Bier

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Lammla

Mitglied
BIER

Die Regel, daß man Stärke gärt,
Wo Sonne nicht dem Weine frank,
Ist, was das Bier betrifft, verkehrt,
Weils schon der Babylonier trank.

Der Kodex Hammurapi teilt
Fünf Kannen Bier dem Priester zu,
Die Dame, die bei Hofe weilt,
Kriegt dreie auch zur Abendruh.

Der Rausch war gut für hoch und klein,
Für Ritter, Bauer, Magd und Pfaff,
Als fiel Marien der Heilgenschein,
Zog man auch hier die Zügel straff.

Heut feiert man die Reinheit gern
Und das Gebot, das dies besorgt,
Und ahnt nicht mehr, welch Abendstern
Ward bei den Kräutern ausgeborgt.

Das scharze Bilsenkraut im Bier,
Das Böhmisch Pilsen lacht im Nam,
Schuf einst den Säufern Wut und Gier,
Daß aus dem Christ der Heide kam.

Die Trichterblüte, schmutzig weiß,
Mit magisch lila Adern drin,
Verschenkt Substanzen kalt und heiß
Und trägt zu Schabernack den Sinn.

Als Hexenpflanze man sie schalt,
Doch viel, was also bös geziehn,
Taugt unterm Maibaum jung und alt,
Dem schnöden Alltag zu entfliehn.

Auch war dem Brauer Sumpfporst gut
Und Gagenstrauch vom warmen Moor,
Sie mischen in den Geist das Blut
Und breschen als Berseker vor.

Doch wie man Sumpf und Moor den Saft
Entzog, so auch dem deutschen Mann,
Das Bier besorgt nur noch die Kraft
Um zu behaupten, daß er kann.

Drum such den Porst, den Bilsen misch
In guter Menge frisch ins Maß,
Dann steigt Germania auf den Tisch
Und zeigt uns, was sie einst besaß.
 

Thylda

Mitglied
Lieber Lammla

Nett, kurzweilig und informativ geschrieben. Das macht Freude.

Bilsenkrautbier habe ich noch nicht getrunken, kann dazu also nichts sagen.
Aber Biere mit Gagenstrauch oder Gagel schmecken ganz nett. Ich glaube, das Ossian Ale, benannt nach dem Warrior-Poet und Sohn Fingals, enthält auch Gagel, der als frische Pflanze herrlich duftet, ein wenig wie Eukalyptus mit einem Hauch von grünem Apfel. In Schottland legt man Blätter davon anstelle von Lavendel in Kleiderschränke und Schubladen (bog myrtle-bags), gegen midgebites hilft es auch.
Im Mittelalter soll man sogar den giftigen Taumel-Kälberkropf ins Bier gegeben haben, um bei alkoholschwachem Bier die Wirkung zu verstärken.
Statt Hopfen kann man wohl auch Heide benutzen. Ein relativ bekanntes Bier ist das Fraoch Ale (fraoch = gälisch für Heide)
Dennoch bin ich eher für das Reinheitsgebot, denn wer weiß, was die da sonst noch reinrühren ;)

Liebe Grüße
Thylda
 

Lammla

Mitglied
@ Thylda

Danke für die Anerkennung und die ergänzenden Informationen. Natürlich bin ich heute froh über das Reinheitsgebot, wenngleich ich kein großer Bierkonsument bin. Ich wollte aber mal darauf hinweisen, daß dieses Gebot historisch kein Verbraucherschutz war, sondern eine Disziplinierungsmaßnahme in der Absicht, berserkerhafte Räusche einzudämmen. Die Lust am Rausch und auch die maßlose Übertreibung sind keineswegs moderne Phänomene.
 
A

aligaga

Gast
Sind diese auf "alt" frisierten Rumpelverse ein doitschnationales Trinklied? @Ali stellt sich eine vollgesoffene Burschenschaft beim Kommers vor und glaubt nicht, dass die einen dergestalt verknorzten Text über die Zunge lallen könnte.

Die arme Germania. Was die alles aushalten muss! TTip, @Lammla: schau sie dir mal genau an, deine Angebetete!

Siehst Du? Das ist kein Knusperhäschen mehr, dem das Blond wie Bierschaum über die blanken Brüste wallt, sondern eine runzelige, nach ihrer Gruft stinkende Alte.

TTip: Zurück in den Sarg mit ihr, wo sie hingehört!

Merzend

aligaga
 



 
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