Bolles erste Reise (Fortsetzung

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Zoepfer

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Bolles abenteuerliche Reise

Endlich war es soweit! Als Georg an diesem Samstag im Juli den Raum betrat und verkündete, dass wir zu dritt nach Spanien fahren würden, machte mein Herz einen Hüpfer. Wie lange hatte ich auf diesen Moment gewartet! Ich schaute zu meinem Partner hinüber. Robärt blickte mich seinerseits an – und ich könnte schwören, dass er mir zugezwinkert hat.
In den Wochen und Monaten, die ich nun schon mit Robärt in Georgs Familie lebte, hatte ich mir immer wieder gewünscht, meinen bärigen Partner und seinen Besitzer auf einer Dienstfahrt begleiten zu können. Georg ist Testfahrer und als solcher viel unterwegs, auch international. Er reist niemals ohne Teddybär. Meist ist mein Partner Robärt der Auserwählte, oder sein Kumpel Tino. Der ist kleiner als wir beide und passt deshalb zur Not auch in eine Jackentasche, wenn in Georgs Gepäck kein Platz mehr ist. Dabei käme unser Mensch niemals auf die Idee, uns etwa in einen Koffer zu quetschen. Stammplatz für seine bärige Begleitung ist der Rucksack mit seinen persönlichen Dingen, den er stets in seiner Reichweite hält. Doch musste ich immer daheim bleiben, denn sein Gepäckvolumen ist zumeist sehr eingeschränkt. Dabei hatte Georg bereits dafür gesorgt, dass ich auch tatsächlich reisefertig war. Inzwischen besaß ich nämlich außer dem Bademantel, der zu meinem von meiner Designerin entworfenen Outfit gehört, eine weiße Bluse, einen lilafarbenen Bolero und einen passenden Jeansrock mit Stickereien.
Die anstehende Spanienfahrt, auf der Robärt und ich ihn begleiten durften, sei eine reine Überführungsfahrt, erklärte uns Georg. Er müsse ein Auto zum Testgelände nach Idiada bei Barcelona bringen.
„Zurück fliegen wir dann“, verkündete unser Mensch. Das klang interessant, denn ich war bisher noch nie im Süden Europas gewesen, geschweige denn kannte ich ein Flugzeug von innen. So schauten wir Georg zu, wie er das Notwendige zusammen packte. Danach zog er mir meinen Bademantel aus und mein Reise-Outfit an – gut, dass man einem Teddybären nicht ansieht, wie aufgeregt er ist! Robärt hingegen spürte offenbar, wie ich mich fühlte.
„Alles ist gut, meine süße Bollinda!“, gab er mir zu verstehen. „Dir geschieht nichts, ich bin doch bei dir!“ Er war eben schon ein erfahrener Reisebär. Mir hingegen schlug das Herz bis zum Hals, als Georg uns in den Wagen verfrachtete. Robärt und ich wurden auf das Armaturenbrett gesetzt, damit wir auch etwas sehen konnten von der Fahrt.
Die erste Etappe führte uns nach Stuttgart, wo Georg in einem dortigen Autowerk noch irgendwelche elektronischen Bauteile abholen musste, die in Spanien auf der Teststrecke offenbar dringend gebraucht wurden. Diese Strecke kannte unser Mensch offenbar, denn er fuhr sie ohne Navigationshilfe. Erst in Untertürkheim wollte Georg das Etappenziel im französischen Besancon ins Navigationsgerät eingeben – und erlebte eine unangenehme Überraschung.
„Das darf doch nicht wahr sein!“ Georg saß kopfschüttelnd hinter dem Steuer. „Dass die Batterie von der Karre hier sich über Nacht entlädt, haben sie mir in unserer Werkstatt schon gesagt. Aber das hier ist ja wohl die Krönung: Da schicken die mich los nach Spanien, über mehr als 1500 Kilometer Strecke, mit einem Wagen, in dem das Navi defekt ist! Und Kartenmaterial gibt es an Bord natürlich auch keines!“
Das klang wenig beruhigend, ebenso wie die Nachrichten aus dem Radio, die rund 20 Kilometer Stau auf der Autobahn Richtung Süden ankündigten.
„Da fahre ich jedenfalls über Land“, beschloss unser Fahrer.
„Ob das gut geht?“ entfuhr es mir mit Bangen.
