Blut und Tränen

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Kitty-Blue

Mitglied
Blut und Tränen

Der Mond scheint still auf diesen Ort,
so kalt und dunkel ist die Nacht.
Ganz leise fliegt die Sehnsucht fort,
die Liebe hat viel Leid gebracht.

Nun liegt auf roten Rosen hier,
mein Körper, der zerschunden ist.
Noch immer spür ich tief in mir,
die Qualen, die man nie vergisst.

So sitz ich da mit mir allein,
das Glas so voll, und leer das Herz.
Es schmeckt so süß der rote Wein,
es weint die Seele still vor Schmerz.

Ganz langsam gehn die Lichter aus,
es tanzen Schatten an der Wand.
Ein Schrei erfüllt das ganze Haus,
ich halte Scherben in der Hand.

Ich spür des Fiebers heiße Glut,
spür Dinge, die mir so vertraut.
Still mischt sich Wein mit rotem Blut,
wie Feuer brennt schon meine Haut.

Aus offnen Wunden fließen nun,
die Tränen, die so kalt wie Eis.
Nie mehr werd ich in Frieden ruhn,
das Schicksal fordert seinen Preis.
 

Meral Vurgun

Mitglied
"
Aus offnen Wunden fließen nun,
die Tränen, die so kalt wie Eis.
Nie mehr werd ich in Frieden ruhn,
das Schicksal fordert seinen Preis."


Sehr schön...



Liebe Grüsse...

Meral
 

Mirko Kussin

Foren-Redakteur
Hallo Kitty Blue,
auch auf die Gefahr hin, dass ich als ewiger Nörgler tituliert werde, der dich womöglich auf dem Kicker , hier also meine ganz persönliche Meinung zu Blut und Tränen.
Zuerst die positiven Aspekte: formal, also was Reim, Metrik usw angeht ist der Text noch nicht einmal schlecht. Diesbezüglich entwickelst du dich weiter.
Wenn es aber um Inhalt, Logik und Phrasendrescherei geht schreit dieser Text zum Himmel und würde wahrscheinlich selbst gerne Blut und Tränen heulen, wenn er könnte.
Dass du bei deinen Texten gerne auf bekannte Sujets und Formulierungen zurückgreifst habe ich schon öfter erwähnt. Selten neu, nie originell und immer den Beigeschmack von „schon mal gehört“.
Was aber bei diesem Text noch auffällt, sind die logischen Brüche, die als Stilmittel benutzt durchaus ihre Berechtigung haben könnten, wenn der Text mir sagen würde, dass er ganz bewusst mit diesen logischen Unklarheiten arbeitet.
Tut er aber nicht!
Ich geh mal durch deinen Text und kommentiere mal einfach so, vielleicht wird dann klarer was ich meine:


Blut und Tränen

Der Mond scheint still auf diesen Ort,

[blue] klar, der Mond scheint immer still, das war noch nie anders und wird auch nie anders sein, warum also diese Formulierung? Welche Berechtigung hat diese Aussage außer der sprachlichen Konstituierung eines Klischees?[/blue]

so kalt und dunkel ist die Nacht.

[blue] ich denke der Mond scheint, wieso ist es denn dann dunkel?[/blue]

Ganz leise fliegt die Sehnsucht fort,
die Liebe hat viel Leid gebracht.

Nun liegt auf roten Rosen hier,
mein Körper, der zerschunden ist.
Noch immer spür ich tief in mir,
die Qualen, die man nie vergisst.

So sitz ich da mit mir allein,
das Glas so voll, und leer das Herz.
Es schmeckt so süß der rote Wein,
es weint die Seele still vor Schmerz.

Ganz langsam gehn die Lichter aus,

[blue] hier dann wieder der break, also entweder es ist dunkel, oder es ist hell, da muss man sich entscheiden[/blue]

es tanzen Schatten an der Wand.

[blue] wenn die Lichter ausgegangen sind, ist es dunkel und dann gibt es auch keine Schatten mehr [/blue]

Ein Schrei erfüllt das ganze Haus,
ich halte Scherben in der Hand.

Ich spür des Fiebers heiße Glut,

[blue] was bitteschön für ein Fieber?? Du willst wahrscheinlich auf die Verzweiflung des Ichs hinaus, aber dann schreib das auch[/blue]

spür Dinge, die mir so vertraut.
Still mischt sich Wein mit rotem Blut,
wie Feuer brennt schon meine Haut.

Aus offnen Wunden fließen nun,
die Tränen, die so kalt wie Eis.

[blue] erst Fieber, heiße Glut, rotes Blut und dann jetzt eiskalte Tränen die aus Wunden bluten? Die Metapher an sich ist sehr schön, sie passt nur überhaupt nicht in den Text [/blue]

Nie mehr werd ich in Frieden ruhn,
das Schicksal fordert seinen Preis.

