Fredy Daxboeck
Mitglied
Der Ärger über die Kaffeeflecken an der Wand und die zerbrochene Tasse, die sie wegräumen müsste stand in keiner Relation zu der Genugtuung ihres Zornausbruchs.
Trotzig trat sie gegen den Küchentresen.
"Dabei hab´ ich mich so auf den heutigen Abend gefreut!" fluchte sie laut. Die letzten Reste der Nebelschleier waren nun endgültig aus ihrem Kopf gefegt und sie überlegte fieberhaft nach einer Alternative für den heutigen Abend. Connie wollte auf keinen Fall zu Hause sitzen und warten bis Mike kam. Das hatte sie beim letzten Mal zur Genüge genossen.
Sie wollte ihn mit einem späten Imbiss überraschen und hatte einen leichten Salat, kaltes Roastbeef, Gebäck und eine Flasche Rotwein vorbereitet.
Und gewartet.
Nach etwas über einer Stunde hatte sie begonnen, bei leiser Musik und romantischem Kerzenlicht das Roastbeef und den Salat aufzuessen.
Und gewartet.
Danach hatte sie sich über den Rotwein hergemacht.
Als sie am nächsten Morgen mit einem schalen Geschmack im Mund, einem Kopf wie ein Wasserballon und Rückenschmerzen, sie war im Wohnzimmer auf der Couch eingeschlafen, aufgewacht war, hatte sie eine Nachricht von Mike auf dem Küchentresen gefunden:
Guten Morgen, tut mir leid dass es gestern so spät geworden ist. Ich wollte dich nicht wecken und hab´ im Büro übernachtet. Warte nicht auf mich, es wird wieder spät. Gruß Mike.
Mike war offenbar nur nach Hause gekommen, um seinen Anzug zu wechseln und ihr diese Nachricht zu hinterlassen. Nachdem Connie den Brief in winzig kleine Fetzen zerrissen und Mike ein paar unangenehme Nettigkeiten an den Hals gewünscht hatte; am liebsten hätte sie ihm die Papierschnipsel in den Rachen gestopft, war sie den ganzen Weg ins Büro gelaufen. Aus purem Zorn.
Connies Blicke suchten wieder das Fenster. Der Morgen war noch grauer geworden. Unter den Nebel hatte sich leichter Nieselregen gemischt, den der aufkommende Wind mit feinem Klopfen an die Scheiben trommeln ließ. Verärgert stand Connie auf und griff nach ihrem Handy. Heute wollte sie wirklich nicht in den Wagen steigen und sich auch noch mit anderen Autofahrern und der morgendlichem Rushhour herumärgern.
"Tut mir leid, unsere Fahrer sind alle bis gegen zehn Uhr absolut ausgebucht." erklärte ihr eine unpersönliche Stimme am anderen Ende der Leitung die klang, als hätte sie eben ihr Frühstück in Form eines sauren Herings hinuntergeschluckt.
Connie drückte auf den roten Knopf ihres Telefons um die Verbindung zu unterbrechen und ließ resigniert die Schultern hängen. Wahrscheinlich bekommt die Tussi auch zu wenig Sex, dachte sie verstimmt, und ärgerte sich sofort über diesen dummen Gedanken.
Am liebsten wäre sie auf der Stelle wieder in ihr Bett gefallen, Decke über den Kopf, und den ganzen Tag nicht mehr erreichbar; oder noch besser in ihren Wagen gestiegen und irgendwohin gefahren. Am besten mit Kurs in Richtung Süden. Zielort egal. Hauptsache weit weg und in wärmere Gefilde und abseits des Molochs Job, Privatleben, Job und noch mal ihr beschissenes Privatleben. Seufzend trank sie ihren Kaffee aus, suchte ihre Sachen zusammen und machte sich auf den Weg.
