Biggi

Markus Veith

Mitglied
Biggi

Die alte Wohnungstür schwingt auf und prallt gegen die Wand des schmalen Flurs. Das in Holz eingefaßte, geriffelte Glas scheppert bedrohlich, als wolle es vor einer Wiederholung warnen. Ich kneife die Augen zu und warte, bis der kurze Schmerz hinter ihnen nachläßt.
"Uups", grinst Olaf mich an und schiebt seinen blau-roten Trekking-Rucksack über die Schwelle seiner Wohnung. "Das passiert mir so oft, aber ich denke nie daran, mal einen Stopper oder sowas anzubringen", entschuldigt er sich. "Komm rein."
Ich nicke träge, packe meinen Rucksack und folge ihm. Mechanisch schließe ich hinter mir die Tür. Das leise Scheppern des Glases klingt ein wenig wie Zähneknirschen. Mich fröstelt.
"Stell' den Rucksack einfach da hin." Ich murmle irgendetwas Unverständliches und komme dieser Aufforderung sofort nach. Benommen schleife ich das Gepäckstück gegen die Wand. Olaf öffnet eine der Türen.
"Biggi!? - Scheint nicht da zu sein. Brrr, ist das kalt hier." Nach einem Griff ans Thermostat öffnet er die nächste Tür und wirft achtlos seinen Riesenranzen ins Dunkel dahinter. Erst dann macht er das Licht an. Weiße Rauhfasertapeten, dichtbepacktes Bücherregal, Computerecke, darüber ein kunterbuntes Sergeant-Pepper-Poster. Den Rest des Zimmers kann ich nicht sehen. Der Rucksack ist zielsicher vor dem Computertisch gelandet.
Ich lehne Schulter und Kopf gegen die Wand. Eine angenehme Kühle drückt mir an die fieberwarme Schläfe.
"Oh, shit, Dirk, du siehst aus wie Gevatter Tod persönlich", mustert mich Olaf, wobei er mitleidig lächeln muß.
"Dieser Herr holt mich sicher heute nacht", knurre ich, bemüht, die Augen aufzuhalten.
"Soll ich besser einen Arzt rufen?" Besorgt nagt er an seiner Unterlippe.
"Ach was. Etwas anderes als Aspirin und Bettruhe rät der mir auch nicht."
Olaf grinst breit und zieht seinen Mantel aus. "'Der Weise aber kroch ins Faß und sprach: Ja, ja, das kommt von das.' - Ich habe dich gewarnt. Zu dieser Jahreszeit kannst du in New York nicht mehr in einfacher Jeansjacke rumlaufen. Jetzt hast du deine Erkältung weg."
"Willst du mir 'ne Predigt halten?" raune ich.
"Vergib mir, das habe ich von meiner Frau Mama." Lachend klopft er mir auf die Jeansschulter und entfernt sich in Richtung Küche. "Du gehst aber nicht ins Bett, bevor du etwas gegessen hast. Zumindest 'ne Suppe. Du hast im Flugzeug schon nichts angerührt."
"Das lag aber nicht an der Erkältung", brummle ich in Erinnerung an die Wetterturbulenzen und trotte hinter Olaf her. Er steht in einer engen, hellen Küche, in der man gerade eben so zwischen Herd und der Eßecke vorbeikommen kann und liest eine Notiz.
"Biggi kommt erst morgen vormittag wieder, schreibt sie. Fein. Dann kannst du ja für heute nacht ihr Bett benutzen statt die Isomatte."
"Bestens", sage ich, ziehe den Stuhl vom Tisch und setze mich.
"Ochsenschwanz oder klare Brühe?" fragt Olaf ins Innere eines Schrankes.
"Brühe", knurre ich an meiner Hand vorbei, die es nicht schafft, meiner Stirn durch Reiben Linderung zu verschaffen. Nach einigen hantierenden Geräuschen setzt mein Gastgeber sich zu mir an den Tisch. Er hält seinen Handrücken an meine Stirn.
"Du hast Fieber."
"Was du nicht sagst."
"Viel Spaß heute nacht."
Ich muß lächeln. Gezwungen zwar, aber ich lächle.
"Und du glaubst, Biggi hat nichts dagegen, wenn ich mein Jeansjackenfieber in ihren Laken austobe?"
