Blutgerinnsel

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H

HFleiss

Gast
Liebe Black Pearl,

es ist mir wirklich unmöglich, in deinem Gedicht etwas zu finden, was ich nicht als in die Nähe der - entschuldige - Menschenverachtung gerückt finde. Ich will dich damit auf keinen Fall kränken, ich versichere dich dessen, ich schreibe nur, wie ich dein Gedicht sehe. Ich stelle mir vor, jemand wird gefoltert, und ein anderer, die Autorin, steht dabei und schreibt auf, was sie sieht, gefühllos, eiskalt, von keinem Gewissen geplagt, lediglich fasziniert davon, wie sich das Opfer verhalten wird. Vielleicht spielst du mit dem Abgestoßensein eines Dritten. Vielleicht auch beschreibst du nur eingebildete Schmerzen, es geht gar nicht um die Folterung eines Menschen, vielleicht sogar ritzt du lediglich etwas in einen Baum, und das angebliche Blutgerinnsel ist Harz. Aber so, wie du es beschreibst, fühle ich mich nicht nur von dem beschriebenen Hergang abgestoßen. Nun kannst du natürlich sagen, deine Bilder meinen nichts Konkretes, aber auch dann finde ich allein die Vorstellung eines Folterungsvorganges (der sich wirklich aufdrängt) schon schrecklich, zumal du dich (als Autorin) jeder Meinung dazu enthältst, außer dass du von Ekel sprichst. Mit dieser Haltung ist Mengele an seine Menschenversuche herangegangen. Versteh mich richtig, ich will auf keinen Fall dein Gedicht mit diesem Mörder vergleichen, aber das Fehlen jeglichen Gefühls in deinem Gedicht befremdet mich, der Vergleich (so weit hergeholt ist er eben nicht) drängt sich auf, weil er eben etwas äußerst Extremes hatte. Allen Ernstes. Ich habe heute schon einmal dieselbe Haltung bei einem anderen Autor bemerkt, und ich muss dir ehrlich sagen, ein wenig sträuben sich mir die Nackenhaare. Wo ist das in deinem Gedicht, was den Menschen ausmacht, seine Gefühlswelt? Tut mir sehr leid, Black Pearl, dass ich dir nichts anderes schreiben kann, ich hätte dir gern etwas Erbaulicheres geschrieben.

Lieben Gruß
Hanna
 

Black Pearl

Mitglied
Hi Hanna,

leider hast Du mein Gedicht absolut mißverstanden. Es geht ums schreiben auf/in Bäume+Haut+Weiss=Papier mit Herzensblut und Seele, Leben und Leiden beim Schreiben um zu beschreiben und von sich los zu schreiben und der Hoffnung, dass die von der Seele geschriebenen Gefühle (kann ein Schreibgewaltakt sein, so ists gemeint)dabei erlebbar/sichtbar werden(holographiert) - und der Bitterkeit und oft auch dem Ekel NACH dem erlebten Schreibmoment krasser Gedichte, wenn mans nochmal liest - den DU ja auch deutlich gespürt hast - trotz Mißverständnis ;) Etwas kafkaesk, das Ganze... nicht menschenverachtend, eher ein Spritzer blutiger Selbstverachtung nach solch einem Gedicht...

CG, Black Pearl
 
H

HFleiss

Gast
Ach, Black Pearl, dann habe ich ja dein ganzes Gedicht falsch gelesen. Dass es ums Schreiben geht - nein, darauf bin ich gar nicht gekommen. Ich habe wirklich gedacht, du beschreibst eine Folterszene, jedes Wort haut hin, und wenn du dein Gedicht aus dieser Sicht liest, kriegst du Gänsehaut. Allen Ernstes. Ich war ernsthaft entsetzt. Aber nun atme ich auf. Na ja, Schreiben kann ja auch mitunter so etwas wie Folter sein. Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil. Sei mir nicht böse, das war ein arges Missverständnis. Wenn es aber ums Schreiben geht - verflixt, nimmst du es nicht vielleicht ein bisschen zu ernst? Man muss doch auch über sich selbst lachen können. An irgendeinem Punkt schlägt doch jede Ernsthaftigkeit um, es muss doch nicht gleich Blut spritzen.

Lieben Gruß
Hanna
 

Black Pearl

Mitglied
Nicht immer - aber manchmal schon... bin da recht wechselhaft... nicht immer kafkaesk unterwegs, aber schon ne Seite von mir... (der das Schreiben übrigens auch mal als Folterszene beschrieb in die eigene Haut - da bin ich noch harmlos mit toter Baumhaut ;))

CG, Black Pearl
 



 
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