Als Connie Mc´Neal endlich auf den Parkplatz des Firmengeländes einbog, war es knapp neun Uhr durch und sie war geschafft wie nach einem anstrengendem Zehnstundentag im Büro. Sie hatte für den Weg durch die Stadt annähernd eine volle Stunde gebraucht. Eine Stunde totale Konzentration und Ärger mit unausgeschlafenen und unachtsamen Verkehrsteilnehmern. Der Nebel, der wie eine düstere Bedrohung in den Strassen der Stadt hockte und der Nieselregen, der die Fahrbahn rutschig, wie mit Schmierseife überzogen, werden ließ, taten ein übriges dazu. Sie stellte den Wagen ab und atmete erst einmal erschöpft durch.
"Okay, und jetzt ein frisch freundliches Lächeln auf die Lippen gezaubert und los geht’s." überredete sie sich selbst, während sie ihr mürrisches Gesicht im Rückspiegel betrachtete. Sie
überzeugte sich, dass ihr niemand zusah und schnitt ein paar komisch verzweifelte Grimassen. Gesichtsgymnastik, so ein Scheiß, dachte sie, und verzerrte ihr Gesicht noch zu einer besonders bösen Maske. Abschließend lächelte sie ihrem Spiegelbild bezaubernd zu, zwinkerte verschwörerisch und stieg aus dem Wagen.
"Ob ich jetzt freundlich und beschwingt wirke?" fragte sie sich laut, und musste grinsen. Ein gequältes, dämonisches Grinsen, das keineswegs amüsiert sondern statt dessen diabolisch und unwirklich wirkte. Wäre ich ein Mann, würde jetzt bestimmt Mord auf meiner Stirn geschrieben stehen, dachte sie, ein klein wenig selbst über sich erschrocken. Schnell beeilte sie sich ihre Mundwinkel wieder nach oben zu ziehen.
Zielstrebig ging sie auf das große Gebäude, in dem sie fünf Tage die Woche ihrem Job nachging, zu. Locker, elegant und ein leichtes extravagantes Lächeln auf den Lippen; wie immer. Es gab Männer in ihrer Umgebung, die für dieses Lächeln morden würden.
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sieh hinter den Horizont und finde . . . mich
copyright by fredy daxboeck
Trotzig trat sie gegen den Küchentresen.
"Dabei hab´ ich mich so auf den heutigen Abend gefreut!" fluchte sie laut. Die letzten Reste der Nebelschleier waren nun endgültig aus ihrem Kopf gefegt und sie überlegte fieberhaft nach einer Alternative für den heutigen Abend. Connie wollte auf keinen Fall zu Hause sitzen und warten bis Mike kam. Das hatte sie beim letzten Mal zur Genüge genossen.
Sie wollte ihn mit einem späten Imbiss überraschen und hatte einen leichten Salat, kaltes Roastbeef, Gebäck und eine Flasche Rotwein vorbereitet.
Und gewartet.
Nach etwas über einer Stunde hatte sie begonnen, bei leiser Musik und romantischem Kerzenlicht das Roastbeef und den Salat aufzuessen.
Und gewartet.
Danach hatte sie sich über den Rotwein hergemacht.
Als sie am nächsten Morgen mit einem schalen Geschmack im Mund, einem Kopf wie ein Wasserballon und Rückenschmerzen, sie war im Wohnzimmer auf der Couch eingeschlafen, aufgewacht war, hatte sie eine Nachricht von Mike auf dem Küchentresen gefunden:
Guten Morgen, tut mir leid dass es gestern so spät geworden ist. Ich wollte dich nicht wecken und hab´ im Büro übernachtet. Warte nicht auf mich, es wird wieder spät. Gruß Mike.
Mike war offenbar nur nach Hause gekommen, um seinen Anzug zu wechseln und ihr diese Nachricht zu hinterlassen. Nachdem Connie den Brief in winzig kleine Fetzen zerrissen und Mike ein paar unangenehme Nettigkeiten an den Hals gewünscht hatte; am liebsten hätte sie ihm die Papierschnipsel in den Rachen gestopft, war sie den ganzen Weg ins Büro gelaufen. Aus purem Zorn.