Doch Robärt schaute mich beruhigend an: „Das klappt schon, Georg ist ein sehr versierter Testfahrer. Der kommt überall an, keine Sorge!“
So machten wir uns auf den Weg, über Rottweil und Donaueschingen Richtung Freiburg. Dort überquerten wir den Rhein, der hier die Staatsgrenze zu Frankreich bildet. Je weiter wir nach Westen kamen, desto schlechter wurde das Wetter. Dunkle Wolkentürme erschienen am Horizont, dann zuckten Blitze, und schließlich begann es, wie aus Eimern zu schütten. Georg schaltete die Windschutzscheibenwischer auf die schnellste Stufe und nahm die Geschwindigkeit zurück. So fuhren wir, wie es mir schien, mehrere Stunden durch das Unwetter und die zunehmende Dunkelheit. Viel von der Landschaft habe ich dadurch natürlich leider nicht gesehen.
Bei Besancon fuhr Georg von der Autobahn ab. Inzwischen war es nach zehn Uhr abends, und es regnete immer noch kräftig. Unser Mensch war offenkundig müde und sehnte sich nach einem Bett. Er fuhr rechts an den Straßenrand und studierte die Unterlagen, die er mitgenommen hatte
„Wo ist denn jetzt dieses Hotel, das mein Distributor gebucht hat?“ murmelte er und blätterte in den Papieren. Schließlich fand er die Anschrift auf einem der Ausdrucke. Nach kurzer Suche hatte er das Hotel entdeckt. Der zweistöckige Flachbau lag etwas oberhalb direkt an der Ausfallstraße. Georg schien nicht begeistert.
„Hat den Charme einer Jugendherberge“; stellte er fest. „Einer ziemlich alten Jugendherberge“, setzte er hinzu, als er auf den Parkplatz einbog und den Wagen rückwärts in eine Lücke direkt gegenüber des Eingangs setzte. Dann nahm er seine Unterlagen vom Beifahrersitz und ging hinüber zur Eingangstür. Die allerdings blieb verschlossen. Georg schaute verdutzt ins Innere des Gebäudes, trat dann an einen großen blauen Kasten an der rechten Seite des Windfangs. Er versuchte offenbar, dort etwas einzutippen, hatte damit aber wohl keinen Erfolg. Schließlich zog er einen Stift aus der Tasche und notierte sich etwas auf einem seiner Zettel, bevor er zu uns ins Auto zurückkehrte. Dort griff er zu seinem Handy.
„Hallo Jürgen“, das musste sein Distributor sein. „Sorry, wenn ich dich am späten Feierabend störe, aber ich komme nicht ins Hotel. Die Rezeption soll angeblich bis 23 Uhr besetzt sein, aber um Viertel nach zehn war die Hütte schon dicht. Und der Check in Automat, den sie draußen stehen haben, kann weder mit meinem Namen noch mit deinem oder dem unserer Firma etwas anfangen und gibt mir deshalb keinen Schlüssel raus.“
Er lauschte einen Moment auf die Antwort.
„Das habe ich auch schon versucht. Nachdem ich es aber inzwischen leid bin, hier draußen buchstäblich im Regen zu stehen, werde ich mir jetzt ein anderes Hotel suchen. – Ja, ich weiß, dass ich das erstmal selbst bezahlen muss! – Okay, dir auch eine gute Nacht:“
Georg beendete das Gespräch. „Pfeifenheini!“ brummte er dann und startete den Wagen, um weiter nach Besancon hinein zu fahren. Nur wenig später entdeckte er ein Hotel, das schon von außen einen wesentlich sympathischeren Eindruck machte – was auch daran liegen mochte, dass es hell erleuchtet war. Wenig später befanden wir uns alle drei in einem freundlich eingerichteten Zimmer. Georg aber warf nur noch rasch per Notebook einen Blick in seinen elektronischen Briefkasten. Danach wünschte er Robärt und mir eine gute Nacht, löschte das Licht und war binnen kurzer Zeit eingeschlafen. Robärt und ich waren also den Rest der Nacht vollkommen ungestört.
Am nächsten Morgen checkten wir direkt nach dem Frühstück aus. Natürlich sprang der Testwagen wegen der schwächelnden Elektrik nicht an, doch Georg konnte seinen Parkplatznachbarn, einen netten älteren Belgier, zur Starthilfe überreden.