"Ich denke, sie wird Mitleid haben", lacht Olaf. "Sie studiert Veterinärmedizin."
Olaf ist ein drolliger Kerl. Ich lernte ihn auf meinem Sechs-Wochen-Trip durch die USA kennen. Ich saß in einer Bar in Oakland, da kam dieser rundliche Typ mit dem ewig freundlichen Gesicht auf mich zu, setzte sich zu mir und fragte mich, aus welcher deutschen Stadt ich denn käme. Bis heute habe ich nicht aus ihm herausbekommen, was mich eigentlich verraten hat. Wir haben uns an dem Abend lange unterhalten. Olaf studiert Germanistik und ich bemerkte gleich seine Schwäche für Wilhelm Buschs Verse. Ich wage die Vermutung, daß er das Gesamtwerk auswendig gelernt hat.
Er ist ein sehr lieber, umgänglicher und vor allem stets hilfsbereiter Zeitgenosse, mit dem man wirklich - Wie sagt man? - Pferde stehlen kann. Nachdem wir uns die nächsten Tage und Nächte in San Francisco um die Ohren gehauen hatten, beschlossen wir, auch den Rest der Zeit zusammenzubleiben und Amerika zu zweit zu durchforsten. Olaf mußte jedoch eine Woche eher als ich zurück in der Heimat sein und da ich nun auch keine Lust mehr hatte, alleine herumzutingeln, flog ich mit ihm zurück. Er lud mich dafür ein, meine restliche freie Woche bei ihm in Gießen zu verbringen und da ich dort noch nie war und zu Hause eh nur herumgegammelt hätte, sagte ich halt zu. Einen Tag vor unserem Abflug von New York merkte ich, wie die Erkältung aufzog, die mich jetzt voll gepackt hat.
"Wie ist Biggi denn so?" frage ich, während ich die Brühe schlürfe. Sie ist verdammt heiß und ich habe mir gleich beim ersten Löffel die Zunge verbrannt. Aber sie tut gut.
"Klasse. Sonst würde ich doch nicht mit ihr zusammenwohnen", kommt Olafs Stimme aus dem Flur. Er ist dabei, seinen Rucksack auszuräumen. "Laß dich überraschen. Du lernst sie ja morgen kennen."
"Habt ihr was miteinander?" Mir wird bewußt, daß Olaf mir bisher nicht besonders viel von sich und seiner Mitbewohnerin erzählt hat.
"Nö. Ich komme wunderbar mit ihr aus, aber sexuell ist sie nicht unbedingt mein Typ." Sein rundes Gesicht erscheint im Türrahmen. "Na ja", sagt er und über seine Mundwinkel schleicht ein verlegenes Lächeln, "oder aber, ich bin nicht unbedingt ihr Typ."
Ich schaue ihn über den Rand meiner Brille hinweg zweifelnd an. Er hebt kurz die Schultern und ist wieder verschwunden. Mit einem Schluck Mineralwasser spüle ich eine Aspirin-Tablette herunter. Die Suppe hat mich wieder etwas aufgerichtet, doch fühle ich mich immer noch sehr matt. Ich will nur noch ins Bett, denn ich spüre, wie das Fieber aus mir heraus will; wie es will, daß ich schlafe.
"Wo kann ich mich denn hinlegen, Olaf?" frage ich und schlurfe in den Flur.
"Hier gleich." Olaf springt auf und öffnet die Tür, die neben Küche, Bad und seinem Zimmer noch übrig bleibt. "Biggis Bettzeug tun wir besser runter. Nimm stattdessen meinen Schlafsack. Den kann man waschen, falls dir heute nacht das Fieber aus den Poren läuft. Ich hol ihn dir gleich." Er maschiert schnurstracks auf das Bett zu, das längs an der Wand gegenüber steht. Mit zwei Handgriffen wirft er das pastellbunte Bettzeug auf den Boden. Beim Hinausgehen fügt er nach einem musternden Blick auf mich hinzu: "Zu wünschen wäre es dir ja. Au weia, du siehst zum Kotzen aus."
"Danke", knurre ich, ohne eine Miene zu verziehen. "Oh, so einen habe ich auch", bemerke ich und meine damit eine große Rattan-Sitzschüssel, die mitten im Zimmer und etwas im Weg steht. Sofort lasse ich mich in sie hineinplumpsen.
