Bevor ich vergesse...

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Ohrenschützer

Mitglied
Humor?

Die liebe Zeder hat diesen Beitrag aus der Rubrik Liebe hierher zum Humor verschoben. Auf die Idee wäre ich selbst wahrscheinlich nicht so schnell gekommen, weil der Inhalt des Gedichts eher schmerzlich ist, die Umsetzung vielleicht einigermaßen "originell", aber für mein Empfinden nur wenig lustig/witzig.

Naja, die Geschmäcker sind verschieden, ich beuge mich dem werten Mod-Urteil...
 

Udogi-Sela

Mitglied
Liebe?

Wenn man dieses Gedicht nicht unter einem humorigen Aspekt (Wortspiel: „...dich vergesse..., mich vergesse...“) liest, ist es ziemlich brutal; in „Liebe“ passt es jedenfalls nicht.

Herzlichst
Udo
 

Ohrenschützer

Mitglied
Findest du, lieber Udo? Ist enttäuschte Liebe eines Verlassenen, der "nur aus Eigeninteresse" geliebt wurde, nicht auch eine Form der Liebe im Laufe eines "Liebes-Zyklus"? Die verzweifelte Wut, die gegen das Vergessen ankämpft, weil die Liebe trotzdem stark genug ist, um gegen den Hass des Verlassenseins und -werdens aufzukommen? Also, mit Liebe hat das Gedicht nicht nur zu tun, es handelt primär davon.

Aber vielleicht verstehe ich die Rubrik Liebe/Erotik falsch und es soll dort nur Liebesgeflüster und sozusagen die schöne Seite der Liebe gepostet werden...

Übrigens hast du natürlich recht, Udo: Eine ungewöhnliche/übertriebene/nicht ganz wörtlich zu nehmende Komponente gibt es mit der Wendung "jmd./sich vergessen". Aber emotionelle Ausdrücke, Wut, Überraschung, Flüche, sind übertrieben und "originell". Zum Beispiel, was weiß ich, "Armleuchter" oder "Ach du heiliger Strohsack".

Aber die Diskussion ist meinerseits nur eine akademische; in welcher Rubrik das Gedicht nun unterkommt, ist mir eher egal, solange es nicht missverstanden wird und etwa jemand sagt: "Was soll daran witzig sein?"

Liebe Grüße,
 

Udogi-Sela

Mitglied
Hallo Ohrenschützer,

eigentlich müsste man eine Grundsatzdiskussion führen, was unter dem Begriff „Liebe“ zu verstehen ist.
Der Protagonist Deines Gedichts liebt nicht mehr, (falls er überhaupt jemals geliebt hat) im Gegenteil, er ist wütend, weil er verlassen worden ist; er ist also in höchstem Maße egoistisch, gar nicht „ruhig und gefasst“, sondern kurz davor, „sich zu vergessen“.

Liebe und Hass sind Geschwister; Du hast jedenfalls ein Thema angeschnitten, über das man endlos diskutieren kann.

Herzlichst
Udo
 
N

no-name

Gast
Hey Du Ohrenschützer, Du,...

das gefällt mir. Sozusagen "voll aus dem Leben geschissen" und das meine ich durchaus positiv. Die Emotionen sind zwischen den Zeilen sehr präsent, ich konnte sie beim Lesen spüren.

Liebe Grüße von no-name.
 

Gerd Geiser

Mitglied
Eine kleine Facette, ein kleines Steinchen aus dem großen "Liebesmosaik". Tief empfundener Hass und "Hinterbliebenenwut" sagen wenig darüber aus, wie tief die zuvor oder noch empfundene Liebe zum verlorenen Liebesobjekt war oder noch ist. Sie geben aber Auskunft darüber, wie ausgeprägt die Liebesfähigkeit eines Menschen generell ist.

Könnte man auch Selbstinteresse statt Eigeninteresse sagen? Dann liese (läse?) es sich geschmeidiger.

LG
GG
 

Ohrenschützer

Mitglied
Vielen Dank, liebe no-name. Dein Ausdruck trifft es hervorragend. :)

Ob hochgehende Emotionen, werter Gerd, oder anders ausgedrückt der Anteil des Cholerikers im Menschen ein Indiz für dessen Liebesfähigkeit ist, wage ich zu bezweifeln. Beim einen gehen die Wogen hoch, den anderen lässt es kalt. Das lyrische Ich versucht in der ersten Strophe eine gewisse Lässigkeit vorzutäuschen, was ihm aufgrund einer (vermuteten) Zwischenbemerkung der Verflossenen nicht gelingt - in Strophe zwei wird er aggressiv und man sieht, wie nahe ihm die Trennung wirklich geht.

Dass dieser Stimmungswechsel mit fast derselben sprachlichen Wendung (sich/jmdn. vergessen) ausgedrückt wird, war für mich die Faszination an dem Gedicht.

Vielen Dank für die freundlichen Kommentare (und dass das Gedicht nochmals ausgegraben wurde, konnte mich kaum erinnern), beste Grüße
 



 
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