Bettgeschichte II

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Udogi-Sela

Mitglied
Lag im Bett und dachte nach. –
Kam das Sandmännchen und sprach:
„Möchte gern ein Sandkorn streuen.
Morgen gibt es wieder neuen
Ärger, Arbeitsstress und Frust;
deshalb du jetzt schlafen musst.
Schlaf’ dich für die Firma fit,
nimmt dich Sensenmann sonst mit!“

„Sandmann!“ sprach ich, „Kann nicht sein!
Erstens schlaf’ ich fast schon ein.
Zweitens ist mein Job kein Stress.
Drittens finde ich es kess,
meinen Kreis so spät zu stören,
und will viertens auch nix hören
von des Sensenmannes Job,
denn ich bin noch jung, gottlob!“

Wie er kam, genauso schlich
und verzog der Sandmann sich.
Ich versank in tiefen Schlaf,
wo ich Sensenmännchen traf.

„Alter Knochen!“ rief ich laut,
„Wo sind Haare oder Haut?
Bist von schwarzem Stoff umhüllt,
aber doch ein Jammerbild!

Dein Gerippe, hart und bleich!
Nix an dir ist warm und weich!
Und dazu noch der Gestank!
Alter Knabe, du bist krank!“

„Ach!“ entfuhr der armen Seele,
und aus einer Augenhöhle
tropfte wahrlich keine schöne
dicke gelbe Eiterträne.

Und so hab' ich tief bewegt,
meinen Arm um ihn gelegt.
„Keiner will von Dir was wissen,
dich nicht lieben, keiner küssen,
denn warum hast du, verflucht,
diesen Job dir ausgesucht?

„Ja“, sprach er, „auf deiner Erden,
wachsen Riesen-Menschenherden.
Diese Menschen sicher wissen,
dass sie einmal sterben müssen!
Und ich sammel’ im Akkord
all’ die vielen Seelen fort.

Ich bin müde, will nicht mehr!
Wird mir alles viel zu schwer:
seh’ nur Krankheit und Verderben;
ich will endlich selber sterben!“

Da bekam ich einen Schreck!
Ist er tot, wer holt mich weg?
Muss ich ewig weiterleben;
Nie das Löffelchen abgeben?

Und so klopfte ich dem Alten,
auf die Schulter, seiner kalten.
„Mein Freund Hein“ sprach ich ihn an,
„siebzig Jahre noch, und dann,
kannst’ mich holen, samt den Erben,
und von mir aus selber sterben.“

Früh am Morgen, muss ich sagen,
fühlte ich mich recht erschlagen.
In der Dusche, unterm Schaum,
wusch ich weg den bösen Traum.
 

Talarmar

Mitglied
Hallo Udogi-Sela,

gestatte, dass ich weiter mache
während ich noch immer lache.

Unseren Sensenmann indessen,
Wollen wir nicht ganz vergessen.
Auch er hatte eine schlechte Nacht.
Er war in einen Traum geraten,
Wurde vom Träumer noch beraten
Und wann sein Tod wäre angebracht.

Schlug vor, noch das Ableben seiner Sippe.
Wünschte den Tod ihm, ihm dem Gerippe.
Ei der Daus, der Gevatter glaubt es kaum.
Denn nach trostvollem Träumer-Wort,
Stiehlt sich der Träumer einfach fort,
Verschwunden war er aus dem Traum.

In diesem war aber noch Freund Hein.
Schreck fährt im glatt durch sein Gebein.
Plötzlich Wassermassen, Seifenschaum.
Die Welt er nicht mehr recht versteht,
Als er dann durch den Abfluss geht
Und mit ihm auch der ganze Traum.

Das war mal ganz nach meinem Geschmack
Sagt Talarmar – der alte Sack
 

mc poetry

Mitglied
Ob Sensen- oder Sandemann,
ob Schlaf, ob Tod, ob Teufel
eh man sich einmal besann
greift selber man zu Schäufel.

oder so..


ja, udogi-sela, so träumt einem
schnell ein rechter schmarrn zusammen
wie karl valentin vielleicht sagen würde.

hat mir gefallen.

ciao, michael
 



 
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