Ich weiß, dass du ganz große Gefühle mit dem Text ausdrücken möchtest und ich kann dir nur immer wieder raten es doch einmal ohne Reim zu probieren. Hör auf das, was du wirklich sagen möchtest und schreib es runter. Ich glaube das würde sehr viel besser und persönlicher werden.
Gruß
Mirko
 

Kitty-Blue

Mitglied
Hallo Mirko,

keine Sorge, ich halte dich nicht für einen Nörgler,
und ich finde es sogar sehr schön, dass du dich so intensiv mit meinem Text auseinandergesetzt hast.
Es ist auch nicht schlimm, wenn du mein Gedicht nicht magst,
ich bin mir nur nicht sicher, ob du erkannt hast, worum es in dem Gedicht geht.

Natürlich hast du Recht damit, dass in dem Text sehr viele Widersprüche sind, aber das war auch so beabsichtigt. Ich habe versucht, dadurch die tiefe Verzweiflung, die Angst und den Schmerz des Lyrischen Ichs auszudrücken.

Außerdem finde ich, dass man in der Lyrik durchaus eine gewisse Freiheit hat, die Dinge so zu beschreiben, es muss nicht alles der Realität entsprechen.
Natürlich gibt es keine Schatten mehr, wenn die Lichter ausgegangen sind, aber durch die eigene Angst kann es einem trotzdem so vorkommen, als sähe man Schatten.
Und selbstverständlich fließen auch keine Tränen aus offenen Wunden, sondern die Wunden bluten und die Tränen fließen aus den Augen. Doch durch diese Zeile wollte ich aussagen, dass die Wunden nicht nur körperlich schmerzen, sondern auch seelisch.

Ich glaube, meine Zeilen ergeben schon einen Sinn, wenn man darüber nachdenkt. Vielleicht muss man das Gedicht einfach mehrmals lesen, um zu verstehen, worum es geht.

Liebe Grüße,
Kitty
 

Mirko Kussin

Foren-Redakteur
Ursprünglich veröffentlicht von Kitty-Blue
...
Natürlich gibt es keine Schatten mehr, wenn die Lichter ausgegangen sind, aber durch die eigene Angst kann es einem trotzdem so vorkommen, als sähe man Schatten.
...
Ja genau, aber warum schreibst du das dann nicht? Ich hab schon verstanden worum es in deinem Text geht (und Texte die ich kommentiere lese ich auch mehrfach), aber durch meine Spitzfindigkeiten wollte ich dich genau auf das Problem aufmerksam machen. Warum schreibst du nicht das was du sagen willst? Du benutzt Konstruktionen und Phrasen, die schon hunderte von Leuten vor dir geschrieben haben. Finde deine Sprache. Ich nehm dir nicht ab, dass das was du sagen möchtest in Reimen stattfindet, ich nehm dir nicht ab, dass du bei hmm wie drück ich es aus, im Moment der Inspiration, im Urgedanken in der ersten Motivation einen Text zu schreiben Formulierungen wie "Nun liegt auf roten Rosen hier...." im Kopf hast. Das klingt alles jetzt unheimlich böse, soll aber eigentlich nur ein Apell sein, freier ans Schreiben ranzugehn.
Deine Texte wirken immer so blutleer, wie aus einem Reimautomaten, ihnen fehlt die Seele.
Natürlich kann man in deinem Text den Sinn erkennen und die Widersprüchlichkeit ist dir mit dem Motiv der Stille, die dann von einem Schrei unterbrochen wird ziemlich gut und treffend gelungen. Bei den Eistränen die aus Wunden bluten kommt mir das zu plötzlich und zu gewollt, zu konstruiert.
So genug der schönen Worte, es geht auch ohne dass man spricht.
:) Gruß
Mirko
 

Kitty-Blue

Mitglied
Hallo Mirko,

Warum schreibst du nicht das was du sagen willst? [/B]

Nun, ich schreibe schon, was ich sagen will.
Aber ich beschreibe absichtlich nie alles ganz exakt bis ins Detail, damit der Leser noch möglichst viel in den Text hinein interpretieren kann. Ich finde ein Gedicht interessanter, wenn nicht sofort genau klar wird, was gemeint ist, und man als Leser noch Spielraum für die eigenen Gedanken hat.


Finde deine Sprache. Ich nehm dir nicht ab, dass das was du sagen möchtest in Reimen stattfindet.[/B]

Ja, das mit den Reimen ist so eine Sache, die schon viel diskutiert wurde. Natürlich ist es viel schwieriger, das was man sagen möchte auch noch in Reime zu fassen.
Aber der Reim ist für mich die Melodie eines Gedichts, und ich finde ein Gedicht in Reimform einfach schöner als ohne Reim.

Liebe Grüße, Kitty
 



 
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