Für ein, zwei Atemzüge lasse ich meine Augen geschlossen, rühre mich nicht und horche auf meinen Herzschlag. Ein in Tücher gewickelter Vorschlaghammer scheint meine Schädelinnenwand zertrümmern zu wollen.
Langsam lasse ich meinen Blick durch die Weiten meines vorübergehenden Domizils wandern. Der Raum ist ein Eckzimmer, recht groß und altbauhoch, bestimmt drei Meter. Hinter der Tür steht ein Kleiderschrank, groß und bullig. Wie so ein Bauernkoloß, aber kiefernhell gebeizt. Jede Menge Grünzeug steht überall, wo Licht hinkommt und Platz dafür ist. Sogar auf dem Schrank. Ein riesiger Ficus im weißen Plastiktopf steht auf einem niedrigen Hocker in der Ecke. Am Griff des Fensters daneben hängen vier getrocknete rote Rosen; mit einem Wollfaden zu einem Bund geschnürt. Diese Art, die man und frau abends in jeder Kneipe unter die Nase gehalten bekommt. Ich muß an meine Wohnung denken, wo ich immer eine einzelne Rose in einer dünnen Glasvase auf dem Tisch stehen habe. Einfach so. Weil ich's schön finde.
Unter dem dichtbegrünten Fensterbrett, auf dem auch ein flacher Radiowecker wacht, ist die Heizung in die Wand eingelassen. Das Bett ist ein einfaches Holzgestell, das nun ohne Federbett, nur noch mit weißem Frottee bezogener Matratze etwas nackt aussieht. Über dem Bett ein übergroßes Poster von einem Wolf, der in einiger Entfernung mit gesenktem Kopf durch den Schnee auf den Fotografen zutapst. Es ist mit Stecknadeln an der weißen Tapete befestigt. An die Nadel unten rechts ist ein kunstvoll beschriebener Papierbogen gepinnt. Ich kneif die Augen zusammen, kann die Schrift auf die Entfernung jedoch nicht entziffern. Mit einem gequälten Seufzer arbeite ich mich aus der Korbschüssel. Verdammte Neugier. Ein kurzer Schreckensschrei entfleucht mir, als die Matratze unter meinem Knie zunächst kein Ende nimmt und zur Seite weicht. Hinter mir höre ich ein grunzendes Kichern.
"Hier. Fang." Ich drehe mich träge zur Tür und sehe etwas auf mich zufliegen, doch meine benommenen Reflexe sind viel zu müde, die Arme zu motivieren, um das zusammengeschnürte Wurfgeschoß aufzufangen. Es bleibt vor dem Bett liegen. Olafs grinsendes Mondgesicht entschwindet kopfschüttelnd. "Pack dich schon mal ein. Ich mach dir noch was zurecht."
Gähnend mache ich mich daran, mit so wenig Bewegungen wie möglich, den Schlafsack auszupacken. Beinahe schmeiße ich dabei den Grünzeugtopf um, der auf einer Lautsprecherbox am Fußende des Bettes plaziert ist. In der Ecke dahinter steht ein bücherübersähter Computertisch. Das Holzbord an der Wand darüber biegt sich unter der Last der Tiermedizin und eines Zimmerefeus.
Ich ziehe den Bürostuhl heran und beginne, mich langsam zu entkleiden und meine Sachen über die Lehne zu legen. Mein Blick fällt auf ein Foto. Es lehnt an einem Griffelkasten, der seinen Platz auf dem Schreibtisch unter dem zweiten Fenster hat. Ein langweilig wirkender Endzwanziger, dessen verkniffenes Gesicht sich wohl um ein ihm ungewohntes Lächeln bemühen mußte. Unwillkürlich versuche ich, seinen schiefen Mund nachzumachen.
In der Ecke rechts neben dem Schreibtisch hängen mehrere gerahmte Fotografien über einem tiefgrünen Gummibaum, der jedoch halb von der zweiten Lautsprecherbox verdeckt wird.
Beim Anblick einer der Aufnahmen muß ich verblüfft lächeln, denn ich selbst habe mal ein ähnliches Foto von demselben Motiv gemacht. Ich nehme an, daß diese Fotos ebenfalls selbst gemacht sind, denn sie sind zwar sehr schön, jedoch nicht professionell.