Connies Blicke suchten wieder das Fenster. Der Morgen war noch grauer geworden. Unter den Nebel hatte sich leichter Nieselregen gemischt, den der aufkommende Wind mit feinem Klopfen an die Scheiben trommeln ließ. Verärgert stand Connie auf und griff nach ihrem Handy. Heute wollte sie wirklich nicht in den Wagen steigen und sich auch noch mit anderen Autofahrern und der morgendlichem Rushhour herumärgern.
"Tut mir leid, unsere Fahrer sind alle bis gegen zehn Uhr absolut ausgebucht." erklärte ihr eine unpersönliche Stimme am anderen Ende der Leitung die klang, als hätte sie eben ihr Frühstück in Form eines sauren Herings hinuntergeschluckt.
Connie drückte auf den roten Knopf ihres Telefons um die Verbindung zu unterbrechen und ließ resigniert die Schultern hängen. Wahrscheinlich bekommt die Tussi auch zu wenig Sex, dachte sie verstimmt, und ärgerte sich sofort über diesen dummen Gedanken.
Am liebsten wäre sie auf der Stelle wieder in ihr Bett gefallen, Decke über den Kopf, und den ganzen Tag nicht mehr erreichbar; oder noch besser in ihren Wagen gestiegen und irgendwohin gefahren. Am besten mit Kurs in Richtung Süden. Zielort egal. Hauptsache weit weg und in wärmere Gefilde und abseits des Molochs Job, Privatleben, Job und noch mal ihr beschissenes Privatleben. Seufzend trank sie ihren Kaffee aus, suchte ihre Sachen zusammen und machte sich auf den Weg.
Als Connie Mc´Neal endlich auf den Parkplatz des Firmengeländes einbog, war es knapp neun Uhr durch und sie war geschafft wie nach einem anstrengendem Zehnstundentag im Büro. Sie hatte für den Weg durch die Stadt annähernd eine volle Stunde gebraucht. Eine Stunde totale Konzentration und Ärger mit unausgeschlafenen und unachtsamen Verkehrsteilnehmern. Der Nebel, der wie eine düstere Bedrohung in den Strassen der Stadt hockte und der Nieselregen, der die Fahrbahn rutschig, wie mit Schmierseife überzogen, werden ließ, taten ein übriges dazu. Sie stellte den Wagen ab und atmete erst einmal erschöpft durch.
"Okay, und jetzt ein frisch freundliches Lächeln auf die Lippen gezaubert und los geht’s." überredete sie sich selbst, während sie ihr mürrisches Gesicht im Rückspiegel betrachtete. Sie
überzeugte sich, dass ihr niemand zusah und schnitt ein paar komisch verzweifelte Grimassen. Gesichtsgymnastik, so ein Scheiß, dachte sie, und verzerrte ihr Gesicht noch zu einer besonders bösen Maske. Abschließend lächelte sie ihrem Spiegelbild bezaubernd zu, zwinkerte verschwörerisch und stieg aus dem Wagen.
"Ob ich jetzt freundlich und beschwingt wirke?" fragte sie sich laut, und musste grinsen. Ein gequältes, dämonisches Grinsen, das keineswegs amüsiert sondern statt dessen diabolisch und unwirklich wirkte. Wäre ich ein Mann, würde jetzt bestimmt Mord auf meiner Stirn geschrieben stehen, dachte sie, ein klein wenig selbst über sich erschrocken. Schnell beeilte sie sich ihre Mundwinkel wieder nach oben zu ziehen.
Zielstrebig ging sie auf das große Gebäude, in dem sie fünf Tage die Woche ihrem Job nachging, zu. Locker, elegant und ein leichtes extravagantes Lächeln auf den Lippen; wie immer. Es gab Männer in ihrer Umgebung, die für dieses Lächeln morden würden.
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