Vom Hotel aus fuhr Georg direkt auf die Autobahn Richtung Spanien. Dort standen wir binnen kurzem in einer gewaltigen Blechlawine, die sich nur quälend langsam Richtung Süden bewegte. Unser Mensch war genervt:
„Müssen die mich ausgerechnet an einem Wochenende auf diese Tour schicken, an dem nicht nur die meisten deutschen Bundesländer, sondern auch unsere Schweizer Nachbarn Ferien kriegen“, murrte er.
Den Stau zu umfahren, traute sich Georg aber mangels Navigation und Kartenmaterial auch nicht. So blieb nur, uns in Geduld zu fassen. Zum Glück funktionierte wenigstens die Klimaanlage im Testwagen. Für mich bedeutete das allerdings eisige Hinterpfoten, denn direkt vor meinem Platz auf dem Armaturenbrett entströmte den Lüftungsdüsen kalte Luft. Im Stillen wünschte ich mir meine Pantöffelchen, doch die lagen mit samt dem dazugehörigen Bademantel zu Hause.
Erst nach dem Abzweig nach Marseille wurde der Verkehr wieder flüssiger, und nachdem wir die französisch-spanische Grenze passiert hatten, lief es recht gut. Dennoch wurde Georg bei jedem Blick auf die Instrumententafel besorgter.
„Was ist denn los?“ wollte ich von Robärt wissen.
„Der Treibstoff reicht nicht bis zum Ziel, und mit den firmeneigenen Tankkarten kann Georg nur an den Tankstellen bestimmter Marken tanken. Die aber gibt es anscheinend nicht in Spanien“, antwortete mein bäriger Partner.
Er behielt Recht. Keine Stunde später fuhr unser Mensch zum Tanken heraus und nahm seine private Geldbörse mit. Die Quittung deponierte er anschließend, in dem Fach unter der Mittelarmlehne, wo er auch schon die Belege für die Autobahnmaut gesammelt hatte. Danach rief er einen Kollegen an, der an der Teststrecke bereits auf den Wagen wartete. Der beschrieb ihm offenbar den Weg, doch begeistert war unser Fahrer nicht: „Jetzt muss ich noch komplett durch Barcelona durch, und das quasi im Blindflug. Das kann ja heiter werden“, klagte er.
Inzwischen konnten wir das Mittelmeer sehen – für mich eine Premiere. Blau glitzernd lag es an jenem Julitag in der heißen Nachmittagssonne. Auch der Geruch von Salz und Fisch war zu spüren. Georg hätte mit Sicherheit gern ein abkühlendes Bad im Meer genossen, aber das war aus Zeitgründen nicht möglich, denn inzwischen rief in etwa alle halbe Stunde der Kollege vom Testgelände an und fragte, wie lange es noch dauern würde.
„Im Briefing stand, dass sie mich nicht vor 8 Uhr abends erwarten“, brummte Georg.
Schließlich waren wir am Ziel unserer Fahrt. Der Kollege wartete bereits ungeduldig vor dem Gebäude.
“Los, pack dein Zeug um, damit ich dich zu deinem Hotel am Flughafen bringen kann!“ forderte er unseren Menschen auf. „Eigentlich habe ich längst Feierabend!“
„Glaubst du etwa, ich nicht?“ gab Georg zur Antwort, während er eilig seine Sachen zusammen suchte und schließlich Robärt und mich in seinen Rucksack steckte – etwas weniger liebevoll, als wir es von ihm kannten. Dann stieg er zu dem Kollegen in dessen Wagen, und los ging die Fahrt, zurück nach Barcelona und zum dortigen Flughafen.
„Da ist das Airport-Hotel“, hörten wir nach knapp halbstündiger Fahrt Georgs Kollegen sagen. Der Wagen wurde langsamer und hielt an. Die beiden Testfahrer wechselten noch ein paar kurze Abschiedsfloskeln, dann standen wir auf dem Bürgersteig, und der Kollege fuhr davon. Erst in diesem Moment fiel unserem Menschen ein, dass nicht nur die gesammelten Belege im Testwagen zurück geblieben waren, sondern auch sein Diensthandy.
Georg sorgte rasch dafür, dass wir aus dem Rucksack herausschauen konnten, und betrat das Hotel. An der Rezeption wollte er sich als Gast anmelden – und erntete bedauerndes Schulterzucken. Als er seinen Ausdruck der Online-Reservierung vorlegte, wich das höfliche Bedauern des Hotelangestellten einem nachsichtigen Lächeln.
