ihr Lächeln ist stark ausgeblichen.
Nachdem die Jahre ihr entwichen,
lag sie abseits im Winkel rum,
wie eh und je leblos und stumm,
doch ähnlich einem Menschenwesen
dereinst als Liebling auserlesen,
gekost von warmem Kindermund
ward sie, wie neben ihr der Hund,
stark abgeliebt, nicht zu versteigern
trotz Steiff. Dem Müll sie zu verweigern,
hat diese alte Frau beschlossen,
die jetzt den Speicher aufgeschlossen.

Sie blickt auf die vormals bewährten
Von-früh-bis-abend-Spielgefährten
und bindet müd’ mit welker Hand
dem Hund korrekt das Schleifenband,
erinnert sich an alle Spiele,
als ob die Zeit zurück verfiele,

erschaut, was war, nichts wird mehr sein.....
Sie lässt die zwei erneut allein.
 

Inge Anna

Mitglied
Sie werden ihren Wert niemals verlieren

Liebe Vera-Lena,
wäre es nach mir gegangen, hätte ich mich von den Schätzen meiner Kindheit niemals getrennt. Wir hatten ja damals nur wenig; aber man war zufrieden. So gab man gerne auch denen, die ärmer waren, und so hielten meine Eltern mich zum Geben an. Das war auch gut so. Besonders schwer fiel mir die Trennung von meinem Kuscheligen Teddy Wowolo; den Tag des Abschieds von diesem langjährigen Spielgefährten werde ich nie vergessen. Ich las Deine Zeilen mit Wehmut im Herzen und der Erinnerung an Wowolo.
Danke für dieses Gedicht. Ich wünsche Dir einen schönen Tagesausklang und sende liebe Grüße
Inge Anna
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Vera-Lena,

hattest Du zu dem Thema nicht schon mal ein Gedicht veröffentlicht?

Mir gefällt dieser Text aber auch.
Es ergibt sich ein melancholisches aber auch frohmachendes Bild.

cu
lap,
der lieber noch nicht in den alten Sachen wühlt
 

Vera-Lena

Mitglied
Wowolo

Liebe Inge Anna,

danke für Deine ausführliche Antwort! Ja, alles sollte man doch nicht weggeben. Als ich selbst mein erstes Kind hatte, habe ich dann auch meine Babypuppe verschenkt, weil die viel ältere Spielgefährtin meiner Tochter sich darin verliebt hatte. Die Puppen meiner Tochter waren dann ja auch mir wieder lieb. Aber eine kleine Puppe mit dunkelbraunen Schlafaugen, die ich bei meiner Mutter gelassen hatte, und die sich nie mehr angefunden hat, habe ich auch jahrelang vermisst. Du siehst, ich kann Dir Dein Erlebnis in etwa nachempfinden. Solche Spielgefährten gewinnen ein wahres Eigenleben und darum sind sie so wichtig.

Auch Dir noch einen schönen Abend.:))))
Liebe Grüsse Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Maßstab 1:5

Lieber lapsi,

Du hast ein gutes Gedächtnis. Ja über eine Puppe gibt es schon ein Gedicht von mir: "Maßstab 1:5", aber das hat einen ganz anderen Inhalt und ist eher ironisch aufgebaut.

Es freut mich, dass mein heutiger Text nicht nur melancholisch auf Dich wirkt.

Auch Dir einen schönen Abend.:))))
Liebe Grüsse Vera-Lena
 



 
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