Dies hier ist eine Aufnahme von der Peter-Pan-Statue im Hyde-Park in London. Obwohl sie recht klein ist, wirkt sie sehr groß, denn Biggi hat - ich nehme einfach mal an, daß Olafs WG-Genossin dieses Foto gemacht hat - von unten nach oben fotografiert, um zusätzlich noch einen sehr schönen Lichteffekt zu erzielen, da zum Zeitpunkt der Aufnahme gerade das Licht durch die Nadelbäume im Hintergrund fiel.
Ich hatte mal eine Freundin, Julia, die, wie ich, gerne fotografierte. Die knipste Objekte auch gerne mit verdecktem Gegenlicht und von unten nach oben. Das fällt mir nun ein, da ich die anderen Bilder betrachte. Ein Steindämon aus einem unheimlich wirkenden, niedrigen Blickwinkel. Big Ben, Westminsterseite, die obere Hälfte vom Nachmittag vergoldet. Ein abgebrochener Baumstamm, dessen Aufnahme ein bunter Lichtkegel verschönt. Doch habe ich Zweifel, daß der beabsichtigt war. Wirklich schöne Bilder. Doch.
Shorts, T-Shirt und auch die Socken lasse ich an, weil meine Füße fast abfrieren. Ich fühle mich abgrundtief träge und matt und so setze ich mich - diesmal etwas vorsichtiger - auf das Wasserbett und schlüpfe ziemlich umständlich in den Schlafsack. Ich bemühe mich, meine Zähne am Klappern zu hindern. Der erste Moment in diesen arktistauglichen Schlafpellen ist immer so bitterkalt. Völlig fertig lehne ich mich an die Wand und spüre erleichtert, wie es langsam wärmer wird. Eine der Stecknadeln des Posters über mir stört meinen Hinterkopf und ich entsinne mich des Zettels. Unbeholfen rutsche ich ein wenig herum, um die Schrift lesen zu können.

Einsamer Klang
So schrei, mein Wolf
Berühre mich Fern - ganz nah
Mein Gebet Für eine Liebe im Wahn
Für die Hand, die mich hart umfaßt
Mach die Augen zu Nun vergiss und vergib
Mach die Augen zu
Unser Atem verstummt, wenn es über uns kommt
Wenn die Farben verblassen und die Nacht wird grau
Sind unsere Schatten bereit, von uns zu gehen
Mach die Augen zu Laß die Träume ziehen
Wenn eine Stimme in uns schreit Mit wildem Verlangen
Im Handumdrehen zerbrichst du mir das Herz
Und gefällst dir selbst dabei
Ich brülle in die Nacht
Du hast mir dein Wort gegeben
Mit der Hand, der ich mal vertraute
Liebe mich um Himmels willen
Du schaust durch mich Du schaust mich zu Staub
Mach die Augen zu Lieb' mich wie einst
Unser Atem verstummt

Unten in der Ecke steht ein kleines The Mission. Das läßt mich die Brauen heben. Ich finde es ziemlich anmaßend, einen Missiontext zu übersetzen. Zumal diese Übersetzung mir nicht besonders gelungen erscheint.
Olaf kommt herein, in der Hand eine große Schale Dampfendes. "Hier. Das trinkst du jetzt. Keine Wiederrede."
"Was ist das?"
"Ich sagte trinken, nicht fragen."
"Hast du das auch von deiner Frau Mama?"
Olaf grinst. "Das Rezept oder das Bemutterungsgehabe? - Hm, wohl beides." Dann fügt er schnippisch hinzu: "Trink, solange es noch heiß ist, mein Kleiner."
Es ist sehr heiß. Dünne, weiße Schwaden ziehen sich über das Gesöff und lassen sich von der Hitze treiben. Man kann die Promille förmlich riechen. Ich puste und nippe, und die Hitze kocht in mir herab. Der erste Geschmack zwingt mich, die Augen zuzukneifen. Olaf grunzt belustigt.
"Ein Beutel Hustentee, ein Beutel Schwarzer Tee, dazu der Saft einer ganzen Zitrone, drei Löffel Honig und zwei volle Pinnchen Strohrum. Wohl bekomm's. Du wirst schlafen wie ein Murmeltier und schwitzen wie ein Eisbär in der Sahara, worauf du einen lassen kannst."