„Das ist leider nicht unser Hotel, Senor. Ich bedauere, aber Sie haben im Tryp Aeropuerto gebucht – das ist ein Stück entfernt. Soll ich dort für Sie anrufen, Senor, damit man Sie mit einem Shuttleservice abholt?“
Das Angebot nahm Georg dankend an, und so standen wir eine halbe Stunde wartend vor der Lobby, bis der Kleinbus des anderen Hotels vorfuhr. Dort klappte das Einchecken zum Glück problemlos, und so saßen Robärt und ich kurz darauf einträchtig auf der fensterseitigen Hälfte eines Doppelbettes im vierten Stock des Hotels und schauten den Flugzeugen beim Starten und Landen zu. Ich freute mich auf den Flug zurück nach Deutschland, der morgen in aller Frühe stattfinden sollte – meine Premiere als fliegender Teddybär. Deshalb hatte Georg bereits für Viertel nach 5 Uhr einen Weckruf bestellt. Entsprechend kurz wurde für ihn der Abend.
Das Wecken per Telefon am nächsten Morgen klappte, und so verließen wir noch vor dem Morgengrauen das Zimmer. Weil es so früh war, fiel das mitgebuchte Frühstück für Georg leider aus. Er musste sich mit ein paar Muffins und etwas Orangensaft begnügen, die in der Lobby für früh abreisende Gäste bereit standen.
Um 6 Uhr fuhr das Shuttle vor, und gemeinsam mit einem weiteren Gast wurden wir zum Flughafen gebracht. Das war ein riesiges Areal, so etwas hatte noch nie zuvor gesehen. Als Georg mit uns das Terminal betrat, begann er direkt, nach dem für ihn zuständigen Abflugschalter Ausschau zu halten. Weil er ihn nicht fand, fragte er schließlich bei der Auskunft nach – und seine Laune sank erheblich.
„Das darf doch nicht wahr sein!“ meinte er zu Robärt und mir. „Da hat mich dieser Vollpfosten von Hotelkutscher am falschen Terminal abgesetzt. Das Richtige ist auf der anderen Seite des Flughafens!“
Georg lief rasch nach draußen, nahm das nächste freie Taxi und ließ sich hinüber zum anderen Terminal fahren. Die Fahrt dauerte rund 20 Minuten, und uns wurde allmählich die Zeit knapp. Das wurde spätestens klar, als wir am Schalter standen, um einzuchecken.
„Bedauere sehr, Senor, aber der Flug ist bereits geschlossen“, informierte uns die junge Dame vom Bodenpersonal. „Sie müssen Ihr Gepäck mit an Bord nehmen.“
Also hastete Georg mit seinem Rucksack und der Reisetasche in Richtung der Kontrollstelle. Dort geriet er an eine junge Frau, die offenbar noch in der Ausbildung war – jedenfalls stand ein Mann in Uniform bei ihr und schaute ihr über die Schulter. Als Georgs Reisetasche durchleuchtet wurde, wurde sie direkt aufmerksam.
„Was ist denn das?“ wollte sie wissen und zog einen silbergrauen Kunststoffkasten aus der dunkelblauen Tasche, aus dem mehrere Kabel heraushingen. Es war das Autobatterie-Ladegerät, das Georg sicherheitshalber aus der Werkstatt seiner Firma mitgenommen hatte, um die Batterie des Testwagens im Notfall nachladen zu können. Dieses Teil musste Georg nun nicht nur erklären, sondern auch in seiner Funktion zeigen, ebenso wie sein Notebook. Und es war wie verhext: Je mehr die Zeit drängte, und je mehr Georg auf seinen kurz bevorstehenden Abflug hinwies, desto gelassener und gründlicher wurde die Kontrollbeamtin. Auch Robärt und ich mussten im Rucksack zweimal durch die Kontrolle fahren, bevor man uns endlich passieren ließ.
Inzwischen war der letzte Aufruf für die Passagiere unseres Fluges nach München längst verhallt, und Georg rannte nun einen endlos langen Gang entlang auf der Suche nach dem richtigen Gate. Als wir dort ankamen, war die Katastrophe perfekt: Das Gate war geschlossen, die Türen des Flugzeugs bereits versperrt, und uns blieb nur, zuzuschauen, wie es sich in Richtung Startbahn in Bewegung setzte – ohne Georg, Robärt und mich!
„Oh nein!“ entfuhr es Georg. „Das darf doch nicht wahr sein!“ Er ließ sich erschöpft in den nächstbesten Wartesessel fallen. Auch mich packte die Verzweiflung – wenn ich gekonnt hätte, ich hätte laut losgeheult. So hatte ich mir meine erste Reise nicht vorgestellt. Wie sollten wir nun nach Hause zurückkommen?
Robärt kuschelte sich im Rucksack beruhigend an mich.
„Mach dir keine Sorgen, meine kleine Bolle“, flüsterte er mir beruhigend ins Ohr. „Wir kommen nach Hause, und zwar heute. Georg findet eine Lösung, du wirst schon sehen!“
Das hoffte ich auch. Inzwischen hatte sich unser Mensch aufgerafft und marschierte mit seinem Gepäck den langen Weg zurück in die große Halle des Terminals. Dort fragte er sich zum Serviceschalter der Gesellschaft durch, mit der er hatte fliegen wollen. Ein Umbuchen sei leider nicht möglich, teilte ihm die Dame hinter dem Schalter mit. Aber er könne gern einen Platz für den nächsten Flug nach München bekommen – gegen Bezahlung natürlich. Der ginge heute Abend gegen 18 Uhr ab.
Georg dankte für die Auskunft und wandte sich ab. „Den ganzen Tag hier auf dem Flughafen herum zu sitzen, dazu habe ich keine Lust“, meinte er und studierte die Anzeigetafel mit den Abflügen.
„Na schau, da ist doch ein Flug nach München, in knapp zwei Stunden. Mal sehen, ob sie noch einen freien Platz haben!“ Mit frischem Mut machten sich ein Mensch und zwei Teddybären auf den Weg zu dem passenden Ticketschalter. Und wir hatten Glück: Es gab noch freie Plätze, und Georg wählte – wohl mit Rücksicht auf uns – einen Fensterplatz. Dass der Buchungscomputer Georgs Kreditkarte nicht lesen konnte und unser Mensch deshalb noch rasch Bargeld vom nächsten Automaten besorgen musste, konnte unsere zurückgekehrte gute Laune nicht trüben. Nachdem diesmal die Reisetasche mit den ganzen Geräten beim Einchecken als Gepäck aufgegeben werden konnte, war auch die Kontrolle kein Problem. Georg hatte sogar noch genug Zeit, im Bereich der Tax free Shops zu stöbern und eine hübsche Geldbörse für seine jüngere Tochter als Souvenir zu finden.
Dann folgte das Warten vor dem Gate, bis wir schließlich an Bord des Flugzeugs durften. Robärt und ich schauten aus dem Rucksack und nahmen die vielen Eindrücke auf. Während mein bäriger Partner die ganzen Abläufe schon kannte, war für mich alles neu, einschließlich der amüsierten Blicke der anderen Passagiere. „Na, ihr seid ja niedlich!“, meinte auch eine Stewardess und streichelte Robärt und mir über den Kopf. Schließlich hatten wir unseren Fensterplatz im hinteren Teil des Flugzeugs erreicht.
Der Start der Turbinen war schrecklich laut, aber mit Robärt an meiner Seite hatte ich keine Furcht. Auch als wir abhoben und kurz darauf durch die Wolken in die Sonne flogen, war ich eher aufgeregt als ängstlich. Der Flug verging mit dem Betrachten immer neuer Wolkenformationen unter uns, die schließlich wichen und den Blick auf eine große Gebirgsformation frei gaben. Nach einer sanften Landung hatten wir binnen zwei Stunden in München wieder deutschen Boden erreicht.
Dort dauerte es noch eine Weile, bis Georgs marineblaue Reisetasche auf dem Gepäckband auftauchte. Der von seiner Firma reservierte Mietwagen stand zum Glück noch bereit, und so waren wir noch vor dem Mittag wieder am Ausgangspunkt. Auch Georg war offenkundig erleichtert – und äußerte seinen Plan, den Rest des Tages am See im Strandbad zu verbringen:
„Wenn ich schon nicht ins Mittelmeer gehen konnte“, sagte er zur Begründung.
Robärt und ich saßen inzwischen wieder auf unserem Stammplatz auf dem Regal gegenüber von Georgs Lieblingssessel. Ich freue mich bereits auf unsere nächste Reise, doch darf die gern etwas weniger turbulent verlaufen.
 



 
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