Ich nicke und bereite meine Zunge schon mal auf das nächste Nippen vor. Dabei begutachte ich den gegenüberliegenden Rest des Zimmers. Ein niedriger, heller Holztisch steht vor einem Sofa. Die Couch ist mit einem großen, lila-blau gemusterten Schonbezug überdeckt, der schon etwas abgesessen wirkt. Links neben dem Sofa steht die Musikanlage in einem Schrank, der noch Platz für CD's läßt. Ich wette, daß einige von The Mission darunter sind. Rechts neben der Couch steht ein überfülltes, mannshohes Bücherregal. Am grünen Buchrücken erkenne ich einige Reihen Karl-May-Bücher, die jedoch halb von einem Gebüsch Russischen Weins überhangen sind. In der einen Ecke des Sofas, zwischen zwei Kissen, die nicht ganz dasselbe Muster haben wie der Überzug, hockt eine Stoff-Miss-Piggy und grinst mich rosa an. Ich grinse zurück.
"Miss Biggi, hm?" vermute ich laut. Olaf läßt sich in die Kissen des übergroßen Korbsessels sinken, der verhalten knarrt. Lächelnd schaut sein Besetzer zu dem Plüschschwein.
"Ja. Die hat sie vor einem Jahr von ihren Komilitonen zum Geburtstag bekommen. Zum Fünfundzwanzigsten."
"Wie ist sie so? Was liest sie? Mal abgesehen von Karl May?" frage ich interessiert, mit Hinblick auf das zu weit entfernte Bücherregal. "Man hat mir mal gesagt, man könne einen Menschen charakterisieren, wenn man sieht, was er im Bücherschrank hat."
"Überwiegend Miller", antwortet mein Freund und schaut in dieselbe Richtung, und ich hebe anerkennend die Brauen. "Aber auch viel unterschiedliche Sachen. Böll, Wilde, Adams, jede Menge Grass und ich glaube, auch einiges von Shakespeare."
"Günter Grass", wiederhole ich mehr für mich selbst. "Den habe ich mal gesehen. Bei einer Lesung. Habe mir da ein Autogramm in meine Ausgabe der 'Blechtrommel' geben lassen. Hatte sie extra mitgenommen." Ich puste einige Schwaden beiseite. "Biggi scheint ein sehr interessantes Mädchen zu sein. Ist sie hübsch?"
Olafs gedehnte Bestätigung läßt mich auf ein gewisses Maß heimliche Bewunderung schließen.
"Ich habe aber kein Foto", gesteht er fast schuldbewußt.
"Das da ist ihr Freund, nehme ich an", sage ich und nicke gen Schreibtisch.
"Karsten. - Ja-a." Olaf runzelt die Stirn. "Ein seltsamer Kauz. Ziemlich abgehoben. Läßt sich von niemandem so gekonnt beeindrucken wie von sich selbst."
"Aber mit ihr kommst du ja gut klar?" sage ich zwischen zweimal Pusten.
Er druckst ein wenig herum und seufzt.
"Na ja ... Wie man's nimmt", gibt er zu. "Die meiste Zeit kommen wir ganz gut miteinander aus." Dann grinst er etwas gequält. "Wo viele zarte Hände walten. - Na, das ist so, wie es ist. Kellerschlüssel, Bodenschlüssel. Führen leicht zu Zank und Zwist."
Ich frage: "Busch?"
Er nickt. "Pater Filuzius. - Wie geht es dir jetzt?"
Die Schale ist fast leer und ich bemerke nun allmählich, wie sich eine benommene, durchaus nicht unangenehme Hitze in meinem Kopf und im restlichen Körper breitmacht. Ein leichtes Trisseln hinter meiner Stirn läßt meinen Blick ein wenig den Augen hinterherhinken und die Lider schwer und schwerer werden.
Ich frage forschend: "Zwei Pinnchen?"
Er grinst das breiteste Grinsen, das er aufbieten kann.
"Können auch drei-und-ein-bißchen gewesen sein."
Ich lache etwas gequält und merke, wie müde ich geworden bin. Genußvoll strecke ich den Mund zu einem ungeschützten Gähnen und meine Halsschmerzen recken sich empfindlich.
"Tobias sechs, Vers drei: 'Oh, Herr, er will mich fressen.' - Alles klar. Habe verstanden", kichert Olaf und erhebt sich.
(Fortsetzung > "BiggiII"
 



 
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